Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Der virtuelle Sport bildet sicherlich einen der zurzeit größten Generationskonflikte überhaupt ab. Vereinsvorsitzende und Spartenleiter halten an traditionellen Bewegungsmustern fest, die der Leichtathletik, dem Handball oder dem Tischtennis entsprechen, und wollen diese Sparten natürlich in der Vereinsstruktur gesichert sehen. Neue Sportarten, die virtuell betrieben werden und vielleicht eine Konkurrenz sind, werden zumindest zum Teil auch belächelt, weil die sportliche Aktivität bezweifelt wird.
Experten nennen Studien, deren Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Jungen schulische Defizite aufweisen, wenn sie zu lange Computerspiele bedienen, und dass dadurch das Gewaltpotenzial wächst. Vereinsamung und Isolation, Gewaltverherrlichung und Verachtung von Menschenrechten sind inhaltliche Kernpunkte dieser Studien, die sich
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat 2018 eine Position zum E-Sport vorgenommen. Danach handelt es sich dabei um ein vielfältiges Angebot von Sportsimulationen über Strategiespiele und Kartenspiele bis hin zu First Person Shootern mit expliziter Gewaltdarstellung. E-Sport wird aus Sicht des DOSB zum Teil dem Gaming zugeordnet und hat keine Schnittmenge mit dem gemeinwohlorientierten Sport.
Wir akzeptieren deutlich die autonome Entscheidung des DOSB und des Landessportbundes Niedersachsen, sehen jedoch eine Weiterentwicklung des Sports durch virtuelle Sportarten.
Sehr geehrte Damen und Herren, virtuelle Sportarten grenzen sich klar vom Gaming ab. So akzeptiert der DOSB die virtuellen Sportarten, die Tennis, Basketball, Fußball oder Motorsport entsprechen, und sieht dafür eine klare Förderfähigkeit.
Sportarten gefördert werden können. Hervorheben möchte ich hier die Hand-Augen-Koordination und die asymmetrische Fähigkeit, bei der beide Hände bewegt werden und unterschiedliche Hirnregionen parallel genutzt werden. Diese Belastung kennt keine andere Sportart. Eine beispielhafte Sportart, die von der Hand-Augen-Koordination profitiert, ist das Tischtennis.
Auch das Vorurteil von „nur vor dem Rechner sitzen“ muss hier geglättet werden. Ein E-Sportler, der virtuell agiert, schafft bis zu 400 Bewegungen in der Minute. Die Sportler brauchen eine hohe Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit. Sie spielen Turniere über mehrere Stunden. Kleinste Fehler können da zu Sieg oder Niederlage führen. Das ist genauso wie bei einem Marathonlauf oder im Judo.
Die Belastung eines virtuellen Sportlers ist hoch, aber individuell, wie bei allen anderen Sportarten auch. Daher ist die Anerkennung des virtuellen Sports als Sport auch wichtig, um Präventionsmaßnahmen zu fördern. Natürlich geht es hier in erster Linie darum, dem Suchtverhalten entgegenzuwirken, was meines Erachtens am besten in einer vielfältigen Vereinsstruktur stattfinden kann, aber auch darum, die gesundheitlichen Folgen abzuschätzen.
enkompetenz zu vermitteln, sozialer Entfremdung entgegenzuwirken und eine pädagogische Jugendarbeit sinnvoll zu integrieren. Deshalb sehen wir die virtuellen Sportarten klar im organisierten Sport.
