Protocol of the Session on January 24, 2008

................................................................................................................................ 2357, 2360 Abg. Baldauf, CDU:.........................................................................2334, 2335, 2336, 2337, 2339, 2346, 2362 Abg. Bracht, CDU:............................................................................................................................. 2345, 2379 Abg. Burgard, SPD:..................................................................................................................................... 2332 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................................... 2341 Abg. Dr. Enders, CDU:...................................................................................................................... 2390, 2391 Abg. Dr. Gebhart, CDU:................................................................................................. 2337, 2338, 2351, 2354 Abg. Dr. Mittrücker, CDU:............................................................................................................................ 2339 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:........................................................................................................................ 2343 Abg. Dr. Schmitz, FDP:...................................................................................................................... 2382, 2388 Abg. Dr. Wilke, CDU:...........................................................................................2334, 2335, 2367, 2393, 2404 Abg. Dröscher, SPD:................................................................................................................................... 2380 Abg. Eymael, FDP:..........................................................................2339, 2348, 2355, 2370, 2373, 2385, 2387 Abg. Frau Baumann, SPD:................................................................................................................ 2384, 2387 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:............................................................................................................... 2345 Abg. Frau Dr. Lejeune, FDP:......................................................................................... 2365, 2378, 2397, 2406 Abg. Frau Elsner, SPD:............................................................................................................................... 2401 Abg. Frau Grosse, SPD:.............................................................................................................................. 2389 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:................................................................................................. 2334, 2335, 2374 Abg. Frau Mohr, SPD:....................................................................................................................... 2353, 2368 Abg. Frau Morsblech, FDP:..................................................................................................... 2341, 2343, 2344 Abg. Frau Pepper, SPD:.............................................................................................................................. 2345 Abg. Frau Raab, SPD:................................................................................................................................. 2344 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 2400, 2404 Abg. Frau Schellhaaß, FDP:.............................................................................................................. 2341, 2402 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:............................................................................................. 2344, 2380 Abg. Frau Schneider, CDU:......................................................................................................................... 2385 Abg. Hartloff, SPD:........................................................................................................ 2335, 2363, 2367, 2376 Abg. Hoch, SPD:...................................................................................................................... 2336, 2395, 2405 Abg. Keller, CDU:.............................................................................................................................. 2344, 2345 Abg. Langner, SPD:................................................................................................................. 2338, 2340, 2356 Abg. Lelle, CDU:.......................................................................................................................................... 2343 Abg. Pörksen, SPD:........................................................................................................................... 2358, 2360 Abg. Ramsauer, SPD:............................................................................................................. 2340, 2347, 2352 Abg. Rüddel, CDU:............................................................................................................................ 2380, 2381 Abg. Schneiders, CDU:...................................................................................................................... 2359, 2361 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 2340 Abg. Schweitzer, Alexander, SPD:.............................................................................................................. 2372 Abg. Wirz, CDU:................................................................................................................................ 2369, 2373 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.................................................................................................... 2361 Dr. Bamberger, Minister der Justiz:.................................................2332, 2334, 2335, 2336, 2365, 2399, 2407 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:........................ 2341, 2343, 2344, 2345 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz:......................... 2336, 2337, 2338, 2339....................................................................................................................................... 2340, 2341, 2349, 2403

................................ 2382, 2391 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:............................................ 2371, 2386 Präsident Mertes:...............................................2332, 2334, 2335, 2336, 2337, 2338, 2339, 2340, 2341, 2343................................................................................................................................................. 2344, 2345, 2346 Vizepräsident Bauckhage:.................................2374, 2376, 2378, 2379, 2380, 2381, 2382, 2384, 2385, 2386........................................................................................................................................................... 2387, 2388 Vizepräsident Schnabel:....................................2347, 2348, 2349, 2351, 2352, 2353, 2354, 2355, 2356, 2357...........................................................................2358, 2359, 2360, 2361, 2362, 2363, 2364, 2365, 2367, 2368...................................................................................................................2369, 2370, 2371, 2372, 2373, 2374 Vizepräsidentin Frau Klamm:............................2389, 2390, 2391, 2393, 2395, 2397, 2399, 2400, 2401, 2402............................................................................................................................. 2403, 2404, 2406, 2407, 2408

39. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 24. Januar 2008

Die Sitzung wird um 9:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herzlich willkommen zur 39. Plenarsitzung des Landtags RheinlandPfalz.

