Protocol of the Session on August 23, 2018

Die SPD-Fraktion war, ist und bleibt eine Infrastrukturpartei - und das wird sie auch immer bleiben, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD)

Wir haben im Gegensatz zu Herrn Schulz-Hendel und den Grünen erkannt, dass es zwischen guter Infrastruktur - und vor allem guter Verkehrsinfrastruktur - und guter wirtschaftlicher Entwicklung gerade in Regionen wie Ostfriesland einen gewissen Zusammenhang gibt.

(Beifall bei der SPD - Helmut Dam- mann-Tamke [CDU]: Sehr gut! - Jörg Hillmer [CDU]: Deshalb hat die SPD jetzt auch die Gelegenheit, das umzu- setzen!)

Deshalb stehen wir ohne Wenn und Aber zum Ausbau der A 20. Mit der Weiterführung der A 20 entlang der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wird eine durchgängige Fernstraßenverbindung vom Baltikum bis zu den westeuropäischen Staaten entstehen, mit der vor allem auch der Ballungsraum Hamburg umfahren werden kann. Die Küstenautobahn A 20 bedeutet sowohl für den strukturschwachen Norden - ich denke da an das Elbe-Weser-Dreieck, aber auch an die Regionen Unterweser und Ostfriesland - einen außerordentlichen strukturpolitischen Gewinn, weil durch sie unverzichtbare wirtschaftliche Voraussetzungen geschaffen werden.

Herr Schulz-Hendel, wir haben hier gestern über ENERCON gesprochen - - -

Herr Henning, gestatten Sie eine Zwischenfrage von Herrn Schulz-Hendel?

Aber bitte, immer gern! Herr Schulz-Hendel hat heute viel Zeit.

Lieber Kollege Henning, Sie haben gerade gesagt, es bestehe zweifelsohne ein Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und diesem Autobahnbau.

(Beifall bei der CDU)

Können Sie bitte einmal darlegen, woher Sie diese Erkenntnis haben! Gibt es eine belastbare Studie dazu?

(Dirk Toepffer [CDU]: Mehrere!)

Haben Sie dieser Aussage irgendeine Untersuchung zugrunde gelegt, oder ist das Ihre Vermutung?

(Beifall bei den GRÜNEN)

Lieber Herr Schulz-Hendel, das ist genau das theoretische Gerede der Grünen.

(Beifall bei der CDU und Zustimmung bei der SPD)

Wenn Sie mir gerade weiter zugehört hätten, hätten Sie gehört, dass ich Ihnen ein schönes Beispiel bringen wollte. Wir haben gestern über ENERCON und vor einer halben Stunde über die Insolvenz der Nordseewerke gesprochen. Ich habe Ihre Fraktion so verstanden, dass Sie die Firma ENERCON stärken wollen, dass Sie die Insolvenzsituation der Nordseewerke verbessern wollen,

(Detlev Schulz-Hendel [GRÜNE]: Da- für brauche ich keine Autobahn!)

dass wir gemeinsam für die Werke kämpfen wollen. Aber keine halbe Stunde später stellen Sie hier einen Antrag, der genau das Gegenteil bewirken würde, nämlich dass sich die Verkehrsinfrastruktur im Raum Ostfriesland und die Verkehrshinterlandanbindung der Häfen noch weiter verschlechtert.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU - Glocke der Präsidentin)

Ich stelle daher fest: Ihre ganzen Äußerungen zu ENERCON und zu den Nordseewerken waren Krokodilstränen. Sie waren nicht ernst gemeint. Ihre Taten, die Sie mit diesem Entschließungsantrag zeigen, würden jedenfalls genau das Gegen

teil bewirken. Sie werden sehen, dass die Küstenautobahn wahrscheinlich sogar noch zu spät kommt, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage von Frau Eva Viehoff?

Hinzu kommt, Herr Schulz-Hendel - und das ist verkehrspolitisch aus meiner Sicht völlig unumstritten -: Die A 20 wird vor allem die A 1 verkehrlich deutlich entlasten.

Herr Henning, es war eben so laut. Ich weiß nicht, ob - - -

Und wenn Sie mal weniger Fahrrad fahren und gelegentlich mal die Autobahn benutzen würden, würden Sie sehen, wie voll die A 1 ist, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Ich weiß nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, ob Sie die Ahrensburger Liste kennen. In Ahrensburg haben sich die fünf norddeutschen Bundesländer - das sind die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern - auf genau diese Verkehrsinfrastrukturprojekte geeinigt. Es ist schon komisch: Diese fünf Bundesländer wollen gemeinsam die A 20 - nur die Grünen hier im Niedersächsischen Landtag nicht.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Herr Henning, würden Sie Zwischenfragen von Frau Viehoff und Herrn Wenzel gestatten?

Bitte! Dann machen wir eine „Fragestunde Henning“. Das hatten wir, glaube ich, schon mal.

Bitte, Frau Viehoff!

Herr Henning, ich komme aus der betroffenen Region, die wirtschaftlich darniederliegt und die,

wie Sie sagen, erst dann prosperiert, wenn wir die A 20 haben. Ich bin, wie Sie wissen, anderer Meinung.

Was allerdings die Betriebe angeht, die Sie gerade genannt haben und über die wir wegen ihrer wirtschaftlichen Schwierigkeiten gerade diskutiert haben -

(Zurufe von der CDU: Frage!)

Jetzt müssen Sie aber Ihre Frage stellen.

- frage ich: Sehe ich es richtig, dass beide Betriebe, die in Emden sind, einen direkten Anschluss an eine Autobahn haben?

Sie sehen es richtig. Natürlich hat die Stadt Emden einen Autobahnanschluss. Aber die A 20 erschließt den gesamten Raum Ostfriesland über die A 28 und anschließend über die A 29. Sie erschließt einen ganzen Raum und verbessert die Verkehrsinfrastruktur. Der Zusammenhang ist doch völlig klar.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Was war die zweite Frage?

(Helmut Dammann-Tamke [CDU]: Nächste Frage! Wir sind gerade so richtig in Fahrt!)

Herr Abgeordneter Henning, vor dem Hintergrund, dass es schon etwas abenteuerlich ist, uns hier zu erzählen, dass eine Autobahn ENERCON hilft,

(Frank Henning [SPD]: Dem Raum hilft!)

frage ich Sie, ob Sie die Untersuchungen kennen, die zeigen, dass der Verlauf der A 20 eher dem Hafen Rotterdam hilft als den deutschen Häfen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Herr Wenzel, ich habe das gelesen, und Sie werden ja auch nicht müde, diese Behauptung aufzustellen. Ich sehe das anders. Es sind vor allen Dingen die Häfen im deutschen Raum, also Wilhelmshaven usw., die diese Hinterlandanbindung brauchen. Das hat die Landesregierung mehrfach,

auch auf Kleine Anfragen Ihrer Fraktion, ausgeführt.

Deswegen würde ich jetzt gerne von Ihren theoretischen Überlegungen wegkommen und stattdessen einfach einmal über die Praxis reden.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und bei der CDU)