Jetzt kann man versuchen, erste Bewertungen aus den Gesprächen, die wir alle geführt haben, aus dem, was wir in den Schulen gesehen haben, aber auch aus dem, was uns an Zahlen verfügbar ist, vorzunehmen. Ich sage, da gibt es eine ganze Reihe von positiven inhaltlichen und organisatorischen Veränderungen:
1. Die Intensivierung der Berufs- und Schullaufbahnberatung ist aus meiner Sicht ein ganz, ganz wichtiger Punkt.
All das sind Dinge, die die Schulen noch nicht alle auf den Weg gebracht haben, aber sie befinden sich auf dem Weg, diese Veränderungen vorzunehmen.
Herr Abgeordneter Keller, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, weil Sie das kritisiert haben: Natürlich fordern wir in diesen Klassen auch Leistungen, weil es darum geht, die Qualifikation der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.
Die Schulen haben ihre Förderkonzepte weiterentwickelt und entwickeln sie auch heute noch weiter, und zwar vor allen Dingen mit dem Schwerpunkt einer frühzeitigen und kontinuierlichen Beratung.
Lassen Sie mich einen Satz zu der Frage des Übergangs von der Berufsfachschule I zur Berufsfachschule II mit dem Ziel der mittleren Reife sagen. Wenn man den Schuljahreswechsel – soweit man das kann – bilanziert und einen fairen Vergleich zwischen der früheren und der heutigen Situation durchführt, so haben etwa zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler den Willen zur Fortführung bewiesen und auch die leistungsmäßigen Voraussetzungen erfüllt.
Es macht nur Sinn, die Jugendlichen auf diesen Weg zu schicken, wenn sie auch eine Chance haben, am Ende den Abschluss zu erreichen. Diese Zahl von zwei Dritteln unterscheidet sich nur minimal von den Werten, die wir vorher auch in der zweijährigen Berufsfachschule hatten. Wir haben ein gutes und förderndes Verfahren an den Tag gelegt.
Wenn es um den zweiten Punkt geht, auf den Sie, Herr Abgeordneter Lelle, wahrscheinlich abzielen, was mit den Absolventinnen und Absolventen der Berufsfachschule I ist, können wir im Moment noch nicht sagen, wie viele von diesen den Berufseinstieg geschafft haben.
Das, was wir heute wissen, ist, dass bei denen, die Ende September noch einen Ausbildungsplatz gesucht haben, über 40 % die mittlere Reife hatten und mit Sicherheit keine BF-I-Abgänger sind.
Insofern wird an der Stelle deutlich, dass wir die Situation ernst nehmen und es auch mit Jugendlichen zu tun haben, die darunter leiden, dass ein Ausbildungsangebot nicht in dem Maß zur Verfügung steht, wie es für diese Gruppe wünschenswert wäre. Deswegen engagieren wir uns an dieser Stelle und versuchen zu helfen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir tun dies auf vielfältige Weise und nehmen dabei zwei Bereiche in den Blick. Das eine sind die kognitiven Fähigkeiten dieser Jugendlichen. Das andere sind auch die persönlichen und sozialen Kompetenzen. Gerade vor diesem Hintergrund spielt für uns die Schulsozialarbeit eine so große Rolle.
Ich will an der Stelle noch einmal deutlich sagen, dass wir uns entschieden haben, die Schulsozialarbeit an den berufsbildenden Schulen noch einmal um ein Stellenvolumen von zehn Stellen auszuweiten, und zwar ganz gezielt für die berufsbildenden Schulen, an denen wir eine hohe Anzahl von Schülerinnen und Schülern in den Berufsfachschulen haben.
Herr Abgeordneter Wiechmann, ich möchte noch eines hinzufügen. Es kann wahrlich keine Rede davon sein, dass die berufsbildenden Schulen das Stiefkind dieser Landesregierung seien. Was wir in den letzten Jahren an Ausweitungen, Ausbildungskapazitäten, neuen Zugangswegen in dem berufsbildenden Bereich, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, zusätzlichen Stellen, Verbesserung der Unterrichtsversorgung, Fortbildung und Schulsozialarbeit auf den Weg bringen mussten, kann sich sehen lassen, wenngleich es noch besser werden muss. Man muss doch sehen, was wir erreicht haben, und zwar auch im Ländervergleich. Das ist beachtlich.
Ich sage aber auch dazu: Wir versuchen, unseren Teil zu leisten. Natürlich müssen den größten Teil die Lehrerinnen und Lehrer in den berufsbildenden Schulen leisten. Diese haben an der Stelle keine einfache Aufgabe. Das ist eine anstrengende Aufgabe, die jeden Tag bewältigt wird. Sie tun das in dem Anspruch, keinen Jugendlichen ohne Perspektive zu lassen, und sie bemühen sich jeden Tag darum, den Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Dafür gebührt ihnen unser Dank und unsere Unterstützung, wie ich es deutlich gemacht habe.
Meine Damen und Herren, wir haben weitere Gäste im Landtag, und zwar Senioren aus der Ortsgemeinde Scheidt sowie Freunde und Mitglieder des FDPStadtverbands Freinsheim. Seien Sie alle im Landtag begrüßt!
