Ich will auch einmal die Vorteile für die Ausbildungsbetriebe skizzieren: Wir haben mit dem Studiengang eine intensive Ausbildung der Führungskräfte. Die Betriebsinhaber können schon sehr früh ihre künftigen Führungskräfte kennenlernen und erleben, wie sie in diesen Praktikumszeiten agieren.
Eines ist vielleicht auch nicht uninteressant, diese künftigen Führungskräfte – ich will sie einmal so nennen –, Häuptlinge, waren auch einmal in dieser Zeit, in der sie Praxis wirklich erlebten, Indianer.
Die Vorteile für unser Land will ich als Letztes beschreiben: Die anerkannt gute fachliche Ausbildung im größten weinbautreibenden Bundesland wird ergänzt. Sie wird in der Spitze ergänzt. Wir erfahren – das ist etwas, was wir immer alle wollen – auch eine Verstärkung des wissenschaftlichen Potenzials in Rheinland-Pfalz. Es kann durch diesen Studiengang noch mehr angewandte Forschung für die Weinwirtschaft betrieben werden, und das auf Gebieten, die nicht von der AgroScience in Neustadt abgedeckt werden.
Über Auslandspraktika, die auch angeboten werden, wird der Studienstandort Rheinland-Pfalz in der weltweiten Weinwelt besser bekannt. Wir haben damit die innovative Studienorganisation des dualen Studiengangs auch in Rheinland-Pfalz etabliert.
Meine Damen und Herren, ich habe keine Sorge, so wie es Frau Schneider formuliert hat, dass es an Akzeptanz mangeln wird, weder hier im Land noch darüber hinaus in anderen Bundesländern oder im Ausland. Die Kritiker dieses Weinbaustudiengangs und ihre Motivation, warum sie Kritik üben, sollte man sich einmal genau betrachten.
Ich will nur einmal ein Beispiel nennen. Der Vorsitzende der Landjugend in Rheinland-Pfalz war zuerst begeistert und hat diese Begeisterung auch sehr offen Ende letzten Jahres formuliert.
Ich habe von einem der großen VDP-Winzer, Hansjörg Rebholz, für heute mit auf den Weg bekommen: Wir stehen dahinter. Wir brauchen diesen Studiengang. –
Ein anderer großer Winzer aus Hainfeld, Herr Scherr, gab mir mit: Sagen Sie allen, das Feuer brennt, es glimmt nicht nur. Wir wünschen uns diesen Studiengang, weil wir sicher sind, dass unsere jungen Menschen bestmöglich hier in Rheinland-Pfalz ausgebildet werden sollen. –
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren. Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass die Winzerausbildung grundsätzlich in diesem Land Rheinland-Pfalz hervorragend ist, weil es ein eigenes Schulsystem gibt, das der Landwirtschaft unterstellt ist, dem Landwirtschaftsministerium. Vielleicht ist es gerade deshalb so gut, ich weiß es nicht.
In der Tat aber sind die Dienstleistungszentren damit beauftragt, die Ausbildung vorzunehmen, auch im berufsbildenden Bereich.
Wir haben es dort mit einer Einheit bestehend aus Schule, also Lehre, Beratung, Forschung und Versuchswesen zu tun, und davon partizipiert natürlich der Lehrling und später auch der Gehilfe, der Meister und auch der Techniker. Das sind die Stationen, die es in Rheinland-Pfalz gibt und die auch bewusst so konzipiert worden sind. Im Übrigen ist in diesem Bereich zum ersten Mal Modulunterricht eingeführt worden. Beim Modulunterricht in der Weinbauausbildung war Rheinland-Pfalz Vorreiter.
Dies hat dazu geführt, dass wir einen Quantensprung erreicht haben, was das Qualitätsstreben und das Qualitätsniveau rheinland-pfälzischer Weine in den letzten zehn bis 15 Jahren betrifft. Es ist unverkennbar der Fall, dass die Qualität der Weine grundsätzlich durch alle Weinbauregionen in diesem Bundesland deutlich besser geworden ist, und dies nicht zuletzt aufgrund der guten Ausbildung des Winzernachwuchses in sich selbst. Dies ist unbestreitbar der Fall.
