Protocol of the Session on September 20, 2019

Jetzt mal ehrlich: Liebe SPD, glauben Sie wirklich, dass Sie mit dieser Aktuellen Stunde irgendwas zur Zukunft des Landes Nordrhein-Westfalen beitragen? Glauben Sie, dass Sie irgendwas beitragen,

(Zuruf von der SPD)

zum Beispiel zur Zukunft der Sozialdemokratie?

(Christian Dahm [SPD]: Es geht um das Infor- mationsrecht, Herr Kollege! – Weitere Zurufe)

Wegen Ihres Theaters habe ich seit Tagen das Gefühl, dass ich hier in einer Endlosschleife einer Baurechtsvorlesung feststecke – völlig vorbei am Thema, völlig vorbei an der Lebenswirklichkeit der Menschen. Glauben Sie, draußen versteht das einer?

(Beifall von der FDP und der CDU)

Das eigentliche Problem gerät völlig aus dem Blick.

(Christian Dahm [SPD]: Wie die ganze Rede!)

Wer im Hambacher Forst auf fremdem Eigentum mehrgeschossige Baumhäuser baut, mit Kot wirft, mit Zwillen schießt, Molotowcocktails wirft, Nagelfallen baut und Bäume fällt,

(Zurufe von der SPD)

dem geht es nicht um den Wald, liebe Leute, sondern dem geht es um die Systemfrage. Es geht denen um die Anarchie, und genau da müssen wir ran.

(Beifall von der FDP und der CDU – Zurufe von der SPD und der AfD)

Stattdessen werfen Sie der Landesregierung Widersprüchlichkeit vor.

Da sollten Sie sich lieber an die eigene Nase fassen, werte Kollegen der SPD. Es tut einem ja schon fast leid um den Zustand der ehemaligen Rechtsstaatspartei SPD.

(Zurufe von der SPD: Oh! – Weiterer Zuruf von der SPD: Da muss er selber lachen!)

Ich gebe Ihnen ein Beispiel.

(Zurufe von der SPD)

Hören Sie mal zu; dann werden Sie es merken.

Frau Kollegin Philipp, Ihr Beitrag gestern hier an diesem Pult – ich zitiere –: Das war … der überflüssigste Polizeieinsatz in der Geschichte des Landes.

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN – Mi- chael Hübner [SPD]: Völlig richtig!)

Ach, Herr Kutschaty, Sie applaudieren auch noch! Haben Sie es gesehen? Herr Kutschaty hat noch applaudiert. Ich wollte Sie gerade zitieren, denn

(Unruhe)

Frau Philipp, da hätten Sie besser mal auf Ihren Fraktionsvorsitzenden hören sollen – er hat diesen Polizeieinsatz immer lautstark verteidigt. Ich zitiere Sie einmal. 14.09. „Westdeutsche Zeitung“, Zitat Thomas Kutschaty:

„RWE habe einen Rechtsanspruch, und wenn der Energiekonzern die Bäume roden wolle, müsse der Rechtsstaat diesen Anspruch durchsetzen.“

(Zurufe von der FDP und der CDU: Oh! – Ge- genrufe von der SPD)

Genau! Schöner hätte man das nicht sagen können. Herr Kutschaty, ich stimme Ihnen völlig zu.

(Zuruf von der SPD)

Aber kaum wittern Sie irgendwo den Skandal, dann ist das alles vergessen, dann ist hier nur noch Schmierentheater, dann wird dem alles geopfert.

(Unruhe)

Noch etwas zu Ihrer Aussage „überflüssigster Polizeieinsatz aller Zeiten“, Frau Philipp: In Anbetracht dieses linksextremen Hintergrunds, den ich eben geschildert habe,

(Zuruf von der SPD: Brandschutz!)

kann ich eigentlich nur sagen, dass ich die Leistung unserer Polizei im Hambacher Forst alles andere als überflüssig finde.

(Beifall von der FDP und der CDU)

Ich finde solche Aussage eher eine Frechheit und sage Ihnen ganz deutlich: Ich bin den Beamtinnen und Beamten überaus dankbar für ihren gefährlichen Einsatz, den sie dort geleistet haben.

(Beifall von der FDP und der CDU – Zuruf von Norwich Rüße [GRÜNE])

Meine Damen und Herren, auf den Punkt gebracht: Da nisten sich absolut gewaltbereite Chaoten über Jahre in den Bäumen ein. Die rot-grüne Landesregierung macht nichts. Der SPD-Bauminister weist noch Baubehörden an, die ein mehrstöckiges Baumhaus – wohlgemerkt mit Küche und Heizung – richtigerweise als bauliche Anlage bewerten, diese rechtliche Ansicht gefälligst mal zu korrigieren – wahrscheinlich deshalb, damit die rot-grüne Landesregierung nicht einschreiten muss. Und jetzt werfen Sie ausgerechnet diesem Innenminister Täuschung vor. Das ist doch ein Scherz.

(Beifall von der FDP und der CDU – Zurufe von der SPD)

Sie machen hier ein fürchterliches Theater wegen Einsichtsrechten und Widersprüchen, die es gar nicht gibt.

(Zurufe von der SPD: Ha, ha!)

Am Ende wissen wir doch alle, was wirklich dahintersteckt.

Meine Damen und Herren, Sie haben mit Ihrer rotgrünen Leitentscheidung die Axt an den Hambacher Forst gelegt.

(Zuruf von der SPD)

Sie haben danach jahrelang nichts unternommen, und jetzt wollen Sie der Öffentlichkeit das Gegenteil verkaufen. Sie wollen hier und heute über Widersprüchlichkeiten reden. Das ist an Widersprüchlichkeit nicht zu überbieten. Das merken Sie selbst. – Vielen Dank.

(Anhaltender lebhafter Beifall von der FDP und der CDU)

Vielen Dank, Herr Kollege. – Für die Landesregierung erteile ich Herrn Minister Reul das Wort.

(Zuruf von der SPD: Unglaublich! – Weitere Zurufe von der SPD – Gegenrufe von der CDU – Glocke)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erstens: Sie greifen mich seit Wochen und Monaten an. Ich habe ein Recht, darauf zu antworten.

(Beifall von der CDU und der FDP – Zuruf von der SPD)

Das hätten Sie wohl gerne, dass ich sprachlos wäre.

Zweitens.

(Zuruf von der SPD: Ein Wunderheiler!)