Protocol of the Session on November 16, 2000

Meine Damen und Herren, ein Vorbild - das kann ich jetzt gleich anbieten - könnte zum Beispiel eine Initiative des Sportbunds Pfalz sein, der ein Energiebündnis mit einem Sportanbieter geschlossen _hat und allen Sportvereinen eine Energieberatung anbietet. Ich zitiere aus einer Veröffentlichung des Sportbunds:.. Die in den überwiegenden Fällen veralteten Vereinsanlagen haben diesbezügliche Modernisierungen dringend nötig."-Aber sie, die Vereine, haben meist nicht das Geld dafür. ln diesem Fall muss meiner Meinung nach ein Förderprogramm des Landes her; denn die Moderni

sierung veralteter Anlagen spart nicht nur Energiekosten,

~·.rodu[ch nicht nur die Vereine auf lange Sicht viel Geld sparen, sondern sie trägt eben auch zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes bei und bietet damit der Landesregierung eine Chance, vielleicht doch noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können. Das wäre meiner Meinung nach _eine sehr sinnvolle Geschichte.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN} Last, but not least möchte ich noch auf das Thema.. Sport a!s Leitfach zur Gesundheitsbildung" eingehen. Das beginnt na- türlich schon im Elementarbereich im Kindergarten. Dazu ist auch ein Extrakapitel im Bericht enthalten. Allerdings möchte Ich die Aufgabe der Bewegungserziehung im Kindergarten sehr viel weiter fassen. Sie ist eben nicht nur eine Wurzel für lebenslanges und stabiles Sportintere~se. Die Landesregie- rung sagt an anderer Stelle selbst, dass die gesamten intellek- tuellen, sensorischen, gefühlsmäßigen und körperlichen So- zialisationsfortschritte des Kindes unmittelbar davon abhän- gen; wie die Bewegungsweit gestaltet ist. Das ist ein sehr kompliziertes Zitat, _ciuch wenn es richtig ist. Um es einfacher zu sagen: Kinder lernen durch Bewegung, vor allem im Kin- - dergartenalter. - Es ist natürlich erfreulich, dass die Aktion.,Kinde_rgarten-Kids mitB_e~vegung schlau und fit" inzwischen bei 150 Kindertagesstätten durchgeführt wird. Wie viele Kin- dertagsstätten gibt es eigentlich im Land? Ich wollte Frau Bill das noch fragen, h

Meiner Meinung na~h ist nur ein ganz kleiner Prozentsatz von Kindertagesstättendamit angesprochen worden. Esist meiner Ansicht nac_h dringend notwendig, dass das zum einen in allen Kindertagesstätten angeboten wird und zum'an

deren vor allem die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzie

her darauf ausgerichtet wird.

Auch der Sportunterricht in den Schulen muss neu ausgerichtet-werden. Er muss zU einem ze~tralen Fach einer ganz praktischen Gesundheitsbildung werden. Das heißt, dass Kinder und Jugendliche zunächst einmallernen müssen, ihre Körper

signale bewusst wahrzunehmen und richtig zu deuten. Sie

müssen lernen, mit sich und ihrem Körper so umzugehen, dass sie sich körperlich und physisch, sozial und geistig \Vohl: fÜhlen. Deshalb fehlt mir eben im modernen Sportunterricht zum Beispiel die Beschäftigung mit dem eigenen Körper, die in asiatischen Sportarten viel stärker ausgeprägt ist - Yoga, Massage und alle möglichenanderen Djnge. Das ist noch ein sehr unbeackertes Feld, das ebenso wie die modernen Funsportarten viel stärker in den Fächerkanon der Sportlerinnen und Sportler aufgenommen werden müsste.

Zum Schluss noch zum Reizthema.,Strukturprobleme des Sportbunds". Es ist klar, dass auch der Sportbund wirtschaftlich arbeiten muss, Doppelstrukturen abgebaut und Ressourcen gebündelt werden müssen. Es wird aber im Bericht und erst recht in Gesprächen mit Vertretern der Sportverbände sehr klar, dass die Probleme der Doppelstrukturen bisher noch nicht ansatzweise gelöst sind. Meiner Meinung nach hat man auch die Schwierigkeiten unterschätzt, die eine so lang eingefahrene Struktur mit sich bringt. Wenn man nicht in die Autonomie der Sportbünde eingreifen will, muss man dafür werben und 9afür Verständnis erwecken, dass wirt5chaftlich etwas geschieh;:.

