Unser Leben wird sich vom 9. Juni bis zum 9. Juli stark verändern. Termine werden zu kuriosen Zeiten stattfinden, um nicht mit Fußballspielen zu kollidieren. Einladungen werden den dezenten Hinweis enthalten, ein Fernseher stehe selbstverständlich zur Verfügung.
Und wir werden auf einen wesentlichen Bestandteil unseres Alltags verzichten müssen, nämlich auf den Konjunktiv. Wer braucht vor dem Tor einen Konjunktiv, hat Harald Schmidt einmal gefragt. Antwort: Niemand. Im 16-Meter-Raum der Fußballersprache hat der Konjunktiv keinen Platz, meine Damen und Herren. Da geht es nicht um „würde“, „hätte“ und „wäre“, sondern allein um den Indikativ Präsens. „Wenn der Miro den Ball rüberschiebt, mache ich ihn rein. So aber bleibt er stecken, und der Gegner kann kontern.“ Oder: „Lässt der Nowotny den Polen laufen, gibt es keinen Elfmeter, und Deutschland gerät nicht nach fünf Minuten in Rückstand.“ Das ist doch viel klarer und mit dem Indikativ vor allem, meine Damen und Herren, versteht es jeder.
Übrigens kann auch der Fußball ein bisschen von der Politik lernen. Der Fußball braucht zum Beispiel so etwas wie einen Bürokratieabbau. Vor 50 Jahren gab es fünf einfache Regeln: Der Ball ist rund. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Wichtig ist auf dem Platz. Und: Wenn eine Mannschaft mindestens ein Tor mehr schießt als die andere, hat sie gewonnen.
Richtig. „Der nächste Gegner ist immer der schwerste“, ist eine Variation der Aussage: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“.
Heute hingegen gilt ein 100-seitiges Regelwerk. Die Abseitsregel ist ohnehin kompliziert. Sie wird aber noch ergänzt durch sechs Anweisungen des
„Wenn ein Ball offensichtlich zu einem Spieler gespielt wird, der sich in einer Abseitsposition befindet und auch nur dieser Spieler den Ball bekommen kann, so hebt der Assistent in dem Augenblick die Fahne, wo er dies erkennt, bzw. der Schiedsrichter pfeift auch dann schon Abseits. Besteht jedoch ein Zweifel, ob der Ball wirklich zu dem im abseitsstehenden Spieler gelangt, oder wenn zwei Spieler nach dem Ball laufen, von denen einer abseits stand und der andere nicht, so muss mit der Abseitsentscheidung so lange gewartet werden, bis klar erkennbar ist, welcher Spieler den Ball spielt.“
Meine Damen und Herren, wenn man das alles reflektiert hat, dann ist der Ball entweder im Tor oder auf der anderen Seite.
Fußball ist jedenfalls nicht nur Bundesliga und Weltmeisterschaft. Fußball ist vor allem ein Volkssport. Er führt alle zusammen: Akademiker und Analphabeten, Alte und Junge, Arme und Reiche, Christen und Moslems, Kinderreiche und Kinderlose und sogar Düsseldorfer und Kölner.
Und Liberale und Grüne auch. Wir haben uns auch schon oft beim 1. FC Köln gesehen, Herr Wolf. Da haben wir auf derselben Seite gestanden. Ich bekenne das.
„Fußball ist das Heraustreten aus dem versklavten Ernst des Alltags in den freien Ernst dessen, was nicht sein muss und deshalb so schön ist.“
So hat es treffend Papst Benedikt XVI. ausgedrückt. Dem können und wollen wir sicherlich nicht widersprechen. Dem können wir uns anschließen. Ich freue mich auf ein großes Fest. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Kollege Dr. Vesper. – Als nächster Redner hat für die Fraktion der FDP der Kollege Rasche das Wort.
Dr. Vesper, Sie hatten die Möglichkeit, bei so einem gemeinsamen Thema einmal auf jegliche Angriffe Richtung Regierung zu verzichten. Sie haben leider diese Möglichkeit nicht genutzt.
