Protocol of the Session on July 1, 2004

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Jetzt wird gejammert, dass es keinen Unterrichtsausfall gab!)

Also ist dort der Unterrichtsausfall am geringsten gewesen. Das wissen wir. Daraus abzuleiten, der Unterrichtsausfall spielt keine Rolle für die Leistung, ist schlicht und einfach eine Zumutung. Das kann man nicht machen.

(Beifall der CDU)

Ich komme zum nächsten Punkt, dass die Klassengröße keine Rolle spiele. Als ehemaliger Lehrer kann ich darüber wirklich nur den Kopf schütteln. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich 10, 15 oder 30 Schülern eine Sachaufgabe erklären muss.

(Zuruf der Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD)

Wenn ich das ernst nehme, was vorhin bezüglich motivierender Leistungsrückkopplung gesagt wurde, muss ich dem Schwachen genau das noch einmal erklären. Also spielt die Klassengröße sehr wohl eine entscheidende Rolle.

Falsch ist erst recht, dass die Sprachzusammensetzung keine Rolle spielen würde. Das zeigt sich gerade beim Sachrechnen, wo es um Textverständnis geht. Ich habe vorhin die Zahlen genannt. Es waren 10 % Klassen aus den Großstädten dabei. Dabei war der Anteil der Klassen, bei denen der Anteil nicht deutscher Kinder groß war, nur 14 %. Das muss man bei der Bewertung berücksichtigen. Deshalb ist diese Aussage, Rahmenbedingungen spielen keine Rolle, so nicht haltbar.

(Glocke der Präsidentin)

Frau Präsidentin, ich mache eine abschließende Bemerkung. Frau Präsidentin, ich will noch einen Satz sagen, dass der Eindruck, der gelegentlich in Presseerklärungen erhoben wurde, als gäbe es zwischen der Normierungsstichprobe und der Zentralstichprobe schon den Quantensprung von bis zu 50 % Qualitätsverbesserung, nicht nachvollziehbar ist. Er wird sich nicht halten lassen. Selbst Herr Helmke war in dem Zusammenhang sehr vorsichtig. Es gibt viele Erklärungen dafür, beispielsweise dass man die letzten 14 Tage jede Menge Aufgaben hätte üben können, weil man die Aufgaben schon gekannt hat. Vorsicht mit solchen Qualitätssprüngen!

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Frau Abgeordnete Brede-Hoffmann hat das Wort.

Frau Präsidentin, ich will noch ein paar Sätze zu dem sagen, was Herr Kollege Lelle gesagt hat. Lassen Sie mich beim Unterrichtsausfall anfangen. Wir sind froh, dass wir in den Grundschulen des Landes RheinlandPfalz fast keinen Unterrichtsausfall haben. Die Frau Ministerin hat sehr deutlich darauf hingewiesen. Soweit in der Untersuchung Unterrichtsausfall feststellbar und berechenbar war, hat er dann bei den Ergebnissen keine Rolle gespielt. Ich hoffe, Sie wollten uns mit Ihren Sätzen nicht die Botschaft geben, für die nächste VERAUntersuchung brauchen wir erst einmal knackig Unterrichtsausfall an Grundschulen, bevor wir etwas unters uchen können. Wir sind froh, dass wir ihn nicht haben. Es wird ihn auch weiterhin an unseren Schulen nicht geben.

(Beifall der SPD und vereinzelt bei der FDP – Zuruf des Abg. Lelle, CDU)

Ich komme zum nächsten Punkt, dass das Ministerium die so genannte Hürde, über die gekommen werden müsse, gesetzt habe. Das stimmt in einer gewissen Weise schon.

Herr Kollege, hören Sie einmal zu.

Die Rahmenpläne des Unterrichtsfachs Mathematik waren der Maßstab, der die Aufgabenqualität und Poolprägung hervorgebracht hat. Wenn dann die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Rahmenplans auf einem adäquaten Leistungsniveau angekommen sind, dann hat VERA gesagt, das Kompetenzniveau 2 oder 3 ist erreicht worden. Die Rahmenpläne waren es. Damit hat natürlich das Ministerium etwas zu tun. Da haben Sie Recht.

Wenn die Rahmenpläne des Landes Rheinland-Pfalz jetzt mit den Entwürfen der Kultusministerkonferenz zum Bildungsstandard verglichen werden, dann stellt man fest, dass das richtig gute Rahmenpläne sind. Sie haben quasi die Bildungsstandards vorweggenommen. An die Menschen, die die Pläne ausgearbeitet haben, kann man ein großes Lob richten.

Die Teilnehmerzahl sei manipuliert worden. Darüber kann ich wirklich nur lachen. Schreiben Sie doch einen Brief nach Baden-Württemberg und Bayern und fordern Sie sie auf, bei der nächsten VERA-Reihe mitzumachen. Das wäre doch klasse. Sie wollten nicht mitmachen. Genauso wie Sie das getan haben, können wir lange darüber spekulieren, warum sie das nicht wollten. Vielleicht trauen sie sich das im Bereich Grundschule nicht zu.

(Lelle, CDU: Das glauben Sie doch selbst nicht!)