Warum also virtuelle Sportarten im Verein? - Virtuelle Sportler wollen ihre Interessen vertreten sehen. Virtuelle Sportler wollen den Sport gemeinsam erleben - im Fernsehen, im Netz oder vor Ort in Vereinsstätten. Kompetenz und Nachwuchsförderung profitieren von gesellschaftlichem Zusammenhalt - vereinsorientiert. Die Fangemeinde ist mittlerweile groß. Die Sportler wollen sich auch persönlich treffen. So schließt man auch im virtuellen Sport Freundschaften und wächst in gegenseitigem Kontakt als Team enger zusammen. Gerade bei den Teamdisziplinen wie z. B. virtuellem Fußball sind der Zusammenhalt und die Kommunikation sowie Achtung und Achtsamkeit untereinander wichtig. Virtuelle Sportarten bieten gerade im Breitensport neue Möglichkeiten, die jungen Menschen oder die Menschen mit Einschränkungen besser in Vereine zu integrieren bzw. sie zu gewinnen.
Für diesen Schritt ist es auch wichtig, dass der Breitbandausbau sowohl in Niedersachsen als auch in Deutschland kein leeres Versprechen ist, sondern beschleunigt wird. Jeder Haushalt, jedes Dorfhaus, jedes Vereinsheim muss dabei selbstverständlich mit einer guten Datenstruktur ausgestattet sein.
Die virtuellen Sportarten haben zu Fairness, Diversität und pädagogischem Rahmen viele Richtlinien und Regeln gesetzt. Für uns als SPD-Fraktion darf es keine Benachteiligung bei der Auslegung von virtuellen Sportarten geben, wie in anderen Sportarten auch nicht. So haben sexuelle Verherrlichung von Frauen oder anderen Geschlechtern und Menschen oder gar Inkompetenz der weiblichen Figur oder von Volksgruppen im virtuellen Sport keinen Platz. Fairness und Gleichberechtigung müssen dem sportlichen Kodex gerecht werden.
Wir sehen den V-Sport absolut barrierefrei, ohne Abgrenzung und für alle und von allen erreichbar. Daher ist er gesellschaftlich wichtig, verehrte Damen und Herren. Deswegen ist virtueller Sport auch für uns als Sport anzuerkennen.
Wer dennoch an dem Nutzen von virtuellen Sportarten zweifelt, muss sich einfach einmal erinnern, was wir in den letzten Plenartagen alles besprochen haben: Schule wird digitaler, Sitzungen finden virtuell statt, medizinische Versorgung wird durch Telemedizin unterstützt. Ich rede auch z. B. von Ausbildungsmethoden, die prozessorientiert entwickelt wurden, oder Großeinsatzlagen bei Katastrophen, die virtuell begleitet werden. Das alles hat etwas mit digitalen Medien zu tun. Daher dürfen wir uns bei dem Sport nicht davon abwenden.
Verehrte Damen und Herren, ich komme zum Schluss: Die Gemeinnützigkeit ist sehr umstritten, auch beim DOSB. Es ist in dem virtuellen Sportbereich aber auch akzeptanzfähig. Wir brauchen eine echte rechtliche Sicherung - keine Tricks wie z. B. bei dem Verein in Leipzig, wo die Förderung nur über die Jugendhilfe ermöglicht wurde. Deswegen muss eine Begleitung durch eine Finanzbehörde und den DOSB erfolgen.
Abschließend bedanke ich mich insbesondere beim Landessportbund für die Begleitung der Beratung der eingebrachten Anträge und für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit E-Sport und virtuellen Sportarten.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Thema E-Sport bewegt die Gesellschaft. E-SportEvents erreichen im Internet über Plattformen Millionen von Zuschauern. Auch in Deutschland gibt es Millionen von E-Sportlern, insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene. E-Sport
Gruppen bilden sich bundesweit. Auch in Niedersachsen gibt es entsprechende Angebote von klassischen Sportvereinen, aber auch von anderen
Akteuren wie z. B. der E-Sport-Factory in Osnabrück. Um solche Angebote machen zu können, brauchen insbesondere die Sportvereine Planungssicherheit. Es ist daher richtig, dass die Große Koalition nunmehr eine Forderung der FDP aufgreift und eine Überarbeitung des Gemeinnützigkeitsrechts initiieren möchte.