Heute heiße ich insbesondere Frau Meurer willkommen. Die Blumen vor Ihnen sagen, dass Sie heute einen ganz besonderen Tag haben, nämlich einen runden Geburtstag. Der herzliche Glückwunsch des ganzen Hauses ist für Sie.

(Beifall im Hause)

Frau Meurer, schicken Sie irgendeinen Ihrer Kollegen, der so jung neben Ihnen glänzt, zum Abholen der Weinkiste.

Entschuldigt sind Frau Hayn, Frau Huth-Haage, Frau Schmidt, Frau Thelen, Herr Staatssekretär Dr. Klär und Herr Staatssekretär Ebling.

Frau Steinruck und Herr Gebhart werden mich hier oben unterstützen.

Vor Eintritt in die Tagesordnung begrüße ich Schülerinnen und Schüler des Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte Frankenthal, Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 a des Staatlichen Stefan-George-Gymnasiums Bingen und Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Sozialkunde der 12. Jahrgangsstufe des Martin-ButzerGymnasiums Dierdorf. Seien Sie alle herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Ich rufe Punkt 13 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/1846 –

Ich rufe zunächst die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Dieter Burgard, Peter Wilhelm Dröscher und Clemens Hoch (SPD), Aktuelle Diskussion um jugendliche und heranwachsende Straftäter – Nummer 1 der Drucksache 15/1846 – betreffend, auf.

Wer spricht? – Herr Burgard, bitte schön.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Mit welchen Maßnahmen begegnet die Landesregierung dem Problem der Jugendkriminalität?

2. Welche Möglichkeiten im erzieherischen Umgang mit jugendlichen und heranwachsenden Straftätern bie

tet das neue Landesjugendstrafvollzugsgesetz (LJStVollzG) ?

3. Hält die Landesregierung die vorgeschlagene Verschärfung des Jugendstrafrechts (etwa die Einfüh- rung sog. „Erziehungscamps“, die Anhebung des Höchstmaßes der Jugendstrafe, die Anwendung des Jugendstrafrechts auf Kinder oder die Regelanwen- dung von Erwachsenenstrafrecht bei 18- bis 21- Jährigen) für erforderlich?

4. Wie viel Prozent der 18- bis 21-Jährigen werden in Rheinland-Pfalz nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt, und wie liegt das Land damit im Vergleich zu den anderen Ländern?

Für die Landesregierung antwortet Justizminister Bamberger.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Namens der Landesregierung beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Die Landesregierung tritt dem Problem der Jugendkriminalität mit einer Fülle von präventiven Programmen und Projekten, deren detaillierte Darstellung den zur Verfügung stehenden Zeitrahmen sprengen würde, entschlossen entgegen.

So ist etwa die Präventionsarbeit in Schulen seit nunmehr 13 Jahren kontinuierlich verstärkt worden, was in vielfältigen Projekten, wie etwa den Programmen „Ich – Du – Wir“ und „Prävention im Team“ seinen Niederschlag gefunden hat.

Auch die Polizei leistet zusammen mit den Schulen umfassende Präventionsarbeit, etwa mit den Aktionen „Wer nichts tut, macht mit“, „Wir im Verein mit Dir“ und diversen Schülerveranstaltungen.

Details zu den einzelnen Projekten sind der Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU zur Kriminalität an Schulen in Rheinland-Pfalz vom 10. Juni 2005 sowie der Antwort auf die Kleine Anfrage der Frau Abgeordneten Beilstein zur Jugendkriminalität und Jugendgruppengewalt in Rheinland-Pfalz vom 31. Oktober 2007 zu entnehmen.

Zur Förderung der gesamtgesellschaftlichen Kriminalitätsverhütung, insbesondere durch Förderung kriminalpräventiver Projekte im Land und in den Kommunen sowie zur Vernetzung des Engagements der verschiedenen Akteure auf dem Gebiet der Kriminalitätsvorbeugung, wurde bereits vor zehn Jahren beim Ministerium des Innern und für Sport die Leitstelle Kriminalprävention eingerichtet und der Landespräventionsrat geschaffen.

