Was sagen Sie zu den großen Herausforderungen bei der Integration an den Grundschulen? – Dazu fällt Ihnen nur das Kopftuchverbot ein.
Sie haben absolut kein Gespür dafür, was an unseren Grundschulen im Land wichtig ist und wie wir hier darüber diskutieren können, um sie nach vorne zu bringen. Sie setzen völlig falsche Prioritäten.
Was haben Sie hier zur Debatte beigetragen? – Die Abschaffung des Englischunterrichts mussten wir hier diskutieren. Eine weitere Forderung war die Rettung der Handschrift, wo wir uns immer noch fragen: Vor wem eigentlich? Dann gab es die legendär überflüssige Anfrage, ob Transgendertoiletten an NRWGrundschulen geplant werden. Was für eine unsägliche Panikmache auf dem Rücken der ganzen LSBTTI-Community!
Heute wollen Sie den Vergleichsarbeiten an den Kragen gehen. Hier möchte ich für uns klarstellen: Wir stehen klipp und klar zu Bildungsstandards, die natürlich mit Vergleichsarbeiten und anderen Formen der Lernstanderhebung überprüft werden. Wenn wir über Eigenverantwortung und Eigenständigkeit von Schulen sprechen, dann gehört natürlich mit dazu, dass sich eigenständige Schulen messen und überprüfen lassen. – Punkt. – Daran wird nicht gerüttelt. Und wenn mal Ergebnisse schlechter werden, dann liegt das doch nicht daran, dass wir messen.
Es bleibt also die Frage: Was soll dieser Antrag, und was ist eigentlich Ihr Problem mit Vergleichsstudien? Da fällt uns etwas ein, was vor zwei Jahren hier abgelaufen ist. Da haben wir hier im Hohen Haus über einen Antrag mit dem Titel „Flüchtlingskinder auf den erfolgreichen Start in ihrer Heimat vorbereiten“ diskutiert. Herr Seifen, hier haben Sie ganz eindrücklich unter Beweis gestellt, dass Ihnen die Auswertung von Lernstanderhebungen sehr schwerfällt. Sie haben es nicht geschafft, PISA-Studienergebnisse richtig zu googeln. Damit haben Sie sich die fachliche Kompetenz in diesem Bereich abgesprochen.
Natürlich können Sie das googeln. Herr Seifen hatte einen Zettel dabei. PISA-Studienergebnisse sind für alle frei einsehbar. Herr Seifen hat es nicht geschafft, sie richtig zu zitieren. Das ist traurig für Sie.
Ich komme zurück zu VERA. Ich glaube nicht, dass VERA perfekt ist. Es ist ein schwieriges, komplexes Thema – das haben wir hier schon gehört –, das sich nicht mal eben damit lösen lässt, dass wir es abschaffen. Diesem AfD-Reflex geben wir nicht nach, dem Reflex: Was ich nicht verstehe, das schaffe ich einfach ab. – Das ist für uns zu trivial.
Stattdessen sollten wir darüber diskutieren, wie wir VERA verbessern können. Es trägt nicht – das möchte ich zum Schluss noch einmal klarstellen – zum Bildungserfolg unserer Schülerinnen und Schüler bei, wenn wir keine Vergleichsarbeiten mehr schreiben.
(Beifall von der FDP – Vereinzelt Beifall von der CDU – Helmut Seifen [AfD]: Nichts zum Thema gesagt!)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Für die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen erteile ich Frau Beer das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegin Müller-Rech, ich kann mich Ihren Ausführungen in allen Punkten anschließen. Ich muss daran kein Komma verändern. Herzlichen Dank. Sie haben einen Aufriss der letzten Anträge gegeben, dem ich mich nur anschließen kann.
Auch in diesem Antrag gibt es wieder die üblichen Versatzstücke. Das Ganze wird in einen Topf geworfen, umgerührt, fertig ist so ein AfD-Antrag – mit Ausfällen gegen Migrantenkinder, wozu es einen eigenen Passus gibt.
Vom Kollegen Ott ist ausgeführt worden, wie selbstreferenziell diese Anträge immer sind. Gleiches System: Kleine Anfragen stellen, dann wird wieder daraus zitiert. Die fachlichen Darlegungen der eigenen Expertin, die hier in der Anhörung zum Zukunftsplan Grundschule gewesen ist, entsprechen nicht dem Standard und dem Niveau, das wir hier haben. Auch das wird hier zitiert und wieder zusammengerührt. Es gibt keine Quellenklarheit. Das finde ich immer ganz besonders interessant.
Hier wird auf ein Papier der Personalversammlung der Gelsenkirchener GEW verwiesen und so getan, als ob das eine GEW-Zeitung quasi mit Landes- oder Bundesverbreitungsgrad veröffentlicht hätte. Das finde ich alles sehr merkwürdig. Aber das kennen wir.
Wir kennen auch die Äußerungen von Herrn Seifen aus dem Schulausschuss, dass im Kaiserreich im Schulsystem noch alles gut gewesen ist. Auch da gibt es wieder die Versatzstücke wie hier im Antrag, dass die gewachsene Leistungsheterogenität, die Lerngruppenheterogenität eigentlich gar nicht statthaft sind.
