Protocol of the Session on March 28, 2014

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie herzlich zu unserer heutigen, der 55. Sitzung des Landtags Nordrhein-Westfalen. Mein Gruß gilt unseren Gästen auf der Zuschauertribüne sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Medien.

Für die heutige Sitzung haben sich sechs Abgeordnete entschuldigt; wie immer werden wir deren Namen in das Protokoll aufnehmen.

Wir treten damit in die Beratung der heutigen Tagesordnung ein.

Ich rufe auf Tagesordnungspunkt

1 Landesregierung darf beim Breitbandausbau

nicht weiter auf der Bremse stehen

Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/5355

Die Fraktionen von CDU und Piraten haben mit Schreiben vom 24. März dieses Jahres gemäß § 95 Abs. 1 unserer Geschäftsordnung zu einem aktuellen Thema der Landespolitik eine Aussprache beantragt.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Redner vonseiten der antragstellenden CDU-Fraktion Herrn Kollegen Schick das Wort.

Vielen Dank. – Liebe Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister Duin, wir müssen heute wieder einmal über das schnelle Internet reden. Denn das ist das Netz, das bei Ihnen nicht funktioniert. Ich könnte es auch so formulieren: Das einzige Netz, das bei Ihnen intakt ist, sind die Spinnenweben auf den Arbeitsmappen zum Tema „Breitbandausbau“.

(Beifall von der CDU)

Obwohl: Ein wenig Staub haben Sie ja dann doch aufgewirbelt, als Sie zum runden Tisch eingeladen haben. Aber, Herr Minister, die Zeit des Kaffeetrinkens am runden Tisch ist vorbei. Es muss endlich gehandelt werden.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Mangels eigener Ideen von Ihnen haben Ihnen die CDU, die Piraten und die FDP in einem Antrag einen Weg aufgezeigt. 10 % der EFRE-Mittel können verwendet werden, um etwas für den flächendeckenden Breitbandausbau zu tun.

Bislang haben Sie sich dahinter versteckt, dass das rechtlich nicht möglich sei. Aber diese Argumentati

on ist in der letzten Sitzung des Wirtschaftsausschusses wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Im Fachgespräch des Wirtschaftsausschusses haben Ihnen die Experten klipp und klar gesagt, dass EFRE-Mittel für den flächendeckenden Breitbandausbau verwendet werden können.

In einer Pressemitteilung schreiben Sie – ich zitiere aus Ihrer Pressemitteilung vom 18. März –:

„Das Programm Wachstum und Beschäftigung ist das wichtigste wirtschafts- und strukturpolitische Instrument in NRW in den nächsten Jahren. Wir wollen es nutzen, um insbesondere unsere mittelständische Wirtschaft voranzubringen, Innovationen in wichtigen Leitmärkten zu unterstützen, den Klimaschutz und benachteiligte Stadtteile zu fördern.“

Ich frage Sie: Hilft ein gutes Breitbandnetz mittelständischen Unternehmen? Fördert schnelles Internet Innovationen? Sind Stadtteile mit fehlenden Breitbandanschlüssen benachteiligt? Ich glaube, die Antworten sind eindeutig. Das Schlimme ist, dass Nordrhein-Westfalen hier einen erheblichen Nachholbedarf hat. Das wird schon deutlich, wenn man auf die Privathaushalte blickt. 16 MBit/s braucht man, wenn man über das Internet Fernsehen schaut und nebenbei vielleicht noch im Internet surft. Das haben noch nicht einmal 70 % aller Haushalte im halbstädtischen Bereich. Im ländlichen Bereich sind über 40 % der Haushalte unversorgt. Sie haben nicht die notwendigen 16-MBit

Leitungen.

Meine Damen und Herren, das Problem potenziert sich, wenn ich mir die Gewerbegebiete anschaue. Die Gewerbegebiete befinden sich häufig in städtischen Randlagen. Das heißt, dort ist die Versorgung im Durchschnitt noch wesentlich schlechter, und die Datenraten, die von Unternehmen benötigt werden, sind noch einmal wesentlich höher.

Das ganze Problem haben Sie freundlicherweise in der Beantwortung einer Kleinen Anfrage am Ende des vergangenen Jahres noch einmal deutlich gemacht.

Ich habe mir die Zahlen für den Märkischen Kreis angeschaut. Der Märkische Kreis – nur zur Information – gehört zu den drei stärksten Wirtschaftsregionen überhaupt in Deutschland. Herr Minister, das wissen Sie natürlich. Sie versuchen ja, dort durch Besuche mit abnehmendem Erfolg die Mittelstandsfreundlichkeit Ihrer Landesregierung immer wieder unter Beweis zu stellen,

(Beifall von der CDU)

aber, wie gesagt, mit abnehmendem Erfolg.

