Protocol of the Session on June 19, 2008

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Das sind Seu- chen, die Sie da produziert haben! – Zuruf von Sören Link [SPD])

nicht ins Stocken geraten dürfe. Und Sie tun so, als wollten Sie das Zentralabitur abschaffen!

Um solche Probleme künftig auszuschließen, bedarf es einer gründlichen Analyse.

(Zurufe von der SPD)

Uns liegt inzwischen Datenmaterial aus einer Stichprobe vor, das erste Schlüsse zulässt. Danach haben offensichtlich nicht alle Schüler an allen Schulformen mit den Aufgaben Probleme gehabt. Die vorliegende Stichprobe macht deutlich, dass es bei einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Gymnasialkursen auch erkennbare Verbesserungen gegeben hat. Dort sind nach der Stichprobe ca. 4 % bis 5 % der Schüler betroffen und haben nachgeschrieben. An den Gesamtschulen sind es 10 %. Und es ist nicht unredlich, wenn nachgefragt wird, woran diese Probleme gelegen haben.

(Beifall von FDP und CDU)

Wir sind hier und wir wurden gewählt, um Probleme zu analysieren und zu beheben und nicht, wie Sie es lange Jahre immer wieder getan haben, zu vertuschen.

(Zurufe von der SPD)

Hätten Sie das nicht gemacht, wären wir vielleicht auch an der Stelle qualitativ inzwischen etwas weiter

(Beifall von FDP und CDU)

Unredlich ist dagegen, dass die SPD behauptet, die Lehrerinnen und Lehrer sollten verantwortlich gemacht werden. Das entspricht nicht der Wahrheit. Das ist schlichtweg falsch. Niemand hat Lehrer pauschal verantwortlich gemacht. Niemand!

(Carina Gödecke [SPD]: Herr Solf hat es e- ben wieder getan!)

Zudem hat die große Mehrheit der Lehrkräfte nachweislich sehr gute Arbeit geleistet. Sonst gäbe es nicht so viele deutliche Verbesserungen bei den Klausuren. Wenn aber die SPD und die Grünen bereits in zetermordio schreien, sobald man auf die Obligatorik verweist, ist das mehr als durchschaubar. Es zeigt deutlich, dass es der

Opposition ausschließlich um Skandalisierung geht.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Es ist ein Skan- dal! – Sören Link [SPD]: Sie tun das schon selber!)

Wer für die Schüler die bestmöglichsten Rahmenbedingungen schaffen will, der muss auch auf die Obligatorik verweisen. Wenn Themen in Prüfungen vorkommen, die als Pflichtbestandteil durchgenommen worden sein mussten, dann muss es auch erlaubt sein, darauf hinzuweisen. Die Schüler des nächsten Abiturjahrgangs müssen die Sicherheit haben, dass die obligatorischen Voraussetzungen tatsächlich auch gelehrt worden sind.

(Zuruf von Sören Link [SPD])

Dies kann aber nur dezentral gesichert werden. Das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung, um solche Probleme zukünftig auszuschließen.

Der zweite wichtige Punkt ist ebenfalls ein Ergebnis der Stichprobe. Offensichtlich hat es in den Oberstufen der Gesamtschulen deutlich größere Probleme mit dem inhaltlichen Stoff gegeben, als dies an den Gymnasien der Fall war.

(Sören Link [SPD]: Weil sie keine Kernlehr- pläne haben!)

Und noch einmal: Dies muss analysiert werden. Warum sind an den Gesamtschulen viele Schüler im Vergleich zu den Vornoten so dramatisch abgesackt? Diese Frage stellen auch zahlreiche Schuldirektoren.

Im Juli wird die Gesamtauswertung der Daten vorliegen. Dann werden wir über eine gesicherte Datenbasis verfügen und nicht nur über Anhörungsdaten. Dann werden wir zum Wohle der Schüler, um die es hier ja geht, analysieren und Rückschlüsse ziehen, damit das Zentralabitur beim nächsten Durchgang ohne Abstriche ein umfassender Erfolg wird.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Davon haben die Schüler dieses Jahres sehr viel!)

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit, die an der einen oder anderen Stelle in der SPD und auch bei den Grünen zu wünschen übrig ließ.

(Ralf Jäger [SPD]: Die muss man sich ver- dienen!)

Deswegen freue ich mich auch auf die noch anstehende Debatte über die Kopfnoten. Da sollten Sie sorgfältig zuhören. – Danke.

(Lebhafter Beifall von FDP und CDU)

Danke schön, Frau Pieper-von Heiden. – Für die Landesregierung spricht nun Frau Ministerin Sommer. Bitte schön, Frau Sommer.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Man könnte nach Ihren Vorträgen, sehr verehrte Damen und Herren von der Opposition, glauben, das Grauen gehe um. Stattdessen ein paar Zitate aus der Erfolgsgeschichte: Alles im grünen Bereich – so der Schulleiter der Hulda-Pankok-Gesamtschule in Düsseldorf; wir verstehen die ganze Aufregung nicht – so ein Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Düsseldorf; bei uns ist alles normal gelaufen, es war sogar noch problemloser als beim ersten Durchgang – so die Schulleiterin des SchloßGymnasiums in Düsseldorf; die Materialfülle war größer als sonst, doch das hat nicht zu großen Irritationen geführt – so der Schulleiter des Gymnasiums in Gerresheim. – Man könnte die Reihe dieser Aussage noch lange fortsetzen.