Ich habe den Verdacht, Sie streben sogar an, leistungshomogene Gruppen in der Grundschule etablieren zu wollen, denn es geht doch hier eigentlich um die Grundschule und nicht um andere Zuschnitte. Herr Seifen, das ist – wie gesagt – das übliche Potpourri, das Sie uns hier zu bieten haben.
Was für uns ganz wichtig ist: Wir wollen die pädagogische und didaktische Freiheit der Schulen. Da schließe ich mich der Kollegin an. Dafür braucht es eine Selbstdarlegung, eine Wirksamkeitsüberprüfung, wie die Schulen arbeiten, ob das, was unternommen wird, bei den Kindern ankommt.
Wir brauchen insgesamt ein Systemmonitoring. Das ist die Balance, die wir brauchen: die pädagogische Freiheit und die Darlegung der Ergebnisse und den ständigen Wirkungs- und Wechselwirkungsbezug.
Ein Fehler ist unter Schwarz-Gelb von 2005 bis 2010 gemacht und auch wieder zurückgenommen worden, nämlich dass die Ergebnisse von VERAArbeiten als Klassenarbeiten gezählt werden. Das ist
Es braucht ein Systemmonitoring. Es wird nicht die einzelne Leistung eines Kindes bewertet, sondern es ist der Spiegel, ob die Kompetenzen, die insgesamt erreicht werden sollen und worauf die Kinder in unseren Schulen einen Bildungsanspruch haben, eingelöst werden können. Deswegen müssen wir uns im Schulsystem vergewissern, mit welchen Instrumenten das passieren kann.
Dass Ihnen diese ganze Linie nicht passt, Herr Seifen, ist schon mehrfach deutlich geworden; daran macht dieser Antrag nichts besser.
Wir werden an dem System, an dieser Balance von Evaluation, von pädagogischer Freiheit gemeinsam hier arbeiten und es auch immer passgenauer machen. Wir brauchen kontinuierliche Schul- und Unterrichtsentwicklung. Deswegen ist das ein Instrument, mit dem Kolleginnen und Kollegen in den Schulen vernünftig arbeiten können.
Darüber reden wir auch mit den Lehrerverbänden und sind in konstruktivem Dialog, um genau dieses System in die Balance zu bringen. Das haben wir auch schon bei der QA gemacht, indem wir die Fragen von interner und externer Evaluation neu ausgerichtet haben. Das ist der Dialog, den wir führen müssen.
Die Ankündigung von Herrn Rock, dass jetzt der Masterplan kommt, lieber Kollege Ott, beunruhigt mich nicht so sehr. Die zentrale Frage, was er schon weiß und wir noch nicht wissen, ist, ob das die Erwartungen der Kolleginnen und Kollegen betrifft. Wir haben schon so oft gehört, dass der Masterplan kurz vor der Tür steht.
Seit zwei Jahren warten wir darauf. Wir werden schauen, was in dieser Überraschungsbox ist; dann unterhalten wir uns lieber darüber. Ich glaube, das bringt mehr als die Debatte zu diesem Antrag. – Danke schön.
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Für die Landesregierung erteile ich unserer Ministerin Frau Gebauer das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr geehrte Damen und Herren! Zunächst einmal darf ich allen demokratischen Vorrednerinnen und Vorrednern für ihre sach- und fachlichen Beiträge danken: Das trägt zu einer guten und sachorientierten Debatte bei.
Diese Landesregierung, aber auch ich persönlich als Ministerin stehen für beste Bildung in unserem Land.
Beste Bildung setzt voraus, dass wir uns mit der Qualität und der Qualitätsentwicklung unseres Bildungssystems auseinandersetzen. Wer aber, wie es mit diesem Antrag geschieht, wichtige Verfahren zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung pauschal ablehnt, ohne Alternativen zu nennen, handelt verantwortungslos.
Im Antrag wird gesagt, die Vergleichsarbeiten hätten keinerlei diagnostischen Wert. Wer so etwas behauptet, verkennt die schulische Realität.
Ihre Kritik basiert auf einem Sammelsurium von zusammengetragenen Zitaten und Behauptungen; ich möchte an dieser Stelle gar nicht alle wiederholen. Mit Ihrer eigenwilligen Zusammenstellung kommen wir aber nicht weiter.
VERA ist Teil einer systematischen Strategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring. VERA ist damit ein Teil eines Gesamtsystems der Qualitätsentwicklung.
Die 16 Bundesländer haben für die Grundschulen gemeinsame Bildungsstandards für Deutsch und Mathematik am Ende der vierten Klasse beschlossen. Diese gemeinsamen Standards bilden ab, was unsere Kinder für ihre Zukunft an fachlichen Kompetenzen am Ende ihrer Grundschulzeit benötigen.
VERA ist ein Instrument, durch das die Grundschulen konkrete Rückmeldungen darüber bekommen, wo sich die Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Erreichung der Bildungsstandards befinden.
Dadurch können Schulen wertvolle Hinweise erhalten, in welchen Bereichen die Schülerinnen und Schüler bereits Stärken beweisen und wo zunächst bis zum Ende der Grundschulzeit noch Förderungsbedarf besteht. VERA 3 kommt somit für die Qualitätsentwicklung von Unterricht und Schule eine sehr wichtige Bedeutung zu.
Ja, es ist richtig: VERA ist auch von Schulen und Verbänden als aufwendig und zu wenig aussagekräftig kritisiert worden.