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin bestürzt. So etwas habe ich noch nicht erlebt, wie die katastrophale Situation an den berufsbildenden Schulen und vor allem in den Berufsfachschulen I schöngeredet wird – das darf doch nicht wahr sein –, und zwar nicht nur von der Ministerin, sondern auch von den Vertreterinnen und Vertretern der Regierungsfraktionen.
Ich muss feststellen, dass im Hinblick auf die berufsbildenden Schulen seit Jahren die einzigen positiven Lobbyisten in diesem Raum die GRÜNEN und die CDU sind.
Herr Heinrich, Sie haben gefragt, wieso wir die Berufsfachschule I zum Thema einer Aktuellen Stunde machen, wo diese doch vor einer Woche auf Antrag der CDU im Bildungsausschuss behandelt worden ist. Wir haben dies getan, weil sich in dieser Diskussion im Bildungsausschuss weder ein Vertreter der SPD noch der FDP zu diesem Thema geäußert hat. Diese saßen da und haben Däumchen gedreht. Daran hat man gemerkt, wie wichtig Ihnen das Thema Berufsfachschule I ist. Die Ministerin hat damals genauso wie heute gesagt, wir sind auf einem guten Weg.
Tatsache ist aber, dass rechts und links Schülerinnen und Schüler ohne eine Perspektive am Weg liegen bleiben.
Das rührt Sie überhaupt nicht. Mich wundert es, dass Sie so ruhig bleiben können und so herzlos sind. Es darf doch wohl nicht wahr sein, dass eine Ministerin, die für Jugend und Schule zuständig ist, so kalt ist und sagt, es gibt überhaupt keine Probleme, wo diese doch greifbar sind. Sie sagen nichts zu den viel zu großen Klassen und Förderklassen und dem unverschämt hohen strukturellen Unterrichtsausfall an den berufsbildenden Schulen, vor allem an den Berufsfachschulen I.
Das sind alles keine Probleme. Sie wälzen wieder alles auf die Lehrer ab, die sich fortbilden. Diese wollten sich im Übrigen schon vor einem Jahr fortbilden. Damals
haben Sie es nicht auf die Reihe bekommen. Es ist doch offenkundig, dass es hier einen systemimmanenten Fehler gibt. Man hat schwach begabte und schlecht motivierte Schüler mit aufstiegswilligen Schülern in eine 30-plus-X-Klasse gebracht. Jetzt sollen die Lehrer jedem gerecht werden. Die Schwachen und auch die Besseren sollen gefördert werden, dass sie in die Berufsfachschule II kommen.
Es stimmt nicht, was der Kollege Heinrich gesagt hat, dass zwei Drittel in die Berufsfachschule II gehen. Es sind knapp 40 %.
Frau Ministerin, Sie haben Wahrnehmungsstörungen. Gehen Sie einmal vor Ort und lassen Sie sich nicht immer von Ihren Referentinnen und Referenten berichten! Diese haben oft keine Ahnung.
Herr Keller, Ihre Reden haben manchmal einen hohen Unterhaltungswert. Das, was Sie eben von sich gegeben haben, war überhaupt nichts. Die Frau Ministerin hat Ihnen deutlich Zahlen genannt, die Sie einfach ignorieren. Ich bin in sehr vielen berufsbildenden Schulen unterwegs und habe mich nach der Einführung der neuen BF-Klassen informiert.
Natürlich – das habe ich auch gesagt – gab es zu Beginn des letzten Schuljahres die eine oder andere Schwierigkeit, weil die Lehrerinnen und Lehrer neue Instrumente an die Hand bekommen haben. Es hat ein bisschen gedauert, bis sich das eingespielt hatte. Zu Beginn dieses Schuljahres kann ich feststellen, dass das ganz hervorragend funktioniert.
Ich habe von der schwierigen Situation auf dem Ausbildungsmarkt gesprochen. Aufgrund dieser Tatsache haben viele junge Menschen, obwohl sie eigentlich einen Ausbildungsplatz wollten, die BF I gewählt. Das waren in den beiden letzten Jahren deutlich mehr als in den Vorjahren im Berufsgrundschuljahr und in der Unterstufe der Berufsfachschule.
Die Landesregierung hat diesem Umstand Rechnung getragen und will mit einem Sonderprogramm „Fit für den Job“ die Chancen dieser Gruppe auf einen Ausbildungsplatz deutlich verbessern. Den Jugendlichen, die
auch in der Nachvermittlungsaktion keinen Einstieg in die Ausbildung oder Arbeit finden oder für die keine andere Maßnahme infrage kommt, soll dann ein zusätzliches praxisnahes Qualifizierungsangebot unterbreitet werden. Gefördert werden berufshinführende Maßnahmen mit Werkstattcharakter. Dort sollen vor allem praxisnahe Einblicke in Berufsbilder und fachbezogene Qualifikationen, aber auch soziale und wirtschaftliche Kompetenz vermittelt werden. Ergänzt werden soll dies durch eine nachsorgende Begleitung zur Verbesserung der Übergangschance. Angestrebt ist eine Platzzahl von rund 1.000 für die bis zu 3,7 Millionen Euro zur Verfügung stehen.