Protocol of the Session on September 13, 2012

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserer heutigen, achten Sitzung des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Mein Gruß gilt insbesondere den Gästen auf der Zuschauertribüne sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Medien.

Für die heutige Sitzung haben sich sieben Abgeordnete entschuldigt; ihre Namen werden wir in das Protokoll aufnehmen.

Wir treten in die Beratung der heutigen Tagesordnung ein.

Ich rufe auf:

1 Regierungserklärung

Nachdem die Ministerpräsidentin in der gestrigen Plenarsitzung ihre Regierungserklärung zur

16. Wahlperiode eingebracht hat, ist für heute die Aussprache darüber vorgesehen. Gemäß der Vereinbarung und unserer Geschäftsordnung beginnt der Fraktionsvorsitzende der größten Oppositionsfraktion. Damit erteile ich sehr gerne Herrn Kollegen Laumann das Wort.

(Beifall von der CDU)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Kraft, wenn ich richtig gerechnet habe, sind Sie heute 792 Tage im Amt.

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN)

Wenn man eine solche Zeit im Amt ist,

(Hans-Willi Körfges [SPD]: Pfiffikus!)

sollte man – so habe ich gedacht – eigentlich wissen, wie der Hase läuft.

(Beifall von der CDU)

Deshalb war ich – wie viele andere – sehr gespannt auf Ihre Regierungserklärung gestern. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Ich fand diese Regierungserklärung enttäuschend.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Ich habe den Eindruck – er wird heute auch durch viele Pressekommentare bestätigt –, dass Sie schlicht und ergreifend kein Bild darüber haben, wo Nordrhein-Westfalen in 20 Jahren stehen soll.

(Beifall von der CDU)

Es fehlen einfach die langen Linien. In der Regierungserklärung haben Sie gestern unendlich viele

Themen angesprochen. Aber die zentralen Antworten fehlen.

Sie haben über Klimaschutz gesprochen, aber kein Wort zum EEG und zu weiter steigenden Belastungen der Bürgerinnen und Bürger und der Unternehmen gesagt.

Sie haben über die Energiewende gesprochen, aber kein konkretes Wort über Kraftwerke und ganz besonders über die Zukunft der Investitionsruine in Datteln gesagt.

(Beifall von der CDU und der FDP – Hans- Willi Körfges [SPD]: Das ist die Rede vom letzten Mal!)

Sie haben über den Wirtschaftsstandort gesprochen und kein einziges Wort zur Industrie gesagt.

(Zurufe von der SPD)

Sie haben – ich komme gleich noch darauf zurück – vom Ausbau der Windkraft gesprochen, aber Sie haben verschwiegen, dass Ihr Minister Remmel diesen Ausbau mit seiner ganzen bürokratischen Macht verhindert. Gucken Sie einmal in die Orte, in denen wir noch Windkraftvorranggebiete einrichten können!

(Beifall von der CDU)

Sie haben über Sicherheit gesprochen, aber kein Wort zu den Salafisten in NRW gesagt, die gerade dabei sind, unsere Gesellschaft systematisch zu unterwandern.

(Beifall von der CDU)

Sie haben beiläufig über den Haushalt gesprochen, aber kein Wort darüber gesagt, wo Sie sparen wollen.

(Beifall von der CDU)

Sie haben über Vorbeugen und Prävention gesprochen, aber Sie haben sich in unzähligen Modellprojekten, Aktionen und Initiativen verloren. Die wichtigste Zukunftsvorsorge besteht nicht in zusätzlichen Beratungsstellen, regionalen Handlungskonzepten und Modellprojekten. Ob Jugendliche – wie in Ihrem Beispiel Max – wirklich mit Initiativen wie „Kurve kriegen“ oder „Elterntraining“ nachhaltig geholfen ist, will ich bezweifeln. Ohne einen gesunden Staat haben Max und seine Generation keine Zukunft.

(Beifall von der CDU)

Sie haben kein Konzept zur Bewältigung der Schuldenkrise.

Sie haben kein Konzept für ein gutes Leben im demografischen Wandel.

Sie haben kein Konzept für eine wettbewerbsfähige Versöhnung von Ökologie und Ökonomie.

(Beifall von der CDU)

Sie haben kein Konzept für eine Gesellschaft, die ihren Wohlstand in Zukunft bei geringeren Wachstumsraten erhalten und pflegen muss.

Frau Kraft, die fortgesetzte Weigerung, den Haushalt in Ordnung zu bringen uns aus roten Zahlen endlich wieder schwarze Zahlen zu machen, ist schlichtweg verantwortungslos.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Sie missachten den Willen und die Interessen zukünftiger Generationen, ihr Leben selbst zu gestalten und selbst zu entscheiden.

Mit jeder neuen Verschuldung, die Sie machen, schränken Sie die Handlungsspielräume der nachfolgenden Generationen von Landtagsabgeordneten, über die Staatseinnahmen in einigen Jahren zu entscheiden, ein.

(Beifall von der CDU)

Sie stopfen den Kindern den Rucksack mit Schulden voll und reden viel über Prävention. Frau Kraft, Ihr Griff ins Portemonnaie unserer Kinder ist keine Prävention, sondern Diebstahl an ihrer Zukunft.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Ich habe dieser Tage in einer großen deutschen Zeitung gelesen, was Kerstin, 29 Jahre alt, von der Politik verlangt. Sie schrieb:

„Meine Generation erbt Schulden in Billionenhöhe, die ihr die reichsten Eltern aller Zeiten hinterlassen werden, weil die das Sparen lieber auf die Zukunft verschieben. Wir Jungen sollen aber nicht nur die Schulden bezahlen, wir sollen auch noch das Klima retten, auf dessen Kosten sich unsere Eltern und Großeltern immer neues Wachstum und immer mehr Wohlstand gesichert haben. Und dann sollen wir uns bitte noch ganz schnell vermehren, weil die Älteren zu wenig Kinder zur Welt gebracht haben. Sonst noch was?“

Frau Kraft, wann fangen Sie eigentlich an, die Sorgen dieser jungen Generation ernst zu nehmen?

(Beifall von der CDU und der FDP)

Wann hören Sie auf, als Regierungschefin etwas zu tun, was gute Eltern niemals tun würden, nämlich ihre Kinder ihre Rechnungen für ihr Auto, für ihre Wohnung, für ihren Kühlschrank, für ihren Haushalt und für ihren Lebenswandel bezahlen zu lassen? Mit Ihrer Politik hinterlassen Sie unbezahlbare Rechnungen ohne Ende und Kredite und Schulden in Milliardenhöhe.

Zur Wahrheit gehört auch – Zitat aus der „Rheinischen Post“ –: