................................................................................................................................. 797 Abg. Dr. Gebhart, CDU:......................................................................................................................... 774, 778 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.................................................................................................................................. 801 Abg. Dr. Wilke, CDU:............................................................................................................................. 770, 773 Abg. Eymael, FDP:................................................................................................................................ 776, 779 Abg. Frau Ebli, SPD:...................................................................................................................................... 798 Abg. Frau Leppla, SPD:................................................................................................................................. 796 Abg. Frau Schellhaaß, FDP:.................................................................................................................. 784, 787 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:......................................................................................................... 779 Abg. Guth, SPD:............................................................................................................................................ 786 Abg. Henter, CDU:......................................................................................................................................... 789 Abg. Hoch, SPD:............................................................................................................................................ 773 Abg. Lammert, CDU:..................................................................................................................................... 795 Abg. Langner, SPD:....................................................................................................................................... 782 Abg. Mertin, FDP:.......................................................................................................................... 768, 773, 793 Abg. Nink, SPD:............................................................................................................................................. 775 Abg. Noss, SPD:............................................................................................................................................ 769 Abg. Puchtler, SPD:....................................................................................................................................... 791 Abg. Rüddel, CDU:........................................................................................................................................ 800 Abg. Wirz, CDU:............................................................................................................................ 781, 783, 787 Beck, Ministerpräsident:................................................................................................................................ 779 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.............................................................................................. 771, 794 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz:......................................................... 785 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:............................................ 802 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:........................................................ 777 Prof. Dr. Deubel, Minister der Finanzen:....................................................................................................... 788 Vizepräsident Bauckhage:.....................................................787, 788, 789, 791, 793, 794, 796, 797, 798, 800....................................................................................................................................................... 801, 802, 803 Vizepräsidentin Frau Klamm:................................................768, 769, 770, 771, 773, 774, 775, 776, 777, 778....................................................................................................................... 779, 781, 782, 783, 784, 785, 786
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf Sie zur 14. Plenarsitzung herzlich begrüßen und die Tagesordnung feststellen. Dazu kann ich Ihnen mitteilen, dass Punkt 4 der Tagesordnung
in der Januarsitzung nicht eingebracht wurde, da zwischen den einzelnen Fraktionen noch Gesprächsbedarf besteht.
Gibt es Einwände gegen die Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Somit ist die Tagesordnung festgestellt.
Ich muss Herrn Landtagspräsident Mertes und viele Kolleginnen und Kollegen, ganz besonders aus dem Trierer Raum, entschuldigen. Sie sind auf dem Weg nach Mainz, da sie in Trier bei der Beerdigung und Trauerfeier für Bischof Spital waren.
Auf der Zuschauertribüne begrüße ich Mitglieder der KOMBA-Gewerkschaft Frankenthal, den Heimatverein Laurenburg sowie das Lehrerkollegium der Grundschule Bretzenheim. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!
„Einrichtung einer Stiftung zugunsten jugend- licher Verbrechensopfer unter Beteiligung von Magnus Gäfgen“ auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 15/680 –
Frau Präsidentin, verehrte Kollegen und Kolleginnen! Ich glaube, wir haben uns in den vergangenen Jahren alle bemüht, das Stiftungsrecht zu vereinfachen, weil es letztlich auch dem Wohle unserer Gesellschaft dient, wenn privates Kapital in Form von Stiftungen für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt wird. An diesem Ziel hält unsere Fraktion auch weiterhin fest.
Es ist auch aus meiner Sicht und aus Sicht meiner Fraktion unbestritten, dass Opferschutz ein solches vernünftiges Ziel sein kann. In einer freiheitlichen Gesellschaft
wie der unseren kann es aber durchaus der Fall sein, dass Freiheitsrechte missbraucht werden können. In einem solchen Fall ist es aus unserer Sicht richtig, die vorhandenen rechtsstaatlichen Mittel zu nutzen, um einen solchen Missbrauch zu bekämpfen.