Für mich stellt sich nun die Frage: Kann man das, was in diesen Bereichen aufgebaut worden ist, halten? – Es gibt eine Agrarverwaltungsreform, die Vorgaben bezüglich der Einsparungen gibt. Dabei geht es um Personaleinsparungen, um die Einsparung von Sachmitteln sowie um grundsätzliche Einsparungen. Es gibt Ziele, die erreicht werden müssen. Man muss darüber nachdenken,
ob man dies alles noch durchhält; denn es gilt letztendlich, das hohe Niveau, das wir jetzt erreicht haben, in diesen Bereichen der Ausbildung, von denen ich gerade gesprochen habe, zu erhalten.
Ich weiß, dass man in manchen Dienstleistungszentren heute schon Angst hat, dass man die Ersatzkräfte nicht mehr bekommt, die dringend notwendig sind, weil dort hinter den Stellen kw-Vermerke stehen. Ich weiß ganz konkret, dass beispielsweise im Bereich der Betriebswirtschaft ein Manko besteht. Selbst in Neustadt gibt es keinen ausgewiesenen Betriebswirt, sondern dieser Bereich wird von dem Diplomlandwirt mit übernommen. Das heißt also, um überhaupt den Stand in der Lehrlingsausbildung, in der Ausbildung zum Meister und zum Techniker aufrechtzuerhalten, muss einiges zusätzlich investiert werden.
Nun kommt Ihr wunderbarer Vorschlag nach dem Motto, das alles reicht noch nicht, was wir vorhaben, sondern wir setzen nun noch ein Sahnehäubchen obendrauf, sozusagen ein Prestigeprojekt, das zum größten weinbautreibenden Bundesland nun einmal dazugehört. Ob es notwendig ist oder nicht, Sie wollen diesen extra von Ihnen erfundenen, von Ihrem Staatssekretär bei einem Besuch in Neustadt angedachten, dahingeredeten und nun natürlich vergaloppierten Versuch, einen solchen Studiengang einzurichten. Sie wissen genau, dass sehr unterschiedlich darüber diskutiert wird. Frau Baumann, es gibt ein paar Befürworter in der Pfalz, da gebe ich Ihnen recht, aber in der Tat gibt es berechtigterweise auch sehr viel Unmut darüber.
Die Einrichtung eines solchen Studiengangs ist nicht notwendig; denn es handelt sich um ein Nischenstudium. Aus Rheinland-Pfalz werden es insgesamt 30 bis 40 Studierende sein, die im Bereich Weinbau und Kellerwirtschaft jährlich mit dem Studium beginnen. Sie werden momentan voll und ganz von Geisenheim abgedeckt, weil dort ein Studiengang „Weinbau und Kellerwirtschaft“ mit dem Bachelor-Abschluss vorgehalten wird. Das ist genau der gleiche Abschluss, den Sie anstreben, den Sie aber nicht erreichen werden, weil Sie nicht über den Unterbau dafür verfügen, das sage ich Ihnen gleich vorweg. Deswegen wird es ein Bachelor light werden, wenn überhaupt.
Es heißt, dass man sich im Grundsatz in zwei Bundesländern – und wenn man Baden-Württemberg noch hinzurechnet, wo es die Marketingausbildung und die betriebswirtschaftliche Ausbildung gibt, an drei Standorten in drei verschiedenen Bundesländern – wegen dieser Studierenden zerstreitet. Es wird ein Wettbewerb entstehen, der zulasten der Steuerzahler ausgetragen wird; denn Sie brauchen in diesem Bundesland – wie Sie selbst in Ihrem Vermerk schreiben – mindestens fünf Professoren. Diese fünf Professoren werden nicht sozusagen nackt ihre Arbeit aufnehmen, sondern sie brauchen eine Forschungsinfrastruktur. Diese Forschungsinfrastruktur halten Sie aber nicht vor, weder in der Mikrobiologie oder in der Lebensmittelchemie noch in der Weinchemie. Sie haben diese Infrastruktur nicht. Das heißt, Sie werden Millionen Euro ausgeben müssen, wenn Sie von der Qualität des Abschlusses her das
Ich habe sehr viel übrig dafür, in jedem Bundesland die Ressourcen auszubauen, die es hat, und dort die entsprechenden Schwerpunkte zu setzen
und in Absprache mit den anderen Bundesländern entsprechende Studiengänge einzurichten. Ich frage Sie: Warum kündigen Sie dann nicht den Staatsvertrag in Geisenheim, wo Sie jährlich 1,3 Millionen Euro und mehr investieren? – Dort fördern Sie die Forschung, und in Rheinland-Pfalz fangen Sie erneut an, neue Forschungsstrukturen aufzubauen.
