dass es einen Arbeitsplatzabbau und damit verbunden einen Ausbildungsabbau gegeben hat. Sie haben in Ihrer Regierungszeit nicht unterbinden können, dass die Leute in der Warteschleife geparkt worden sind und dass damit der heutige Lehrstellenmarkt mit doppelt so vielen Bewerbern belastet ist wie die Zahl derer, die jetzt den Schulabschluss machen.
Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. Die Probleme, vor denen wir heute stehen, sind doch nicht von einem Tag auf den anderen entstanden. Im Jahre 1999, dem ersten Regierungsjahr von Rot-Grün im Bund, gab es 635.559 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge.
Im Jahre 2005, dem Jahr der Abwahl von RotGrün im Bund, waren es nur noch 559.227. Das ist ein Minus von 12 % in sieben mageren Jahren.
Niemand, der dazu beigetragen hat, hat jetzt ein Recht, über andere herzuziehen, die für Wege zu einem besseren Erfolg eintreten.
Aus der Verantwortung für diese Probleme kann sich niemand herausmogeln, auch nicht, indem er in einer Aktuellen Stunde auf andere zeigt.
Der Aachener IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Drewes hat Recht, wenn er sagt: Jeder Jugendliche, der draußen herumhängt, ist ein Sprengsatz
für die Gesellschaft. – Es gibt zu viele Unternehmen, die sich daran gewöhnt haben, fertige Kräfte einzustellen, weil sie glauben, dass Ausbilden nur Geld kostet und Arbeit macht, ohne sich zu lohnen. Solchen Betrieben müssen wir klar machen, dass sie jemanden, den sie für ihren Bedarf ausbilden, umso besser einsetzen können.
Außerdem muss jedes Unternehmen wissen, dass wir ab 2010 so geburtenschwache Jahrgänge am Ausbildungsmarkt haben werden, dass die Unternehmen besser jetzt über Bedarf ausbilden, wenn sie später genug qualifizierte Mitarbeiter haben wollen. Immerhin schließen Lehrlinge dieses Jahres ihre Ausbildung erst 2009 ab. Unternehmen, die künftig Fachleute brauchen, müssen jungen Leuten heute eine Chance geben. Ansonsten schaden sie sich selbst. Wer heute nicht ausbildet, der darf morgen nicht jammern, wenn er trotz händeringenden Suchens keine Nachwuchskräfte findet.
Richtig ist trotzdem, dass kein Jugendlicher erwarten kann, dass man auf ihn wartet und dass ihm ohne eigene Anstrengung ein Ausbildungsplatz ins Haus flattert. Engagement, Berufsfelderkundung durch Praktika, stimmige Vorbereitung auf Bewerbungen und nicht zuletzt schlichte Hartnäckigkeit führen auch heute eher zum Erfolg als Passivität. Je höher die Beweglichkeit auf beiden Seiten, desto besser.
Besonders schwer haben es diejenigen, die nicht zumindest die Mittlere Reife erzielt haben. Deswegen ist es ein wichtiger Punkt in der Politik der Koalition in Nordrhein-Westfalen, die Lage an den Hauptschulen zu verbessern durch bessere Lehrerausstattung, mehr Unterricht, mehr Erziehung und mehr Ganztagsplätze.
Gerade schulmüde Jugendliche, die über kleine Erfolge im betrieblichen Alltag zu motivieren wären, gehen doch bei der Lehrstellensuche meistens leer aus.
Inzwischen ist in den Berufskollegs die Schülerzahl in den Fachklassen dualer Ausbildungen um fast 20 % kleiner als die Schülerzahl in den vollzeitschulischen Bildungsgängen. Deswegen unterstütze ich all das sehr, was der Minister über den Rechtsanspruch von Absolventen vollzeitschulischer Bildungsgänge auf Zulassung zur
Kammerabschlussprüfung gesagt hat, auch wenn das umstritten ist. Wir müssen in dieser Frage Fortschritte erzielen, denn ansonsten kommen wir nicht weiter.
Auch die Entscheidung, ob eine erworbene Vorbildung in einer berufsbildenden Schule auf eine sich anschließende Berufsausbildung angerechnet wird, muss mit den Sozialpartnern vor Ort diskutiert und so weit wie möglich in verlässliche Anrechnung umgesetzt werden. Deshalb bin ich dem Landesausschuss für Berufsbildung für seine Zustimmung und der Landesregierung für den Beschluss der entsprechenden Rechtsverordnung außerordentlich dankbar. Auch so besteht eine Möglichkeit, den Lehrstellenmarkt zu entlasten.
Allerdings muss dann auch Schluss damit sein, dass der Lernort Schule für Simulation steht und der Lernort Betrieb für Ernsthaftigkeit. Schule muss sich so aufstellen, dass sie praxisbezogen ist und Jugendliche dort packt, wo sie etwas können und leisten wollen.
Zum Schluss: Michael Glos hat Recht, und ich stimme seinem von Herrn Schmeltzer zitierten Satz – das Zitat mache ich mir auch zu Eigen – zu: Jeder Jugendliche, den man heute selber ausbildet, der kann morgen die wichtigste Stütze des Betriebes sein. – Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.
Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Mehr sehr geehrten Damen und Herren! Welchen praktischen Nährwert hatte der Beitrag von Herrn Henke eigentlich für die Jugendlichen in diesem Land?
„Harte Wahrheiten auch auf dem Arbeitsmarkt“, so titelte die Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit. „Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wächst von Monat zu Monat“, wird weiter ausgeführt. Die regionalen Unterschiede haben sich nicht verschoben. Das haben wir eben schon gehört: In Ostwestfalen – dorther komme ich – steht fünf Bewerbern ein unbesetzter Ausbildungsplatz gegenüber.
Der Tag des Ausbildungsplatzes, an dem sich Politiker/innen, Kammern, Agenturen und Medien beteiligt haben, hat eine ernüchternde Bilanz gezeigt: In diesem Jahr heißt es für Tausende Jugendliche wieder „Warteschleife Schule“ und/oder „Völlige Perspektivlosigkeit“.
Am fatalsten ist die Situation in der Tat für die, Herr Henke, die schulmüde sind und nur ein geringes Bildungsniveau erreicht haben. Diese Schulmüdigkeit bahnt sich jedoch an, sie ist nicht von jetzt auf gleich da.
Lehrerinnen und Lehrer, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die mit schulmüden Jugendlichen arbeiten, wissen, worauf es ankommt: Lernen am und im Leben, Freude am Lernen, Motivation für das Lernen! – Das gelingt allerdings nicht in einer Schule, die Schülerinnen und Schülern das Gefühl vermittelt, abgehängt zu sein, es nicht zu schaffen, weniger wert zu sein als andere.
Schulen, die mehr Versagenserlebnisse produzieren statt Selbstwirksamkeitserleben, Schulen, denen es nicht gelingt, das Selbstwertempfinden zu stärken, haben vor allem dann ein Problem, wenn sich bei ihnen die Bildungsverlierer in dieser Gesellschaft sammeln beziehungsweise dort gesammelt werden. Das Ergebnis ist ein anregungsarmes Entwicklungsmilieu, in dem die Schülerinnen in der Leistungsentwicklung zurückbleiben und personale und soziale Kompetenzen nicht ausreichend entwickeln können. Diese Hypothek schleppen sie durch ihr Leben. Und deshalb finden sie auch nur sehr schwer einen Einstieg in die Weiterbildung.
Anstatt den Ursachen des Schulfrusts auf den Grund zu gehen, die benachteiligenden Schulmilieus aufzubrechen, erziehungsunfähigen Eltern möglichst frühzeitig unter die Arme zu greifen, werden die Verhältnisse und Strukturen weitergefahren, und alle zahlen bei den späteren Reparaturmaßnahmen drauf, am bittersten die betroffenen Jugendlichen.
Es braucht ein Unterstützungssystem, das präventiv wirken kann und die Aufgaben bei den Wurzeln packt. Das erfordert eine Schule auf dem Weg zum Beruf, die ausstrahlt, dass es durch das Lernen für das Leben etwas zu gewinnen gibt, dass das Lernen dort Sinn macht und dass das mit dem richtigen Leben zu tun hat.
Das ist der Weg, Schulmüdigkeit zu vermeiden oder aufzubrechen, der Jugendlichen dabei hilft, Bildungsperspektiven und damit auch Ausbildungsinitiativen und -perspektiven zu entwickeln.
Das sind aber nicht die konzeptionellen Ansätze, die Sie entwickeln, um Schulfrust, der sich häufig im Schulschwänzen niederschlägt, zu begegnen. Sie wählen als Verantwortliche die populistische Billigvariante, die Schülerinnen und Schüler lediglich teuer zu stehen kommen soll. Das Schulministerium muss dabei keine Initiative entfalten, um die Ursachen zu bekämpfen. Die geplante Schulschwänzergebühr ändert nichts an der Schulsituation, an den Ursachen des Schulfrusts, und bei notorischen Schulschwänzern wird das kaum verfangen.
Es müssen Antworten darauf gefunden werden, mit welchen Unterrichtsformen und -inhalten die Schule arbeiten muss, wie Schule neu gebaut werden und aussehen muss, die allen Kindern und Jugendlichen eine anregende Lernumgebung und soziales Miteinander bietet und die die Grundlage für erfolgreiches, lebensbegleitendes Lernen schafft, für eine Zukunftsfähigkeit und eine gerechte Teilhabe in dieser Gesellschaft.
Dazu, wie eine solche Schule und Grundlage für die Bildung geschaffen werden können, ist von der Landesregierung nichts zu hören, nur Schweigen wie am Tag der Ausbildung.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegen! Das Bild der SPD heute war nicht überzeugend. Ich würde sogar sagen, es war fast erbärmlich.
Ich habe Ihnen aufmerksam zugehört, aber von Ihnen weder eine vernünftige Analyse vernommen, weshalb eigentlich so wenig ausgebildet wird – Sie sagen lediglich, die Regierung sei schlecht: eine Ihrerseits natürlich „sehr leistungsstarke“ Analyse –,
Opposition braucht keine Ideen, das ist klar! Das ist der Zustand, in dem sich die SPD befindet. Deshalb sind Sie abgewählt worden und stehen in den Umfragen mittlerweile so schlecht da.