Wenn eine Stiftung, die von ihrem Stiftungszweck her dem Opferschutz dienen soll, bei ihrem Gründungsakt die Empfindungen von Eltern, deren Kind getötet worden ist und die damit auch Opfer eines Verbrechens geworden sind, in keiner Weise berücksichtigt, wie dies im vorliegenden Fall geschieht, weil man eine Stiftung gründen will, bei der derjenige, der die Tat verursacht hat, in irgendeiner Weise mitwirken soll, sei es als Namensgeber oder als Funktionsträger, dann verfehlt diese Stiftung von Anfang an ihren Zweck.
Eine Stiftung, die bereits im Gründungsakt die Interessen von Opfern mit Füßen tritt, erfüllt nicht den Zweck, den sie erfüllen will.
Deshalb bin ich froh, dass der Herr Innenminister – auch wenn einige Tage etwas Unklarheit im Land herrschte – letztlich angekündigt hat, dass er alle rechtlich vorhandenen Möglichkeiten nutzen will, um die Gründung dieser Stiftung zu verhindern. Aus meiner Sicht ist es sehr wohl möglich, unter diesen Gesichtspunkten, wie sie vorliegen, auf Sittenwidrigkeit abzustellen.
Es kann nicht sein, dass eine Stiftung, die Opferschutz will, bereits bei ihrer Gründung die Opfer in keiner Weise berücksichtigt. Das ist etwas, was man unter diesem Paragrafen subsumieren kann.
Natürlich kann es sein, dass wir durch Veränderungen bei der Antragstellung oder vielleicht den nachfolgenden Verfahren zu dem Ergebnis gelangen und zur Kenntnis nehmen müssen, dass vielleicht diese Stiftung doch gegründet werden kann, in welcher Form auch immer.
Diesbezüglich will ich aus Sicht meiner Fraktion darlegen, dass die Gesellschaft keineswegs einem solchen Vorgang hilflos gegenüberstehen muss. Genauso, wie die Freiheit besteht, eine Stiftung zu gründen, kann jeder die Freiheit für sich in Anspruch nehmen, mit dieser Stiftung nicht zusammenzuarbeiten, dieser Stiftung keine Spenden zu geben, von dieser Stiftung auch kein Geld zu nehmen.
Diese Freiheit sollten wir uns alle nehmen. Wenn die Beteiligten meinen, vielleicht mit dieser Stiftungsgründung Publizität erreichen zu wollen, dann sollten wir die Publizität nutzen, deutlich zu machen, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft niemand verpflichtet ist, mit dieser Stiftung zusammenzuarbeiten. Diese Freiheit sollten wir uns nehmen.
Die FDP-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag nimmt sich diese Freiheit. Wir lehnen diese Stiftung in dieser Form ab und distanzieren uns ausdrücklich von jedem, der diese Stiftungsgründung in dieser Form un
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, dies gilt selbst dann, wenn bei dieser Stiftung Herr Gäfgen in keiner Art und Weise mehr auftreten sollte. Ich finde, derjenige, der dies initiiert, hat sich durch die Art und Weise, wie er es gemacht hat, genauso disqualifiziert wie Herr Gäfgen selbst, eine solche Stiftung zu leiten. Natürlich weiß ich, dass es, wenn er es allein macht, auf keinen Fall verhindert werden kann. Aber da gilt die Freiheit von uns allen, auch mit ihm wollen und können wir aufgrund der Art und Weise, wie er es macht, nicht zusammenarbeiten.
Ich denke, es lohnt sich, dies am heutigen Tag deutlich zum Ausdruck zu bringen, damit auch die Bürger dies erfahren können und deutlich wird, dass kein Bürger in diesem Land einem solchen Treiben hilflos zusehen muss.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst vielleicht ganz kurz vorweg die Chronologie der Ereignisse: Im Jahr 2002 entführte Magnus Gäfgen einen 11-jährigen Bankierssohn, versuchte Lösegeld zu erpressen und tötete diesen Jugendlichen. Er wurde 2003 hierfür zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
In der Folgezeit hat der Anwalt des Herrn Gäfgen versucht, eine sogenannte Gäfgen-Stiftung zugunsten jugendlicher Gewaltopfer zu gründen. Gegen dieses Bemühen entwickelte sich ein berechtigter Sturm der Entrüstung, welcher bundesweit festzustellen war. Die ADD hat letztlich die Stiftung abgelehnt.
