Um den Schülerberg abzufangen, schickte man sich an, Vorgriffsstellen zu schaffen, also vorübergehend die Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern unter der Zusage zu erhöhen, diesen zusätzlichen Arbeitseinsatz zu einem späteren Zeitpunkt gutzuschreiben. Fakt ist: Rot-Grün hat einen Unterrichtsausfall von 5 Millionen Stunden jährlich angehäuft und dabei nicht versäumt, dem am Lehramtsstudium interessierten jungen Menschen den sicheren Eindruck zu vermitteln, dass der Lehrerberuf kaum Aussicht auf tatsächliche Übernahme in den Schuldienst habe. Von Lehrerschwemme war die Rede.
Die FDP-Landtagsfraktion hat in den vergangenen Jahren aus der Opposition heraus wiederholt gefordert, den Lehrerberuf durch vernünftige Rahmenbedingungen und Laufbahnperspektiven endlich wieder attraktiv zu machen und auf die hohe Bedeutung von Bildung und ergänzender Erziehung in Schulen hinzuweisen. Stets haben wir ein frühes Unterrichtskontinuum auch in den naturwissenschaftlichen Fächern gefordert, um Schülerinnen und Schüler für diese Fächer zu begeistern. Denn aus Begeisterung leiten sich Berufswünsche ab.
Das funktioniert aber nur, wenn man ständig am Ball bleibt, also keine Unterbrechungen im Lehrplan hat. Sonst wird viel zu viel vergessen, und der Wiederbeginn gestaltet sich mühsam. Das Brennen für eine Sache geht dabei verloren.
Nun haben wir die Situation: An Lehrernachwuchs fehlt es vor allem für Hauptschulen, für Berufskollegs, für die technischen und naturwissenschaftlichen Fächer an Gymnasien, aber auch für die musisch-künstlerischen Fächer. Ich begrüße es deshalb, dass die Ministerin für Schule und Weiterbildung eine Arbeitsgruppe eingesetzt hat, um belastbare Zahlen zum tatsächlich drohenden Lehrermangel herauszufinden.
Darüber hinaus ist es richtig und wichtig, dass die neue Landesregierung genau hinsehen will, was es mit der rot-grünen Hinterlassenschaft von rund 19.000 Lehrerfreistellungen auf sich hat, inwieweit diese gerechtfertigt sind und wie viele davon dem Unterricht wieder zugeführt werden können. Es ist ebenso hilfreich zu prüfen und anschließend ent
sprechend zu handeln, in welchem Ausmaß unsere Lehrerinnen und Lehrer von Bürokratie befreit werden können, um sich in der Hauptsache wieder dem Unterricht zu widmen. „Vorfahrt für Unterricht“, das ist das Motto der neuen Landesregierung im Bildungsbereich.
Die schnelle und reibungslose Einstellung von 977 Lehrerinnen und Lehrern war hierfür ein eindrucksvoller Auftakt, der nicht im ersten Akt stecken bleiben wird. Dafür stehen wir in Vorsorge und Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler in diesem Land. - Danke.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Seitens der SPD-Fraktion haben wir uns gefragt, warum Sie diese Aktuelle Stunde beantragt haben.
Wir haben gerade gehört, was Sie damit bezweckt haben. Sie wollten der ehemaligen rot-grünen Landesregierung richtig einen mitgeben und Ihre 1.000 Lehrerstellen abfeiern. Das war anscheinend der Hintergrund dieser Aktuellen Stunde. Ich habe mich allerdings sehr gewundert, dass Sie dann einen Artikel als Grundlage zur Beantragung der Aktuellen Stunde erstellen, in dem es um den Lehrermangel in Deutschland und am Ende dieses Artikels um den Lehrermangel in Bayern geht, weil nämlich in Bayern an den Gymnasien die Lehrer fehlen.
Donnerwetter, habe ich gedacht. Ob die rot-grüne Landesregierung vielleicht auch noch für Bayern verantwortlich war? Ich weiß es nicht. Nachdem Sie die Aktuelle Stunde beantragt haben und dieses Thema durch die Gazetten ging, ist Frau Ministerin Sommer schnell zurückgerudert und hat gesagt, dass es in Nordrhein-Westfalen nicht so dramatisch ist. Herr Kaiser, es wäre wichtig gewesen, Sie hätten bei der Internetrecherche nicht in Niedersachen herumgesurft und dann die Erlasse aus Niedersachen zitiert, sondern Sie hätten einmal ins Bildungsportal des Landes gesehen.
Herr Kaiser, haben Sie das einmal gemacht? - Dort steht nämlich, dass bis zum Jahre 2020 88.000 Lehrer in Nordrhein-Westfalen ersetzt werden müssen. Dort steht auch, dass an den Berufskollegs und in der Sekundarstufe I ein Lehrermangel sowie für die Grundschule, die Sekundarstufe II und für die Förderschule ein deutlicher Bewerberüberhang entstehen wird. Wenn Sie diese Zahlen einmal addieren, Herr Kaiser, dann finden Sie heraus, dass bis zum Jahre 2020 in toto ungefähr 20.000 Kolleginnen und Kollegen ohne Chance wären, wenn sie sich im Vorfeld nicht darüber informieren würden, welche Fächerkombination und welche Schulform geeignet ist. Deswegen sage ich: Wir brauchen Lehrer, aber nicht für jedes Fach und für jede Schulform. Darauf kommt es jetzt an. Hierzu habe ich von Ihnen allerdings nur wenig gehört.
