Protocol of the Session on January 19, 2006

..................................................................................................................... 7110, 7111, 7182 Abg. Creutzmann, FDP:.............................................................................7115, 7121, 7146, 7155, 7168, 7169 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:......................................................................... 7167, 7169, 7180 Abg. Dr. Enders, CDU:................................................................................................................................ 7102 Abg. Dr. Gebhart, CDU:..................................................................................................................... 7165, 7171 Abg. Dr. Gölter, CDU:.................................................................................................................................. 7154 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.............................................................................................................. 7100, 7101 Abg. Dr. Weiland, CDU:............................................................................................................................... 7104 Abg. Ernst, CDU:......................................................................................................................................... 7158 Abg. Franzmann, SPD:................................................................................................................................ 7110 Abg. Frau Ebli, SPD:.......................................................................................................................... 7103, 7111 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................... 7125, 7129, 7178 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:...................................................................7103, 7107, 7123, 7128, 7173, 7175 Abg. Frau Mohr, SPD:...............................................................................7140, 7141, 7143, 7166, 7171, 7181 Abg. Frau Reich, SPD:................................................................................................................................ 7098 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:....................................................................................................... 7171 Abg. Frau Thelen, CDU:................................................................................................ 7114, 7120, 7152, 7153 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................... 7105, 7106, 7107, 7143, 7146 Abg. Heinrich, SPD:........................................................................................................................... 7113, 7119 Abg. Hohn, FDP:.................................................................................................. 7124, 7129, 7159, 7179, 7183 Abg. Klöckner, SPD:................................................................................................................ 7122, 7127, 7176 Abg. Kuhn, FDP:.......................................................................................................................................... 7174 Abg. Lewentz, SPD:........................................................................................................................... 7104, 7105 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................ 7110, 7111 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................... 7102, 7104, 7108, 7160 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 7156 Abg. Puchtler, SPD:..................................................................................................................................... 7165 Abg. Schmitt, CDU:.................................................................................................................. 7108, 7109, 7110 Abg. Schnabel, CDU:................................................................................................................................... 7162 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................... 7112, 7113, 7119, 7173 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................................... 7138 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:...... 7105, 7106, 7107, 7108, 7109

7110, 7111, 7116, 7122, 7130

7153, 7170, 7184 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 7149 Bruch, Minister des Innern und für Sport:...................................................................... 7098, 7126, 7163, 7179 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:.....7100, 7101, 7102, 7103, 7104, 7105 Präsident Grimm:...............................................7098, 7099, 7100, 7101, 7102, 7103, 7104, 7105, 7106, 7107

7108, 7109, 7110, 7111, 7113, 7114, 7115, 7116, 7119, 7120

7121, 7122, 7123, 7124, 7125, 7126, 7127, 7128, 7129, 7130 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:................................... 7174

...............................7172, 7173, 7174, 7175, 7176, 7178, 7179, 7180, 7181, 7182

7183, 7184, 7185 Vizepräsident Itzek:...............................................................7130, 7137, 7140, 7142, 7143, 7146, 7149, 7152 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:...................7153, 7154, 7155, 7158, 7159, 7160, 7161, 7163, 7164, 7165

7166, 7167, 7168, 7169, 7170, 7171

107. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 19. Januar 2006

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die 107. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich die Abgeordneten Manfred Nink und Christine Schneider. Frau Schneider führt die Rednerliste.

(Bischel, CDU: Können Sie vielleicht etwas lauter sprechen?)

Brüllen kann ich nicht. Oder soll ich brüllen? Die Anlage ist so, wie sie ist. Sie wird nachgesteuert und optimiert. Das dauert seine Zeit.

(Bischel, CDU: Dann hätten wir keine neue gebraucht!)

Entschuldigt ist für heute Frau Staatsministerin Conrad. Außerdem sind die Abgeordneten Ernst-Günter Brinkmann, Elke Kiltz und Franz Schwarz entschuldigt. Frau Grosse kommt später.

