Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Parlament ist sich, so unterschiedlich sich das gerade angehört hat, auch in dieser Frage einiger, als das gleich bei der Abstimmung aussehen wird. Denn alle Fraktionen und die Landesregierung wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit vernünftig, ordentlich, möglichst lesbar, flüssig schreiben können sollen. Da sind wir uns einig. Das möchte ich erst mal feststellen.
Wir sind uns sogar darin einig, dass es keine Monokausalität bei der Wahl einer bestimmten Methode gibt, wie die Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer diese Kompetenzerwartung erreichen, die in Nordrhein-Westfalen und auch in der Kultusministerkonferenz festgeschrieben ist. Das ist also eine bundesweite Zielsetzung.
Wir sind uns auch noch einig gewesen, keinen Grund zu haben, den Grundschulen zu unterstellen, dass sie das nicht ernst nähmen, dass sie das nicht tun wollten und nicht darauf hinarbeiten würden.
Jetzt kommt der Unterschied: Wodurch stellen wir fest, warum welcher Mensch wie zu welcher Zeit schreibt? Ich bitte Sie, gedanklich einen Praxistest mitzumachen. Angenommen, wir würden alle Abgeordneten einmal etwas schreiben lassen – welchen Satz auch immer – und eine Unterschrift. Ich behaupte, es gäbe viele Hundert verschiedene Schriften, die wir unterschiedlich schön finden.
Wir sind uns auch einig, wir sind nicht die letzten fünf Jahre in die Schule gegangen. Die Schrift hat also mit den Landesregierungen nicht so furchtbar viel zu tun.
Aber mit einer rein statistischen Datenerhebung herauszufinden: „Warum ist die Schrift bei diesen Menschen so geworden, wie sie ist?“, das halten wir von der Regierung nicht für zielführend. Dankenswerterweise hat Herr Marsching das auch für die Piraten erklärt.
Das war die Differenzierung, die wir im Ausschuss vorgenommen haben: dass wir sehr wohl ein Interesse an Forschung haben, das herauszubekommen, aber nicht mal eben Daten erheben wollen, weil man damit nicht erfahren wird: Liegt es an dieser Grundschule oder am familiären Umfeld oder am Bewegungsmangel? – Ihnen geht es um einfache Schuldzuweisungen und nicht um die Lösung des Problems. Das finde ich an dem Beitrag sehr irritierend.
Angeblich soll in Amerika alles anders sein. Schauen wir uns also die Handschriften der amerikanischen Präsidenten der letzten Jahrhunderte an! Obamas Unterschrift finde ich auch irgendwie komisch. Liegt es daran, dass er Linkshänder ist, daran, dass er in Chicago aufgewachsen ist, oder daran, in welche Grundschule er gegangen ist?
Ich will damit deutlich machen, dass die Lösung des Problems nicht so einfach ist, wie Sie das hier mal eben in den Raum stellen:
Erfasst mal Daten, und dann wird das Problem gelöst! Deshalb lehnen die Regierungsfraktionen diesen billigen Vorstoß zur Lösung und zur Arbeit an diesem wichtigen Punkt ab. Die Landesregierung kann das nur ausdrücklich begrüßen.
Vielen Dank, Frau Ministerin Löhrmann. – Wir sind am Ende der Debatte. Es gibt keine weiteren Wortmeldungen.
Damit kommen wir zur Abstimmung. Der Ausschuss für Schule und Weiterbildung empfiehlt in Drucksache 16/8662, den Antrag Drucksache 16/7155 abzulehnen. Wir kommen somit zur Abstimmung über den Antrag selbst. Wer stimmt dem Antrag zu? –
CDU und FDP. Wer stimmt dagegen? – SPD, Grüne und Piraten. Gibt es Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Damit ist der Antrag Drucksache 16/7155 abgelehnt.
Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Thema „Digitalisierung von Bildung“ hat unzweifelhaft – das haben wir in den letzten Monaten in vielen Debatten erlebt – an Bedeutung gewonnen. An den ersten Onlinekursen der Stanford University nahmen bereits Ende 2011 über 200.000 Personen teil. In der Folge entstanden die ersten Organisationen, die sogenannten „Massive Open Online Courses“, sogenannte MOOCs.
Für uns bieten diese MOOCs das Potenzial, die Angebote der Präsenzhochschulen zu ergänzen. Ich sage das auch deshalb, weil wir bedauerlicherweise in Nordrhein-Westfalen die schlechteste Professor-Studierenden-Relation bundesweit aufweisen. Im Schnitt kommen auf einen Professor 89 Studierende.
nicht den persönlichen Austausch zwischen Studenten und Dozenten gänzlich ersetzen; nichtsdestotrotz können sie eine didaktische Brückenfunktion einnehmen.
Andere Bundesländer treiben die Chancen der Digitalisierung organisatorisch und inhaltlich voran. In der Strategie BAYERN DIGITAL definiert die bayerische Landesregierung zentrale Handlungsfelder. Neben der Breitbandversorgung und der Sicherheit steht der gezielte Ausbau von Forschung und Qualifizierung im Fokus. Im Zentrum für Digitalisierung in Garching entsteht ein bayernweites Wissenschaftsnetzwerk.
