Protocol of the Session on June 7, 2016

(Björn Thümler [CDU]: Das ist grober Unfug, was Sie da erzählen!)

Kommen Sie bitte zu seriöser Politik zurück!

Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Vielen Dank, Herr Heere. - Jetzt hat sich der Finanzminister zu Wort gemeldet. Bitte schön, Herr Minister!

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Geuter und Herr Heere haben ja schon daran erinnert, dass wir das Gleiche bereits im vergangenen Jahr diskutiert haben. Dann kam der Sommer, und über den Sommer entwickelte sich die Flüchtlingskrise. Es gab zwei Nachtragshaushalte; der zweite wurde einstimmig beschlossen. Einsicht in die Realitäten war vorhanden. Wir haben nicht über eine Absenkung der Nettokreditaufnahme geredet, sondern über die Finanzierung der immensen Kosten.

Aktuell sind die Flüchtlingszugänge nicht mehr ganz so dramatisch, und schon meinen Sie, das sei das passende Zeitfenster für Ihr Lieblingsthema NKA.

(Zurufe von der CDU: Steuereinnah- men!)

- Dazu komme ich noch.

So richtig dazugelernt haben Sie offensichtlich nicht.

Die aktuelle Steuerschätzung ist positiv. Sie liegt genau 1 % über den Steuereinnahmen, die wir im Haushalt veranschlagt haben. Das ist schön, aber keine sensationelle Zahl.

(Christian Grascha [FDP]: Das sind 600 Millionen Euro mehr als 2015!)

Das Steuervolumen beträgt etwa 25 Milliarden Euro. 1 % davon haben wir jetzt mehr.

Auch bei den Zinsausgaben - das ist richtig - haben wir eine günstige Entwicklung. Jedenfalls aus der Sicht des Finanzministers, aus der Sicht der Sparer sieht das anders aus. Das haben wir aber schon bei der Aufstellung des Haushalts weitgehend berücksichtigt und niedrigere Ansätze veranschlagt.

Der entscheidende Punkt ist aber, wie es auf der Aufgabeseite aussieht. Nur weil weniger neue Flüchtlinge kommen, ist das Thema doch nicht erledigt. Die Menschen in den Aufnahmeeinrichtungen sind doch nicht verschwunden. Sie sind hier, und die neuen Flüchtlinge kommen hinzu.

Herr Hilbers, hier komme ich mit zwei Zahlen aus. Die erste Zahl: Allein die Erstattung der Kosten an die Kommunen für Flüchtlingsausgaben - über die gerade beraten worden ist - wird im laufenden Jahr 2016 sowie in den Jahren 2017 und 2018 zusammen rund 1,5 Milliarden Euro erfordern; ohne die Kosten für umA und anderes. Anderthalb Milliarden Euro Kostenerstattung an die Kommunen! Damit bin ich bei der zweiten Zahl, nämlich bei unserer wunderbaren Rücklage, die auf nahezu 1 Milliarde Euro, aktuell genau auf 895 Millionen Euro, angewachsen ist. Sie deckt zwei Drittel der Ausgaben an die Kommunen. Mir fehlen also - nur in diesem Punkt - 500 Millionen Euro.

Wir werden das trotzdem alles hinbekommen, das kann ich Ihnen versprechen. Eine einseitige Betrachtung der Einnahmeseite, ohne die Ausgaben, die feststehen, zu berücksichtigen, mag für Oppositionsrhetorik geeignet sein, aber entspricht nicht den tatsächlichen Verhältnissen.

Meine Damen und Herren, wir haben in knapp zwei Wochen unsere Haushaltsklausur. Dort werden wir ein Gesamtkonzept erarbeiten, das erstens die Einarbeitung der Steuerprognose aus der MaiSchätzung und die aktuelle Zinsentwicklung enthalten wird, die wir noch einmal überprüfen werden.

Wir werden zweitens die Entwicklung, die Prognosen der Flüchtlingszahlen zu beachten haben und

außerdem - deswegen kann ich das im Moment noch nicht abschließend beurteilen - die Ergebnisse der Konferenz der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin am 16. Juni zu eben diesem Thema. Es ist bekannt und von der Bundesregierung auch zugesagt, dass sich etwas tun wird. Aber niemand weiß, was sich tun wird: Für welchen Zweck wird es voraussichtlich mehr Geld geben, und auf welchem Wege wird es mehr Geld geben? Verschiedene Themen sind noch nicht geklärt.

(Jens Nacke [CDU]: Wollen wir wet- ten, dass dann ein Wunder gesche- hen muss?)

Drittens werden wir, wie gehabt, die zentralen Politikfelder jenseits des Flüchtlingsthemas berücksichtigen und selbstverständlich einen weiteren Abbau der Neuverschuldung vorsehen.

Herr Grascha, Sie haben zehn Jahre lang regiert, aber Sie haben das zehn Jahre lang nicht geschafft!

(Jörg Bode [FDP]: Was?)

Sie haben die Neuverschuldung in den zehn Jahren nicht auf null bekommen.

(Christian Grascha [FDP]: Vergleichen Sie einmal die wirtschaftlichen Ver- hältnisse!)

Sie haben jedes Jahr wieder Schulden gemacht.

(Detlef Tanke [SPD]: Rekordschul- den!)

Deshalb würde ich an Ihrer Stelle etwas bescheidener auftreten.

(Christian Grascha [FDP]: Sagen Sie die Wahrheit! Wie war es 2012?)

Wir werden viertens die Herausforderungen der Flüchtlingskrise ohne Kahlschlag in einzelnen Politikfeldern meistern. Am Ende wird ein Gesamtkonzept stehen, das - einschließlich der Mipla - bis 2020 reichen und nicht nur, wie Ihr Vorschlag, für wenige Wochen im Sommer gelten wird.

Herr Minister, der Kollege Grascha und der Kollege Bode möchten Ihnen Zwischenfragen stellen. Lassen Sie das zu?

Gerne.

In dieser Reihenfolge: Herr Grascha und dann Herr Bode.

(Jörg Bode [FDP]: Er macht das schon!)

- Alles klar! Nur Herr Grascha. Bitte schön!

Herr Minister, vielen Dank, dass Sie eine Zwischenfrage zulassen.

Mich interessiert, ob Sie mir in der Frage auf die Sprünge helfen können, wie der Iststand der Schuldenaufnahme im Jahre 2012 war.

Herr Minister!

Sie wissen, Herr Grascha, dass ich nicht alle Zahlen so parat habe wie Herr Hilbers.

(Zurufe von der CDU und von der FDP)

Ich habe gesagt: Gucken wir uns einmal die zehn Jahre an.

(Jens Nacke [CDU]: Die Zahl ist nicht so kompliziert! - Christian Grascha [FDP]: Null ist keine komplizierte Zahl!)

Dann sind wir bei einem Schuldenaufbau von fast 20 Milliarden Euro.

(Christian Dürr [FDP]: Es ging darum, wie die Schuldenaufnahme im Jahr 2012 war! Das Ergebnis kennen Sie! Sie sind zur Wahrheit verpflichtet!)

- Gibt es ein Jahr, in dem Sie einmal keine Schulden gemacht haben?

(Christian Grascha [FDP]: Sie wissen es ganz genau! - Weitere Zurufe)

- Gut, dann muss ich mich korrigieren.

(Lachen bei der CDU und bei der FDP)

In der Politik wird aber die Gesamtleistung bewertet. Ihre Gesamtleistung hat dazu geführt

(Jens Nacke [CDU]: Herr Schneider!)