Meine Damen und Herren, zum zweiten Mal haben wir Prüfungsaufgaben für rund 60.000 Abiturientinnen und Abiturienten an Gymnasien, Gesamtschulen und Weiterbildungskollegs entwickelt. Das sind, nebenbei gesagt, fast ein Viertel der Abiturienten bundesweit. Hinzu kommen noch 6.000 weitere Abiturientinnen und Abiturienten an den Berufskollegs.

Wir sind uns der hohen Verantwortung bewusst, die sich mit dieser Aufgabe verbindet. Wir haben für die Erstellung, die Überprüfung und den Transfer der Aufgaben ein besonders engmaschiges Netz geknüpft, um mögliche Fehler im Vorfeld zu erfassen und zu korrigieren.

Ziel bei der Erstellung der Aufgaben war, nachzuweisende Standards einerseits und die Unterrichtswirklichkeit an über 900 Schulen unseres Landes andererseits gleichermaßen zu berücksichtigen sowie Fehler zu vermeiden. Dies ist uns in nahezu allen der 750 Aufgaben gelungen, die wir für das Gymnasium und auch für die Gesamtschule auf über 3.000 Seiten erstellt haben.

Aufregung gab es zunächst lediglich um eine Geometrieaufgabe, die nun als „Oktaederaufgabe“ bezeichnet wird. Die Kritik wandelte sich schnell von „unlösbar“ zu „zu umfangreich“, eine deutliche Akzentverschiebung.

Mit großem zeitlichem Abstand wurde dann Kritik an einer Aufgabe aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung geübt. Hier ging es um Trefferwahrscheinlichkeiten bei Freiwürfen im Basketball. Ei

ne Teilaufgabe sollte wiederum unlösbar sein. Zum angeblichen Beweis wurde die Stellungnahme eines Professors vorgelegt. Von „unlösbar“ steht darin nichts. Außerdem sagte ein Kollege, der auch Mathematikprofessor ist, öffentlich, dass diese Aufgabe problemlos sei.

(Hannelore Kraft [SPD]: Dann konnte man sie auch lösen!)

Dennoch: Fachlicher Kritik muss nachgegangen werden.

Ergebnis ist, die in Rede stehenden Aufgaben sind nicht falsch gestellt, sie sind lösbar und nach fachlicher Einschätzung angemessen.

(Manfred Kuhmichel [CDU]: Sehr gut!)

Nach ersten Rückmeldungen über Probleme bei der Korrektur der „Oktaeder-Klausuren“ wurden am 2. Mai über Schulmail alle Schulen auf Folgendes hingewiesen:

Bei der Korrektur sind richtige Lösungsansätze auch dann zu berücksichtigen, wenn die Aufgabe nicht abschließend erstellt wurde oder Rechenfehler zu falschen Ergebnissen geführt haben.

Dieser Hinweis, meine Damen und Herren, fand sich auch schon in der Abiturverfügung, die den Schulen im Herbst vergangenen Jahres zugegangen ist. Also: nichts nachgeschoben, sondern an Bekanntes erinnert.

(Beifall von CDU und FDP)

Außerdem erhielt jede Teilaufgabe folgenden Hinweis – ich zitiere –:

„Der gewählte Lösungsansatz und -weg muss identisch mit dem der Modelllösung sein. Sachlich richtige Alternativen werden an dieser Stelle mit entsprechender Punktzahl bewertet.“

Bei der Ihnen bekannten Stichprobe von 52 Leistungskursen, bei denen die „Oktaederaufgabe“ ausgewählt wurde, ergab sich im Schnitt eine Abweichung nach unten von 1,59 Notenpunkten, also gut einer halben Note. Solche Abweichungen sind gerade in Mathematik keineswegs ungewöhnlich. Es hat sie in diesem Fach auch schon zu Zeiten des dezentralen Abiturs gegeben, wie wir zum Beispiel aus einem ausführlichen Abiturbericht 2003 in Mathematik erkennen können.

(Ralf Jäger [SPD]: Frau Sommer, sehen Sie die Begeisterung in den Gesichtern! Schau- en Sie mal nach rechts! Der Jubel kennt gar keine Grenzen!)

Dem unproblematischen Durchschnitt stand jedoch entgegen, dass Schüler an klar auszumachenden Standorten deutlich größere Probleme hatten. Es gibt aber auch Schulen, in denen sich die Abweichungen im erfahrungsgemäß üblichen Rahmen bewegen, und es gibt eine Reihe von Schulen, in denen die Prüfung mit diesen Aufgaben durchschnittlich zu besseren Noten führt als in den früheren Klausuren. Wegen der großen Streuung war eine Benachteiligung von Prüfungen jedoch nicht auszuschließen.

Das übliche Verfahren, wenn sich Schülerinnen und Schüler benachteiligt oder ungerecht beurteilt fühlen, ist das Verfahren des Widerspruchs, der bei der Schule eingelegt wird. Darauf habe ich, wie Sie festgestellt haben, hingewiesen, meine Damen und Herren. Auch in der Presse habe ich das zunächst gesagt. Widerspruchsverfahren, bei denen jeder Einzelfall geprüft werden muss, sind allerdings sehr zeitaufwendig. Viele Abiturienten und Abiturientinnen wollen sich mit ihrem Zeugnis um einen Studienplatz bewerben. Um Härten zu vermeiden, haben wir uns für eine unbürokratische und schnelle Lösung entschieden.

(Edgar Moron [SPD]: Makellos!)

Wir haben den Betroffenen daher eine zweite Chance gegeben, die Möglichkeit des Neuschreibens.