Entsprechend der beschlossenen Tagesordnung kommen wir nun zur Fragestunde – Drucksache 14/4875 –

Ich rufe auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Beate Reich (SPD), Schädigung des Gemeinwesens durch Wirtschaftskriminalität – Nummer 1 der Drucksache 14/4875 – betreffend, auf.

Bitte schön, Frau Reich.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie hat sich das Kriminalitätsaufkommen im Hinblick auf die Straftaten des Subventionsbetrugs und der Steuerhinterziehung in Rheinland-Pfalz nach der polizeilichen Kriminalstatistik in den vergangenen fünf Jahren entwickelt und in wie vielen der zur Anzeige gebrachten Fälle erfolgte tatsächlich eine Anklage und Verurteilung?

2. Liegen der Landesregierung Informationen darüber vor, wie hoch der volkswirtschaftliche Schaden ist, der jährlich durch Wirtschaftskriminelle in Deutschland verursacht wird?

3. Sind der Landesregierung weitere Fälle bekannt, in denen Mittel aus Förderprogrammen des Landes, mit denen die Entwicklung von Unternehmen und die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen gefördert werden soll, erschlichen und zweckfremd verwandt wurden?

4. Welche Vorkehrungen hat die Landesregierung getroffen, um künftig zu vermeiden, dass sich Einzelne an Fördergeldern des Landes bereichern können und die Mittel dadurch für förderungswürdige Projekte entzogen werden?

Es antwortet Herr Innenminister Bruch.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Am 21. November haben Ministerpräsident Kurt Beck und ich der Öffentlichkeit unser Programm „Erfolgreiche Sicherheit weiter ausbauen – Polizei 2006 bis 2010“ vorgestellt. Wir haben betont, dass die im Bundesvergleich günstige Sicherheitslage für uns kein Anlass ist, uns zufrieden zurückzulehnen. Deshalb werden wir auch in den nächsten Jahren einen deutlichen politischen Schwerpunkt im Bereich der Inneren Sicherheit setzen.

Unsere Strategie konzentriert sich dabei auf zwei Bereiche: Zum einen sorgen wir im Rahmen der jeweiligen Haushaltslage dafür, die Schlagkraft der Polizei zu erhalten und zu steigern. Zum anderen fördern wir weiterhin den gesamtgesellschaftlichen Ansatz der Kriminalprävention auf kommunaler Ebene.

Soweit es um den Kampf gegen die Schädigung des Gemeinwesens durch Wirtschaftskriminalität geht, ist unser Programm aktueller denn je, wie neueste Ereignisse belegen. Wir werden nicht nur die Schutzpolizei im Jahr 2006 flächendeckend verstärken und die Polizeipräsenz weiter erhöhen.

Wir setzen auch zusätzliche Schwerpunkte bei der Verbrechensbekämpfung. Die Kriminalpolizei werden wir dazu – beginnend in diesem Jahr um 20 Beamtinnen und Beamte – gezielt verstärken. Diese Verstärkung wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt. Bis zum Jahr 2010 werden wir die Kriminalpolizei landesweit um 100 Kriminalbeamtinnen und -beamte verstärkt haben. Damit erreichen wir – das ist ein wesentlicher Schwerpunkt unseres Programms – eine intensivere Bekämpfung von Korruption und Wirtschaftskriminalität.

Um die Kriminalpolizei noch schlagkräftiger zu machen, werden wir darüber hinaus mit einem „Spezialistenprogramm“ extern ausgebildete Fachleute einstellen, die gerade bei der Bearbeitung von Wirtschaftsstraftaten, zum Beispiel bei der Auswertung von Geschäftsunterlagen, Unterstützung leisten.

Meine Damen und Herren, dies vorausgeschickt beantworte ich die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Beate Reich wie folgt:

Zu Frage 1: Die Polizei Rheinland-Pfalz hat im Jahr 2001 27 Fälle, im Jahr 2002 54 Fälle, im Jahr 2003 15 Fälle, im Jahr 2004 31 Fälle und im Jahr 2005 12 Fälle des Subventionsbetrugs gemäß § 264 Strafgesetzbuch in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst.

