Protocol of the Session on October 23, 2014

In die Richtung von Herrn Seefried gerichtet: Sie haben die fehlende Sachdebatte beklagt, aber Sie haben hier eine Rede über den Machtverlust der CDU gehalten, anstatt inhaltliche Argumente zu liefern. In der Rede, die Sie abgeliefert haben, ging es nur darum, gute Regierungsarbeit zu diskreditieren. Um nichts anderes geht es Ihnen in dieser Debatte!

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Niedersachsen hat eines der besten Inklusionsgesetze bundesweit. Umso mehr verwundert es, dass Sie mit Ihrem Antrag den guten gemeinsamen Weg verlassen wollen, den die Gesetzgebung 2012 - - -

(Ulf Thiele [CDU]: Sie müssen ir- gendwann einmal von diesem Trip herunterkommen, dass Sie sich mit uns nicht einlassen müssen!)

- Herr Thiele, Sie sollten erst einmal zuhören, ehe Sie sich in Zwischenrufen äußern!

Sie haben den Weg von 2012 durch Ihre Beschlüsse verlassen. Damit, dass Sie bei Ihrer Veranstaltung im Juli ein Positionspapier zur inklusiven Schule auf den Weg gebracht haben, und

damit, dass Sie den jetzigen Antrag vorgelegt haben, untermauern Sie, dass Sie diesen Weg verlassen wollen!

(Petra Tiemann [SPD]: So ist es!)

Sie haben dabei ganz offenbar die guten Vereinbarungen aus 2012 völlig vergessen. Sie haben offenbar vergessen, dass 1993 die Unbeschulbarkeit von Kindern mit Beeinträchtigungen in diesem Landtag gemeinsam mit der CDU aufgehoben worden ist, und Sie haben offenbar auch die Erkenntnisse aus der Bereisung Südtirols vergessen; denn ansonsten ließe sich Ihr Antrag hier nicht erklären.

Unsere Erkenntnisse haben wir in der Plenardebatte im Juli ausführlich dargelegt. Das ist sehr ausführlich im Protokoll nachzulesen, und es macht keinen Sinn, Ihnen diese Argumente heute noch einmal zu erläutern, weil Sie an dieser Stelle völlig dicht machen.

(Ulf Thiele [CDU]: Es gab keine!)

Liebe Kollegen von der CDU, Sie haben im Ausschuss ausgeführt, dass es vordergründig darum gehen müsse, die Inklusion weiterzuentwickeln. Nichts anderes passiert derzeit! - Das halten wir im Übrigen auch für ausdrücklich richtig - und zwar auf den beschrittenen Weg, den wir hier gemeinsam eingeschlagen haben.

Die Frage ist nur: Warum schieben Sie eine solche Debatte an? - Die Antwort ist ganz einfach: Sie wollen eine populistische Debatte über Inklusion führen und keine Sachdebatte.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: So ist es! - Heinrich Scho- ling [GRÜNE]: Genau!)

Für uns bleibt es dabei, dass die Inklusion der Herstellung von Normalität dient, und diese Normalität ist nun einmal keine konfliktfreie Zone. Das ist ganz normal. Gleichwohl geht es darum, das Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen herzustellen. Dem kann man sich nicht verschließen.

Sie müssen auch ertragen, dass die Kultusministerin das Heft des Handelns in die Hand genommen hat. Sie hat im letzten Haushalt über 20 Millionen Euro für den Ausbau der Inklusion eingesetzt.

(Dr. Gero Hocker [FDP]: Sie war das? Ich dachte, das war der Steuerzahler!)

Wir werden im Zeitraum der Mittelfristplanung 1 Milliarde Euro für die inklusive Schule ausgeben.

(Kai Seefried [CDU]: Das sind ja auch ganz neue Errungenschaften!)

Wenn das kein Weg ist, dann weiß ich nicht, in welcher Welt Sie leben, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Opposition. Das ist Weiterentwicklung.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Noch ein paar Worte zu Ihrem Entschließungsantrag, der wirklich ein Sammelsurium ist. - Zunächst zur Wahlfreiheit: Das Ziel der Inklusion muss Ausweitung und nicht Rückführung der gemeinsamen Beschulung sein.