Wir wussten, dass Rheinland-Pfalz im Bundesvergleich bei den Grundschulen gut dasteht. Lassen Sie mich noch ein paar Sätze sagen.

(Glocke der Präsidentin)

Dann leider nicht mehr.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der FDP)

Frau Brede-Hoffmann, Ihre Redezeit ist leider abgelaufen. Herr Abgeordneter Wiechmann hat das Wort.

Zweieinhalb Minuten sind knapp.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Frau Ahnen, ich sage einen Satz, um das richtig zu stellen. Ich habe mich darauf bezogen, dass es im Moment noch keine Vergleichswerte gibt. Dem haben Sie nicht widersprochen. Ich glaube, wir sollten ehrlich miteinander umgehen. Nur das habe ich gesagt, dass es keine Vergleichswerte gibt.

Meine Damen und Herren, individuelle Förderung mit individuell gestalteten Aufgabenstellungen und individuelles Lerntempo widersprechen in hohem Maße der gemeinsamen Leistungsfeststellung zu bestimmten Themen und in bestimmten Zeitabständen in Klassenarbeiten. Deshalb finde ich die Kritik an der GEW bezüglich der Überlegungen, die Klassenarbeiten zu reduzieren, nicht nachvollziehbar. Das ist eine Überlegung, die uns alle ein bisschen Gehirnschmalz kosten sollte. Ich glaube, dass sie nachvollziehbar ist. Wir sollten gemeinsame Überlegungen zur Umsetzung anstreben.

Die Beschreibung der Leistungsentwicklung der Schülerinnen und Schüler lässt zum Beispiel ein gemeinsam gestaltetes Lerntagebuch dokumentieren. Diese können viel mehr über den Kenntnisstand der Schüler als nichts sagende Noten aussagen.

Auch VERA hat deutlich gemacht, dass Noten und Notengebung sehr infrage zu stellen sind. So können sich hinter einer Note 3 sehr wohl sehr gute als auch sehr schlechte Leistungen verbergen.

Meine Damen und Herren, Noten – das hat VERA gezeigt – besitzen wenig Aussagekraft über individuelle Fähigkeiten und Lernfortschritte, und vor allen Dingen sind sie noch dazu ungerecht.

Meine Damen und Herren, sie sind auch nicht in der Lage, die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu dokumentieren. Somit sind sie nicht geeignet dafür, daraus eine Prognose für den weiteren Bildungsweg nach der Grundschule abzuleiten.

(Glocke der Präsidentin – Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Zum Abschluss: Meine Damen und Herren, auch dieser VERA-Vergleichstest spiegelt nur einen Augenblick im Schülerleben wie eine Klassenarbeit wider. Das ist so. Mit VERA wird aber ein erster Schritt unternommen, um die Leistungsfähigkeit der Grundschulen zu überprüfen und weiterhin zu verbessern.

(Glocke der Präsidentin – Dr. Schiffmann, SPD: Das ist doch o.k.!)

Ich höre auf.

Das müssen wir nutzen. Deshalb brauchen wir individuelles Lernen, selbstständige Schulen und spezielle Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer.

Danke schön.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Und wir machen das!)

Das Wort hat Frau Staatsministerin Ahnen.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren Abgeordnete! Ich will nur auf zwei Punkte noch einmal kurz eingehen, die eben angesprochen worden sind.

1. Rahmenbedingungen, Klassengröße und Unterrichtsausfall: Die Studie beantwortet dieses für die vierte Jahrgangsstufe in Mathematik. Einen anderen Anspruch erhebt sie nicht.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Richtig!)

Für die weist sie nach, dass so, wie bei uns die Bandbreiten bei den Klassengrößen sind, und bei relativ geringem Unterrichtsausfall dies eben keine Auswirkung hat. Damit steht die Studie in Tradition von TIMMS. Damit steht die Studie in Tradition von PISA. Damit steht die Studie in Tradition von MARKUS hier im Land und vielen anderen. Bei aller Bereitschaft, auch die Wissenschaft zu kritisieren, dann hätten alle Wissenschaftler, die bisher zu diesem Thema gearbeitet haben, falsch gelegen.

2. Herr Abgeordneter Lelle, ich wäre schon dafür, dass wir dann auch solide argumentieren. Sie sagen, Herr Helmke würde sich bei dem Zuwachs zwischen Normierungs- und Zentralstichprobe vorsichtig ausdrücken.

(Lelle, CDU: Hat er gemacht!)

Dies tut er, weil er ein solider Wissenschaftler ist. Dann sagen Sie, er gibt eine ganze Reihe von Begründungen, zum Beispiel die, dass man die Aufgaben in den letzten 14 Tagen heftig üben könne. Er tut genau das Gegenteil. Er sagt: „Es könnte aber auch unterstellt werden, dass zwei Wochen vor der Vergleichsarbeit usw. – Dies

müsste sich darin widerspiegeln, dass die Klassen bei den Wahlaufgaben erheblich besser abschneiden als bei den Zentralaufgaben. Wie die Ergebnisse zeigen, ist eine solche pauschale Aussage in dieser Richtung hier nicht haltbar.“

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Richtig!)

Dann stellen wir die Ergebnisse bitte auch komplett dar.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der FDP)