Protocol of the Session on July 7, 2005

Das Wort hat Herr Abgeordneter Mertes.

(Pörksen, SPD: Warm anziehen bei der CDU!)

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst einmal herzlichen Dank an den Herrn Finanzminister, der einige Dinge seriöserweise aufgeklärt und vorgerechnet hat, über die wir debattiert haben.

Vorhin behauptete der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Herbert Jullien, das von mir gebrachte Zitat, unser Land leide wie ein Hund, hätte es gar nicht gegeben.

(Zuruf des Abg. Jullien, CDU)

Wir werden das Protokoll einsehen. Sie haben genau das gesagt.

(Böhr, CDU: Das ist eine Lüge – Jullien, CDU: Jetzt reicht es aber! – Unruhe bei der CDU)

Nein, das ist keine Lüge.

(Unruhe bei der CDU – Glocke der Präsidentin)

Das ist auf unserer Seite genauso angekommen.

(Unruhe bei der CDU – Glocke der Präsidentin)

Das sind doch jetzt wirklich Eseleien. Es steht in dem Wahlprogramm drin. Es steht in Ihrer Rede drin.

(Unruhe bei der CDU)

So ist es, und das habe ich gesagt.

(Unruhe bei der CDU – Glocke der Präsidentin)

Ich habe gesagt: Böhr auf dem Landesparteitag: Unser Land leidet wie ein Hund – Sie sagen: Es stand nicht im Wahlprogramm. Wer hat denn das vorgeworfen?

(Unruhe bei der CDU)

Wir haben Ihre Rede genommen. Es ist klar. Es ist ganz eindeutig. Sie wollten das weghaben.

(Jullien, CDU: Das ist nicht wahr! – Unruhe bei der CDU)

Sie bekommen es aber nicht weg, weil Sie es gesagt haben.

(Unruhe bei der CDU)

Ich habe gesagt, Böhr hat auf dem Landesparteitag gesagt, unser Land leidet wie ein Hund. Nun leiden Sie eben wie ein Hund unter diesem Zitat. Sie haben es gebracht. Sie haben es zunächst einmal im Internet veröffentlicht.

(Zuruf des Abg. Jullien, CDU)

Man könnte sagen, im Internet steht „es gilt das gesprochene Wort“. Nachher hat er etwas ganz anderes gesagt.

(Böhr, CDU: Natürlich habe ich das gesagt! Das habe ich doch gar nicht bestritten!)

Schauen wir jetzt einmal in die „AZ“. Dort steht: „Mit ‚unser Land leidet wie ein Hund’ benutzt Böhr ein etwas gewöhnungsbedürftiges Bild.“ Der parlamentarische Geschäftsführer, der jetzt mit der Verdrehung kommt, es hätte nicht im Wahlprogramm gestanden, was kein Mensch behauptet hat, – – –

(Jullien, CDU: Sie haben das gesagt heute Morgen!)

Das ist jetzt mein Vorwurf an Sie: Sie sind so unseriös wie kein Zweiter in diesem Hause.

(Beifall der SPD – Jullien, CDU: Sie sind ein Lügner! Sie sagen die Unwahrheit!)

Sie hätten Ihre Pressestelle fragen können. Sie hätten im Internet nachsehen können. Ihre Unseriosität ist aber Ihr Programm. Wenn Sie glauben, dass wir Ihnen das durchgehen lassen, dann glauben Sie etwas Falsches. Mit Ihnen lassen wir uns so nicht ein.

(Beifall der SPD – Unruhe bei der CDU)

Meine Damen und Herren Abgeordneten, liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht wird es jetzt etwas ruhiger, damit wir uns gegenseitig verstehen können.

Das Wort hat Herr Abgeordneter Böhr.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! So ist das nun einmal, Ertrinkende schlagen um sich. Dann spritzt es schon einmal ein bisschen.

(Zuruf des Abg. Mertes, SPD)

Ich habe mir eben die ganze Zeit die Frage gestellt, weshalb wir in Deutschland eigentlich Neuwahlen haben.

(Beifall der CDU)

Dies wahrscheinlich deshalb, weil in den vergangenen Jahren paradiesische Zustände in unserem Land herbeigeführt wurden. Wenn ich den Bundeskanzler richtig verstanden habe – da muss er sich allerdings noch mit seinem Fraktionsvorsitzenden verständigen –, haben wir deshalb Neuwahlen in Deutschland, weil er an seiner eigenen Partei und seinen eigenen Genossen gescheitert ist.

(Beifall der CDU – Jullien, CDU: Genau!)

Verehrter Herr Finanzminister, Sie haben den finanzpolitischen Sachverstand beschworen und versucht, den auch ein bisschen gegen meine Vorschläge auszuspielen und ihn für sich reklamiert. Gelegentlich ist man gut beraten, diesen vermeintlichen Sachverstand an seinen Ergebnissen zu messen. Ich stelle fest: Die Ergebnisse dieses finanzpolitischen Sachverstands, nachdem er sieben Jahre lang Tag für Tag Zeit hatte, sich selbst in Deutschland zur Anwendung zu bringen, sind, dass wir einen Pleitenrekord haben, wie es ihn noch nie in unserem Land gegeben hat. Wir haben eine Arbeitslosigkeit, wie es sie noch nie in unserem Land gab.

(Beifall der CDU)

Verehrter Herr Finanzminister, wie haben eine Verschuldung im Bund und im Land Rheinland-Pfalz, wie wir sie uns vor zehn Jahren überhaupt nie hätten vorstellen können.

(Beifall der CDU)

Das ist das Ergebnis Ihres finanzpolitischen Sachverstands. Wir versinken in der Arbeitslosigkeit, und wir haben Pleitenrekorde ein Jahr um das andere. Wir haben sowohl im Bund als auch im Land eine Neuverschuldung, die eine unvorstellbare Größenordnung erreicht hat.

Herr Kollege Mertes, deshalb sage ich heute genauso wir vor sechs Wochen: Dieses Land ist auf den Hund gekommen, und Sie haben es auf den Hund gebracht.

(Beifall der CDU – Mertes, SPD, deutet auf den Abg. Jullien, CDU: Da sitzt der richtige Hund!)

Herr Kollege Dr. Gölter hat heute Morgen gesagt, das rauscht an der Öffentlichkeit vorbei. Man muss einmal mit den Betroffenen in unserem Land reden. Sie tun das doch auch. Reden Sie einmal mit den mittelständischen Unternehmern, die seit Jahren um ihre Existenz kämpfen und die für solche Debatten wie die jetzige überhaupt kein Verständnis haben. Die fragen: Wo sind denn eure Lösungen?

(Frau Spurzem, SPD: Wo sind sie denn?)

Sie erwarten nicht, dass wir uns Zitate um die Ohren schlagen, sondern die wollen wissen, wie es in Deutschland weitergeht. (Beifall der CDU)

Wir sind jetzt beim Kapitel „Polemik“ angelangt. Wenn mit Polemik begonnen wird, muss ich auch ein bisschen polemisch reagieren. In der Lage, die ich überhaupt nicht drastisch beschrieben habe, sondern die ich mit sehr gesetzten Worten sehr zurückhaltend beschrieben habe,

(Zurufe von der SPD: Oh, oh!)