Ich glaube, wir haben aus PISA am allerersten gelernt, dies brauchen wir in der Bundesrepublik Deutschland wirklich. Wir brauchen Menschen, die in unseren Schulen mit der ganzen Leidenschaft für das Lehren, für das Beibringen und für das Vermitteln von Inhalten unterrichten. Diese Leidenschaft muss größer als die Leidenschaft für das Fach sein, mit dem sie sich beschäftigen.
Es ist außerdem ein Studiengang, der eine hohe fachwissenschaftliche Qualität garantiert, der nämlich ein Universitätsstudium in zwei Fächern vorsieht und durchstrukturiert und den Menschen, die zum Beispiel Lehrer oder Lehrerin für Mathematik oder Physik werden wollen, ein gutes fachwissenschaftliches mathematisches und physikalisches Studium zusichert und garantiert.
Der Vorschlag ist auch noch ein konsekutiver Studiengang, der für die jungen Menschen in meinen Augen einen ganz großen Vorteil bringt. In Zeiten von Standardsicherung und Evaluierung sind wir uns einig, dass wir Leistung prüfen wollen. Ob wir sie mit einer Zwischenprüfung oder einem Bachelor prüfen, ändert für denjenigen, der sich in eine Prüfungssituation hineinbegibt, zunächst einmal nichts. Er wird geprüft und muss Leistung nachweisen. Am Ende dieser Prüfung ist aber derjenige, der eine Bachelorprüfung durchlaufen hat, mit einem Papier versehen, das ihn qualifiziert, auch noch flexibel in einen anderen Beruf zu wechseln.
Meine Damen und Herren, ich begrüße als Gäste im Landtag Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft 60 plus der SPD aus Neuwied, ehemalige Bundeswehrangehörige
aus Bad Sobernheim und die Belegschaft der Anwaltskanzlei Kroll aus Frankenthal. Seien Sie alle herzlich begrüßt!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Als wir vor Wochen im Parlament erstmals die vorliegenden Anträge zur Lehrerausbildung diskutierten, forderte ich eine starke Einbeziehung des Parlaments in diese so wichtige Debatte.
Die Presseberichte in der zweiten und dritten Septemberwoche gaben uns nun die Chance, dieses Thema erneut zu diskutieren. Ähnliche Überlegungen haben auch die GRÜNEN angestellt.
Herr Kuhn, Sie haben vollkommen Recht, wir müssen diese Frage völlig ideologiefrei behandeln und angehen.
Frau Brede-Hoffmann, auch Sie haben mit Ihrer Bemerkung Recht, dass wir uns noch in der Arbeitsphase befinden. Dann können Sie aber nicht im gleichen Atemzug von einem schlüssigen Konzept sprechen; denn die Anhörung hat ergeben, dass noch eine Reihe von Fragen offen ist, noch ganz wichtige Punkte miteinander diskutiert werden müssen und insbesondere die Beteiligten dazu noch anzuhören sind.
Meine Damen und Herren, der Plan von Minister Zöllner ist bekannt. Er sieht ein gemeinsames Grundstudium von drei Jahren für alle Lehrämter mit dem Abschluss des Bachelor und anschließend ein Masterstudium in unterschiedlicher Länge vor. Wir sind davon überzeugt, dass das falsch ist; denn in der Anhörung wurden unsere Bedenken erneut aufgezeigt und bestätigt.
Anfang September meldete sich die Fraktion der FDP zu Wort und brachte Argumente vor, die unserer Meinung nach dem Zöllner-Plan in wesentlichen Punkten widersprechen. Sie sind fast identisch mit dem, was wir im Bildungsausschuss vorgebracht haben.
In dieser Aktuellen Stunde wollen wir deshalb deutlich machen, dass wesentliche Aussagen von Herrn Kuhn von uns uneingeschränkt unterstützt werden. Herr Kuhn, wir freuen uns, dass auch die FDP nach einem gewissen Nachdenken die gleiche Schlüsse wie wir aus der Anhörung gezogen hat.
Wir begrüßen es, dass die FDP-Fraktion wie wir ein einheitliches Bachelorstudium für alle Schularten ablehnt. Wir begrüßen die Forderung der FDP nach einem eigenen Studiengang für das Gymnasium. Wir begrüßen es, dass die FDP-Fraktion daran festhalten möchte, die Ausbildung von Gymnasiallehrern wie bisher eng an Magister- und Diplomstudiengängen angeglichen zu lassen.