Genauso wenig war der Vorwurf in Richtung von Herrn Staatssekretär Palmen sinnvoll, ihn an vergangene Tage zu erinnern. Denn nur zwei Sätze später standen Sie hier und sprachen als ehemaliger Sportminister: „Wir haben damals …“. – Da kann Ihnen der Kollege von der SPD ruhig gratulieren; er war ja noch nicht dabei.
Wir sollten doch lieber, meine Damen und Herren, die Fußball-WM nutzen, um einmal wirklich Opposition, Regierung und Koalition zu vergessen und um uns gemeinsam um das Thema Fußball-WM zu kümmern und zu bemühen. Da brauchen Sie den Kopf auch gar nicht zu schütteln.
Am 9. Juni findet in Gelsenkirchen mit der Begegnung Polen gegen Ecuador – Gelsenkirchen ist eine schöne Stadt, Herr Kollege Wittke –
Die Fußball-WM ist nach den Olympischen Spielen das weltweit größte Sportereignis. Deutschland und Nordrhein-Westfalen freuen sich, die besten Fußballer der Welt zu Gast zu haben. Wir freuen uns auf interessante und faire Spiele in einer friedlichen und entspannten Atmosphäre.
Die Fußball-WM, meine Damen und Herren, ist übrigens nur der Auftakt zu einem imposanten und hochklassigen Sportjahr in NordrheinWestfalen. Es folgen die Weltreiterspiele in der Reitsportmetropole Aachen, anschließend die Hockeyweltmeisterschaft im modernsten Hockeystadion Europas in Mönchengladbach, danach die vierte Fußball-WM der Menschen mit Behinderung mit der kompletten Hauptrunde und dem Endspiel in Nordrhein-Westfalen. Auch das Sportjahr 2007 mit der Handballweltmeisterschaft wirft bereits seine Schatten voraus. Auch hier findet das Endspiel in Nordrhein-Westfalen, in der Kölnarena statt.
Die Menschen in Nordrhein-Westfalen bekommen in den nächsten Monaten Sport in seinen vielfältigsten Facetten geboten. Deshalb können wir
Meine Damen und Herren, die größte Aufmerksamkeit weltweit wird ohne Zweifel der in wenigen Tagen beginnenden Fußballweltmeisterschaft zuteil. Die Zahlen sprechen für sich: 64 Spiele, 32 Mannschaften, 736 Spieler, 3,2 Millionen Fans in den Stadien und 30 Milliarden Zuschauern an den Bildschirmen.
Der Landtag hat sich in den vergangenen Monaten wiederholt und ausführlich mit verschiedenen Gesichtspunkten beschäftigt. Die Landesregierung hat in den zuständigen Ausschüssen – vom Sport- über den Innen- bis hin zum Verkehrsausschuss – regelmäßig und ausführlich über den Stand der Vorbereitungen berichtet.
Insbesondere die Sicherheitsfrage spielt aktuell in der Öffentlichkeit erneut eine große Rolle. Hundertprozentige Sicherheit vor Störern und Unruhestiftern wird und kann es nicht geben. Hundertprozentige Sicherheit wäre vielleicht mit hundertprozentiger Kontrolle und hundertprozentiger Überwachung möglich. Dies allerdings kann auch keiner wirklich wollen.
Heiterkeit und Freude sollen zum Markenzeichen der WM werden. Das Niveau der Sicherheitsmaßnahmen ist deshalb immer eine Gratwanderung. Trotz umfassender und vorausschauender Sicherheitsvorkehrungen bleibt immer ein Restrisiko. Ein solches Risiko wird in einer freien, toleranten und liberalen Gesellschaft, wie wir alle sie uns wünschen, immer vorhanden sein – übrigens auch ohne Fußball-WM. Ich bin sicher, dass die nordrhein-westfälischen Sicherheitskräfte die richtige Balance finden werden.
Zudem sind die nordrhein-westfälischen Stadien sehr gut auf die Spiele vorbereitet. Die Bundesligaspiele, zu denen mehr Zuschauer zugelassen sind als zu den WM-Spielen, haben gezeigt, dass die Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen den hohen Ansprüchen einer Weltmeisterschaft gerecht wird. Die nordrhein-westfälischen Stadien in Gelsenkirchen, Dortmund und Köln gehören zu den modernsten Stadien weltweit.