Meine Damen und Herren, über das Ziel sind wir uns einig. Es

soll möglichst wenig- dafür sind natürlich auch die Sportver

bände - in der Verwaltung ausgeg~b_en werden- das bedeu

tet den Abbau von Doppelstrukturen -,und es soll möglichst viel für den Sport selbst ausgegeben werden. Ich weiß aus meinen Erfahrungen, dass die Fronten dort ziemlich verhär

tet sind. Deshalb müsste von außen daran herangegangen werden. Weshalb wählt man nicht eine Mediation von außen? Das gibt es jetzt il'}zwischen ziemlich häufig. Das ist et

-was, was in diesem Fall dringend notwendig ist, um das Gan

ze-wieder ein bisschen nach vorn zu_brihgen.

Meine Damen und Herren, Sport für alle, dazu gibt es auch nach diesem Bericht noch viele Fragen. Wie erreicht man zum Beispiel das türkische Mädchen, das auch ihr Leben lang Sport

treibt? Wie baut man die Schwelle für ältere Menschen ab,

- die ihr Leben lang keinen Sport getrieben haben, aber jetzt aus gesundheitlichen Gründen gern in einem Verein oder zumindest regelmäßig Sporttreiben würden?

Meine _Damen und Herren, ein Breitensportentwicklungsplan, wie er in diesem Bericht angesprochen wurde, könnte wirklich eine Zukunftsperspektive bieten. Wir von BÜND

NIS 90/DIE GRÜNEN werden uns an einer Zukunftsplanung

für den Breitensport und an einer Erweiterung des- Sportunterrichts zur Gesundheitsbildung hin konstruktiv und wie im

mer mitguten Ideen beteiligen.

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Pörksen, SPD: Das 11var doch ein bisschen dic_l< aufgetragen!}

Ich erteile Herrn Abgeordneten Creutzman das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ent

sprechend der langjährigen Forderung der F.D.P. erhielt in dieser Legislaturperiode der Sport Verfassungsrimg. Sport für

_alle beruht auf den Grundrechten der persönlichen Entfal

tung. Er schließt Jung und Alt, schwache und behinderte Menschen sowie ausländische Mitbürgerinnen und Mitbür

ger ein. Die F.D.P.-Landtagsfraktion sieht in der Unterstüt-'

_zung des Sports einen Weg zur Stärkung liberaler Grundideen. Die F.D.P.-Fraktion misst dem Sport eine hohe po!iti

sche Bedeutung :zu. Wir verlangen eine besondere Berücksichtigung des Sports in der Bildungs-, Kultur-, Sozial-,

Gesundheits-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik. Spiel, Sportund Bewegung helfen den Menschen und lehren ihn wie kein anderer faire Verhaltensweisen und Toleranz einzuüben, sich gesellschaftlich leichter zu integrieren, seine Lebenssituation besser zu bewältigen und soziale Ko-mpetenz zu gewinnen, seine Gesundheit, sein Wohlbefinden und seine Lebenfreude zu erhöhen sowie seine Freizeit sinnvoll zu gestalten und da

bei pr~gende Eriebnisse zu erfahren.

Der Sport repräsentiert darüber hinaus Staat, Land und Ge

sellschaft. Fast 1,5 Millionen Menschen sind in Rheinland

Pfalz in fast 6 200 Sportvereinen eng_agiert. Dies stellt einen Prozentsatz von 37 % der gesamten Bevölkerung in Rheinland-Pfalz dar. Nach Schätzungen treiben ungefähr weit über 33 % nicht organisiert, individuell und sporadisch Sport. Die- se Zahlen belegen wohl mehr als deutlich, wie wichtig es ist,

den Sport auch in den kommenden Jahren auf höchstem Niveau zu fördern. Dem ist- das kann ich meiner Meinung nach ohne Übertreibung sagen- man in Rheinland-Pfalzimmer gerecht geworden. Mit_seiner Sportförderung liegt RheinlandPfalz bezog~n auf die Einwohnerzahl und die Sporttreiben

den mit an der Spitze aller Bundesländer. Die Förderung des Sports muss Pfichtaufgabe aller !JOiitisch verantwortlichen Kräfte sein.

Spitzensport, Breitensport und Freizeitsport dürfen dabei nicht isoliert gesehen werden. Sie bauen aufeinander auf und ergänzen sich. Die F.D.P.-Fraktion bekennt sich zur ~portli chen Höchstleistung. Sie lehnt gesundheitsgefährdende Mit

tel sowie jede Art von Manipulation-ab.

(Vereinzelt Beifall bei F.D.P. und SPD)

Dieses Thema ist sehr aktuell. Bei der_ Olympiade waren wir leider davon auch negativ betroffen. Deshalb gehört dieser Satz meiner Meinung nadf auch zu einer Regierungserklärung, die sich mit dem Sport befasst.

Die F.D.P.-Fraktion bejaht die Zusammenarbeit mit dem Saar---land im fusionierten_ Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz

Saarland und tritt für dessen Förderung und Erhalt ein. Herr Kollege Schiffmann hat· dazu zuvor auch Ausführungen gemacht. Wir sind zuversichtlich, dass der Olympiastützpunkt weiter bestehen wird.