Protocol of the Session on February 27, 2008

................................................................................................................................ 2441, 2457 Abg. Baldauf, CDU:..................................................................................................................................... 2438 Abg. Dr. Krell, SPD:........................................................................................................................... 2454, 2461 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.............................................................................................................. 2443, 2445 Abg. Dr. Schmitz, FDP:............................................................................................................ 2449, 2463, 2466 Abg. Dr. Wilke, CDU:................................................................................................................................... 2456 Abg. Eymael, FDP:............................................................................................................................ 2425, 2429 Abg. Frau Beilstein, CDU:................................................................................................................. 2432, 2437 Abg. Frau Grosse, SPD:.............................................................................................................................. 2445 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:..................................................................................................................... 2460 Abg. Frau Morsblech, FDP:............................................................................................................... 2433, 2438 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 2453, 2466 Abg. Frau Steinruck, SPD:.......................................................................................................................... 2430 Abg. Frau Thelen, CDU:.............................................................................................................................. 2447 Abg. Fuhr, SPD:................................................................................................................................. 2431, 2437 Abg. Hartloff, SPD:............................................................................................................................ 2440, 2444 Abg. Hoch, SPD:...................................................................................................................... 2457, 2467, 2468 Abg. Kuhn, FDP:................................................................................................................................ 2453, 2454 Abg. Mertin, FDP:........................................................................................................................................ 2444 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 2452 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 2464 Abg. Schweitzer, Alexander, SPD:.............................................................................................................. 2426 Abg. Weiner, CDU:............................................................................................................................ 2427, 2430 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.................................................................................................... 2441 Dr. Bamberger, Minister der Justiz:............................................................................................................. 2456 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:.............. 2434, 2455, 2457, 2460, 2465 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:................................ 2450, 2468 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:...................................................... 2428 Präsident Mertes:.........................................................2425, 2426, 2427, 2428, 2429, 2430, 2431, 2432, 2433.....................................................................................2434, 2436, 2437, 2438, 2439, 2441, 2443, 2444, 2445 Vizepräsident Bauckhage:...........................................2452, 2453, 2454, 2455, 2456, 2457, 2459, 2460, 2461.........................................................................................................2462, 2464, 2465, 2466, 2467, 2468, 2470 Vizepräsidentin Frau Klamm:.............................................................................. 2445, 2447, 2448, 2450, 2452

41. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 27. Februar 2008

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie zur 41. Plenarsitzung.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Frau Kollegin Uta Schellhaaß und Herrn Kollegen Martin Haller. Herr Haller wird die Rednerliste führen.

Entschuldigt sind Frau Kollegin Margit Mohr, Frau Kollegin Brigitte Hayn, Frau Kollegin Simone Huth-Haage, Frau Kollegin Ulla Schmidt, Herr Kollege Walter Wirz, Frau Kollegin Lejeune, Herr Ministerpräsident Beck sowie die Herren Staatssekretäre Habermann und Dr. Messal.

Geburtstage hat es keine gegeben, sodass wir direkt mit der Arbeit beginnen können. Sie haben eine Tagesordnung zur 41. und 42. Sitzung vor sich liegen. Gibt es dagegen Einwände oder dazu Hinweise? – Dann ist sie so beschlossen.

Bevor wir beginnen, begrüße ich herzlich Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Weingarten.

(Beifall im Hause)

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Mittelständische Wirtschaft in Rheinland-Pfalz sichert und schafft neue Ausbildungsplätze“ auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 15/1934 –

Sie wissen, dass die Aktuelle Stunde dreigeteilt ist. In der ersten Runde stehen fünf Minuten je Fraktion und dann in der zweiten Runde zwei Minuten je Fraktion an Redezeit pro Thema zur Verfügung.

Ich erteile Herrn Eymael das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die mittelständische Wirtschaft in Rheinland-Pfalz sichert Arbeitsplätze und schafft neue Arbeitsplätze, aber natürlich auch Ausbildungsplätze. Das ist das Thema unserer heutigen Aktuellen Stunde.

Wir haben es im Jahr 2007 mit einer insgesamt erfolgreichen Ausbildungsbilanz zu tun. Gegenüber 2006 konnten nochmals 3.800 zusätzliche Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Das entspricht einer Steige

rung um 13 %. Im deutschlandweiten Vergleich bei den Ausbildungszahlen ist dies insgesamt ein hervorragendes Ergebnis. Rheinland-Pfalz liegt damit an zweiter Stelle.

Auch bei der sogenannten Einstiegsqualifizierung konnten gegenüber 2006 mehr Verträge abgeschlossen werden. Es waren 130. Das entspricht einem Satz von 10 %. Die Einstiegsqualifizierung ist notwendig für die Eingliederung in den regulären Ausbildungsmarkt.

Dies alles konnte erreicht werden durch eine vorbildliche Leistung der mittelständisch strukturierten rheinlandpfälzischen Wirtschaft.

