Protocol of the Session on December 20, 2007

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In dieser Aktuellen Stunde ist eines deutlich geworden: Sie haben in NordrheinWestfalen ein Problem mit den Kopfnoten, sind aber nicht in der Lage, das zuzugeben. Sie reden drum herum.

(Beifall von der SPD)

Ich weiß nur – ich habe den Ministerpräsidenten eben gesehen; jetzt ist er schon wieder unterwegs –, dass er spüren wird, was für ein Klima sich mittlerweile an den Schulen breitmacht.

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Man nennt das fehlende soziale Kompetenz!)

Es ist nicht so, wie Sie es hier suggerieren, wie es zu dieser Aktuellen Stunde gekommen sein soll, dass nämlich Rot und Grün dieses Thema auf die Tagesordnung gesetzt hätten. Nein, wir haben beantragt, dieses Thema hier zu debattieren, weil es in der Fläche des Landes bei den Schulen und bei den Kirchen hochaktuell ist und alle beschäftigt.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Das ist der Grund, warum wir hier und heute über die Kopfnoten sprechen.

Noch einmal: Niemand in diesem Hohen Hause hat etwas dagegen, jungen Menschen ihr Arbeits- und Sozialverhalten in Zeugnissen zu attestieren. Auch die Schulen haben nichts dagegen. Nur: Sie wollen gerne die textliche Form, weil sie von hohen Ungerechtigkeiten im System sprechen. Sie sind eine Koalition der Ungerechtigkeit, wenn Sie dieses weiterhin so zulassen.

(Beifall von der SPD)

Über zwei oder drei Dinge habe ich mich sehr gewundert. Herr Kaiser gibt hier zum Besten, dass es nun möglich sei, dass sich auch Lehrer und Lehrerinnen an Gymnasien endlich einmal über ihre Schülerinnen und Schüler miteinander austauschen. Was für ein Lehrerbild haben Sie eigentlich im Kopf?

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Herr Witzel sagt, es gebe Eltern, die textliche Formen von Zeugnissen nicht lesen könnten, und deswegen müssten landesweit Kopfnoten vergeben werden. Was für eine idiotische Begründung, Herr Witzel!

(Beifall von der SPD – Ralf Witzel [FDP]: Das ist leider oft die Realität!)

Dann haben wir hier heute lernen sollen, dass man Erziehung über Noten steuern kann. Ja, wer glaubt denn in diesem Land, dass man Pädagogik mit Noten machen kann?

(Beifall von der SPD – Prof. Dr. Gerd Boller- mann [SPD]: Witzel!)

In unsere Schulen gehört Ermutigung und Unterstützung der Kinder und Jugendlichen und nicht die zentrale Vergabe von Noten, die Ungerechtigkeiten beinhalten, die Sie noch nicht einmal evaluieren lassen. Es wird darüber geredet, aber keiner hat hier einmal gesagt, wie Sie das wirklich evaluieren wollen. Ich höre immer nur, das werde getan.

(Ralf Witzel [FDP]: Zehn Jahre Rot-Grün war der schlimmste Feldversuch zulasten der jungen Generation!)

Haben wir es hier mit dem zweiten landesweiten Feldversuch nach den Sprachstandsfeststellungen zu tun?

(Beifall von der SPD)

Oder wie kann man das begreifen, was Sie hier mit den Kopfnoten veranstalten?

Ich sage Ihnen: Die Empörung ist im Land flächendeckend verbreitet. Sie findet hier im Parlament ihren Widerhall. Deswegen ist es richtig, dass wir hier und heute darüber gesprochen haben.

Wer genau hingehört hat, der wird gemerkt haben, dass die Rede der Ministerin der sprechende Beweis dafür war, dass Kopfnoten nichts taugen, sondern dass man Zeugnisse in Textform schreiben muss.

(Lachen und Beifall von der SPD)

Deutlicher – das muss ich Ihnen sagen – kann man das nicht machen. Diese Rede hat Ihnen ja jemand geschrieben. Sie ist mindestens durch drei Stationen im Haus gegangen. Das müssen Sie einfach einmal hinterfragen. Das war an Peinlichkeit, wie ich persönlich finde, nicht zu überbieten.

(Beifall von SPD und GRÜNEN – Rainer Schmeltzer [SPD]: Vielleicht war sie dann von ihr selber!)

Noch einmal: Wir lehnen die Bescheinigung des Arbeits- und Sozialverhaltens nicht ab. Wir unterstützen es sehr, weil es Kinder ermutigt und unterstützt. Wir lehnen Kopfnoten ab. Pädagogik kann man nicht mit Noten machen. – Danke schön.

(Anhaltender Beifall von der SPD)

Vielen Dank, Frau Kollegin Schäfer. – Mir liegen keine weiteren Wortmeldungen mehr vor.

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Die Minis- terin ist sprachlos geworden! – Weiterer Zu- ruf von der SPD: Da fällt der Ministerin nichts mehr ein!)

Damit schließe ich die Aktuelle Stunde.

Ich würde gerne einen Punkt einschieben, den die Präsidentin heute Morgen noch nicht abgearbeitet hat, und zwar den wunderbaren Punkt „Gratulationen“. Wir haben heute zwei Geburtstagskinder, wenn man das bei Erwachsenen dieses Alters noch sagen darf.

Geburtstag feiert Frau Margret Gottschlich. Herzlichen Glückwunsch!

(Allgemeiner Beifall)

Geburtstag hat außerdem unser Kollege Wilfried Grunendahl. Da er ein Mann ist, darf ich das sagen: Er wird heute 55 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch!

(Allgemeiner Beifall)

Ich rufe auf:

2 Gesetz über die Feststellung des Haushaltsplans des Landes Nordrhein-Westfalen für das Haushaltsjahr 2008 (Haus- haltsgesetz 2008)

Gesetzentwurf

der Landesregierung

Drucksache 14/4600

erste Ergänzung

Drucksache 14/5200

zweite Ergänzung Drucksache 14/5350

Änderungsantrag

des Abgeordneten Rüdiger Sagel – fraktionslos

Drucksache 14/5839 – Neudruck

Änderungsantrag

des Abgeordneten Rüdiger Sagel – fraktionslos

Drucksache 14/5841 – zweiter Neudruck

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses

Drucksache 14/5750