Unser Ministerium hat in Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Statistischen Landesamt eine spezifische Datenplattform entwickelt, die es uns ermöglicht, aktuelle Gesundheitsdaten auch nach geschlechtsspezifischen Kriterien anzuwenden und auszuwerten. Darüber hinaus haben wir viele Partner, die die entsprechenden Daten speichern und entwickeln.
Das bekannteste Beispiel – so möchte ich es einmal nennen – ist das Landeskrebsregister. Da war Rheinland-Pfalz sehr früh dabei. Es hat sehr gute Daten, um im Bereich der Krebserkrankungen tatsächlich auch Konsequenzen und Schlüsse daraus ziehen zu können.
Diese Daten ermöglichen uns, regionale Erkenntnisse zu Vorkommen und Neuerkrankungen der unterschiedlichsten Erkrankungen zu erhalten, auch nach Altersgruppen und Geschlecht aufgeschlüsselt – das ist sehr wichtig –, um auch darauf entsprechend reagieren zu können.
Ich möchte nicht die Vielzahl von Erkrankungen, die in der Großen Anfrage genannt worden sind, nochmals aufschlüsseln, aber ich möchte noch einmal ganz kurz auf die Krebserkrankung eingehen, weil sie eindeutig von geschlechtsspezifischer Besonderheit ist.
Es ist bereits gesagt worden, in Rheinland-Pfalz leben nach Hochrechnung des Krebsregisters rund 81.000 Frauen, die an Krebs erkrankt sind. Die mit Abstand häufigste Krebsart ist der Brustkrebs bei den Frauen, gefolgt von Darmkrebs und Gebärmutterkrebs. Zum Gebärmutterkrebs haben Sie vielleicht in den Medien verfolgt, dass es die einzige Krebsart ist, für die inzwischen ein Impfstoff gefunden worden ist. Ich bin wirklich unheimlich glücklich darüber. Wir haben in RheinlandPfalz immerhin 6.000 Frauen, die an Gebärmutterhalskrebs erkrankt sind. Die Ständige Impfkommission ist inzwischen kurz davor anzuerkennen, dass die gesetzlichen Krankenversicherungen diese Impfung auch übernehmen. Ich glaube, das ist mehr als sinnvoll und wird unglaublich vielen jungen Frauen, auch gerade denen, die aus Familien kommen, wo Krebs schon ein Thema war, sehr viel Angst nehmen.
Wir können das nicht vom Brustkrebs behaupten. Da gibt es diese Möglichkeit nicht. Aber ich glaube, wir machen in Rheinland-Pfalz das, was uns überhaupt möglich ist, beginnend bei der Vorsorge und Präventionsmaßnahmen, „BRUSTlife“, bei der es um die Selbstuntersuchung der Brust durch die Frauen selbst geht, über das Mammografie-Screening, was Herr Dr. Enders angesprochen hat. Herr Dr. Enders, das startet jetzt glücklicherweise im April in Rheinhessen und wird tatsächlich Zug um Zug in Rheinland-Pfalz umgesetzt.
Auch ich als Gesundheitsministerin freue mich, dass die Selbstverwaltung jetzt so weit ist und es endlich mit dem flächendeckenden Mammografie-Screening losgeht.
Die Brustzentren sind genannt worden. Zu nennen ist vielleicht auch noch, dass es große Unterstützung durch die Selbsthilfegruppen gibt. Es sind immerhin 43 im Land, die sich zum Thema „Brustkrebs“ treffen. Für viele Frauen ist das eine sehr wichtige Unterstützung.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind schon genannt worden. Dazu möchte ich auch noch einen Satz sagen. Die Frauen sterben sehr viel häufiger an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung als Männer. Das hat sehr unterschiedliche Gründe. Einige davon sind schon genannt worden. Ich möchte auf einen Aspekt noch einmal ganz besonders eingehen, dass nämlich Frauen mit Herzinfarkt häufig eine schlechtere Diagnose und sehr häufig dadurch auch die falsche Behandlung erhalten. Das ist schon etwas, worüber man sehr laut sprechen und wofür man weiter sensibilisieren muss.
Das hat mit der unspezifischen Symptomatik bei den Frauen zu tun, die es vom Krankheitsbild her nicht so deutlich macht. Es hat häufig auch damit zu tun, dass männliche Ärzte die Art und Weise von Frauen ein wenig falsch einschätzen, wie sich Frauen artikulieren, wenn es ihnen nicht gut geht. Es dauert oft viel zu lange, bis
erkannt wird, dass es um einen Herzinfarkt geht. Dementsprechend schlecht sieht dann auch die Behandlung aus.
Wenn man solche Dinge aus der Gesundheitsberichterstattung weiß, dann hat man einen ganz konkreten Handlungsbedarf, dies zu beheben. Ich glaube, deshalb ist der Ansatz, Fort- und Weiterbildung in diesen Bereichen voranzutreiben, ein ganz wesentlicher.