(Beifall der FDP)

Ich meine, es gilt, den 98 % Unternehmen, die dem Mittelstand angehören, Dank zu sagen. Das sind die kleinen und mittleren Unternehmen. Ich möchte aber auch ausdrücklich den Kammern Dank sagen, den Industrie- und Handelskammern, den Handwerkskammern, den Landwirtschaftskammern, den Organisationen der freien Berufe und den Unternehmerverbänden im Land. Ohne all deren tatkräftige Unterstützung wäre dieses Ergebnis nicht erreicht worden.

Ich bedanke mich auch bei all den Ehrenamtlichen, den Lotsen und Paten in diesem Land, die dazu beigetragen haben und die für dieses hervorragende Ergebnis mitgesorgt haben.

Die rheinland-pfälzische Wirtschaft hat sogar ihre getroffene Selbstverpflichtung deutlich übertroffen. So wurden bis zum 31. Dezember 2007 6.076 neue Ausbildungsplätze akquiriert gegenüber den vorher per Selbstverpflichtung zugesagten Ausbildungsplätzen von 2.400. Das bedeutet, 3.315 Betriebe haben neu die Ausbildung aufgenommen gegenüber zugesagten 1.200 Betrieben. Auch bei der Einstiegsqualifizierung sind die Zahlen sehr positiv.

Neben dem hervorragenden Engagement der mittelständischen Wirtschaft spielte natürlich auch die gute Konjunkturlage eine Rolle, die dieses hervorragende Ergebnis letztlich mit herbeigeführt hat. Zum ersten Mal spielte auch die demografische Entwicklung eine Rolle, weil man hinzufügen muss, dass die Zahl der Bewerber leicht rückläufig ist.

Es ist aber positiv festzuhalten, dass sowohl die Industrie als auch das Handwerk und der Dienstleistungsbereich Wert darauf legen, den eigenen Nachwuchs wieder heranzuziehen. Sie merken, dass es irgendwann einen Facharbeitermangel geben wird. Deshalb ist es richtig und sinnvoll, jetzt in die Ausbildung zu investieren.

Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass das alles ohne staatliche Reglementierung erfolgt ist.

(Beifall der FDP)

Es gab Gewerkschaftskreise, und es gab auch Teile in der SPD, die immer wieder die Ausbildungsabgabe gefordert haben. An dieser Bilanz zeigt sich, dass sie nicht notwendig war. Insofern sage ich trotz aller Diskus

sion: Mehr Markt und weniger Staat – das ist unser altes Motto – hat voll und ganz funktioniert.

Ich sage, es gibt einen einzigen Problembereich, den ich auch ansprechen möchte. Das sind die sogenannten Altbewerber, die sich immer wieder bewerben und für die es schwer ist, einen entsprechenden Ausbildungsplatz zu finden. In diesem Fall ist natürlich die Politik gefragt und auch ein Stück weit gefordert. Was machen wir mit diesen Menschen? Man könnte beispielsweise vereinfachte Ausbildungen anbieten. Fort- und Weiterbildung allein reicht nicht aus. Man muss sie motivieren, damit sie überhaupt in eine Ausbildung einsteigen. Aber auch über arbeitsrechtliche und tarifliche Flexibilisierungen sowie Entlastungen muss nachgedacht und diskutiert werden.

Ich will auch hinzufügen, dass der ovale Tisch des Ministerpräsidenten, der in Zeiten der sozial-liberalen Koalition entstanden ist, sicherlich Gutes bewirkt hat. Alle an einem Tisch haben dafür gesorgt, dass in der Tat diese zusätzlichen Ausbildungsplätze geschaffen worden sind. Auch die Förderprogramme der verschiedenen Ministerien haben mit dazu beigetragen, dass sich diese Bilanz heute positiv gestaltet.

(Glocke des Präsidenten)

Es wird jetzt Ziel der Bildungspolitik sein, dafür zu sorgen, dass die jungen Menschen noch stärker auf das Arbeitsleben vorbereitet werden und sie nicht nur ausbildungswillig, sondern auch ausbildungsfähig sind. Wenn jemand nicht nur ausbildungswillig, sondern auch ausbildungsfähig ist, findet er auch einen Ausbildungsplatz.

(Beifall der SPD)

Nun hat Herr Kollege Alexander Schweitzer das Wort.

(Unruhe im Hause)

Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, auch zu Beginn der Sitzung mit der notwendigen Aufmerksamkeit den Rednern zu folgen.

Abg. Schweitzer, Alexander, SPD:

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben von dieser Stelle aus schon des Öfteren feststellen können, dass die kleinen und mittleren Unternehmen die Lebensader der Wirtschaft in RheinlandPfalz bilden. Die Zahlen, die dies verdeutlichen, sind bekannt. Herr Eymael, Sie haben sie gerade noch einmal genannt. Es ist tatsächlich so, dass 98 % aller Unternehmen im Land weniger als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. 92 % der Betriebe haben sogar weniger als zehn Beschäftigte.