Herr Kuhn, wir begrüßen es auch, dass die Gymnasiallehrerausbildung nur den Universitätsstandorten angeboten werden soll, an denen auch später das fällige Masterstudium möglich ist.
Wir begrüßen es außerdem, dass Sie der Meinung sind, dass auch Grundschul- und Berufsschullehrer von einem schulartübergreifenden Grundstudium abgetrennt werden, weil die Anforderungen zu unterschiedlich sind.
Meine Damen und Herren, es gibt eine Reihe von Übereinstimmungen zwischen FDP und CDU in wichtigen Feldern einer künftigen Reform der Lehrerausbildung.
Meine Damen und Herren von der FDP, ich hoffe, dass Sie zu diesen Aussagen auch wirklich stehen und dies nicht vordergründiges Wahlspektakel war. Ich sage dies bewußt, weil wir im Ausschuss anderes in Bezug auf ein Interview erlebt haben, das Sie dem Philologenverband gegeben haben. Meine Damen und Herren von der FDP, Sie werden daran gemessen, was Sie innerhalb der Koalition davon auch umsetzen können.
Die GRÜNEN haben in diesem Punkt ganz andere Vorstellungen. Wie wir wissen, wollen Sie den Einheitslehrer genauso wie gewichtige Teile der SPD. Dies wird von uns entschieden abgelehnt.
Wir sind der Meinung, dass es in erster Linie darum geht, eine Reform des Lehramtsstudiums in den Inhalten und weniger in den Strukturen anzugehen. Herr Minister Zöllner, in diesem Punkt sind wir auch anderer Meinung als Sie.
Strukturelle Gesichtspunkte dürfen nicht der entscheidende Punkt bei dieser Reform sein, vielmehr inhaltliche. Entscheidend ist für uns, die Qualität der Lehrerausbildung zu verbessern. Darum geht es. Deshalb müssen wir Überlegungen anstellen, wo die Mängel, die die Analyse zeigt, aufgegriffen und aufgearbeitet werden können. Ich glaube, dass dies innerhalb des Systems möglich ist. Innerhalb des Systems kann man die Dinge verbessern, wie beispielsweise mehr Methodik- und Didaktikkenntnisse, pädagogische Kenntnisse der Lehrer oder entsprechende Diagnosefähigkeiten.
Herr Präsident, ich möchte noch einen Satz anfügen. Ich stimme Herrn Professor Landfried, dem Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz, zu, wenn er darauf verweist, dass notwendige Reformen erstens die Professionalität des Lehrerberufs, zweitens eine stärkere Berufsfeldorientierung, drittens eine Verzahnung des Lehramtsstudiums und der Referendarzeit beinhalten müssen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Allzeit und nicht nur in Wahltagen wird in dieser Bundesrepublik Deutschland der Reformstau beklagt. Wer allerdings glaubt, dass Reformen, die tatsächlich so auch genannt werden können, realisierbar sind, ohne dass es an einer anderen Stelle Probleme gibt, der irrt. Probleme wird es immer geben. Es geht darum, ob der Fortschritt und der Gewinn unter dem Strich größer sind als möglicherweise zusätzliche Probleme, die man sich bei solchen Maßnahmen letzten Endes auch mit auflädt. Dies ist auch bei der Reform der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung so, wenn sie eine Reform sein will.
Deswegen möchte ich über Probleme sprechen, möglicherweise für Sie überraschend. Herr Lelle, es gibt dabei mehrere Probleme.
Es ist zunächst einmal zu berücksichtigen, dass sich die Ausbildung der berufsbildenden Schule von der allgemein bildenden Schule in einigen charakteristischen Punkten unterscheidet, eingedenk der Tatsache, dass wir eine Ungleichgewichtung der Fächer und einen Studiengang haben, der als einziger automatisch als universitärer Studiengang mit dem Ersten Staatsexamen abschließt, nämlich Diplomhandelslehrer, und eingedenk der Tatsache, dass wir in den berufsbildenden Fächern berufsbezogen in der Größenordnung von fast 80 % über die Fachhochschule ausbilden.