Bei der CDU-Fraktion bin ich hoffnungsvoll; denn die Frauen der Fraktion haben Dr. Enders beauftragt, zur Frauengesundheit zu sprechen. Deshalb gehe ich jetzt einmal davon aus, dass er einer dieser männlichen Ärzte ist, die auch in der Behandlung zwischen Männern und Frauen
Ich möchte nicht mehr auf das Rauchen eingehen. Es ist viel dazu gesagt worden. Ich möchte vielleicht nur noch die Information geben, dass ich für das Land RheinlandPfalz in der länderübergreifenden Arbeitsgruppe vertreten bin, die den Nichtraucherschutz bundesweit koordinieren soll. Ich hoffe wirklich, dass wir bis Ende Februar/Anfang März zu einem Konzept kommen, das länderübergreifend getragen wird, und wir gemeinsame Regelungen zum Nichtraucherschutz schaffen können und nicht in jedem Land eigene Gesetzgebungen erfolgen. Ich bin optimistisch; denn im Grunde ist der Wille da, dass wir das auch hinbekommen.
Zur Vorsorge möchte ich ein letztes Wort sagen, eigentlich nur in Form eines Appells, weil alles dazu gesagt worden ist. Die Frauen sind schon ganz gut. Sie sind nicht gut genug. Es gehen immer noch viel zu wenig Frauen zur Vorsorge, damit das hier nicht falsch ankommt, auch wenn sie besser sind als die Männer. Es reicht noch lange nicht.
Bei den Männern ist es so, was hier schon häufig gesagt worden ist. Ich sage immer, das sind die Vorsorgemuffel der Nation. Ich hoffe, dass dieses Etikett kein Daueretikett bleibt, sondern auch bei Männern die Einsicht steigt, dass Vorsorge wirklich sehr wichtig ist.
Ein Thema, das für mich wirklich ein Aufreger ist, sind Prostata- und Darmkrebs, beides Krebserkrankungen, gegen die man wirklich viel tun kann, die im Grunde auch heilbar sind. Aber manche Männer verpassen einfach ihre Chance, weil sie sich nicht rechtzeitig darum kümmern.
Fazit: Es lohnt sich also, eine geschlechtsspezifische Gesundheitsberichterstattung zu machen, aber auch auf Erkrankungs- und Behandlungsweisen sowie Diagnosen geschlechtsspezifisch zu schauen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Die Landesregierung hat diese Herausforderung schon lange erkannt und darauf reagiert. Wir müssen uns aber zweifelsohne an diesem Punkt weiterentwickeln. Deshalb bedanken wir uns auch für die Anregungen in den Anträgen und für die Debatte.
Es liegen keine weiteren Wortmeldungen mehr vor. Damit ist die Besprechung der Großen Anfrage erledigt.
Bevor wir zur Abstimmung über die beiden Anträge kommen, darf ich Herrn Innenminister Bruch noch einmal zur aktuellen Situation das Wort erteilen.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es tut mir leid, aber ich denke, ich sollte Ihnen die neuesten Lagemeldungen zur Kenntnis geben, weil sich die Lage doch nunmehr deutlich stärker zuspitzt.
Mit Uhrzeit 17:00 Uhr liegen ca. 250 Ereignismeldungen aus allen Bereichen des Landes vor. Eine Einzelaufstellung ist wegen der Menge im Moment nicht möglich. Polizei und Feuerwehr sind landesweit im Einsatz.
Wir haben eine Vielzahl von Kreis- und Landesstraßen, die wegen Unpassierbarkeit gesperrt sind, darunter auch die Bundesstraßen 50, 53 und 327, also unsere Höhenstraße.
Der Bahnverkehr zwischen Mainz und Bingen steht ebenfalls wegen umgestürzter Bäume. Die Bahn ist im Einsatz. Es wird versucht, mit Bussen zu helfen.
Lokal gibt es etliche Stromausfälle infolge von umgestürzten Gerüsten, Hausverkleidungen und Bäumen.
Es gibt eine Reihe von Verkehrsunfällen durch umgewehte Anhänger oder durch Gegenstände auf der Fahrbahn. Gravierende Personenschäden gibt es glücklicherweise keine. Es gibt einen Unfall mit einer Frau, die schwer verletzt ist.
Nach dem Lagebericht des Deutschen Wetterdienstes wird die Kaltfront die stärkste Kraft zwischen 19:00 Uhr und 01:00 Uhr heute Nacht haben. Ich denke, gegen 22:00 Uhr wird die Spitze in Rheinland-Pfalz über uns hinweg sein.
Wir kommen nun zur direkten Abstimmung über die beiden Anträge, zunächst über den Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/706 –. Wer diesem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! –
Die Gegenprobe! – Wer enthält sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der SPD und der CDU bei Stimmenthaltung der FDP angenommen.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/715 –. Wer diesem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Die Gegenprobe! – Wer enthält sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der SPD und der CDU bei Stimmenthaltung der FDP angenommen.
Ich darf Sie zur nächsten Plenarsitzung am Samstag, den 27. Januar 2007, 10:00 Uhr, einladen und darf allen, die jetzt nach Hause fahren, einen sicheren und guten Nachhauseweg wünschen.