Protocol of the Session on April 26, 2007

................................................................................................................................ 1260, 1327 Abg. Baldauf, CDU:................................................................................................................. 1252, 1254, 1284 Abg. Bauckhage, FDP:...................................................................................................................... 1265, 1269 Abg. Bracht, CDU:......................................................................................................... 1249, 1255, 1256, 1257 Abg. Creutzmann, FDP:..................................................................................................................... 1284, 1289 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:........................................................................................................................ 1307 Abg. Dr. Schmitz, FDP:............................................................................................................ 1286, 1301, 1318 Abg. Dröscher, SPD:................................................................................................................................... 1323 Abg. Ernst, CDU:......................................................................................................................................... 1324 Abg. Eymael, FDP:.................................................................................................................. 1269, 1274, 1314 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:......................................................................................................... 1270, 1275 Abg. Frau Baumann, SPD:.......................................................................................................................... 1310 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:........................................................................................... 1253, 1277, 1282 Abg. Frau Dickes, CDU:.......................................................................................................... 1278, 1282, 1288 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................................... 1320 Abg. Frau Grosse, SPD:.............................................................................................................................. 1253 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................... 1245, 1246, 1259, 1295 Abg. Frau Morsblech, FDP:........................................................................................... 1249, 1251, 1252, 1279 Abg. Frau Pepper, SPD:.............................................................................................................................. 1252 Abg. Frau Raab, SPD:................................................................................................................................. 1285 Abg. Frau Schäfer, CDU:............................................................................................................................. 1319 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:............................................................................................. 1256, 1310 Abg. Frau Schneider, CDU:............................................................................................................... 1271, 1275 Abg. Frau Steinruck, SPD:.......................................................................................................................... 1289 Abg. Frau Thelen, CDU:.............................................................................................................................. 1304 Abg. Frau Wopperer, CDU:........................................................................................... 1246, 1247, 1248, 1263 Abg. Hartloff, SPD:............................................................................................................................ 1249, 1251 Abg. Hörter, CDU:.................................................................................................................... 1254, 1255, 1256 Abg. Hüttner, SPD:............................................................................................................................ 1258, 1315 Abg. Klöckner, SPD:.......................................................................................................................... 1297, 1306 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................................... 1248 Abg. Noss, SPD:................................................................................................................................ 1264, 1268 Abg. Pörksen, SPD:............................................................................................. 1244, 1245, 1246, 1248, 1262 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 1312 Abg. Schnabel, CDU:......................................................................................................................... 1247, 1267 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 1253 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 1257 Bruch, Minister des Innern und für Sport:............................................................ 1244, 1245, 1246, 1247, 1248............................................................................................................................. 1249, 1255, 1256, 1261, 1266 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:........................ 1250, 1251, 1252, 1253....................................................................................................................................... 1254, 1280, 1283, 1287 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:............ 1273, 1290, 1308, 1322 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:............................................ 1276, 1316

.........................................................1244, 1245, 1246, 1247, 1248, 1249, 1250, 1251, 1252...................................................................................................................1253, 1254, 1255, 1256, 1257, 1258 Vizepräsident Bauckhage:...........................................1290, 1295, 1297, 1301, 1304, 1306, 1307, 1308, 1310 Vizepräsident Schnabel:..............................................1312, 1314, 1315, 1316, 1318, 1319, 1320, 1322, 1324................................................................................................................................................. 1325, 1327, 1328 Vizepräsidentin Frau Klamm:......................................1259, 1260, 1261, 1262, 1263, 1264, 1265, 1266, 1267.....................................................................................1268, 1269, 1270, 1271, 1273, 1274, 1275, 1276, 1277.....................................................................................1278, 1279, 1280, 1282, 1283, 1284, 1285, 1286, 1287........................................................................................................................................................... 1288, 1289

23. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 26. April 2007

Die Sitzung wird um 9:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine Damen und Herren, ich darf Sie zur 23. Plenarsitzung begrüßen. Zu Schriftführern berufe ich die Abgeordneten David Langner und Bernhard Henter.

Entschuldigt sind heute Günther Ramsauer, Walter Zuber, Matthias Lammert, Erhard Lelle und Walter Wirz. Der Ministerpräsident wird wahrscheinlich in der Zeit der Mittagspause von 12:45 Uhr bis 13:45 Uhr ebenfalls nicht da sein, weil er den Ministerpräsidenten der Slowakischen Republik empfängt. Herr Minister Deubel weilt bei der Finanzministerkonferenz.

(Staatsminister Bruch: Er ist nicht da, er weilt!)

Herr Innenminister, die deutsche Sprache ist sehr blumig, wenn es sein muss. Sie hätten vielleicht „ist da“ gesagt.

