1. Die Lehrerinnen und Lehrer werden durch entsprechende Fortbildungsangebote noch besser auf ihre wichtige Aufgabe vorbereitet.
2. Die Schülerinnen und Schüler werden individuell gefördert, je nach ihren persönlichen Defiziten: Deutsch, Mathematik, Fremdsprache, Förderunterricht.
3. Die Landesregierung wird dem Anliegen der Regierungsfraktionen nachkommen und die Schulsozialarbeit bei den berufsbildenden Schulen ausweiten. Auch dies hat die Frau Ministerin in der vergangenen Sitzung des Bildungsausschusses bereits angekündigt.
Abschließend weise ich darauf hin, dass die Übergangsquote in die Berufsfachschule II auch nach der Reform bei mehr als zwei Dritteln liegt. Es gibt deshalb überhaupt keinen Grund, die schulische Situation zu dramatisieren.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Heinrich, soll ich Ihnen einmal sagen, weshalb das Thema heute auf der Tagesordnung steht und weshalb ich es für richtig halte, dass es heute auf der Tagesordnung steht? Wir müssen endlich davon wegkommen, immer nur zu sagen, wie toll alles sei. Wir müssen in diesem Haus auch einmal darüber sprechen, welch katastrophale Situation sich derzeit an den Berufsfachschulen darstellt.
Wir müssen außerdem in diesem Haus darüber sprechen, wie wir endlich die Verantwortung der Landesregierung und der sie tragenden Fraktionen einfordern und die miserable Situation an den Berufsfachschulen wirksam bekämpfen können.
Meine Damen und Herren, im vergangenen Schuljahr wurde mit großen Erwartungen und im Konsens – wir hatten nichts gegen die Strukturreform der berufsbildenden Schulen – die Berufsfachschule eingerichtet. Dieses Bildungsangebot hat das Berufsgrundbildungsjahr abgelöst. Zwei Absichten steckten dahinter. Zum einen die Absicht, mehrjährige Warteschleifen an den berufsbildenden Schulen zu verhindern, und zum anderen die Absicht, mehr jungen Menschen einen höherwertigen Schulabschluss, nämlich den qualifizierten Sekundarschulabschluss I zu ermöglichen. Dazu sollten in großer Zahl Fördermaßnahmen angeboten und durchgeführt werden. Über einen Aufnahmetest zur Feststellung der Leistungsfähigkeit der aufgenommenen Schülerinnen und Schüler sollten zielgerichtet Fördermaßnahmen, die sich zumindest auf dem Papier und in den entsprechenden Verordnungen und auch in der Stundentafel sehr gut ausmachen, von Anfang an ergriffen werden. Es sollte zielgerichtet Förderunterricht erteilt und es sollten zeitweise besondere Lerngruppen gebildet werden.
So weit zur wohlklingenden Theorie. Wenn Sie sich aber einmal anschauen, wie die heutige Praxis aussieht, dann muss man konstatieren, dass die Krise auf dem Lehrstellenmarkt im vergangenen Schuljahr die miserabelste Unterrichtssituation an den rheinland-pfälzischen berufsbildenden Schulen seit vielen Jahren verursacht hat. Aufgrund einer Antwort auf eine Kleine Anfrage von mir wurde öffentlich, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Berufsfachschulen zwischen dem Schuljahr 2003/2004 und dem Schuljahr 2004/2005 um rund 37,5 % auf rund 26.700 gestiegen war.
Die direkte Folge daraus war – das können Sie sich sicherlich denken, aber ich sage es Ihnen gern noch einmal –, dass der strukturelle Unterrichtsausfall bei dieser Schulform innerhalb von einem Jahr von 6,9 % auf 11,2 % hochgeschnellt ist. Damit ist die Berufsfachschule die Schulart mit dem höchsten Unterrichtsausfall.
Daran zeigt sich wieder einmal, dass diese Landesregierung die berufsbildenden Schulen seit Jahren chronisch vernachlässigt und nicht adäquat unterstützt und allen politischen Sonntagsreden zum Trotz nicht strukturelle Verbesserungen im Bereich der berufsbildenden Schulen anstrebt.
Meine Damen und Herren, es sollte doch klar sein, dass für zusätzliche Fördermaßnahmen auch zusätzliche Lehr- und Betreuungskräfte zur Verfügung gestellt werden müssen. Das ist doch vollkommen logisch. Es kam aber natürlich, wie es kommen sollte und wie es kommen musste. In den Klassen der Berufsfachschule I hat sich die größere Zahl der erfolglosen und enttäuschten Lehrstellenbewerber wieder gefunden. Insbesondere die Berufsfachschule I stellt anstelle des ehemaligen Berufsgrundbildungsjahres das Sammelbecken für die einjährige Warteschleife dar.