Das Ministerium der Finanzen hat für den gleichen Zeitraum für den Bereich der Steuerstraftaten und gleichgestellten Straftaten bei Besitz- und Verkehrssteuern – ohne Kfz-Steuer – im Jahr 2001 5.887 Fälle, im Jahr 2002 4.794 Fälle, im Jahr 2003 3.694 Fälle, im Jahr 2004 2.999 Fälle und im Jahr 2005 3.409 Fälle erfasst.

Ausweislich der Strafverfolgungsstatistik Rheinland-Pfalz erfolgten in den Fällen des Subventionsbetrugs in den vergangen fünf Jahren folgende Ab- bzw. Verurteilungen – ich nenne jeweils zuerst die Aburteilungen und dann die Verurteilungen –: Im Jahr 2008 acht Fälle und vier Fälle, im Jahr 2001 13 Fälle und zehn Fälle, im Jahr 2002 fünf Fälle und drei Fälle, im Jahr 2003 neun Fälle und acht Fälle, im Jahr 2004 zehn Fälle und drei Fälle.

Hinzu kommen Fälle der Steuer- und Zollzuwiderhandlungen nach der Abgabenordnung. Ich nenne dabei wieder zuerst die Zahl der Aburteilungen und dann die Zahl der Verurteilungen. Im Jahr 2000 291 Fälle und 269 Fälle, im Jahr 2001 327 Fälle und 297 Fälle, im Jahr 2002 385 Fälle und 363 Fälle, im Jahr 2003 415 Fälle und 400 Fälle, im Jahr 2004 447 Fälle und 425 Fälle. Zur Klarstellung sei erwähnt, dass Abgeurteilte Angeklagte sind, gegen die Strafbefehle erlassen wurden oder bei denen das Strafverfahren nach Eröffnung der Hauptverhandlung durch Urteil oder Einstellungsbeschluss endgültig und rechtskräftig abgeschlossen worden ist.

Zu Frage 2: Das vom Bundeskriminalamt erstellte Bundeslagebild „Wirtschaftskriminalität“ weist für den Zeitraum der vergangenen fünf Jahre folgende Schadensummen aus: Im Jahr 2000 ca. 5,39 Milliarden Euro, im Jahr 2002 ca. 6,82 Milliarden Euro, im Jahr 2003 ca. 4,92 Milliarden Euro, im Jahr 2004 ca. 6,83 Milliarden Euro und im Jahr 2005 ca. 5,63 Milliarden Euro. Sie haben nach dem Dunkelfeld gefragt. Dabei handelt es sich um Schäden, die durch Straftaten verursacht wurden, die der Polizei bekannt geworden sind. Angaben zum Dunkelfeld können naturgemäß nicht gemacht werden.

Zu Frage 3: Derartige Sachverhalte werden weder von der Polizei noch von den Staatsanwaltschaften statistisch gesondert erfasst. Der Landesregierung liegen allerdings Erkenntnisse über drei Ermittlungsverfahren wegen Subventionsbetrugs zum Nachteil des Landes Rheinland-Pfalz vor. Zwei dieser Verfahren stehen im Zusammenhang mit den Förderprogrammen, die der Entwicklung von Unternehmen und der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen dienen. Keines dieser Verfahren ist nach meiner Kenntnis abgeschlossen. Dem Wirtschaftsministerium sind für den Bereich der einzelbetrieblichen Förderung gegenwärtig keine Fälle bekannt, in denen es in den vergangenen fünf Jahren zu einer rechtskräftigen Verurteilung wegen Subventionsbetrugs gekommen ist.

Zu Frage 4: Es geht darum, die kriminelle Absicht eines Antragstellers zu erkennen – das gilt für die Antragstellung auf Fördermittel –, und es geht darum, entsprechend zu reagieren.