Ich rufe jetzt Punkt 8 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/1030 –

Ich rufe zunächst die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Carsten Pörksen (SPD), Konzepte der rheinland-pfälzischen Polizei gegen Amokläufer – Nummer 1 der Drucksache 15/1030 – betreffend, auf.

Herr Abgeordneter Pörksen hat das Wort.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie sieht das Maßnahmenkonzept der rheinlandpfälzischen Polizei für Amoklagen aus?

2. Wie werden die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten auf solche Situationen vorbereitet?

3. Welche präventiven Maßnahmen werden im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen der Polizei und den Schulen umgesetzt?

4. Ist die Polizei auch auf Amoklagen an anderen Örtlichkeiten – beispielsweise Hochschulen – vorbereitet?

Für die Landesregierung antwortet Herr Innenminister Bruch.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Für die Landesregierung beantworte ich die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Pörksen wie folgt:

Zu Frage 1: Die Bewältigung von Amoklagen stellt für die Polizei wegen der direkten und rücksichtslosen Vorgehensweise des Täters eine besondere Herausforderung dar. Die eingesetzten Polizeibeamtinnen und -beamten müssen ohne Zeitverzug und unmittelbar auf den Täter einwirken und eine weitere Tatausführung unterbinden. Das ist das erste Ziel.

Von der Polizei wird somit bei solchen Einsatzlagen eine sofortige konsequente Lagebewältigung erwartet.

Die Polizei Rheinland-Pfalz hat nach der Amoktat in Erfurt 2002 ein neues Maßnahmenpaket entwickelt. Hierbei werden Aspekte der Vorbereitung und Durchführung des Polizeieinsatzes, die erforderlichen Aus- und Fortbildungsmaßnahmen und die Zusammenarbeit mit anderen Stellen berücksichtigt. Im Einzelnen wurden neun Maßnahmen ergriffen, die, wenn Sie so wollen, mehr ins Innere wirken.

1. In die Polizeidienstvorschrift 100 wurde „Amoklagen“ neu aufgenommen. Sie wissen, diese Gewalttaten sind im europäischen Kontext etwas Neues bzw. eine neue Entwicklung der Gewalt. Einheitlich wurden diese Grundsätze der Einsatzbewältigung in Amoklagen skizziert.

2. Alarm- und Einsatzunterlagen wurden von einer Landesarbeitsgruppe erarbeitet und angepasst. Man braucht diese Alarm- und Einsatzunterlagen, um überhaupt die Schritte zu definieren.

3. Wir haben die Objektakten bei den Polizeidienststellen überprüft, aktualisiert und ergänzt.

4. Das Beschulungskonzept „Notzugriff und Amoklagen“ unter Leitung der Koordinierungsstelle für das Schieß- und Einsatztraining wurde entwickelt und von den Polizeipräsidien in Zusammenarbeit mit der Landespolizeischule umgesetzt.

5. Eine Abstimmung mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur über die weitere Intensivierung und Zusammenarbeit wurde vorgenommen. Wir brauchen die enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ministerium. Die Informationswege zwischen den verschiedenen Ressorts wurden deswegen optimiert.

6. Eine Handreichung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur für den Umgang von Krisensituationen an Schulen wurde mit der Polizei abgestimmt.

7. Es gibt eine Indikatorenliste zur Früherkennung potenzieller Amoktäter. Sie wird in Zusammenarbeit mit den Schulen überprüft, ergänzt und eingesetzt.

8. Zusätzlich wurde mit den Schulleitungen örtlicher weiterführender Schulen Kontakt aufgenommen, also

nicht mit den Grundschulen. Kontaktbeamtinnen und -beamte wurden definiert und Handlungsvereinbarungen getroffen.

Zu Frage 2: Die Polizeipräsidien des Landes setzen das bereits 2002 entwickelte Beschulungskonzept „Notzugriff und Amoklagen“ um. Zielgruppe sind hierbei neben dem Sondereinsatzkommando der Polizei die operativen sonstigen Kräfte der Polizei in Kriminalinspektionen, da diese als Erste am möglichen Tatort eintreffen werden. Sie werden in theoretischer und praktischer Sicht auf solche Extremlagen vorbereitet. Schwerpunkte des Trainings sind die Isolierung des Täters und der sogenannte Notzugriff.

Zu Frage 3: Die Verhinderung von Amoklagen hat oberste Priorität. Durch frühzeitiges Erkennen von potenziellen Tätern und durch eine rechtzeitige und sachgerechte Intervention der beteiligten Stellen sollen und müssen solche Taten unterbunden werden.

Ein vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion und dem Schulpsychologischen Dienst erstellter Leitfaden soll dabei helfen, frühzeitig solche potenziellen Amoktäter zu erkennen.

Hierzu dient die schon erwähnte Indikatorenliste zur Früherkennung. Die Polizei hat dazu ihr Fachwissen eingebracht.

