Das kann ich auf der einen Seite verstehen. Aber wenn ich die Unterfinanzierung der anderen Fachhochschulen und Hochschulen im Land sehe und feststelle, dass hier das Geld hinausgeworfen wird – auf Deutsch gesagt –, frage ich mich, ob das wirklich gerechtfertigt ist.
Die Anhörung hat das auch deutlich gezeigt. Ich würde einmal sagen, 80 % der Anzuhörenden waren eigentlich dagegen. Selbst die Leute aus dem eigenen Bundesland – die Landjugend, junge Winzer, allem Möglichen – haben gesagt, wir brauchen keine doppelten Kapazitäten aufzubauen.
Ich sage auch Herrn Minister Hering und Frau Ministerin Ahnen: Es wird nicht dabei bleiben. Sie brauchen in Neustadt zusätzliche Forschungskapazitäten. Da müssen Sie etwas tun. Ihnen fehlen entscheidende Forschungseinrichtungen, die in anderen Orten vorhanden sind. Das geht in die Millionen. 5 Millionen Euro reichen nicht, 10 Millionen Euro reichen nicht, sondern Sie brauchen schnell 30 Millionen Euro oder 40 Millionen Euro, um einen solch einzigartigen Studiengang zu etablieren.
Nein, die Zahl von 5 Millionen Euro kam von meinem Kollegen. Meine Zahlen sind ganz andere. – Oder aber Sie halten einen wirklichen Bachelor-„light“-Studiengang
vor. Bachelor „light“: Dazu muss man sich natürlich auch bekennen. Das ist ein Studiengang, für den man – ich sage einmal – zuerst die Realschule plus besucht haben muss.
Dann muss man vielleicht noch die 11. und die 12. Klasse gemacht haben. Mit diesem Abschluss, der dann einen sehr hochwertigen Abschluss darstellt, kann man dieses Studium vielleicht beginnen. Aber ich gehe davon aus, das wird ausreichen, um nachher diesen Bachelor„light“-Studiengang zu bewältigen. Das war jetzt etwas Spaß. Frau Ahnen, ich nehme an, Sie nehmen mir das nicht übel.
Das ist aber so. In diese Richtung geht es. – Aber ich will noch einmal betonen: Sie brauchen also Forschungskapazitäten. Sie brauchen aber auch Bewerber. Jetzt habe ich einmal ein wenig analysiert, welche Bewerber und auch welche Betriebe es bisher gibt. Ich sehe, dass die staatlichen Einrichtungen massiv um Auszubildende werben. Ich vermute, dass die Dienstleistungszentren Ländlicher Raum die Bewerber, die diesen dualen Studiengang absolvieren, zu einem großen Teil selbst ausbilden, weil sie gar nicht in der Lage sind, so viele Betriebe zu finden, die in der Lage sind, das alles abzudecken. Der Abgänger muss nämlich eine volle Berufsausbildung haben, und das ist es, was ich sehr zu bezweifeln wage.
Zunächst einmal: Von außerhalb des Weinbaus kommt überhaupt keiner in diesen Studiengang. Das habe ich bei den Bewerbern schon gesehen. Dabei war es ursprünglich auch das Ziel, dass man die, die von außerhalb des Weinbaus kommen, in diesem Studiengang auffängt. Das scheint schon gar nicht zu funktionieren. Sie sorgen also damit schon dafür, dass die staatlichen Einrichtungen die Bewerber aufnehmen können, damit der Studiengang ausgelastet sein wird. Na ja!
Ich gehe davon aus, dass damit auch die Absprache mit Hessen gefährdet ist. Die Absprache mit Hessen besagt nämlich Folgendes: Sie stammt noch vom Ende der 60er-Jahre. Damals hat man die Ingenieurschule für Wein in Bad Kreuznach mit dem Ziel aufgelöst, Geisenheim bei der Weinbauausbildung zu unterstützen. Umgekehrt unterstützt Hessen die landwirtschaftliche Ausbildung, nämlich die Fachhochschule Bingen.
Ich bin gespannt, wie diese Gemengelage in der Zukunft sein wird. Es wird dort sicherlich auch ein gewisser Wettbewerb entstehen. Nur, es ist für den Steuerzahler kaum nachvollziehbar, dass die Kapazitäten in Geisenheim jetzt vielleicht nur noch zu 60 % bis 70 % ausgelastet sind, während hier die Kapazitäten neu aufgebaut werden.
