Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allem der SPDFraktion! Herr Trampe-Brinkmann, wir stimmen mit Ihnen in dem Kernsatz Ihres Antrages völlig überein: Der Lehrerausbildung kommt zentrale Bedeutung zu für die Qualität und Leistungsfähigkeit unseres Schulsystems.
Neben den ersten Schritten, die wir zur Verbesserung dieser Qualität des Schulsystems bereits gegangen sind – ich erinnere an die konsequente Verringerung des Unterrichtsausfalls, an mehr individuelle Förderung und Durchlässigkeit sowie an mehr Eigenständigkeit und Gestaltungsmöglichkeiten für die einzelne Schule, um nur einiges zu nennen –, neben all diesen genannten und bereits eingeleiteten Maßnahmen kommt als mittel- und langfristige Maßnahme in der Tat der qualitativen Verbesserung der Lehrerausbildung eine zentrale Bedeutung zu.
Ziel der Reform muss neben den notwendigen organisatorischen Strukturentscheidungen vor allem auch eine inhaltlich verbesserte Lehrerausbildung sein, die die vermittlungswissenschaftlichen Kompetenzen verbessert und frühe Praxiserfahrungen ermöglicht, ohne die fachwissenschaftlichen Kompetenzen zu verringern oder zu gefährden.
Im Kern Ihres Antrags – darauf möchte ich mich an dieser Stelle wegen der Kürze der Zeit beschränken – stehen drei zentrale Forderungen an die Landesregierung.
Der ersten Forderung, ihre Reformüberlegungen zur zukünftigen Lehrerausbildung – aus Ihrer Sicht endlich – vorzulegen, wird die Landesregierung zeitnah und mit der gebotenen Sorgfalt nachkommen. Sie wissen, dass die Ergebnisse und Empfehlungen der Baumert-Kommission noch nicht vorliegen. Die Landesregierung ruft natürlich keine Expertenkommission ins Leben, nur um dann an ihr vorbei und über sie hinweg Entschei
Ihre zweite Sorge ist die, dass das Schulministerium Ihrer Meinung nach in diesem Prozess auch weiterhin die Federführung zu übernehmen hat. Dieses Problem stellt sich so nicht, da wohl offensichtlich im Gegensatz zur Vergangenheit heute eine von Anfang an sehr gute, intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Ministerien, ihren Spitzen und ihren Fachleuten existiert. Entsprechend den Zielen des Bologna-Prozesses kommt dabei der Frage der qualitativen Verbesserung der Ausbildung und der Qualitätskontrolle durch Output- und Abnahmeorientierung eine besondere Bedeutung zu. An dieser Frage arbeiten beide Häuser auf gleicher Augenhöhe.
Ihre letzte Forderung, den Zeitplan zu überdenken und die Evaluation der Modellversuche an den fünf Hochschulen zu Ende zu führen, ist widersprüchlich und inhaltlich nicht haltbar. Auf der einen Seite erwecken Sie in weiten Teilen Ihres Antrags den Eindruck, als sei die Landesregierung gegenüber ihren eigenen Vorgaben im Zeitverzug. Wenn Sie das beklagen, dann sollten Sie bedenken, dass die Baumert-Kommission ihre Ergebnisse – wie gesagt – im Frühjahr vorlegen sollte. Wir sind jetzt im Frühjahr, die Ergebnisse werden in Kürze vorgelegt werden, und wir sind absolut im Zeitplan. Zusätzlich gilt eindeutig der Grundsatz: Sorgfalt geht vor Schnelligkeit. Die für diese Reform notwendige Zeit werden wir uns auch nehmen.
Wenn Sie auf der anderen Seite fordern, die bisher geplante Evaluation der Modellversuche zu Ende zu führen, dann bedeutet das im Klartext: Sie wollen in dieser Legislaturperiode keine Umstellungen mehr auf Bachelor- und Masterstudiengänge in der Lehrerbildung – jedenfalls keine, die über die bisherigen Modellversuche hinausgehen. Sie müssen sich schon entscheiden, was Sie wollen: Wollen Sie den Prozess beschleunigen, oder wollen Sie mehr Zeit?
Offensichtlich haben Sie den Evaluationsbericht der HIS GmbH zu den Modellversuchen vom April letzten Jahres nicht so sorgfältig gelesen. Dort wird auf die großen strukturellen Unterschiede der Studiengänge hingewiesen, die zur extrem aufwendigen Anerkennungsverfahren und zu stark eingeschränkten Wechselchancen für Lehramtsstudenten führen. Nach dem Resümee der HIS wird ein zentrales Bolognaziel, nämlich die Verbesserung der Mobilität, nicht erreicht. Die extrem unterschiedlichen Ansätze zur Polyvalenz an den
Abschließend weist die HIS darauf hin, dass die ständig notwendigen und vorgenommenen Veränderungen an den Modellversuchen Studierende und Lehrende in gleicher Weise verunsichert haben und sie sich letztendlich als Versuchskaninchen fühlten.
Fazit – meine Damen und Herren, damit komme ich zum Ende –: Die bisherigen Ergebnisse der Modellversuche liegen der Baumert-Kommission vor. Sie werden selbstverständlich berücksichtigt.
Den Umstellungsprozess auf die gestuften Studienstrukturen werden wir durch die Modellversuche nicht behindern. Wir werden den Weg der inhaltlichen Reform und der Strukturreform der Lehrerbildung konsequent, aber ohne Hektik gehen. Der nächste Schritt ist die Vorlage der Empfehlungen der Baumert-Kommission. Dann werden wir hier an dieser Stelle wesentlich fundierter über die Dinge diskutieren können. Darauf freue ich mich und danke für Ihr Zuhören.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Thema Lehreraus- und -fortbildung schwingt ja in der Tat in vielen Debatten hier im Hause mit.
Angesichts des bevorstehenden Generationenwechsels in den Schulen ist es richtig und wichtig, die Lehrerausbildung nicht nur zu einem zentralen Debattenthema zu machen, sondern sie dann auch so zu gestalten, dass sie zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern die notwendige Kompetenzentwicklung verlässlich ermöglicht, dass sie zielgerichtet auf die Profession vorbereitet und ihnen auch das Handwerkszeug mitgibt, ihre Professionalität im Beruf zu stärken und weiterzuentwickeln.
Schließlich wird in den nächsten Jahren ein Drittel aller Lehrkräfte in Pension gehen und von jungen Lehrerinnen und Lehrern ersetzt werden. Ich hoffe es zumindest, dass sie von grundlegend ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern ersetzt und nicht im Rahmen der Welle der Bedienstetenverschiebung von Beschäftigten aus den Ministerien abgelöst werden.
Die Reform der Lehrerausbildung muss ein zentrales Projekt in der laufenden Legislaturperiode sein, weil vieles, was bildungspolitisch auch parteiübergreifend gewünscht und notwendig ist, in der Umsetzung eben von diesen Lehrerinnen und Lehrern abhängt. Dazu gehört auch die Entwicklung von Kompetenzen, die dringend erforderlich sind, um individuelle Förderung gelingen zu lassen: von der Diagnosekompetenz bis hin zum konstruktiven, positiven Umgang mit Heterogenität. Die Verschiedenheit von Kindern muss endlich als Chance für das Lernen begriffen werden. Und didaktisch-methodisch muss der entsprechende Rahmen dafür gestaltet werden können.
Die internationalen Studien belegen ebenfalls die Notwendigkeit grundlegender Reformen. Im Jahr 2004 besuchte eine OECD-Kommission auch NRW. Das Projekt heißt „Attracting, Developing and Retaining Effective Teachers“. Daran haben insgesamt 25 Länder teilgenommen. Es wird Sie, Frau Ministerin, wahrscheinlich nicht wundern, dass auch damals schon die internationalen Experten, die in NRW und auch in anderen Bundesländern unterwegs waren und unter anderem mit Kollegien, Eltern, Schulaufsicht und Schulverwaltung intensiv diskutiert haben, als eine Schwäche der Lehrerausbildung gerade den fragmentarischen Charakter ausgemacht haben, der sich an Schulart und fachbezogenen Lehrämtern orientiert.
Dazu kommt unter anderem, dass gerade auch deutsche Universitäten wenig geneigt sind, Lehramtsausbildung als eine ihrer Schlüsselfunktionen zu betrachten. Ich befürchte, mit dem Hochschulfreiheitsgesetz verstärken Sie diese Tendenz und bringen die Lehramtsausbildung in NRW weiter in die Bredouille.
NRW wird in der Erstausbildung sicherlich den Weg des Bachelor und Master weitergehen, aber dieses Gerüst muss den spezifischen Anforderungen der Lehramtsausbildung gerecht werden. Ich sage ganz deutlich: Ein sklavisches Festhalten an Polyvalenz darf es nicht geben. Es ist wichtig, die Professionalität für das Berufsfeld zu stärken.
Es ist richtig, dass wir mehr Praxisphasen in der Lehrerausbildung brauchen, aber grundsätzlich nicht als isolierte Einheiten. Wir müssen uns über eine kontinuierliche Verschränkung von Ausbildung, Praxiserfahrung und wissenschaftlicher Reflexion der Arbeit in der Schule Gedanken machen.
diese Beobachtung konnte ich machen –: Wir betonen beide kontinuierlich, dass Lehrerinnen und Lehrer sich bewusst werden müssen, dass es ihre Aufgabe ist, Kinder zu unterrichten und nicht Fächer.