Meine Damen und Herren, deswegen kann es Probleme bereiten, diesen Bereich in dieses Modell einzubauen. Ich war der Meinung, es wird ernste Probleme geben. Die Diskussion mit den Betroffenen führt dazu, dass die Betroffenen meinen, wenn man die Spezifika berücksichtigt, dass der Gewinn im neuen Modell um Größenordnungen größer ist, als wenn man den berufsbildenden Bereich heraus lassen würde. Das ist eine Problemlösung.
Es gibt andere Probleme, die ich sehe. Wenn wir es machen, müssen für alle Schularten Kerncurricula erstellt werden. Die Lehrpläne müssen umgestaltet werden. Man muss sich ernsthaft damit beschäftigen, wie dieses Problem vor allen Dingen für die Hochschulen bewältigbar ist. Nur wenn man das Gefühl hat, dass es geht, wird man sich für ein solches Modell entscheiden können.
Ich will noch ein drittes Problem aufzeigen. Es ist nicht selbstverständlich, dass der vorgeschlagene Weg im Grundschulbereich der einzig zielführende ist. Man muss
sehr wohl darüber reden, ob die Sonderstellung der Grundschulpädagogik nicht für diesen Bereich eine Sonderlösung erfordert, die aber auch keinen Systembruch darstellen würde. Jetzt komme ich zu dem entscheidenden Punkt. Bei diesem Modell bzw. diesem Vorschlag gibt es das Problem, dass man die Durchlässigkeit für die Studierenden der Lehrämter auch in den fachwissenschaftlichen Studiengängen gewährleisten muss. Es gibt zum zweiten eine Anzahl junger Menschen, die bei ihrem Eintritt in die Universität primär nicht gleich Lehrerinnen oder Lehrer werden wollen, sondern sich für ein Fach interessieren, ein zweites Fach dazu studieren, um sich die Option einer Lehrerausbildung offenzuhalten. Danach können sie sich dafür entscheiden. Es ist ohne Zweifel so, dass diese letzte Konstellation im Gymnasialbereich im Vergleich zu anderen Schularten am häufigsten auftritt. Man muss sich diesem Problem stellen.
Meine Damen und Herren, ich komme jetzt zu der Beantwortung der in der Diskussion aufgeworfenen Fragen, um die es geht. Ich rufe ins Gedächtnis zurück: Der von mir gemachte Vorschlag hat eine hierarchische Abfolge der Bedeutung. Das Erste ist, dass wir die Probleme nur dual lösen können. Sie müssen in Lehrerbildungszentren umgesetzt werden mit gleichzeitiger Verantwortung derjenigen, die aus dem Schulbereich kommen, und derjenigen, die aus dem universitären Bereich kommen.
Die zweite Hierarchiestufe der Problembewältigung ist folgende: Man muss sich darüber klar sein, dass der Lehrerberuf komplizierter und schwieriger ist als der des Wissenschaftlers. Wir haben nur eine Chance für die Zukunft der Schule, wenn wir von vornherein klar machen, dass es zusätzlicher Qualifikationen bedarf, um erfolgreich Lehrerin oder Lehrer zu sein. Umgesetzt wird das in einem verbindlichen Anteil an Bildungswissenschaften und einem verbindlichen Anteil an Fachdidaktik. Das Ganze darf nicht in der Unverbindlichkeit von Willenserklärungen geschehen, sondern muss in Kerncurricula fixiert werden. Diese sind trotz ihrer Autonomie für die Hochschulen verbindlich.
Meine Damen und Herren, wir kommen zur dritten Hierarchieebene innerhalb dieser Vorschläge. Man muss das vernünftigerweise so organisieren, dass zwischen den Schularten ein hohes Maß an Durchlässigkeit gewährleistet ist. Das gilt letzten Endes auch für Studiengänge, die mit der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung nichts zu tun haben. Dieses soll durch Modularisierung organisiert werden. Das ist völlig unbestritten. Das soll in dem zukunftsträchtigen Modell eines konsekutiven Studienganges, Bachelor und Master, gemacht werden.
Ich habe Ihnen am Anfang beispielhaft die anderen Probleme aufgezeigt. Vor diesem Hintergrund gehe ich davon aus, dass man sich unter den von den beteiligten beiden Regierungsfraktionen geäußerten Prämissen über die Grundsätze einig ist. Über diese Grundsätze streiten wir nicht. Wir werden für das Teilproblem der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung an Gymnasien eine