Es geht um eine Nischenausbildung. Man muss immer wieder sagen, es ist eine kleine Ausbildung. Das ist kaum nachvollziehbar. Haben Sie deswegen Verständnis dafür, dass wir heute diesem Antrag der SPD nicht
zustimmen. Vielmehr könnten wir uns vorstellen, dass wir gemeinsam mit Hessen und mit Baden-Württemberg versuchen, einen Studiengang zu kreieren, der – ich sage einmal – allen nützt, statt hier unnütze Kapazitäten aufzubauen, die bereits an anderen Standorten vorhanden sind.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, dass trotz der kontroversen Debatte, die wir zu dem neuen dualen Studiengang im Weinbau zum Teil geführt haben, der Konsens vielleicht viel größer ist, als es sich zunächst vermuten lässt.
Wir haben einen Konsens darüber, dass wir für den Weinbau in Rheinland-Pfalz eine gute Ausbildung benötigen, dass wir in Rheinland-Pfalz diese Erfolge im Weinbau erzielt haben, weil wir für eine gute Ausbildung gesorgt haben und wir den Ehrgeiz haben, auch weiterhin erfolgreich zu sein. Deswegen wollen wir die Ausbildung, ausgehend von dem hohen Niveau, auf dem wir sie ermöglichen, weiter verbessern.
Wir wollen starke, leistungsfähige Dienstleistungszentren Ländlicher Raum haben, die eine Beratung auf hohem Niveau für die Betriebe ermöglichen und die auch in der Forschung – das ist ebenfalls Konsens – ihre Tätigkeit entfalten. Auch dadurch können Sie eine Beratung auf hohem Niveau organisieren.
Es gibt einen Dissens in der Frage, ob es sinnvoll gewesen wäre, diesen Studiengang gemeinsam mit anderen Bundesländern zu organisieren. Wir haben in den Debatten im Ausschuss und auch im Plenum die verschiedenen Pros und Kontras ausgetauscht. Es ist ein Studiengang, der gut vorbereitet ist. Es sind intensive Vorbereitungen getroffen worden, um diesen Studiengang hervorragend zu gestalten.
Herr Eymael – auch wenn Sie sich derzeit umdrehen –: Die Fakten sind klar. Wir haben Umfragen bezüglich der Betriebe gemacht. In Rheinland-Pfalz haben sich 116 Betriebe gemeldet, die ein Interesse daran haben, eine duale Ausbildung anzubieten. Da ist es nicht sicher, ob wir bei der großen Nachfrage überhaupt in der Lage sein werden, in den vier Staatsdomänen eigene Ausbildungsverhältnisse zu organisieren; denn die Konkurrenz ist zu stark.
Wahrscheinlich wird sehr häufig der Vorwurf gemacht werden: Ihr besetzt die Ausbildungsplätze, die wir eigentlich haben wollen. – Wir haben nämlich – das ist der Stand von heute – über 40 Bewerber, die den Studiengang absolvieren wollen: 40 Bewerber für 30 Studienplätze, die erst im nächsten Jahr besetzt werden können.
Das zeigt, dass es eine sehr große Nachfrage nach diesem Studiengang gibt. Das haben Sie in den ersten Debatten, als Sie sich zu diesem Studiengang zu Wort gemeldet hatten, anders eingeschätzt.
Herr Eymael, das sind Ergebnisse von Umfragen und keine aus einem Bauchgefühl heraus genannte Einschätzungen von Ihnen. Uns liegen die Fakten der Betriebe in Rheinland-Pfalz vor, die sich gemeldet haben. Dazu gehören die Spitzenbetriebe in Rheinland-Pfalz. Das ist durchaus ein Who is Who der Betriebe in Rheinland-Pfalz, die Interesse an dieser dualen Ausbildung haben.
Frau Schneider, die Regierung hört bei den Debatten zu und nimmt die Argumente und Anregungen der Opposition ernst, auch wenn Sie gerade nicht zuhören.
Wir haben die Anregung aufgenommen, ob es die Möglichkeit gibt, diesen Studiengang in Kooperation mit Hessen zu organisieren. Der zuständige Abteilungsleiter, Herr Mentges, hat die Gespräche mit den zuständigen Kollegen in Hessen geführt. Man ist gemeinsam zu der Auffassung gelangt, dass derzeit ein gemeinsamer Studiengang ausgeschlossen ist.
Sie haben behauptet, das wäre sinnvoll. Die Kooperationsmöglichkeit gebe es. Wir haben die Gespräche geführt. Das ist das gemeinsame Ergebnis dieser Gespräche.
Natürlich sind wir bereit, weiter mit Geisenheim zu kooperieren, wenn unser Studiengang etabliert ist. Wir finanzieren über 1 Million Euro an Forschungsaktivitäten in Geisenheim. Wir werden auch weiter schauen, ob es in diesem Bereich Kooperationsmöglichkeiten gibt und zukünftig gegebenenfalls ein modularer Austausch stattfinden kann, wenn der Studiengang auf den Weg gebracht worden ist. Auch dem sind wir intensiv nachgegangen.