Das ist in der Tat ein grundlegendes Missverständnis, das sich in der bisherigen Lehramtsausbildung, die sich vornehmlich als Fachausbildung versteht, unselig verfestigt hat. Deshalb gehören gerade umfassende Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken in das Zentrum der Ausbildung.
Und wir brauchen einen wirksamen Eingangsfilter; denn es ist in der Tat so, dass sich nicht alle bewusst sind, welches Anforderungsprofil mit dem Lehrerberuf verbunden ist. Da muss stärker gesteuert werden.
Eine Kommission mit renommierten Experten einzuberufen, wie Sie das nun getan haben, ist ein begrüßenswertes Vorgehen. Es bleibt zu hoffen, dass die Kommission ihre Vorschläge auch sachlich und auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und Transparenz unterbreiten kann. Dann kann das Ergebnis ihrer Arbeit eine gute Grundlage der Diskussion hier bilden.
Ich teile nicht den Optimismus, dass das uneingeschränkt so sein wird; denn die Schulministerin lädt sicher auch Herrn Schleicher zu einer Konferenz ein, und dann wird den Empfehlungen dort nicht gefolgt. Auf jeden Fall ist da nichts zu vernehmen, sondern der Dampfer der Systementwicklung fährt weiter rückwärts gerichtet.
Die Landesregierung ist derzeit hinter ihrem selbst gesteckten Zeitplan zurück, und es ist zu befürchten, dass die Lehrerausbildung dann im gleichen Schweinsgalopp reformiert werden soll, wie wir das in Sachen Schulgesetz erlebt haben.
Also: Die Ergebnisse der sogenannten BaumertKommission müssen schnellstens auf den Tisch, damit sich der Landtag mit ihnen umgehend auseinandersetzen kann. Ich freue mich auf die sicherlich spannende Diskussion, die da auf uns zukommt.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ja, wir brauchen die beste Lehrerausbildung für allerbesten Unterricht. Es besteht dringender Handlungsbedarf bezüglich der Qualitätssteigerung professioneller Kompetenzen unserer angehenden Lehrerinnen und Lehrer. Und wir brauchen eine radikale Reform der Lehrerausbildung.
Doch hierüber wird bereits seit Jahren diskutiert. Meine Fraktion hat eine Reform bereits mehrfach angemahnt. FDP und CDU haben im Koalitionsvertrag verankert, dass die Lehrerausbildung wieder klar und planbar werden muss. Dass die SPD nun diesen Antrag vorlegt, ist schon sehr erstaunlich, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPD. Sie hatten doch jahrelang die Möglichkeit, die Lehrerausbildung tatsächlich zu reformieren. Insofern liest sich die Ausgangsbeschreibung Ihres Antrags wie eine Farce. Wider besseres Wissen haben Sie nichts Einschneidendes unternommen.
Schwarz-Gelb hat vor zwei Jahren eine äußerst intransparente rechtliche Situation für alle an der Lehrerausbildung Beteiligten vorgefunden, wie auch Frau Ministerin Sommer in der Schulausschusssitzung Ende November erläutert hat.
Meine Damen und Herren, doch im Gegensatz zur alten Landesregierung handelt die neue. Ministerin Sommer und Minister Pinkwart haben nun einen Reformprozess in Gang gebracht, und die Lehrerausbildung wird reformiert.
Diese Ausbildung muss von Beginn an von pädagogischen Inhalten geprägt sein und hohe Anteile von Sozialpädagogik, Psychologie, Didaktik und Methodik enthalten. Alle Lehrerinnen und Lehrer müssen künftig über solide diagnostische und entwicklungsprognostische Fähigkeiten verfügen und ihre Eignung in einer frühen Phase des Studiums in der Schulpraxis erproben können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die FDP-Fraktion hält das Hinzuziehen der wissenschaftlichen Expertenkommission unter der Leitung des renommierten Bildungsforschers Professor Dr. Baumert bei der umfassenden Lehrerausbildungsreform für richtig. Wir sind uns sicher, dass aus den Empfehlungen, die im Frühjahr dieses Jahres vorgelegt werden, gute Schlüsse gezogen werden können. Aber ich möchte auch deutlich machen: Die Kommission macht Vorschläge, die Entscheidung liegt beim Parlament!
FDP und CDU werden sich für die denkbar beste Lehrerausbildung entscheiden. So wie diese bisher unter Rot-Grün gelaufen ist, verursacht sie uns schon lange Magenkneifen. Bereits viele Jahre haben wir die innovativen Momente, die für eine praxisgerechte Lehrerausbildung von Bedeutung sind, angemahnt – ohne dass Sie, meine Damen und Herren von den Fraktionen von SPD und Grünen, diese für notwendig gehalten hätten. Und nun spielen Sie sich diesbezüglich als die Erneuerer auf.