Insgesamt aber, meine Damen und Herren, tut sich die Landesregierung mit diesem Thema eher schwer. Das hat sie mit der Bundesebene durchaus gemeinsam. Zwar findet sich die vollwertige Anerkennung des E-Sports im dortigen Koalitionsvertrag, aber passiert ist seitdem nichts. Dennoch geht die gesellschaftliche Entwicklung weiter, und dem sollte die Politik dann auch Rechnung tragen. Meine Damen und Herren, die Abgrenzung zwischen Sport und E-Sport aus Ihrem Antrag ist insoweit nur sehr schwer durchzuhalten.
Was macht Sport eigentlich aus? Bedeutet Sport immer Bewegung? - Offenbar nicht; denn sonst wäre Schach beispielsweise keine anerkannte Sportart. Beim E-Sport kommt es insbesondere auf drei Eigenschaften an: Wahrnehmungsvermögen, Reaktionsgeschwindigkeit und die Feinmotorik. Auch die Wissenschaft reduziert deshalb den ESport nicht mehr auf das Drücken von Knöpfen.
Bedeutet Sport zwingend Gewaltfreiheit? - Das ist auch zweifelhaft, wenn man sich verschiedene Kampfsportarten oder auch den Boxsport ansieht, von regelmäßigen Verletzungen bei Sportarten wie Rugby, Football oder Fußball mal ganz zu schweigen.
Die von Ihnen gezogene Abgrenzung zwischen ESport und traditionellen Sportarten funktioniert daher nicht nach dem einfachen Schwarz-WeißPrinzip, sondern hat sehr viele Graubereiche.
Meine Damen und Herren, uns geht es um eine sportspezifische Förderung und die Möglichkeit, dass Vereine ihre Angebote mit einem pädagogischen Konzept verbinden können. Insoweit vermissen wir auch die Betonung der Chancen für die Integration und die Inklusion, die der E-Sport tatsächlich bietet. Wir wollen die positiven Aspekte des E-Sports im Sinne der Jugend- und Sportkultur fördern und den Risiken mit einem politischen Konzept begegnen. Wir wollen den Vereinen die Möglichkeit geben, über den E-Sport an junge Menschen heranzukommen, die für sie ansonsten möglicherweise nicht erreichbar sind.
Vieles von dem muss auf der Bundesebene entschieden werden. SPD und CDU sind daher aufgefordert, ihre Bundesspitzen dazu zu bewegen, die Zusagen für eine Förderung des E-Sports aus dem Koalitionsvertrag tatsächlich umzusetzen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Es ist eben schon von Herrn Dr. Genthe angesprochen worden: E-Sport, also der elektronische Sport, der Wettkampf zwischen Menschen mit Hilfe von Computern nach abgestimmten vorherigen Regeln, bewegt die Gesellschaft. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis dieses Thema den klassischen Sport, aber letzten Endes auch den Niedersächsischen Landtag erreichen würde.
Erreicht hat uns dieses Thema vor allem mit der Frage: Kann und muss Politik, muss der Staat Rahmenbedingungen für den elektronischen Sport wie für den klassischen Sport schaffen? Muss es Wege geben, den E-Sport in die bisherigen Strukturen des allgemeinen klassischen Sports zu integrieren? - Dies haben wir mit dem vorliegenden Antrag von SPD und CDU vor. Wir wollen erste Schritte gehen, um dem Streben der E-Gamer, der E-Sportler in unserem Land, aber auch deutschlandweit, die nach Anerkennung streben, nachzukommen.
Man kann mit Sicherheit eines sagen: Der E-Sport oder ganz allgemein das E-Gaming sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen, gerade wenn wir uns die vielen Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern bei den Matchen, aber auch die Spielerinnen und Spieler bis hin zu weltweiten Turnieren und Veranstaltungen ansehen. Die Zahlen sind sehr beeindruckend. Man geht davon aus, dass sich in Deutschland 3 Millionen Menschen regelmäßig in E-Matches einschalten. 50 % aller Deutschen ist dieser Begriff E-Sport durchaus geläufig bzw. sie sind damit vertraut. Mittlerweile gibt es auch traditionelle Sportvereine, die E-SportMannschaften beherbergen.
