Ich sehe auch schon gleich den Kollegen Bergmann hier stehen und uns mit bedeutungsschwangerer Miene erklären, warum unser Antrag unzulänglich ist
Meine Damen und Herren von der CDU, der Antrag beweist leider nur eines: dass Sie längst die Fiffis, die Cucks – oder wie auch immer Sie es nennen wollen – der politischen Linken geworden sind.
Ihre Partei – allen voran Helmut Kohl – hat sich um die deutsche Einheit verdient gemacht. Aber Sie haben die Nation danach quasi im gleichen Atemzug auch verraten und verkauft.
Alles, wofür die Deutschen in der DDR 1989 auf die Straße gegangen sind – Freiheit, Souveränität, Wohlstand und sogar die D-Mark –, haben Sie an die neue Zentrale in Brüssel verkauft.
Im Westen gibt es bis heute kaum Widerstand. Kein Wunder; denn Generationen mussten sich nie wirklich mit Unfreiheit, Sozialismus und Planwirtschaft auseinandersetzen. Dieses Glück hatten wir. Unsere Brüder in der DDR hatten es eben nicht.
Ihre Bildungspolitik bringt Unwissen oder bestenfalls gefährliches Halbwissen hervor. Schon 2008 ermittelte die sogenannte Schroeder-Studie erschreckende Wissenslücken zum Thema „DDR“ bei den Schülern auch hier in Nordrhein-Westfalen. Die Studie ist jetzt elf Jahre alt. Geändert hat sich seither nichts. Die Verbrechen des Sozialismus werden an deutschen Schulen kaum thematisiert. Stattdessen wird jetzt der neue grün bemäntelte Sozialismus gelehrt.
Wundert es da noch jemanden, dass jetzt, ausgerechnet 30 Jahre nach Mauerfall, die Stasi-Unterlagen-Behörde abgewickelt wird? Dabei sind viele Täter und Opfer noch am Leben, und vieles ist eben noch nicht aufgearbeitet. Das ist einer Großen Koalition aus CDU, SPD, FDP, Grünen und der SEDNachfolgepartei Linke aber offenbar egal.
Meine Damen und Herren, wenn es keiner von Ihnen tut, dann macht es hier halt die AfD: Wir danken unseren Mitbürgern aus Mitteldeutschland für ihren mutigen Freiheitskampf. Wir freuen uns über ihre Gradlinigkeit und Widerstandsfähigkeit bis zum heutigen Tage. Wir wehren uns gegen die Schmähungen, die von linker Seite immer häufiger nach Osten gerichtet werden.
Meine Damen und Herren, wenn Einigkeit und Recht und Freiheit Ihnen allen offenbar nicht so viel bedeuten, dann werden wir es eben sein, die dem Mut, der Entschlossenheit und dem Schneid der Freiheitskämpfer von 1989 ein würdiges Andenken bewahren.
Deshalb sagen wir 30 Jahre nach dem Mauerfall: Es ist an der Zeit, dass auch wir im Westen bereit sind, etwas von den Ostdeutschen zu lernen. Das ist der unbedingte Wille nach Freiheit, nach Demokratie und nach kontroverser Debatte. – Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Herr Tritschler, ich mache Ihnen nicht zum Vorwurf, dass Sie die Dinge, über die Sie gerade gesprochen haben, nicht erlebt haben. Sie können ja nichts dafür, dass Sie damals noch ein kleiner Junge waren. Dass Sie hier so tun, als hätten Sie die Wahrheit mit dem Löffel gefressen, mache ich Ihnen aber zum Vorwurf. Das geht überhaupt nicht.
Angelesenes Wissen kommt nicht authentisch herüber. Das hat man bei Ihnen gerade wunderbar erlebt. Ich weiß nicht, ob ich Ihren Vorstellungen entspreche. Aber ich werde Ihnen noch einige Dinge mit auf den Weg geben.
Vorweg sage ich: Natürlich war die DDR ein Unrechtsstaat; denn man konnte sie nicht ohne Stasi, ohne Mauer und ohne Schießbefehl haben. Es war nicht alles schlecht in der DDR; aber man konnte sie nicht ohne das Schlechte haben.
Das hat für mich immer zur Konsequenz gehabt, zu sagen, dass die Mauer kein Bauwerk, sondern eine gebaute Menschenrechtsverletzung war.
Grenze und Mauer durch mein Vaterland waren für mich nie normal und immer inakzeptable Trennung eines Volkes. Es gab für mich nie zwei deutsche
In Ihren Anträgen wird immer nur eine Beschreibung geliefert. Das kennen wir schon. Ich habe fast schon ein Déjà-vu. Das haben Sie irgendwo abgeschrieben. Teilweise muss ich über Ihre Wortwahl schmunzeln. Es kam mir so vor, als hätten Sie einen Restspreißel des deutschen Bildungsbürgertums mal eben mit einbauen wollen, als Sie in Ihrem Antrag – ich zitiere – „das äußere Antlitz des Landes“ schrieben. Ich kenne das nur aus wunderbarer Prosa des 19. Jahrhunderts, aber mit Blick auf Frauen und nicht auf Länder.
Es mag sein, dass Sie diese Einstellung haben. Das sei Ihnen auch gelassen, Herr Tritschler; das ist mir völlig egal. Durch Ihren Antrag wird deutlich: Es ist eine Westbrille, die Sie aufhaben, und reine Retrospektive.