(Zustimmung von Julia Willie Ham- burg [GRÜNE])

Sie wollen die Rückführung der Beschulung in die Förderschulen. Die Wahlfreiheit nach § 59 kann nur so weit Raum haben, wie ein Schulangebot zur Verfügung steht. Das können Sie nicht einfach negieren.

(Ulf Thiele [CDU]: Herr Politze, Priori- tät für den Elternwillen!)

- Herr Thiele, die Priorität für den Elternwillen ist gegeben, soweit das Angebot dafür vorhanden ist.

(Ulf Thiele [CDU]: Und sie schränken es immer weiter ein!)

Zum Auslaufen der Förderschulen Lernen: Wir müssen an dem aufsteigenden Auslaufen festhalten, insbesondere im Primarbereich. Die Feststellung des Unterstützungsbedarfes Lernen war insbesondere für Kinder aus sozial schwachen Familien, die Sie gerne vergessen,

(Ulf Thiele [CDU]: Das ist eine Frech- heit!)

und aus bildungsfernen Schichten problematisch.

(Ulf Thiele [CDU]: Das ist eine boden- lose Frechheit!)

- Natürlich war das so. Nein, das ist keine bodenlose Frechheit.

(Ulf Thiele [CDU]: Schämen Sie sich!)

Sofortige Einschulungen und schnelle Umschulungen waren häufig der Fall, und zwar ohne dass die Lernentwicklung mit Fördermaßnahmen in den allgemeinbildenden Schulen in den Blick genommen worden ist.

An dieser Stelle verweise ich auf die IQB-Studie, die ergeben hat, dass Kinder in Regelschulen bessere schulische Leistungen gezeigt haben als in separierten Systemen.

(Heinrich Scholing [GRÜNE]: Genau so ist es!)

Auch das ignorieren Sie. Gemeinsame Beschulung ist der richtige Weg.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben eine Reihe von Fragen aufgeworfen, insbesondere Herr Försterling. Dafür haben wir die wissenschaftliche Begleitung auf den Weg gebracht, mit 70 000 Euro über drei Haushaltsjahre hinweg, die im Übrigen übertragbar sind.

(Ulf Thiele [CDU]: Gewaltig! Wahn- sinn!)

Wir sollten vielleicht einmal die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Begleitung abwarten, zur

Kenntnis nehmen und auswerten, Herr Thiele.

(Ulf Thiele [CDU]: Das ist gut! Warten Sie mit Ihrem Schulgesetz bitte diese Ergebnisse ab! - Jörg Bode [FDP]: Ein guter Vorschlag! Können wir sofort beschließen!)

Das ist immer besser als Schnellschüsse mit Zwischenrufen.

(Zurufe von der CDU und von der FDP)

- Sie haben doch zehn Jahre Zeit gehabt, alles auf den Weg zu bringen. Sie waren in der Regierung, Herr Bode. Sie haben nur nichts auf die Reihe gekriegt.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Bis zum Jahresende 2014 werden rund 2 000 Schulleiterinnen und Schulleiter fortgebildet sein, rund 3 200 Lehrkräfte im Primarbereich

(Unruhe bei der CDU und der FDP)

- man kann Ihnen das nicht oft genug sagen - und rund 1 600 Lehrkräfte im Sekundarbereich I. Die Fortbildung für Ausbildende an den Studienseminaren ist im Rahmen der Einführung der inklusiven Schule in diesem Jahr auf den Weg gebracht worden, auch die Konzept- und Curriculumsarbeit. Seit dem Februar 2013 wird eine berufsbegleitende

Qualifizierung für Lehrkräfte, die in der sonderpädagogischen Förderung tätig sind, aber nicht über die Lehrbefähigung für Sonderpädagogik verfügen, an den Studienseminaren angeboten. Was wollen Sie mehr?