Die Präventionsmaßnahmen müssen entweder die Schutzfaktoren fördern oder an der Verhinderung bzw. Verminderung von Risikofaktoren ansetzen. Von daher muss Amokprävention eine sehr frühzeitig einsetzende, nachhaltige und ursachenorientierte Prävention mit einem breit angelegten gesellschaftlichen Ansatz sein. Wenngleich dies nicht in erster Linie Aufgabe der Polizei sein kann, arbeitet aber doch die Polizei hier intensiv und eng mit anderen Stellen, insbesondere mit Schulen und den Hochschulen zusammen.

Die Polizeipräsidien sind angewiesen, Kontakt mit den Verantwortlichen dieser Einrichtungen aufzunehmen, um die notwendigen Kommunikationsstrukturen zu schaffen, die Zusammenarbeit zu vertiefen und entsprechende Handlungsvereinbarungen zu treffen.

Zu Frage 4: Das war die Ausweitung des Maßnahmenkonzepts auf Hochschulen. Nach der verheerenden Amoktat auf dem Gelände der Polytechnischen Universität in Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia am 16. April hat die Polizei das Maßnahmenkonzept auf Hochschulen und Fachschulen ausgeweitet. Dies geht auf ein Gespräch zwischen Ministerin Ahnen und mir zurück. Wir werden dies zum Gegenstand konkreter polizeilicher Vorbereitungen machen. Die Polizeipräsidien wurden angewiesen, mit den Verantwortlichen dieser Einrichtungen Kontakt aufzunehmen. Hierbei sollen die notwendigen Ansprechpartner benannt, Erreichbarkeiten ausgetauscht und eine Verständigung dahin gehend erfolgen, dass bei einer Amoklage ein unmittelbares und abgestimmtes Vorgehen sichergestellt ist.

So weit meine Antwort.

Gibt es Zusatzfragen? – Herr Kollege Pörksen hat das Wort.

Herr Staatsminister, bei solchen Geschehnissen spielen die Möglichkeiten des Erwerbs von Waffen eine große Rolle. In den USA ist das ein großer Diskussionspunkt. Sind Sie der Auffassung, dass unsere Waffengesetze, für die seit der Föderalismuskommission die Länder zuständig sind, ausreichen, um dort den notwendigen Schutz vor dem Erwerb von Waffen zu bieten?

Die Innenministerkonferenz befasst sich seit etwa dem Jahre 2000 damit. Da haben wir uns über Veränderungen im Waffengesetz unterhalten. Es gibt vielfältige Interessenlagen bei der Behandlung von Waffen. Dazu gehören Interessen der Jäger, Freizeitschützen, Schützenvereine und Ähnliches. Das Waffengesetz wurde in enger Zusammenarbeit von Bund und Ländern verändert und schärfer gefasst. Nun ist es im Zuge der Föderalismuskommission zu uns übergegangen.

Wir prüfen zurzeit, ob es notwendig ist, Verschärfungen vorzunehmen. Ich denke, es macht keinen Sinn, dies isoliert für Rheinland-Pfalz zu machen. Wir brauchen die Zusammenarbeit der Länder. Der Erwerb kann in Frankfurt oder Mainz erfolgen. Das ist möglich. Wir wissen, dass unendlich viele Waffen auf dem Markt sind, auch auf dem sogenannten grauen oder verbotenen Markt.

Wir arbeiten auch daran, diesen Markt aufzuklären und entsprechende Ermittlungsverfahren einzuleiten. Konkret gibt es im Moment beim Innenministerium keine Maßnahme, die besagt, wir verschärfen das Waffenrecht.

Eine Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Kohnle-Gros.

Herr Staatsminister, Sie haben bei der Beantwortung der Fragen unter anderem bei Frage 1unter Nummer 8 eine Indikatorenliste vorgetragen. Würden Sie bitte noch einmal erläutern, um was es da genau geht?

Es geht um die Frage: Gibt es Möglichkeiten der Prävention und der Früherkennung von möglichen Tätern? – Diese Indikatorenliste haben wir aufgrund der bisherigen Erfahrung von Fällen erstellt, die wir bisher hatten. Wir erörtern das mit den Schulen. Ein erstes Ergebnis war, dass zum Beispiel in meinem Heimatbereich eine entsprechende Maßnahme durchgeführt worden ist, um eine Waffe an einer Schule sicherzustellen und vorzubeugen.

Eine weitere Zusatzfrage des Herrn Kollegen Pörksen.

Ich möchte noch einmal auf die Waffen zurückkommen. Wie schätzen Sie die Möglichkeit des Erwerbs von Waffen über das Internet ein?

Das ist möglich. Wir versuchen, das zu unterbinden. Das Landeskriminalamt ist in dieser Frage tätig. Aber ein Mittel zu sagen, das geschehe nicht, kenne ich nicht.

Frau Abgeordnete Kohnle-Gros hat eine zweite Zusatzfrage.