Rheinland-Pfalz ist das Land des Mittelstandes. Wenn wir uns heute mit der Ausbildungsleistung all dieser Unternehmen beschäftigen, wird sehr schnell deutlich, dass Rheinland-Pfalz das Land des zukunftsfähigen

Mittelstands ist; denn nicht nur in den kleinen und mittleren Unternehmen, aber vor allem dort ist es gelungen, satte 3.807 Ausbildungsplätze mehr als im Vorjahr zur Verfügung zu stellen. 13,6 % mehr Ausbildungsverträge sind den Kammern gemeldet worden. Mit knapp 32.000 Ausbildungsplätzen landesweit wurde die höchste Zahl an Ausbildungsangeboten seit Anfang der 90er-Jahre erreicht.

Ohne Frage ist das eine der besten Botschaften, die wir in den zurückliegenden Wochen zur Kenntnis nehmen durften. Das ist eine sehr gute Botschaft für all die jungen Menschen, die so den Einstieg in eine profunde berufliche Bildung und damit auch die Chance erhalten, eine Verwirklichung ihrer persönlichen Lebensziele, zumindest was den beruflichen Bereich angeht, in Händen zu halten.

Das ist auch eine gute Botschaft für all diejenigen, die nicht nur in den vergangenen Monaten alles daran gesetzt haben, dass alle jungen Menschen, die die Schule verlassen, ein Angebot erhalten. Ich nenne die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ovalen Tisches für Ausbildung, die sich auf Initiative des Ministerpräsidenten im Juli 2007 in der Vereinbarung „Rheinland-Pfalz für Ausbildung“ darauf verständigt hatten, ihre konkrete Zielvereinbarung für drei weitere Jahre bis in das Wissensjahr 2010 fortzuschreiben.

Herr Eymael, Sie haben völlig recht: Das ist eine Institution, die noch aus der sozial-liberalen Zeit stammt. Aber diese Institution hieß damals schon „ovaler Tisch des Ministerpräsidenten“, und zum Glück hieß auch der Ministerpräsident damals schon Kurt Beck. Insofern ist es völlig klar, wer einen gewissen Anteil hat und wer nicht.

(Beifall der CDU – Zuruf von der FDP: Gerade, wer nicht!)

Dass die Sache erfolgreich ist, hat sich am 31.12.2007 gezeigt: Damals wurde klar, dass die jüngsten Vereinbarungen nicht nur angestrebt und eingehalten – darüber hätte man in anderen Zusammenhängen schon glücklich sein dürfen –, sondern in beeindruckender Weise übertroffen worden sind. 2.400 neue Ausbildungsplätze sind versprochen worden, 6.000 sind tatsächlich hinzugekommen. Die Schaffung von 1.600 neuen EQJ-Plätzen wurde angestrebt. 4.000 sind es tatsächlich geworden. EQJ ist ein Programm, von dem wir wissen, dass es sehr erfolgreich ist. 70 % der Teilnehmer an diesen EQJProgrammen haben die Chance, unmittelbar danach einen Ausbildungsvertrag abzuschließen.

Übrigens sind allein 2.700 dieser EQJ-Plätze im Handwerk entstanden. Hier zeigt sich klar, wer sich besonders in die Pflicht nehmen ließ. 1.200 Ausbildungsbetriebe wollte man gemeinsam hinzugewinnen. Im Ergebnis waren es über 3.300 Betriebe.

Jetzt kann man sagen, das sei ein Effekt, der sich in Zeiten konjunkturellen Aufschwungs automatisch einstellt. Dem ist aber nicht so. Eine ganz interessante Zahl, die hinter der Statistik steht, weist nämlich deutlich auf folgende Entwicklung hin: Die Zahl der allgemeinen Beschäftigten ist zwar auch nach oben gegangen, aber

weit weniger als die Zahl der Ausbildungsplätze. Das zeigt ganz deutlich, dass die kleinen und mittleren Unternehmen eine bewusste Entscheidung getroffen haben, sich hier besonders zu engagieren.

Damals haben wir das eine oder andere Wort über die Rahmenbedingungen verloren. Ich denke, es ist klar, dass die Unternehmen selbst die Hauptakteure sind. Sie müssen die Entscheidungen treffen. Sie haben sie getroffen. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Das eine oder andere ressortiert im Wirtschaftsministerium und auch im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen.

Aber auch was die bildungspolitischen Fragen angeht setzen wir Rahmenbedingungen für die Ausbildung. Wir müssen bei der Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft einiges machen. Ein Gespräch, das die Mitglieder unserer Fraktion vor Kurzem mit der IHK in der Pfalz geführt haben, hat gezeigt, dass die IHKs einen besonderen Schwerpunkt darauf setzen. Sie sagen, mit der Berufsorientierung müsse früher angefangen werden. Die IHK appelliert aber nicht nur, sondern sagt auch ganz deutlich, dass sie sich in die Pflicht nehmen lässt.