Im Rahmen der Ausschussarbeit haben wir uns im Zusammenhang mit der Anhörung ausführlich mit dem Thema E-Sport befasst, die verschiedenen Akteure angehört, den klassischen Sport auf der einen, die Gamer auf der anderen Seite, aber auch den wissenschaftlichen Bereich mit beleuchtet. Dabei ist deutlich geworden - das hat sich bis heute im Grunde nicht wesentlich geändert -, dass ein einheitlicher Konsens zur Einordnung des E-Sports in den allgemeinen Sport bis heute nicht so richtig gefunden werden konnte bzw. auch schwierig ist.
Die aktuelle Position des Landessportbundes - ein Schreiben ist den Innenpolitikern vor Kurzem nochmal zugegangen - macht deutlich: Der Landessportbund legt sehr viel Wert auf die klare begriffliche Unterscheidung von E-Gaming und virtuellen Sportarten.
Frau Kreiser ist schon auf die Definition des Deutschen Olympischen Sportbundes zum Thema E-Sport, E-Gaming und traditionellem Sport eingegangen. Natürlich gibt es beim E-Sport Parallelen zum traditionellen Sport. Aber auf der anderen Seite stellen wir fest, dass es natürlich Gewaltdarstellungen, Tötungsdarstellungen und vieles
Schreckliche und Furchtbare mehr beim E-Gaming gibt. Da kommen wir ganz schnell an ethische Grenzen.
Gerade vor diesem Hintergrund halten wir als CDU-Fraktion die Definition, die vom DOSB vorgenommen wurde und vom Landessportbund unterstützt wird, durchaus für richtig und angemessen, meine Damen und Herren.
Dass der Verband der E-Gamer das natürlich traditionell anders sieht, ist nachvollziehbar. Dass der E-Gamer-Verband sagt, E-Sport sei nur ein ganz kleiner Teil des sportlichen Geschehens, der Digitalisierung, ist verständlich. Aber letztendlich müssen wir darauf schauen, welcher Auffassung unsere traditionellen Sportverbände und -vereine sind und wie sie zu diesem Thema stehen.
Gerade mit Blick darauf, dass der Deutsche Olympische Sportbund das Dach für die 91 000 Vereine ist, die seit ewigen Zeiten in diesem Bereich körperlich sportlich unterwegs sind, aber auch mit Blick auf die Einordnung des DOSB und des LSB, aber vor allem auch, dass wir Gewaltdarstellungen des E-Gamings haben, halte ich, halten wir die politische Fokussierung auf die virtuellen Sportarten, so wie es Frau Kreiser dargestellt hat, für richtig. Keine Ballerspiele als Sport, aber den virtuellen Breitensport unterstützen, ist der klare und richtige Weg.
Daher gilt für uns, auf der einen Seite die autonome Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes zu akzeptieren, aber gleichwohl angesichts der hohen Bedeutung des virtuellen Sports in unserer Gesellschaft, diesen Breitensport in Niedersachsen mit zu unterstützen, im besten Fall, wie es eben geht, anzuerkennen, und zu versuchen, virtuelle Sportarten in den allgemeinen Sport zu integrieren.
Verkennen wir dabei auch nicht, dass virtuelle Sportarten Möglichkeiten der Weiterentwicklung im traditionellen Sportbereich bieten, vor allem mit Blick darauf, wie sich die Mitgliederzahlen unserer traditionellen Sportvereine in den letzten Jahren entwickelt haben. Auch hinsichtlich der Altersstrukturen ergeben sich aus unserer Sicht neue Potenziale für neue Mitgliedschaften. Das ist zwar noch viel Zukunftsmusik, aber zumindest den Weg dorthin zu beschreiten, halten wir auf jeden Fall für richtig.