Wir Wessis müssen akzeptieren, dass viele Menschen in der DDR das ganz anders empfanden, weil sie dort ihr normales Leben lebten. Das war aus der rein subjektiven Wahrnehmung nicht immer schlecht.
Lassen Sie mich noch einen Satz hinterherschieben: Die Brüche, die die Menschen nach 1990 in ihrem ganz persönlichen Leben schultern mussten, hätten Sie von der AfD nicht bewältigen können; denn Sie haben noch nicht einmal die normale Entwicklung eines Landes in den letzten 20 Jahren hinbekommen. Das ist der große Unterschied.
Sie behaupten nun in Ihrem Antrag, dass das kein Thema gewesen sei – das haben Sie gerade auch noch einmal vorgetragen – und nur noch in Sonntagsreden thematisiert wurde.
Das ist – bei allem Respekt vor Ihrem jungen Alter damals – schlichtweg eine Unverschämtheit. Es gab nämlich nicht nur die Leute, die die berühmten Pakete geschickt haben. Ich bin in Ihrem Geburtsjahr über den Kurfürstendamm in Berlin mit der Deutschlandfahne in der Hand gefahren, als Breschnew in Ostberlin war, und habe für die deutsche Einheit demonstriert.
Und Sie machen jetzt einen auf dicke Hose, wenn ich das einmal salopp formulieren darf, Herr Präsident. Das ist unglaublich!
Zu Ihrer Freude darf ich aber auch sagen, dass ich 1986 vor dem Umweltministerium in Wiesbaden gestanden habe und dem damaligen Umweltminister von Hessen, Joschka Fischer, eine weiße YtongMauer vor die Tür gestellt habe, weil er damals sagte, es dürfe nicht mehr sein, dass Auslandsdeutsche nach Deutschland zurückkommen, obwohl er selber ein Ungarn-Deutscher war. Da haben wir eine Mauer
vor die Wand gestellt und haben demonstriert. Und Sie sagen nun, das wären nur Sonntagsreden gewesen? Nein, Herr Tritschler, so nicht!
Ein Satz steht dort drin. – Auch die Rolle des Papstes erwähnen Sie nicht. Da können Sie jetzt lange mit Ihrem Antrag wedeln. Den werden Sie dort nicht finden. Das waren die Türöffner zur Erlangung unserer deutschen Einheit. Diese Rolle wird in Ihrem Antrag nicht richtig deutlich.
Sie beschreiben viele Dinge und vergessen zum Beispiel einen Punkt, der das ganze gemeinschaftliche … Josef Neumann würde das mit großem Nicken bestätigen. Am Abend des Mauerfalls, am 9. November 1989, saßen Helmut Kohl und Horst Teltschik, mit dem ich letzte Woche noch einmal darüber gesprochen habe, in Warschau mit dem ersten frei gewählten Ministerpräsidenten Mazowiecki zusammen.
Dann fällt die Mauer, und Mazowiecki sagt, weil Helmut Kohl zögert, nach Berlin zu fahren: Herr Kohl, Sie müssen doch jetzt nach Hause; da ist in Berlin doch etwas… – Das sagt er als Pole mit der gesamten Vergangenheit im Rucksack.
Ich stimme Ihnen auch dezidiert nicht zu, dass die Kommunalwahl vom Mai die Initialzündung für eine oppositionelle Bewegung der DDR gewesen sei. Das stimmt schlichtweg nicht. Denn es gab in den Kirchenkreisen schon viel früher genau diese oppositionellen Kreise. Das kam nicht erst mit der Kommunalwahl. Das ist schlichtweg nicht richtig. Aber auf den Punkt wollen Sie gar nicht eingehen.
Auch solche Dinge wie zum Beispiel, dass viele Akteure in der DDR nicht primär die Einheit wollten, finden bei Ihnen überhaupt nicht statt. Diese Menschen wollten den berühmten Dritten Weg.
Sie wollten Verbesserungen der Lebensverhältnisse politisch und wirtschaftlich, aber in einer weiterhin unabhängigen DDR. Das findet bei Ihnen überhaupt nicht einmal Erwähnung. Auch die dramatischen Wendungen und Prozesse vielleicht in dem entscheidenden halben Jahr 1989, wo wir ein ganz kleines Zeitfenster hatten, das Helmut Kohl hervorragend ausgenutzt hat, werden Sie sich nicht einverleiben und für sich auf Ihre Seite ziehen können. Da stehen wir Christdemokraten vor. Machen Sie gar nicht erst den Versuch, Herr Tritschler.
In diesem halben Jahr, das man vielleicht mit dem Spruch „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, gehen wir zu ihr!“ wunderbar zusammenfassen kann, zeigt doch den ganzen Prozess, was da gerade passiert war. Das sind doch Dinge, die waren erdrutschartig.
Ich kann nur sagen, ich habe für die Allianz für Deutschland in Thüringen, in Erfurt, gearbeitet. Bei diesen Volkskammerwahlen im März 1990 kam eine Frau zu mir und sagte: Junger Mann, Sie müssen mir helfen, wie ich wählen muss. – Ich sagte: Nee, das müssen Sie schon alleine machen, gnädige Frau. Das sagte sie: Wissen Sie, ich wähle das erste Mal seit 57 Jahren wieder frei; ich weiß nicht, wie das geht.