Von den insgesamt 3,2 Millionen Stadionbesuchern werden 1 Million in Nordrhein-Westfalen erwartet. Hinzu kommen zahlreiche Touristen und Besucher, die Nordrhein-Westfalen im Umfeld der WM besuchen. Dies erfordert selbstverständlich eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. Zahlreiche Schwachpunkte konnten in den vergangenen Monaten beseitigt werden. Sämtliche Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen – ob in Straßenbau, ÖPNV, Bahnverbindungen oder Ver
Viele Fußballbegeisterte werden allerdings nicht die Möglichkeit haben, Spiele live in den Stadien zu erleben. Dennoch wird sich außerhalb der Stadien eine Liveatmosphäre entwickeln – ob im kleinen Kreis auf der heimischen Terrasse, im Rahmenprogramm der drei WM-Standorte oder bei einer der übrigen Public-Viewing-Großveranstaltungen. Auf diese Art und Weise wird das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ auch für jene erlebbar, die keine Karten bekommen.
Gerade die Public-Viewing-Veranstaltungen sind ein Kernprojekt des WM-Rahmenprogramms, um unsere Gäste und die Menschen in NordrheinWestfalen zusammenzuführen und so die WM zu einem landesweiten Fest für alle werden zu lassen. Wir sind deshalb besonders froh, dass die Landesregierung die emissionsschutzrechtlichen Rahmenbedingungen so erweitert hat, dass sichergestellt ist, dass die öffentlichen Liveübertragungen nicht mitten im Elfmeterschießen abgebrochen werden müssen.
Aber auch abseits des großen Geschehens tut sich einiges: Viele Sportvereine, viele Schulen und viele weitere private oder kommerzielle Initiativen werden ihr ganz eigenes, individuelles WMFest feiern.
Meine Damen und Herren, das Team von Jürgen Klinsmann steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Ebenso steht unser Land mit seinen Bürgerinnen und Bürgern vor einer gewaltigen Herausforderung. Wir wollen ein weltoffener, bunter und herzlicher Gastgeber für Fans und Mannschaften aus der ganzen Welt sein. Zudem sollten wir die Möglichkeit nutzen, um unser Land als erfolgreiches Sportland, als anerkannten Wissenschaftsstandort – übrigens auch in der Sportwissenschaft –, als blühende Kulturlandschaft, als attraktives touristisches Ziel und als modernen Wirtschaftsstandort zu präsentieren.
Meine Damen und Herren, eines noch zum Abschluss: Bei aller akademischen Betrachtung der Fußball-WM in den vergangenen Monaten sollten wir nicht vergessen, dass Fußball immer noch ein Spiel ist. Fußball kann so einfach sein. Auch Fußballphilosophen hätten es nicht besser ausdrücken können als das Hammer Urgestein Horst Hrubesch, Ex-Nationalspieler und legendäres Kopfballungeheuer der achtziger Jahre,
der, lieber Minister, zur Entstehung seiner Tore ein genial einfaches Rezept hatte – Zitat –: „Manni
Bananenflanke, ich Kopf – Tor!“ Den Fußballexperten unter uns ist diese Variante auch bekannt als „Hamburger Obstsalat“ – Zitat –: „Felix die Kirsche zu Manni, Manni Banane, ich Birne – Tor!“
Meine Damen und Herren, freuen wir uns auf tollen Sport, ein riesiges Fest in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Kollege Rasche. – Als nächster Redner hat Kollege Dr. Rudolph für die Fraktion der SPD das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin nach dem gestrigen Fußballspiel – das haben einige Kolleginnen und Kollegen ja auch gesehen – sehr glücklich darüber, dass Deutschland Gastgeberland der Fußball-WM ist, denn ich glaube, eine große Chance des deutschen Fußballs liegt in dem Heimvorteil, der auch gestern zumindest teilweise zu Buche geschlagen hat.