Bei allen Polizeiinspektionen sind Sachgebiete „Jugendkriminalität“ eingerichtet worden, die sich speziell mit der Delinquenz Minderjähriger befassen. Besonderer Her

vorhebung bedarf das Vorhaben der Landesregierung, möglichst an allen Standorten der Polizeipräsidien „Häuser des Jugendrechts“ einzurichten. Die in diesen Häusern bewirkte Zusammenführung von Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe und freien Trägern unter einem Dach führt zu einer Beschleunigung der Verfahrensabläufe, sodass auf den jeweiligen Erziehungsbedarf junger Straftäter rasch und individuell reagiert werden kann.

Bereits im September 2005 ist das Haus des Jugendrechts in Ludwigshafen eröffnet worden. Zur Fortentwicklung dieses Projekts ist die Arbeitsgruppe „Neue Wege“ damit befasst, die Bekämpfung der Kriminalität jugendlicher Problemtäter weiter zu verbessern. Noch in diesem Frühjahr soll das „Haus des Jugendrechts“ in Mainz in Dienst gestellt werden. Die Gespräche und Planungen für „Häuser des Jugendrechts“ in Trier und in Kaiserslautern sind im Gange.

Darüber hinaus wird beim Ministerium des Innern und für Sport derzeit eine Rahmenkonzeption zur weiteren Optimierung der Bekämpfung der jugend- und gruppenspezifischen Aggressionsdelikte erarbeitet, die sich unter anderem mit gezielten polizeilichen Maßnahmen gegen Mehrfach- und Intensivtäter befassen soll.

Seit 1983 befasst sich die auf Anregung des Ministeriums der Justiz eingerichtete interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Jugendstrafrecht“ mit ausgewählten Themen dieses Rechtsgebiets. Hierbei verfolgt sie das Ziel, den Erziehungsgedanken im Jugendstrafrecht durch die Vernetzung der am Jugendstrafverfahren Beteiligten zu intensivieren. Schließlich prüft das Ministerium der Justiz derzeit die Einrichtung einer zweiten Jugendarrestanstalt mit dem Ziel, die Voraussetzungen für eine Vollstreckung dieser Sanktion weiter zu verbessern.

Zu Frage 2: Die erzieherische Einwirkung auf die jungen Gefangenen ist im Landesjugendstrafvollzugsgesetz mit der Pflicht der Gefangenen zur Mitwirkung an der Erreichung des Vollzugsziels verbunden. Dazu ist die Bereitschaft der jungen Gefangenen zu wecken und zu fördern. Im Rahmen eines Diagnoseverfahrens wird der Erziehungsbedarf des jungen Gefangenen ermittelt. Dabei werden auch die Erkenntnisse der Jugendgerichtshilfe und der Bewährungshilfe berücksichtigt.

Auf dieser Grundlage wird ein Vollzugsplan erstellt, nach welchem sich die Erziehung des jungen Gefangenen zu richten hat. Der Plan erstreckt sich auf Fragen der Unterbringung in einer sozialtherapeutischen Abteilung, Zuweisung zu einer Wohngruppe und Teilnahme an schulischen oder berufsorientierten Maßnahmen.

Er berücksichtigt Programme zur sozialen Integration, die Auseinandersetzung mit der eigenen Straftat sowie etwaige Suchtproblematiken bis hin zu Sport- und Freizeitangeboten, speziellen Hilfsmaßnahmen und die Pflege der familiären Beziehungen.

Die jungen Gefangenen werden bei der Bewältigung ihrer persönlichen, wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, etwa bei der Schuldenregulierung, unterstützt, sollen allerdings ihre Angelegenheiten möglichst selbst regeln. Einen Schwerpunkt stellt insofern auch die Wie

dergutmachung der durch die Straftat verursachten Schäden dar.