Dieser Studiengang ist gut vorbereitet. Das Curriculum steht ein Jahr vor Beginn des eigentlichen Studiengangs. Das Modulhandbuch ist in Arbeit, und die Akkreditierung wird im Frühjahr 2009 von einer wissenschaftlichen Einrichtung vorgenommen werden. All diese Dinge sind auf dem Weg.
Herr Eymael, wir werden auch das umsetzen, was Sie gefordert haben. Wir werden die Leistungsfähigkeit des Dienstleistungszentrums Neustadt als dem für die Weinbauforschung zuständigen DLR nachhaltig stärken. Die Professoren und Dozenten, die wir einstellen werden, werden sowohl in Forschung als auch in Lehre eingesetzt werden. Sie werden mit ihrer hälftigen Arbeitszeit am DLR Forschung und Beratung betreiben und in der übrigen Arbeitszeit Unterricht halten.
Die bewährte Praxis in Rheinland-Pfalz ist, dass wir in der Ausbildung in der Landwirtschaft und dem Weinbau Praxis und Lehre kombinieren, damit Personen Unterricht halten, die eng an der Praxis angelehnt sind. Das
ist eine Stärke von Rheinland-Pfalz gewesen und wird es auch in Zukunft sein. Wir werden gleichzeitig mit den Investitionen in den Studiengang die Leistungsfähigkeit der Dienstleistungszentren Ländlicher Raum stärken.
Herr Eymael, falsche Behauptungen werden dadurch nicht richtiger, wenn man sie häufiger wiederholt. Sie können im Haushalt nachlesen, wie hoch die Aufwendungen für diesen Studiengang sind. Es ist bei dem von mir genannten Betrag geblieben. Wir werden fünf Professoren und 3,5 Assistenten einstellen und Jahrespersonalkosten von 575.000 Euro und Sachkosten haben.
Wir reden über die Kosten pro Jahr. Wenn Sie die Kosten für den Studiengang für die nächsten 50 Jahre oder 60 Jahre hochrechnen, könnten Sie annähernd zu den Summen kommen, die Sie genannt haben. Wir rechnen pro Jahr ab. Das ist vielleicht der Unterschied bei der Berechnung, die Sie vorgenommen haben.
Diese Personalkosten werden notwendig werden. Die Sachkosten sind im Doppelhaushalt 2009/2010 in diesen Jahren noch im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau mit 157.000 Euro in 2009 und 173.000 Euro in 2010 ausgewiesen.
Wir werden am Dienstleistungszentrum in Neustadt für die entsprechende Raumkapazität sorgen. Wir werden 400 Quadratmeter zusätzliche Raumflächen schaffen. Der Endausbau wird im Jahr 2011 erfolgen, wenn der dritte Studienjahrgang dort sein wird.
Meine Damen und Herren, es ist erstaunlich, Herr Eymael, wie Sie den Widerspruch hinbekommen, dass Sie in allen anderen Wirtschaftsbereichen duale Studiengänge fordern, und dort, wo Rheinland-Pfalz unbestreitbar einen wirtschaftlichen Schwerpunkt und eine Dominanz wie in keiner anderen Branche im Weinbau hat, sagen Sie, brauchen wir diesen nicht. Es ist schon erstaunlich, welchen Widerspruch Sie in Ihren Reden zum Ausdruck bringen.
(Beifall der SPD – Ramsauer, SPD: Dann macht er Zirkus, wenn einmal ein falscher Wein eingeschenkt wird!)
Wir sind froh, dass wir vielen jungen ambitionierten Menschen, die zukünftig den Beruf des Winzers ergreifen wollen, eine duale Ausbildung in Rheinland-Pfalz bieten können.
Wir sind froh, dass wir aufgrund einer mittelstandsfreundlichen Politik der Forderung von 116 Betrieben, die sagen, dass sie diese Ausbildungsform haben wollen, weil sie sie als zukunftsweisend halten, Nachdruck verleihen, indem wir ab dem nächsten Jahr dieses Angebot vorhalten. Das heißt, auch daran wird deutlich, dass wir eine praxisorientierte und mittelstandsfreundliche Politik betreiben, den Wissenschaftsstandort Rhein
Ich habe die Debatte verfolgt. Wenn ich mir vor Augen führe, dass das Weinbauland Rheinland-Pfalz zur Kenntnis nehmen musste, dass man in Heilbronn eine Ausbildung geschaffen hat – das ist ein Land, das im Weinbau nicht so dominant wie Rheinland-Pfalz ist –,