Der Anwalt ließ in der Folgezeit allerdings nicht locker, sondern versuchte, diese Stiftung mit im Prinzip dem gleichen Stiftungszweck, ohne allerdings einen Namensbezug zu Herrn Gäfgen herzustellen, zu gründen und führte diesbezüglich auch Gespräche mit der ADD. Am 2. Januar dieses Jahres berichtete die „RheinZeitung“, dass der Homepage des Anwalts Heuchemer zu entnehmen war, dass die ADD keine Bedenken gegen die geplante Stiftungsgründung zugunsten jugendlicher Verbrechensopfer hätte und Herr Gäfgen darüber hinaus eine herausragende Position im Vorstand der Stiftung wahrnehmen sollte.
Am 3. Januar widersprach die ADD dieser Verlautbarung auf der Homepage und machte ihrerseits deutlich, dass lediglich lockere Gespräche geführt worden seien, sie allerdings rechtlich – da stimme ich zu – zunächst ein
mal keine Handhabe sehe, die Stiftung zu untersagen. Diese dürfe allerdings unter gar keinen Umständen eine Verbindung zu Gäfgen herstellen, was in der Satzung festgeschrieben werden sollte. Darüber hinaus liege zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Antrag vor.
Die SPD-Fraktion lehnt den Versuch des Anwalts entschieden ab, durch die Hintertür dennoch die ursprünglich angedachte Gäfgen-Stiftung zu gründen.
Dieser Versuch verstößt in erheblicher Weise gegen das Anstandsgefühl sowie gegen die guten Sitten und vor allen Dingen gegen das, was wir schlechthin als Rechtsstaatlichkeit in Deutschland bezeichnen.
Wir wissen, dass wir uns darin mit allen Menschen in Rheinland-Pfalz, die über ein normales Rechtsempfinden verfügen, einig sind. Ich glaube auch, dass wir uns in diesem Hause alle einig sind. Es kann nicht sein, dass der Mörder eines Kindes die Hinterbliebenen, Freunde und Bekannten des Opfers, denen er unsägliches Leid und unsäglichen Schmerz zugefügt hat, im Nachhinein noch aus dem Gefängnis heraus verhöhnen und vorführen kann.
Wenn es darüber hinaus die Meinung des Anwalts ist, dass das Verbot der Mitarbeit Gäfgens in der Stiftung dem gewünschten Gedanken der Resozialisierung straffällig Gewordener widerspricht, so sage ich ganz deutlich, dass die SPD-Fraktion diese Art von Resozialisierung nicht verstehen kann. Ich glaube, das ist auch nicht das, was die Bürgerinnen und Bürger darunter verstehen. Die positiven Resozialisierungsbemühungen werden durch diese Aussage sicherlich mehr als konterkariert.
Ich sage genauso deutlich, wir sind der Meinung, dass dieses Thema nicht für politische Attackenreiterei geeignet ist, sondern mit der größtmöglichen Sensibilität angegangen werden sollte. Wir haben einerseits einen Rechtsstaat, den wir alle schützen wollen, wir haben darüber hinaus aber auch die Verpflichtung, diesen Rechtsstaat vor Missbrauch zu schützen.
Herr Mertin, ich freue mich, dass sich die SPD und die FDP diesbezüglich auf gleicher Wellenlänge befinden.
Wir begrüßen in diesem Zusammenhang auch die klärenden Worte des Innenministers Karl Peter Bruch, der deutlich gesagt hat, dass die Gäfgen-Stiftung auch mit einem anderen Etikett als ursprünglich angedacht nicht genehmigungsfähig ist, was auch die ADD erklärt hat. Wir appellieren an Herrn Dr. Heuchemer, sein Handeln noch einmal zu überdenken; er ist nämlich ziemlich isoliert in dieser Angelegenheit, was auch die entsprechenden Stellungnahmen der Bundesanwaltskammer sowie auch des Deutschen Stiftungszentrums aussagen.