Rheinland-Pfalz verfügt über ein weitgehend umfassendes Prüfinstrumentarium, das die Landesregierung auch

konsequent anwendet. Im Rahmen der einzelbetrieblichen Förderung werden die Verfahren und Prüfungen durchgeführt, die in den einschlägigen landesrechtlichen Regelungen sowie in den bundesrechtlichen und EUrechtlichen Vorschriften vorgesehen sind. Insbesondere die Vorgaben der Europäischen Union sind in der jüngsten Vergangenheit deutlich verschärft worden.

Neben den üblichen Regularien einer Antragstellung gehören je nach Förderprogramm zusätzlich zu den umfassenden Angaben des Antragstellers beispielsweise die Einforderung gesonderter Stellungnahmen oder Bestätigungen externer Stellen, zum Beispiel der Kammern, vom Steuerberater, der Arbeitsverwaltung oder von Banken.

Ferner haben die Antragsteller nach Abschluss eines geförderten Vorhabens die zweckentsprechende Verwendung der Mittel nachzuweisen. Dies erfolgt üblicherweise durch eine Bestätigung vom Steuerberater, der Hausbank oder entsprechende Belege, die selbstverständlich im Zweifelsfall hinterfragt werden.

Im Bereich der einzelbetrieblichen Regionalförderung werden überdies seit 2002 bereits vor jeder Mittelauszahlung die entsprechenden Belege vorgelegt und geprüft. Diese Vorgehensweise war und ist ebenfalls Gegenstand der Prüfungen des Landesrechnungshofs und der EU-Prüfstelle. Sie ist an das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau angehängt. Sie ist allerdings unabhängig. Dies stelle ich auch in unserem Haus immer wieder fest, wenn es um die Prüfung in der Einzelfallsituation Dorferneuerung geht.

Ich erlaube mir noch eine abschließende Bemerkung, meine Damen und Herren. So wenig wie es möglich ist, eine Gesellschaft frei von jeglicher Kriminalität zu erreichen, so wenig wird es möglich sein, in die Köpfe eines jeden Antragstellers hineinzusehen. Es ist schließlich gefragt worden, was wir dagegen machen. Deshalb können wir auch in der Zukunft nicht völlig ausschließen, dass es zu kriminellen Handlungen kommt und Fördermittel missbraucht werden. Wir werden aber auch in der Zukunft das uns Mögliche tun, um solche Straftaten konsequent zu verhindern.

Gibt es Zusatzfragen? – Das ist offensichtlich nicht der Fall. Ich bedanke mich für die Beantwortung beim Herrn Minister.

(Beifall der SPD und der FDP)

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Rosenbauer und Dr. Peter Enders (CDU), Zukunft der ärztlichen Versorgungssituation – Nummer 2 der Drucksache 14/4875 – betreffend, auf.

Ich erteile Herrn Abgeordneten Dr. Rosenbauer das Wort.

Staatssekretär Dr. Auernheimer rechnet nach einer Pressemeldung vom 4. Januar 2006 nicht mit einem Ärztemangel in der nächsten Dekade in Rheinland-Pfalz. Demgegenüber hat der Präsident der Landesärztekammer im Juni 2005 auf eine in den nächsten Jahren drohende medizinische Versorgungslücke hingewiesen. Auch seitens der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz wurde auf ernsthafte Probleme hingewiesen, Nachfolger für Praxen auf dem Land zu finden. Bereits am 13. April 2005 hatte die Landesärztekammer eine drohende Versorgungslücke als Problem bezeichnet und dies mit einzelnen statistischen Angaben nachgewiesen.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Hält die Landesergierung Proteste, Streikaktionen, Dienstzeitreduzierungen, Entlassungen, Probleme bei Praxisnachfolgen und Abwanderungen ausgebildeter Mediziner ins Ausland nicht für Symptome einer Gefährdung der ärztlichen Versorgung?