Ich sage Ihnen jetzt einmal, was die alte Landesregierung gemacht hat, damit das klar ist und damit Sie sich nicht herausmogeln können. Was haben wir getan?
Nordrhein-Westfalen war das erste Bundesland, das im Jahre 2000 eine Lehrerbedarfsstudie erstellt hat.
Nordrhein-Westfalen war das erste Bundesland, das eine Imagekampagne und eine Werbekampagne für Lehrer durchgeführt hat, nämlich mit allen schulischen Verbänden begonnen im Jahre 2000, fortgesetzt im Jahre 2001 und neu aufgelegt im Jahre 2004, und zwar mit der spezifischen Aussage darüber, welche Fächer an welchen Schulen erforderlich sind, um junge Menschen darauf vorzubereiten, welche Fächer sie wählen sollten, wenn sie Lehrer werden wollen.
Nordrhein-Westfalen war das erste Bundesland, das die Einstellungstermine für Referendare auf bis zu drei Einstellungstermine pro Jahr erweitert hat, damit uns niemand auf der Strecke zum Lehrerberuf verloren geht.
Im Jahre 2004 hat Rot-Grün im Landtag beschlossen, die Anzahl der Referendarstellen auszuweiten, weil es in NRW 1.000 Bewerbungen aus anderen Bundesländern gab. Dafür haben wir die Finanzen zur Verfügung gestellt.
Ich will damit deutlich machen, dass wir sehr viele Akzente gesetzt haben, um Vorsorge zu treffen, damit unsere Lehrersituation ausgeglichen ist.
Wenn Sie sagen, in der Vergangenheit sei nichts passiert, dann erinnere ich Sie daran, dass Sie bei der Werbekampagne und beim Seiteneinsteigerprogramm gemäkelt haben. Bei all diesen Dingen ist die CDU über das Land gelaufen und hat gesagt, wie schlecht alles laufe und dass das alles unnötig sei. Unsere ganzen Anstrengungen haben sie madig gemacht. Heute sagen Sie, es drohe uns eine Lehrerlücke. Lassen Sie sich einmal von Frau Ministerin Sommer sagen, wie die Zahlen aussehen, Herr Kaiser. Wo ist er eigentlich?
Lassen Sie sich von Frau Ministerin Sommer sagen, wie der aktuelle Bedarf ist, bevor Sie sich aufblasen, eine Aktuelle Stunde beantragen und dieses mit Entwicklungen in Bayern und Niedersachsen begründen. Ich war vorhin fassungslos. Ich habe mein Redemanuskript an die Seite gelegt und gedacht, dass das nicht wahr sein kann.
Schauen Sie einmal nach, was in der Vergangenheit gelaufen ist und was wir in NordrheinWestfalen gemacht haben. Ich bin gespannt, was Frau Ministerin Sommer anderes machen wird als schulscharfe Ausschreibungen, zusätzliche Einstellungstermine, Hinweise im Internetportal, Imagekampagnen. Das alles haben wir bereits in der Vergangenheit aufgelegt. Sie können daran anknüpfen, und wir helfen Ihnen gerne dabei.
Es ist ja schön, wenn Sie ständig Herrn Schröder zitieren. Das Zitat über die faulen Säcke, das uns allen natürlich nicht behagt, ist über zehn Jahre alt. Langsam hat es auch der gute Herr Schröder verdient, dass er dieses Zitat nicht ständig vorgehalten bekommt.
Er hat übrigens auch gelernt. Auch ein Bundeskanzler ist nicht beratungsresistent. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Sie wissen auch so gut wie ich, dass wir uns gemeinsam - hier stimme ich Herrn Kaiser zu - … Wo ist er denn jetzt?
Ich stimme Herrn Kaiser zu, dass wir uns vor oder hinter unsere Lehrer im Land Nordrhein-Westfalen stellen. Das versteht sich doch von selbst.
Wir werben für den Lehrerberuf. Ich habe immer gesagt: Dafür ist nicht die Tatsache entscheidend, dass Sie, Frau Sommer oder ich dafür werben,
sondern dass die Menschen in Deutschland über Lehrerinnen und Lehrer wieder anders sprechen, als sie es in der Vergangenheit getan haben.
Wir brauchen jeden Menschen in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen mit einer positiven Aussage zum Lehrerberuf. Ich bin die erste an der Spitze der Bewegung, die das gern nach vorn tragen wird. Da haben Sie uns an Ihrer Seite.
Aber diese Aktuelle Stunde war so überflüssig wie ein Kropf. Ich kann mich an den Artikel im „Focus“ vom Anfang dieser Woche erinnern. Darin steht: „Es läuft nicht so ganz rund.“ - Den Eindruck habe ich heute auch. - Danke schön.