Protocol of the Session on December 15, 2005

(Zurufe von Sylvia Löhrmann [GRÜNE] und Ralf Jäger [SPD])

Wenn Sie so selbstgefällig dazwischenrufen, dann frage ich Sie doch einmal: Wann gab es denn bei Ihnen in der vergangenen Legislaturpe

riode einmal eine Dialogveranstaltung? Wann gab es das denn?

(Beifall von FDP und CDU – Zurufe von der SPD und Johannes Remmel [GRÜNE])

Wir haben dort – der Fraktionsvorsitzende war ebenfalls dabei – den Sanierungskurs der neuen Koalition vertreten. Wir haben uns da gestellt. Dabei habe ich erlebt: Diejenigen, die wir aufgrund der Haushaltslage nur noch in geringerem Umfang fördern können, haben dafür mehr Verständnis als die Opposition. Bei den Zuwendungsempfängern ist das Verantwortungsbewusstsein angesichts einer nicht mehr fortzusetzenden Verschuldungspolitik höher ausgeprägt als bei der Opposition.

(Beifall von FDP und CDU – Rüdiger Sagel [GRÜNE]: Das glauben Sie doch selber nicht!)

Die Menschen im Land haben erkannt, dass unser Sanierungskurs ohne Alternative ist. Sie haben das dagegen immer noch nicht erkannt. Sie singen auf Ihren Parteitagen „Völker hört die Signale“.

(Hannelore Kraft [SPD]: Sanierungskurs mit der höchsten Neuverschuldung!)

Bei Ihnen selbst kommen die Signale aber überhaupt nicht mehr an.

(Beifall von FDP und CDU – Hannelore Kraft [SPD]: Wo sanieren Sie denn?)

Natürlich bedauere ich, dass wir in diesem Feld lediglich die rot-grüne Haushaltslinie fortschreiben können. Aber wir stehen in einer Gesamtverantwortung.

(Zuruf von der SPD: Aha!)

Jedem Neugeborenen hat Rot-Grün 6.100 € Schulden in die Wiege gelegt. 13 Millionen € zahlen wir täglich, nur um Kredite zu bedienen.

(Dr. Axel Horstmann [SPD]: Das wird immer mehr!)

Das ist Geld, das uns jetzt fehlt, weil Rot-Grün in der Vergangenheit falsche strukturelle Entscheidungen getroffen hat.

(Beifall von FDP und CDU)

Erinnern wir uns doch einmal an Tage, an denen es dem Land finanzpolitisch besser ging, in den Jahren 1998, 2001 oder 2003.

(Hannelore Kraft [SPD]: Da ging es uns fi- nanzpolitisch besser?)

Da gab es im Gesetz für Tageseinrichtungen für Kinder und im Landesjugendplan jeweils harte und rigorose Einschnitte. Seinerzeit haben die Grünen dieses und jenes Töpfchen verteidigt. Diesen und jenen Hamster haben sie sich aufs Schild gehoben.

(Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Aber für die Kinder- und Jugendpolitik haben sie nicht Partei ergriffen. Das ist doch die Realität.

(Beifall von FDP und CDU)

Wenn es Kürzungen gegeben hat – daran erinnere ich mich noch sehr genau –, dann haben die Grünen achselzuckend immer auf die SPD verwiesen. Wenn es nach den Grünen ginge, dann wäre es alles ganz anders, aber die böse SPD.

(Johannes Remmel [GRÜNE]: Ihr seid doch umgefallen!)

Das war die Realität von Rot-Grün in den vergangenen sieben Jahren.

(Rüdiger Sagel [GRÜNE]: Sie lenken doch nur ab!)

Lieber Herr Sagel, dass Sie mich der Ablenkung bezichtigen, das ist in der Tat eine Besonderheit.

(Beifall von FDP und CDU)

Ich kann mich nicht erinnern, Sie in den vergangenen Jahren jemals zur Sache sprechen gehört zu haben.

(Beifall von FDP und CDU – Rainer Schmelt- zer [SPD]: An Frechheit sind Sie ja nicht zu überbieten!)

Ich füge hinzu und korrigiere mich: Zu einer Sache, von der Sie etwas verstanden hätten.

(Beifall von FDP und CDU)

Zum Jugendfördergesetz: Das Kinder- und Jugendfördergesetz – besser sage ich: der Landesjugendplan – ist in den vergangenen Jahren bekanntlich von Rot-Grün von 104 Millionen € auf zuletzt 75 Millionen Euro – ich lasse den ersten Nachtrag weg –

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: 80 Millionen €!)

reduziert worden.

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Arroganz zahlt sich nie aus!)

Ich habe auf den Nachtrag verwiesen. Ich habe von ordentlichen Haushaltsgesetzen gesprochen.

Dann gab es Druck von der Straße, und es gab ein Gesetz. Aber ich will Sie schon einmal darauf

aufmerksam machen, was in diesem Gesetz steht, weil der Abgeordnete Bollermann dieses Gesetz offensichtlich nicht kennt und trotzdem dazwischenruft.

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Sie erlau- ben sich ja manche Dinge!)

Da steht „nach Maßgabe des Haushalts“. Sie haben im ersten Nachtrag – der war von Ihnen verantwortet – die 96 Millionen € nicht aufgenommen und ich behaupte: Nach der Landtagswahl hätten Sie auch von dieser Ihrer ursprünglichen Förderung Abstand genommen.

(Beifall von FDP und CDU – Rainer Schmelt- zer [SPD]: Sie behaupten immer viel, ohne es belegen zu können! Dadurch zeichnen Sie sich aus!)

Das war eine unverbindliche Ankündigung. Tatsächlich ist nicht ein Cent geflossen. Wo wäre auch die Gegenfinanzierungsmöglichkeit?

Wir entbürokratisieren

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Zulasten der Kin- der!)

und erlauben dadurch mehr Effektivität im System, behalten zumindest die Höhe des ordentlichen Haushaltsentwurfs des Doppelhaushalts bei und werden nichts unversucht lassen, im weiteren Beratungsverfahren doch noch zu Verbesserungen zu kommen, um Strukturen erhalten zu können.

(Widerspruch von SPD und GRÜNEN)

Das, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, haben Sie immer genauso gemacht. Nach der Ansage der Landesregierung haben sich die Fraktionen die Freiheit genommen, nach weiteren Gegenfinanzierungsmöglichkeiten zu suchen.

Ich sage Ihnen: Wenn ich mich entscheiden muss zwischen dem Eine-Welt-Promotoren-Programm und dem Kinder- und Jugendförderplan,

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Zwischen Stra- ßenbau und Kindergärten!)

ist die Entscheidung für mich ganz einfach.