Sie werfen mit diesem Studiengang das Geld zum Fenster hinaus. Das muss man in aller Klarheit und in aller Deutlichkeit in dieser Form sehen.
Überlegen Sie sich das Ganze noch einmal. Aber ich weiß, zu appellieren ist sinnlos. Sie werden mir jetzt auch vorwerfen, ich sei Lobbyist. – Nein, ich bin kein Lobbyist. Aber ich habe diese Berufsausbildung von der Pike auf selbst durchgemacht. Dabei kann ich mitreden und weiß genau, wie wichtig es ist, von vornherein praktische Kenntnisse mitzubringen. Bei Ihrem dualen Studiengang wird nichts an praktischen Kenntnissen vorweg mitgebracht, sondern der Studierende steigt ein und studiert gleichzeitig im Grundsatz.
Ja, es ist ein dualer Studiengang, aber wenn ein Studierender von außerhalb des Weinbaus kommt, wird er niemals eine Fachkraft werden und niemals eine Akzeptanz erfahren, sondern er braucht eine vernünftige Lehre. (Zuruf des Staatsministers Hering)
Diese Lehre absolvieren die meisten, die heutzutage eine Bachelor-Ausbildung beginnen. Er braucht, wenn möglich, eine Fachschule, und er braucht einen entsprechenden Unterbau, damit er das, was er an theoretischem Wissen bekommt, auch in der Praxis umsetzen kann. Dies wird jemand, der aus Hamburg kommt, in Ihrem dualen Studiengang nicht schaffen. Das sage ich Ihnen vorweg.
Dies waren einige Punkte, die ich einmal ansprechen wollte. Ich möchte zum Abschluss noch einmal die Frage stellen: Warum kann man ein solches Nischenstudium nicht über Ländergrenzen hinweg absprechen? Warum kann man keine vernünftigen Strukturen schaffen,
sondern muss nun eigensinnig ein Prestigeprojekt des Landes auflegen? – Wir sind die Allergrößten, wir sind das größte weinbautreibende Bundesland, und wir brauchen es unbedingt. – Nein, wir brauchen es nicht, sage ich Ihnen. Ich weiß, dass dies bei Ihnen nicht mehr ankommen wird. Aber ich bin einmal auf das weitere Prozedere gespannt. Wir reden zwischenzeitlich schon eineinhalb Jahre darüber. Das Projekt ist im Kultusministerium erst ein halbes Jahr später, nachdem man es verkündet hat, überhaupt einmal besprochen worden. Im Oktober wurde es angekündigt, und im Mai tagte zum ersten Mal die Arbeitsgruppe.
Also, lassen Sie doch die Finger davon, und konzentrieren Sie sich auf das, was Sie in diesem Land können. Fördern Sie Geisenheim, wenn möglich mit einer Modulausbildung, und erkennen Sie meinetwegen auch den Standort Baden-Württemberg an. Dann haben wir insgesamt ein schlüssiges Konzept vorliegen. Insofern trage ich es mit. Wir werden im Ausschuss darüber weiter diskutieren.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn ich den Antrag der CDU betrachte und mir Ihren Wortbeitrag anhöre, Frau Schneider, gibt es doch eine Entwicklung im positiven Sinne, dass nämlich von Ihnen anerkannt wird, dass es in der universitären Ausbildung der Winzer eine weitere Fortentwicklung geben muss.
Sie haben aber am Anfang eher bezweifelt, ob es überhaupt einen Bedarf an zusätzlichen Studienkapazitäten im Bereich Weinbau und einen Bedarf der Fortentwicklung gibt. Das wird offensichtlich mittlerweile von Ihnen anders gesehen.
Wir können jetzt noch eindeutiger feststellen, dass Sie ebenfalls die Auffassung vertreten, dass es in diesem Bereich eine Fort- und Weiterentwicklung geben muss.
Dass es diesen Bedarf gibt, werden Herr Eymael und Frau Schneider unter anderem auch von ihrem Pfälzer Weinbaupräsidenten hören, der ohne Wenn und Aber diese Initiative unterstützt und eine Notwendigkeit sieht, dass dieser duale Studiengang auf den Weg gebracht wird.
(Eymael, FDP: Ach, wenn ich etwas geschenkt be- komme! Fragen Sie doch einmal alle anderen! – Licht, CDU: Herr Minister, ist das der, der sagt, meine Kinder schicke ich noch nach Geisenheim?)