Grundsätzlich erfolgt die Unterbringung der jungen Gefangenen in Wohngruppen, wodurch das Erlernen von sozialer Kompetenz gefördert und gleichzeitig schädliche Folgen der Freiheitsentziehung vermieden werden. Zur gründlichen Entlassungsvorbereitung wird frühzeitig mit außervollzuglichen Einrichtungen zur Vermittlung einer geeigneten Unterbringung, einer Arbeits- oder Ausbildungsstelle und eines sozialen Umfeldes zusammengearbeitet. Begonnene Ausbildungs- oder Behandlungsmaßnahmen können auch nach der Entlassung in der Jugendstrafanstalt fortgeführt werden.

Zu Frage 3: Eine Verschärfung des Jugendstrafrechts ist nach Auffassung der Landesregierung nicht erforderlich. Das Jugendstrafrecht bietet bereits heute ein sehr flexibles und vielseitiges rechtliches Instrumentarium zur Reaktion auf delinquentes Verhalten junger Straftäter, das den individuellen Besonderheiten von Tat und Täter hinreichend Rechung trägt.

(Beifall bei der SPD)

An Reaktionsmöglichkeiten mangelt es nicht, vielmehr gilt es, das bestehende Instrumentarium zur Bekämpfung der Kriminalität von Jugendlichen und Heranwachsenden schnell und effektiv zur Anwendung zu bringen; denn ihre höchste Wirkung entfaltet Strafe, wenn sie auf dem Fuße folgt.

Forderungen nach weiteren oder schärferen Sanktionen führen nach Ansicht der Landesregierung, die sich hier in Übereinstimmung mit nahezu allen Fachleuten findet, nicht weiter.

(Beifall der SPD)

Dies gilt insbesondere für den Ruf nach sogenannten Erziehungslagern. Soweit diese nichts mit dem Drill und der Demütigung in amerikanischen „Bootcamps“ zu tun haben, sondern einem erzieherischen Gesamtkonzept folgen sollen, ist darauf zu verweisen, dass das Jugendstrafrecht bereits vielfältige Möglichkeiten vorsieht, junge Straftäter nachhaltig zu einem strukturierten und gewaltfreien Lebenswandel anzuhalten, angefangen bei sozialen Trainingskursen und Arbeitsauflagen über Heimerziehung bis hin zu einem erzieherisch ausgestalteten Jugendstrafvollzug.

Auch die Forderung nach einer Anhebung der Strafobergrenze ist nicht zielführend. Die Annahme einer hiermit einhergehenden stärkeren abschreckenden Wirkung überzeugt nicht, vielmehr entspricht es kriminologischen Erfahrungen, dass sich eine verstärkte präventive Wirkung in erster Linie durch die Erhöhung des Verfolgungsdrucks und die Steigerung des Entdeckungsrisikos erzielen lässt.

Schließlich führt auch der Ruf nach der regelmäßigen Anwendung von Erwachsenenstrafrecht auf Heranwachsende nicht weiter. Jugendstrafrecht ist auf einen Heranwachsenden nur anzuwenden, wenn er zur Tatzeit seiner Entwicklung nach noch einem Jugendlichem gleichstand oder eine Jugendverfehlung begangen hat.

Gerade weil Heranwachsende noch einem Reifeprozess ausgesetzt sind, ist es unabdingbar, den Reifegrad jedes Einzelnen individuell zu beurteilen. Es liegen auch keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die gerichtliche Praxis mit den derzeitigen gesetzlichen Möglichkeiten nicht sinnvoll umgehen könnte oder umginge.

Zu Frage 4: Nach der Strafverfolgungsstatistik für das Jahr 2006 wurden in Rheinland-Pfalz 46,9 % der betroffenen Heranwachsenden nach allgemeinem Strafrecht verurteilt. Die Zahlen bewegen sich in den alten Bundesländern zwischen 12,4 % und 55,4 %. Für die neuen Bundesländer liegen keine flächendeckenden Aussagen vor.

Der Durchschnittswert für das alte Bundesgebiet einschließlich des gesamten Gebiets von Berlin liegt bei 35,7 %. Im Vergleich mit den übrigen alten Bundesländern hat Rheinland-Pfalz die zweithöchste Quote der Verurteilungen nach Erwachsenenstrafrecht.