In Hamburg will der Senat 2015 alle staatlichen Hochschulen in einer Open Online University auf einer gemeinsamen Plattform zusammenführen. Das Konzept verbindet Präsenzlehre mit den digitalen Technologien. Zudem gibt es immer mehr private Anbieter wie das Internet Start-up „iversity“, das MOOCs kostenfrei anbietet.
Wie sieht es bei uns aus? In Nordrhein-Westfalen fehlt jede schlüssige Strategie. Wenn Sie zuhören würden, wäre Ihnen nicht entgangen, was andere Bundesländer machen. Bei uns passiert nichts. In Nordrhein-Westfalen dominieren Insellösungen, die auf einzelnen Initiativen der jeweiligen Hochschulen beruhen. Es wurde versäumt, Schwerpunkte zu setzen. Nordrhein-Westfalen ist in der Digitalisierung offline.
Frau Schulze, Sie haben wirklich Ihre Zeit damit verbracht, Hochschulen zu gängeln, zu reglementieren und sie mit Vorschriften – die nebenbei auch keiner haben möchte – zu überziehen, damit Sie Ihre links-grünen Ideen der Hochschule umsetzen können. Aber beim Thema „Digitalisierung“ haben Sie komplett versagt. Dabei hätten Sie bei diesem Thema doch jetzt endlich einmal aus Ihrer Zentrale in Düsseldorf – aus der heraus Sie doch so gerne planen und Weichenstellungen setzen wollen – endlich einmal Impulse setzen können. Das haben Sie nicht gemacht!
Das sichtbarste Zeichen – wir haben das eben drei Tagesordnungspunkte vorher behandelt – sind die Planungsgrundsätze für den Landeshochschulentwicklungsplan, in denen dieses prüfungsrelevante Thema erst gar nicht auftaucht. Ihre Blindheit gegenüber diesem Thema ist deshalb nicht nur höchst bedauerlich, es stellt eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen dar.
Wir benötigen politische Rahmenbedingungen, die eine hochschulübergreifende Vernetzung, einheitliche Standards, zeitgemäße Soft- und Hardware sowie eine – das ist das Allerwichtigste; das sagen Ihnen alle Rektoren – organisierte Kooperation beinhalten. Von mir aus nennen Sie es Planung; aber da, wo Sie planen wollen, haben Sie dies ja gar nicht dabei! Sie planen alles Mögliche, zum Beispiel
im Bereich „Gender“. Das Thema „Digitalisierung“ aber kommt, wenn Sie denn überhaupt planen wollten, überhaupt nicht vor. Von daher ist Ihre Planung nicht nur überflüssig, sie ist auch noch schlecht.
Ich komme zum restlichen Kabinett. Frau Kraft redet immer von Digitalisierung. In ihrer konkreten Politik und auch bei Ihnen kommt dieser Punkt nicht vor. Hier klafft eine riesige Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das ist bedauerlich für diejenigen, die ihre Lernwege einfacher in persönlichen Erfolg umsetzen wollen.
Wir lassen ungeheure Potenziale im Wissenschaftsbereich liegen. Deshalb fordern wir Sie auf: Beenden Sie den Stillstand im Bereich „Digitalisierung des universitären Lernens“. Hören Sie auf zu reden, handeln Sie endlich! Damit wäre allen geholfen. – Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Welche Bedeutung dieses Thema für die CDUFraktion hat, wird schon daran deutlich, wie viele hochschulpolitische Kollegen und Kolleginnen dieser Debatte folgen.
Ich will an dem Punkt gerne ergänzen: Herr Laschet war ja gerade in den USA. Natürlich ist – wenn man sich die Presseberichterstattung angeschaut hat – die Erwartungshaltung gewesen, dass er von dieser Reise wegweisende Erkenntnisse mitbringt, die dann auch in die entsprechenden Debatten seiner Fraktion überfließen, damit wir uns dann in diesem Haus damit befassen können. Das gilt natürlich besonders für ein Thema wie „Digitalisierung im Wissenschaftsbereich“, Herr Dr. Berger.
Aber schon der erste Blick auf den ersten Satz dieses Antrags zeigt etwas anderes. Ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten: „In den zurückliegenden Jahren hat das Thema Digitalisierung von Bildung an Bedeutung gewonnen.“- Ehrlich, dieser Satz ist an Banalität nicht zu überbieten. Das ist richtig großes Kino, was uns da der Weltreisende aus Silicon Valley mitgebracht hat!
Zumindest aber klappt die Copy-and-paste-Funktion bei Ihnen so langsam, Herr Dr. Berger; denn der Verweis auf die Auseinandersetzung über das Hochschulzukunftsgesetz durfte natürlich in der beliebten, aber langweilenden Tonalität nicht folgen. An Niveau gewinnt Ihr Antrag dadurch nicht!
Westfalen auseinanderzusetzen, wird erneut ausführlich auf das angeblich bildungspolitisch vorbildliche Bayern abgehoben. Sie versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen die Entwicklung nicht in ausreichendem Maße angenommen und antizipiert hat.
Dieser Vorwurf trifft aber nicht die Landesregierung, sondern die Hochschulen unseres Bundeslandes, die im Rahmen ihrer Autonomie selbstverständlich auch für die Strategien im Themenfeld „Digitalisierung“ verantwortlich zeichnen.