Die Technische Universität München hat sogar festgestellt, dass der Märkische Kreis die innovativste Region, der innovativste Kreis in Deutschland ist. Das bedeutet natürlich einen entsprechenden Bedarf an Datenraten. Wenn man sich die Beant

28.03.2014

wortung der Kleinen Anfrage anschaut – Sie selbst haben im Koalitionsvertrag angekündigt: 50 MBit/s für ganz Nordrhein-Westfalen. Und die Zahlen im Märkischen Kreis, in dieser innovativen Region, sind wie folgt: für Meinerzhagen 0 %. Ein paar Meter weiter in Kierspe sind es immerhin 0,04 %. Und in Balve sind es „sensationelle“ 1,02 %. Das zeigt, wie stark diese Region dank Ihrer Politik mittlerweile abgehängt ist, obwohl diese Unternehmen weltweit operieren.

(Beifall von der CDU – Vereinzelt Beifall von der FDP)

Jetzt kann man natürlich sagen, der Märkische Kreis ist ein Einzelbeispiel. Aber wir können zum Beispiel in den Ennepe-Ruhr-Kreis schauen, auch keine Region fernab von jedweder Industrie. Das ist kein Vulkan in der Eifel, sondern auch ein Herzstück der Industrie in Nordrhein-Westfalen. Dort gibt es das Gewerbegebiet Oelkinghausen, in dem die Weltmarktführer biw Isolierstoffe und ALANOD, ein aluminiumverarbeitendes Unternehmen, mit über 800 Beschäftigten ansässig sind. Das gesamte Gewerbegebiet hat fast 3.000 Mitarbeiter. Wie ist das Gewerbegebiet angeschlossen? – Mit Richtfunk. Statt schneller Datenautobahnen ist also Richtfunk die Lösung.

Herr Minister, Sie haben sich noch nicht auf den Weg gemacht, sitzen noch nicht einmal im Startblock, irren umher und warten darauf, dass Ihnen irgendjemand endlich einmal die Startnummer in die Hand drückt.

(Beifall von der CDU, der FDP und den PIRATEN)

Die Zahlen und Fakten zu den weißen Flecken sprechen eine deutliche Sprache. Das möchte ich durch ein Zitat von Herrn Dr. Kaack zum Ausdruck bringen, der Gutachter, der im vergangenen Jahr schon einmal im Wirtschaftsausschuss gesprochen hat. Damals sagte er – ich zitiere –:

„Eines muss man allerdings feststellen: In gewisser Weise“

(Zuruf von Arndt Klocke [GRÜNE])

„ist Nordrhein-Westfalen beim Thema ‚Breitband‘ Entwicklungsland.“

Herr Minister, das ist eine schallende Ohrfeige. Das hat allerdings Ihre Fraktion nicht daran gehindert,

(Vereinzelt Beifall von der CDU)

gerade diesen Gutachter noch einmal zum Fachgespräch einzubestellen,

(Zuruf von Arndt Klocke [GRÜNE])

damit er Ihnen noch einmal deutliche Worte ins Buch schreibt. Herr Minister, wer bei SPD und Grünen solche Freunde hat, der braucht keine Feinde mehr.

(Beifall von der CDU und den PIRATEN)

Lassen Sie mich abschließend Folgendes sagen: Wer will, der findet Wege. Wer nicht will, der findet Gründe, um keine Förderprogramme aufzulegen. Ich frage mich: Worauf warten Sie, um endlich Gas zu geben? Vielleicht auf die Einführung von Biobreitband, damit endlich auch Grüne und SPD Spaß daran finden, oder was sind die Gründe?

(Beifall von der CDU, der FDP und den PIRATEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Schick. – Für die Piraten spricht Kollege Schwerd.

(Daniel Schwerd [PIRATEN] geht ans Red- nepult.)

Herr Kollege Schwerd, darf ich Sie bitten, politische Bekundungen sind in diesem Plenarsaal …

(Daniel Schwerd [PIRATEN]: Da ist keine po- litische Begründung drauf!)

Ich bitte Sie ganz herzlich und höflich, das Jackett zuzuknöpfen. Wir haben an anderer Stelle schon darüber geredet, und ich bitte, die Regeln, die hier gelten, einzuhalten.

(Daniel Schwerd [PIRATEN] knöpft sein Ja- ckett zu.)