Deswegen ist es wichtig, dass wir das Hochschulzukunftsgesetz entsprechend gestaltet haben: damit auch diese Bedarfe sichergestellt werden können. Das gehört zu einem Maßnahmenpaket. Und es ist in der Tat eine mittel- und langfristige Aufgabe, die wir gemeinsam stemmen wollen. Deswegen freue ich mich auf die Beratung im Ausschuss.
Abgeordnete, die, ohne meine Frage gehört zu haben, entscheiden, dass sie eine Zwischenfrage annehmen, mag ich besonders. Herrlich! – Herr Ellerbrock will Ihnen eine Zwischenfrage stellen.
Schönen Dank. – Frau Beer, Sie hatten ausgeführt, dass die MINT-Fächer in einer bestimmten Schulform, die Sie sehr präferieren, in besonderem Maße verankert seien. Von den Naturwissenschaften kommend habe ich gelernt: Wenn ich eine Zahl mit null multipliziere, ist das Produkt null. Die Planoptik, dass die MINTFächer in den Stundenplantafeln verankert sind, nützt bei null Lehrern also überhaupt nichts. Das Produkt ist dann null. Darum ging es doch im Endeffekt: dass die Lehrer fehlen!
Herr Ellerbrock, wenn die Zahlen, die Sie für Ihre Berechnung einsetzen, nicht stimmen – denn wir stehen nicht bei null –, dann sind auch Ihre Ausführungen hinfällig.
Ich habe deutlich gesagt: Wir haben Schulen, deren Curricula verpflichtenden Unterricht in den MINTFächern vorsehen. Und es ist doch selbstverständlich, dass der Lehrer oder die Lehrerin diesen Unterricht dann dort auch gibt. Aber das Angebot für die Schüler, der Stellenwert in der Schule, das ist etwas Wesentliches. Das sollten wir auf alle übertragen. In der Realschule gehören die MINT-Fächer leider zusätzlich nur zum Wahlpflichtbereich. In den Real
schulen gibt es zwar viele Angebote, die werden aber längst nicht von allen angenommen. In den Gymnasien haben wir auch Wahlpflichtbereiche.
Die Frage ist, wie man das weiter stärken kann, damit es überall ankommt. Die Gymnasien haben sich mit guten Initiativen auf den Weg gemacht und nehmen zum Beispiel an der bundesweiten Aktion auch der Telekom-Stiftung teil – es gibt 10.000 € Fördergelder –, beteiligen sich an der JuniorIngenieur-Akademie. Nordrhein-Westfalen stellt da das Gros aller Schulen aus der Bundesrepublik: von 68 beteiligten Schulen sind 34 aus NRW.
Wir haben also vieles zu bieten. Aber nehmen Sie auch mal zur Kenntnis, dass es da in bestimmten Schulformen ganz besondere strukturelle, gute Vorbereitungen gibt. Darüber sollten Sie sich eigentlich freuen. – Danke schön.
Vielen Dank, Frau Beer. – Als nächster Redner ist auf der Liste Herr Kollege Marsching für die Piratenfraktion angekündigt.
Vielen Dank. – Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer auf der Tribüne und am Stream! Zunächst mal freut es mich, dass ich die FDP loben kann. Frau Gebauer, ich finde es sehr wichtig, dieses bedeutsame Thema, heute im Plenum zu besprechen und zu überlegen, wie wir jungen Menschen die Botschaft vermitteln, dass MINTFächer eine gute Option bei der Berufswahl sind. Es ist auch wichtig, dass wir im Ausschuss darüber reden.
Die Zahl der Studienanfänger im MINT-Bereich ist gestiegen; das haben wir gestern auch in der Regierungserklärung gehört. Allerdings scheint das bei Lehramtsstudiengängen nicht bzw. nicht in ausreichendem Maße der Fall zu sein; die Studie von Prof. Klemm hat ja darauf hingewiesen.
Die MINT-Fächer und die MINT-Studiengänge sind wichtig für NRW. NRW ist ein Technologiestandort; ich hoffe, da sind wir uns alle einig. Deshalb ist auch die Sicherstellung einer guten Bildung im
Die Forderung ist aber durchaus berechtigt: Wir müssen die MINT-Lehramtsstudiengänge viel stärker in den Fokus nehmen und dafür werben, dass junge Menschen in solche Studiengänge gehen. Die beste Werbung wäre allerdings – davon bin ich fest überzeugt –, für die Lehrkräfte gute Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass das Lehramt insgesamt als attraktiver Beruf erkennbar ist und damit auch MINT-Lehramtsstudiengänge begonnen werden. Ansonsten hilft alle Werbung für diesen Bereich herzlich wenig.
Die Gewinnung von Lehrkräften im MINT-Bereich leidet an der Konkurrenz. Denn dagegen stehen attraktive Stellen in der Forschung und in der freien Wirtschaft. Die FDP schlägt vor, Anreize zu entwickeln. Ich frage: Was sind das für Anreize? Sie reden davon, Mädchen stärker einzubinden, mit dem Ausland und mit der Wirtschaft zu kooperieren. In der Wirtschaft würde man einfach das Einkommen verbessern. Das ist in der Schule mit den Angestellten im öffentlichen Dienst und den verbeamteten Lehrern leider nicht so leicht. Also: Wie soll das funktionieren? Im Moment sehe ich da noch keine Antworten. Ich hoffe, dass wir in der Debatte im Ausschuss noch ein bisschen weiterkommen.
Wichtig ist, weniger Studienabbrecher zu haben; das haben wir gerade schon besprochen. In der Studie von Prof. Klemm werden Maßnahmen empfohlen: Die Qualität der Lehre soll erhöht werden, die Studienbetreuung soll verbessert werden. Aber das Potenzial sollte man meiner Meinung nach nicht überschätzen. Denn die Motive für die Aufnahme und den Abbruch eines Studiums sind sehr vielfältig. Es bleibt die Frage offen – darüber müssen wir diskutieren –: Welche Maßnahmen helfen am Ende?
Besonders wichtig ist – auch darüber haben wir gestern im Rahmen der Regierungserklärung gesprochen –, über Informatikunterricht und über Programmieren an Schulen zu reden. Die Frau Ministerpräsidentin hat ja gestern das Projekt „Programmieren an der Grundschule“ schon angekündigt.
Wichtig ist in dem Punkt auch: Wir müssen uns ein Gesamtbild darüber machen, wie die neuen, die digitalen Kulturtechniken an Schülerinnen und Schüler vermittelt werden, wie das Interesse geweckt und erhalten werden kann. Von daher muss in dem Bereich ganz klar eine Stärkung herbeigeführt werden. Das ist die Zukunft. Die Kinder, die Heranwachsenden müssen sich in dem Bereich frei entwickeln, frei bewegen können. Da müssen wir auch als Politik genau hinsehen.
Wir haben mit dem Antrag die Möglichkeit, eine Bestandsaufnahme zu machen und uns anzugucken: Wo stehen wir eigentlich? – Wir wissen alle, wo wir hinwollen. – Und was können wir eigentlich tun, um die Situation im MINT-Bereich zu verbessern?
Ich freue mich auf die Beratung im Ausschuss und hoffe, dass wir gemeinsam zu guten Ergebnissen kommen.
Als Letztes möchte ich Herrn Feuß ansprechen. Sie haben gerade eines vergessen, zu sagen: Man darf den Bierdeckel erst loslassen, nachdem man das Glas umgedreht hat – es sei denn, bei Ihrem Projekt soll immer das Ergebnis „nasse Hose“ herauskommen, dann wäre das natürlich immer ein erfolgreiches Experiment. – In diesem Sinne vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch ich bin erfreut über die Tonlage: weg vom Alarmismus hin zu dem, wie wir das angehen sollten und müssen, sei es im Bereich Technik, MINT oder Informatik, nicht aktionistisch, sondern systematisch und nachhaltig. Das ist bei diesem Thema im Grunde wie bei allen schul- und bildungspolitischen Themen die richtige Herangehensweise.
Dann geht eben eines auch nicht, Frau Gebauer – das haben wir gestern ja auch gehört –: Die Erfolgsmeldung, dass wir seit 2010 in dem Bereich 50 % mehr Studienanfänger haben, wird positiv bei Herrn Pinkwart verortet. Grundlage für die Ergebnisse der Studie, die Sie noch mal zitiert haben, sind aber, glaube ich, die Daten von 2012. Es kann also nicht sein, dass das nichts mit Frau Sommer zu tun haben soll, die vorher im Amt war. Ich finde, es wäre ehrlicher, wenn wir nicht versuchen würden, diese große Herausforderung, die wir gemeinsam haben, parteipolitisch zu instrumentalisieren. Das hilft nämlich nicht weiter.
Manchmal wundert man sich. Im Schulausschuss hatten wir, wie ich finde, eine sehr sachliche Diskussion in der Frage der Technik: Wo stehen wir da, wie geht es weiter? – Hinterher aber las man dann Presseerklärungen, die auch diesen Alarmismus beschwörten. Ich glaube, das tut der Sache nicht gut. Die Menschen sind froh, wenn die Politik an einem Strang zieht und gemeinsame Linien verfolgt. Darauf kommt es gerade bei diesem Thema maßgeblich an. Deswegen werbe ich auch sehr massiv darum.
Die Grundlagen der Studie von Prof. Klemm sind nicht ganz neu – trotzdem ist das eine wertvolle Studie –; sie sind aber vor allem nicht allein auf NRW bezogen. Das müssen wir uns auch klarmachen. Sonst müsste es ja in Schleswig-Holstein oder in Hessen jetzt auf einmal sehr viel besser sein, weil da fünf Jahre lang die FDP für das Bildungsressort verantwortlich war. Ich glaube, wir täten der Sache einen Gefallen, wenn wir das anders anlegen würden.
Ich will drei Punkte nennen, was wir schon gemacht haben – die Latte der Maßnahmen ist aber viel länger; darauf werden wir im Ausschuss ausführlicher eingehen –:
tierte Unterrichtsentwicklung in den MINTFächern“ – übrigens in enger Kooperation mit dem von der Telekom-Stiftung geförderten Mathematischen Institut –; für die guten Fortbildungskonzepte, die Sie anmahnen, Frau Gebauer – ich kann es Ihnen nicht ersparen –, braucht man nämlich ein Landesinstitut, in dem das entwickelt werden kann; das hatten Sie abgeschafft, das ist von Landesseite überhaupt nicht systematisch angegangen worden
Abiturienten sowie bei Studiengangwechslern auf Jobmessen. Auch persönlich werbe ich landauf, landab dafür; gucken Sie sich die Terminhinweise an. Wir müssen jungen Leuten, die Interesse an den Fächern haben, immer sagen: Mensch, angesichts der Begeisterung, die ihr für die Fächer habt, überlegt euch doch, Lehrerin oder Lehrer zu werden.
Meine Damen und Herren, niemand ruht sich hier aus, als wären wir sozusagen schon am Ziel dessen, was wir erreichen wollen.
Insgesamt geht es – erstens – um eine Steigerung der Attraktivität der MINT-Fächer in der Gesellschaft. Das ist nicht allein eine schulische oder eine politische, sondern das ist eine gesamtgesellschaftliche Fragestellung.
Zweitens. Der Unterricht in den MINT-Fächern muss noch praxisnäher und anwendungsbezogener werden. Ich freue mich, dass mir letztens eine Gymnasialleiterin aus Euskirchen geschrieben hat: Wie schön, dass Sie uns erlaubt haben, fächerübergreifend zu arbeiten; denn das erreicht die jungen Leute manchmal viel breiter. Es ist gut, dass wir das auch am Gymnasium wieder dürfen. – Das ist vielleicht eine wichtige Rückmeldung für Sie; denn Sie hatten das abgeschafft.
Zum Thema „MINT-EC-Schulen“: Die Gesamtschulen waren von der CDU/FDP-Landesregierung von der Teilnahme an solchen Programmen ausgeschlossen worden. Angesichts dessen finde ich, ist das hier von Ihnen ein bisschen einseitig dargestellt worden.
Der dritte Punkt, der natürlich auf der Tagesordnung bleibt, ist, dass wir die Studienabbrecherquoten in den MINT-Fächern weiter senken wollen.
Wenn wir in diesen Fragen einen Konsens haben – den sollten wir im Schulausschuss versuchen herzustellen –, dann erweisen wir der Sache den bestmöglichen Gefallen: für die Jugendlichen, für diese wichtigen Zukunftsfelder und natürlich auch für unsere Gesellschaft insgesamt. – Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Frau Ministerin Löhrmann. – Damit sind wir am Ende dieser Debatte und kommen zur Abstimmung.
Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags Drucksache 16/7776 an den Ausschuss für Schule und Weiterbildung – federführend –, an den Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk sowie an den Ausschuss für Innovation, Wissenschaft und Forschung. Die abschließende Abstimmung soll im federführenden Ausschuss in öffentlicher Sitzung erfolgen. – Wer das so beschließen will, der hebe jetzt die Hand. – Wer stimmt dagegen? – Niemand. Enthält sich jemand? – Das ist auch nicht der Fall. – Dann ist das einstimmig so überwiesen.