Nach der einhelligen Einschätzung der Lehrerverbände, mit denen auch Sie gesprochen haben, hat die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler keine Aussicht, die zweite Klassenstufe, also die Berufsfachschule II zu erreichen, um tatsächlich eine Zusatzqualifikation, nämlich die mittlere Reife, zu erreichen.
Meine Damen und Herren, es gilt, die Situation an den Berufsfachschulen endlich strukturell und sinnvoll zu verbessern. Wir haben dazu schon im vergangenen Jahr ganz konkrete Vorschläge bei den Haushaltsberatungen gemacht. Herr Kollege Kuhn, ich will das noch einmal in Erinnerung rufen. Bei den Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt haben nämlich wir GRÜNE gefordert, dass die Landesregierung an den berufsbildenden Schulen des Landes die Berufsfachschule I mit zusätzlichem Personal und auch mit mehr Schulsozialarbeitern ausstatten soll (Glocke des Präsidenten)
Ich komme zum Schluss. Deshalb fordern wir die Landesregierung auf, endlich den katastrophal hohen Unter
richtsausfall insbesondere an den Berufsfachschulen I nachhaltig zu reduzieren und die versprochenen Fördermaßnahmen anzubieten.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Im Rahmen der großen Schulgesetznovelle in dieser Legislaturperiode haben die regierungstragenden Fraktionen die Grundlage für eine große strukturelle Reform und Weiterentwicklung der berufsbildenden Schulen geschaffen. Diese Reform hat uns insgesamt ein großes Stück weitergebracht im Ziel der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung – auch das muss an dieser Stelle einmal gesagt werden –, der Durchlässigkeit unseres Bildungssystems und der flexiblen Gestaltung individueller Bildungswege. Das ist insbesondere mit den neu eingeführten Formen der Berufsoberschule gelungen.
Ein Teil der Reform im berufsbildenden Bereich war auch die Neugestaltung der Berufsfachschulen I und II. Diese hatte zum Ziel, das Berufsgrundschuljahr mit der Berufsfachschule I zusammenzuführen und in diesem Bereich vor allem die Eingangsqualifikationen in die Berufsausbildung gezielt zu verbessern. Die Trennung in zwei aufeinander aufbauende eigenständige Berufsfachschulen beinhaltet ebenso die Berufsfachschule II, die zum qualifizierten Sekundarabschluss I führt.
Diese Neustrukturierung wurde – das hat Herr Kollege Wiechmann dankenswerterweise erwähnt – in diesem Haus und auch von den Akteuren im Bildungsbereich in einem sehr großen Konsens beschlossen. Die Berufsfachschule I soll durch Fördern und Fordern junge Menschen sowohl in ihrer Persönlichkeitsentwicklung als auch in konkreten fachlichen Kompetenzen zur Berufsreife führen, und sie soll eine intensive Berufs- und Schullaufbahnberatung bereitstellen.
Wir alle haben diese Neustrukturierung und ihre Auswirkungen nicht nur aufmerksam verfolgt, sondern auch aktiv begleitet, indem wir regelmäßige Gespräche mit den Lehrerinnen und Lehrern in diesem Bereich und natürlich auch mit den Fachverbänden geführt haben. In der Tat haben wir dabei mitverfolgen können, dass die neue Struktur vor besonderen Herausforderungen steht.
Insbesondere die schwierige Situation am Ausbildungsmarkt führt dazu, dass sich immer mehr Jugendliche zunächst einmal in einem vollzeitschulischen Angebot weiterqualifizieren möchten und sich dann gehäuft in der Berufsfachschule I finden. Es wurde bereits gesagt, dass dies zu einer besonders heterogenen Struktur beiträgt.
Die Schulen und ihre Kollegien haben diese Herausforderung mit einem sehr großen Engagement angenommen. Dafür muss man sich an dieser Stelle auch einmal bedanken.
Der Herr Kollege von der SPD hat schon erwähnt, dass unterschiedliche Beratungskonzepte entwickelt wurden, die von Elternsprechtagen über Beratungen im Klassenverband bis zu Sprechstunden für Eltern und Schülerinnen und Schüler reichen. Es gibt konkrete Zielvereinbarungen mit den Schülerinnen und Schülern und Förderpläne, die die Jugendlichen in ihrem Bildungsgang begleiten. Es gibt auch eine intensive Kommunikation in den Kollegien und Transparenz gegenüber Eltern und Schülern.
Wir wissen auch, wie schwierig es ist, den Förderunterricht in der Breite zu gewährleisten. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der schwierigen Situation am Lehrermarkt im berufsbildenden Bereich. Vor diesem Hintergrund begrüßt die FDP-Fraktion ausdrücklich, dass die Landesregierung bereits an vielen Stellen Maßnahmen zur Verbesserung der Förderangebote ergriffen hat. Herr Kollege Heinrich hat diese zum Teil schon erwähnt.
Insbesondere sind zu erwähnen die zehn weiteren Stellen in der Schulsozialarbeit ab März 2006, die vor allem den Schulen zugute kommen werden, die nicht über ein Berufsvorbereitungsjahr und damit noch nicht über die entsprechenden Stellen verfügen können und besonders viele Schülerinnen und Schüler in den BF-I-Klassen haben. Das IFB hat den Fortbildungsaufwand in den unterschiedlichen Fächern, aber auch in den Bereichen Diagnose und Förderung für die Lehrerinnen und Lehrer erhöht. Das Pädagogische Zentrum berät die Schulen bei der Umsetzung der Lehrpläne und der Einführung des kompetenzorientierten Unterrichts.
Es wurde auch mehrfach gefordert, dass man diejenigen, die in den Kernfächern besonders schwach sind, besser fördert. Deshalb sind die Stundentafeln der Berufsfachschule I auch dahin gehend flexibilisiert worden. Es sind also bereits Dinge aufgegriffen worden. Der Weg, den wir mit allen Beteiligten gehen, muss mit Sicherheit weiter kritisch begleitet werden. Die Landesregierung und die sie tragenden Fraktionen sind sich ihrer Verantwortung sehr bewusst. Das sehen Sie auch an den Ergebnissen des Dialogs, den wir mit den Betroffenen geführt haben.
Natürlich muss man bei solchen Regelungen in einem angemessenen Abstand auf der Basis seriöser Daten dann noch einmal eine Bestandsaufnahme durchführen. Das ist aber nach meiner Meinung nach dem ersten Abgangsjahrgang und vor dem Hintergrund des Lehrstellenmarkts jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Man muss da noch einmal genauer hinschauen. Es liegt in unserer Verantwortung, für einen guten Start von
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren Abgeordneten! Die Struktur der beruflichen Bildung mit dem Kernelement – das ist ein Element von mehreren – Berufsfachschule I und II hat jetzt gerade gut ein Schuljahr hinter sich. Zu diesem Zeitpunkt kann man sicherlich nicht die Veränderungen in ihrer Gänze evaluieren. Man kann allenfalls von ersten Erfahrungen sprechen.
Herr Abgeordneter Keller und Herr Abgeordneter Wiechmann, um diese Erfahrungen beurteilen zu können, muss man zunächst einmal die Frage stellen, wie die Situation vor der Reform war. Bei Ihnen fängt die Geschichte bei null an. Vorher hat es keine Probleme gegeben, aber jetzt gibt es Probleme. Die Situation ist aber doch umgekehrt. Wir hatten massive Probleme in diesem Bereich. Die haben uns veranlasst, eine Reform an dieser Stelle vorzunehmen.
Die entstandenen Probleme sind auch erklärbar. Die Situation der früheren zweijährigen Berufsfachschule – eine der ältesten Schulformen, die wir in diesem Bereich hatten – hat sich natürlich zum Beispiel dadurch verändert, dass wir sehr viel mehr zehnte Hauptschuljahre eingeführt haben, und dadurch, dass wir ganz andere Strukturen im Bildungsbereich haben. Dadurch hat sich die Schülerpopulation verändert.
Das hat dazu geführt, dass wir in der Konsequenz eine relativ hohe Abbrecherquote und eine relativ hohe Wiederholerquote hatten. Die hat im Einzelfall in Bildungsgängen zwischen 30 % und 50 % gelegen. All dies hat dazu geführt, dass wir ein zeitgemäßes und adäquates Bildungsangebot für diese Gruppe brauchten. Deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht, eine entsprechende Reform vorzusehen.
Diese Reform ist im Vorfeld sehr lange und sehr ausführlich – federführend von meinem Staatssekretär – mit einer Vielzahl von Verbänden und Institutionen diskutiert und gut vorbereitet auf den Weg gebracht worden. Sie ist übrigens auch im politischen Raum sehr intensiv diskutiert worden.
Wir haben uns damals vorgenommen, dass wir zwei Dinge erreichen müssen, nämlich wir müssen das Profil der Berufsfachschule stärken, und wir müssen vor allen Dingen den Bildungs- und Förderaspekt stärker in den Vordergrund stellen. Das hat dazu geführt, dass wir zwei eigenständige Bildungsgänge – die Berufsfachschule I und die Berufsfachschule II, wie eben dargestellt – vor
gesehen haben, den einen, um die berufliche Grundqualifikation zu stärken, und den anderen, um den qualifizierten Sekundarabschluss I zu ermöglichen. Das zur Vorgeschichte.
Jetzt kann man versuchen, erste Bewertungen aus den Gesprächen, die wir alle geführt haben, aus dem, was wir in den Schulen gesehen haben, aber auch aus dem, was uns an Zahlen verfügbar ist, vorzunehmen. Ich sage, da gibt es eine ganze Reihe von positiven inhaltlichen und organisatorischen Veränderungen: