Protocol of the Session on June 15, 2017

(Beifall bei der CDU und Zustimmung von Jörg Bode [FDP])

sondern auch innerhalb der hannoverschen Landeskirche. Ein Orgelbauer wie Arp Schnitger ist ein Kulturschaffender seiner Zeit gewesen, der mit Blick auf seinen Glaubensanspruch, reformatorische Musik zu unterstützen, gewürdigt werden muss. In diese Reihe gehört auch Hermann Kröger, der als Orgelbauer genauso gewirkt und damit deutlich gemacht hat, was das bedeutet.

Warum steht in diesem Antrag jetzt Arp Schnitger sozusagen im Vordergrund? Weil Arp Schnitger neben den genannten Orgelbauern sozusagen der Rockstar seiner Zeit gewesen ist, da er durch - ich hatte das gesagt - sein Werk, 170 Orgeln innerhalb kurzer Zeit geschaffen zu haben, dazu beigetragen hat, dass eine Form von Handwerkskunst aus Niedersachsen weit über die Grenzen hinaus Verbreitung gefunden hat. Das muss Anerkennung finden.

Deswegen bin ich froh, dass es gelungen ist, dass alle Fraktionen des Hauses diesem Antrag zustimmen werden. Wir hätten uns gewünscht, dass er noch eine Erweiterung gefunden hätte, nämlich in die Richtung, dass wir Geld seitens des Landes zur Verfügung stellen. Ich habe darüber schon mit Hanne Modder gesprochen. Wir werden das im Herbst nachholen, weil es wichtig ist, dass das Jubiläumsjahr, das 300. Todesjahr von Arp Schnitger, also 2019, gebührend begangen wird in der Form, dass auf das Wirken und auf das Werk von Arp Schnitger hingewiesen wird, gleichzeitig aber auch der Zusammenhang, den ich gerade versucht habe darzustellen, noch einmal deutlich wird - auch in der Orgelbautradition, die wir in Norddeutschland haben. Diese ist eben nicht gering zu schätzen. Alle Welt redet über Silbermann aus dem Sächsischen, zu wenige reden über norddeutsche Orgelbaukunst. Wir haben u. a. in den ländlichen Regionen unseres Landes etwas vorzuweisen, das sich wirklich sehen lassen kann und das ein Exportschlager weit über die Landesgrenzen hinaus gewesen ist.

Deswegen ist es wichtig, meine Damen und Herren, dass sich der Landtag klar zu diesem kulturellen Erbe bekennt. Daher lautet mein klares Petitum: auch ein Schwerpunkt bei der UNESCO, selbst wenn es eine Mobilie ist. Sie wissen: Orgeln kann man aus Kirchen nur relativ schwer mitnehmen, weil sie einfach viel zu groß sind. Deswegen muss man daran arbeiten, dass die UNESCO eine weitere Anerkennungslinie eröffnet, damit auch der Orgelbau als Weltkulturerbe anerkannt werden kann.

Wichtig wäre zu erreichen, dass wir 2020 auf die Tentativliste kommen. Das ist der erste Schritt, der wichtig ist, damit wir eine weitere Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe hinbekommen.

Die Orgelbauer in diesem Land - übrigens auch die heutigen, wenn ich an die Werkstatt Ahrend in Leer denke -, sind beispielgebend in der Tradition des Orgelbaus in der gleichen Manier wie bei

spielsweise Schnitger. Übrigens erlebt gerade diese Orgelbaukunst von Schnitger eine Renaissance, weil viele neue Orgeln, die derzeit gebaut werden, in der Manier von Arp Schnitger, in derselben Intonation und auch in der klanglichen Vielfalt gebaut werden. Das sollte uns hoffen lassen, dass dieses Werk nicht nur wenige interessiert, sondern im Gegenteil eigentlich das ganze Land interessieren sollte, weil man stolz darauf sein kann, dies geschaffen zu haben und den nächsten Generationen weiterzugeben.

Ich will noch einmal sagen - letzte Bemerkung, Herr Präsident -: Die Einordnung von Orgelbaukunst in den Kontext der Reformation ist entscheidend. Sie ist entscheidend auch für das Wirken vieler Schnitzer. Ich erinnere an Ludwig Münstermann, der ein großes Altarwerk in vielen Kirchen hinterlassen hat, das dazu führt, dass der protestantische Glaube seinen Ausdruck in Bild und Musik gefunden hat, der seinesgleichen sucht - im Übrigen in einer Zeit, in der Not und Elend in Europa durch den Dreißigjährigen Krieg ganz schlimme Folgen hinterlassen haben.

Das sollte uns zu denken geben und uns stolz darauf sein lassen, dass es Menschen gab, die diese Kunst vorangetrieben haben. Deswegen wäre es schön, wenn wir diesen Antrag einstimmig annehmen. Insoweit habe ich keine Befürchtungen. Ich habe auch keine Befürchtungen, dass wir das weiterentwickeln.

Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.

(Beifall)

Vielen Dank, Herr Thümler. - Die nächste Wortmeldung kommt von Ulf Prange für die SPDFraktion. Bitte schön, Herr Prange!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Arp Schnitger ist wohl einer der bekanntesten Orgelbauer seiner Zeit. Er baute über 170 Barockorgeln - das wurde schon genannt -, von denen etwa ein Viertel noch erhalten ist. Beeindruckend sind nicht nur das Klangbild, die Klangvielfalt und die herausragende Gestaltung, sondern auch die Tatsache, dass sich viele dieser Orgeln nicht in den großen Kathedralen in den großen Städten, sondern im ländlichen Raum befinden.

Im Jahr 2019 begehen wir den 300. Todestag Arp Schnitgers. Nicht nur ein Großteil seiner Orgeln

befindet sich in Niedersachsen, sondern Arp Schnitger wurde im heutigen Niedersachsen - genauer gesagt: im Oldenburger Land - geboren. Darauf können wir stolz sein. Zugleich stehen wir als Niedersachsen aber auch in besonderem Maße in der Verantwortung, wenn es darum geht, das Werk Schnitgers zu bewahren und zu würdigen. Dieser besonderen Verantwortung wollen wir auch mit diesem gemeinsamen Entschließungsantrag aller Fraktionen nachkommen.

In der Anhörung, die wir im Ausschuss durchgeführt haben, ist das sehr breite und vor allem in großen Teilen ehrenamtliche Engagement für das Werk Arp Schnitgers deutlich geworden. Neben der Arp-Schnitger-Gesellschaft und dem Kulturerbeverein engagieren sich die Landschaften, die Landschaftsverbände, die örtlichen Kirchengemeinden sowie viele Vereine oder Akteure vor Ort. Das ist eindrucksvoll. Allen, die sich engagieren, möchte ich im Namen der SPD-Fraktion ganz herzlich danken. Ihre Arbeit ist wichtig und hat unser aller Anerkennung und Unterstützung.

(Beifall bei der SPD)

In der Anhörung sind viele gute Ideen angesprochen worden, wie Arp Schnitger und sein Werk noch besser sichtbar gemacht werden können: durch Kooperationen, Festivals, Veranstaltungen, Kulturtourismus usw.

Ein besonderes Anliegen ist aber die Aufnahme der noch erhaltenen Orgeln als Welterbestätte in die Liste der UNESCO. Dieses Ziel wollen wir mit dem vorliegenden Antrag unterstützen und weiter voranbringen. Dass das nicht leicht ist und dass noch viele dicke Bretter zu bohren sind, war uns bereits im Vorfeld klar. Aber wenn es einfach wäre, bedürfte es dieses Antrags nicht. Frau Ringbeck von der UNESCO hat in der Anhörung deutlich gemacht, welche Hürden zu nehmen sind, hat uns aber auch wertvolle Hinweise zum weiteren Vorgehen gegeben.

Erfreulich ist zunächst, dass Deutschland einen Antrag auf Anerkennung von Orgelbau und Orgelmusik als immaterielles Kulturerbe gestellt hat. Der Antrag hat Aussicht auf Erfolg, wird Ende des Jahres beschieden. Davon profitiert auch das Werk Arp Schnitgers, weil die Orgelkultur insgesamt eine Anerkennung erfährt.

Was die Aufnahme in die Liste der UNESCO-Welterbestätten anbelangt, ist es schwieriger, wie Herr Bajus schon ausgeführt hat. Da geht es um das Kriterium der beweglichen Gegenstände, die, je

denfalls zurzeit, nicht aufgenommen werden können. Problematisch ist auch, dass sowohl Deutschland als auch Sakralbauten auf der Welterbeliste bereits sehr stark vertreten sind.

Frau Ringbeck hat aber darauf hingewiesen, dass die Welterbekonvention kein statisches, sondern ein dynamisches Instrument ist, das auch auf die Veränderungen unserer Vorstellungen von Kulturerbe reagiert.

Hoffnung macht hier die Anerkennung eines Teils des Werkes des Architekten Le Corbusier. Eine Serie von Bauten und Ensembles wurde als Welterbe anerkannt. Eine Möglichkeit bestünde darin, hier auf die heimat- und landschaftsbezogene Architektur, auf die norddeutsche Kirchen- und Orgellandschaft mit dem Alleinstellungsmerkmal „herausragende Orgelkunst“ abzustellen.

Nach dem, was wir in der Anhörung erfahren haben, wird die Vorschlagsliste frühestens in den 2020er-Jahren wieder geöffnet. Die Zeit sollten wir nutzen, um einen Antrag vorzubereiten.

Mit dem Entschließungsantrag, den wir heute beschließen, wollen wir auch in Richtung UNESCO signalisierten, dass der Landtag einmütig hinter dem Ansinnen steht, die Schnitger-Orgeln in die Welterbeliste aufzunehmen. Ich hoffe, dass die Entschließung dieses Hauses Rückenwind für dieses Vorhaben gibt.

Wie Herr Thümler eben schon angesprochen hat, haben wir in den Antrag unter Nr. 3 noch das Jubiläum, den 300. Todestag von Arp Schnitger, aufgenommen. Wir haben in den Antrag hineingeschrieben, dass das Land hier eine Unterstützung gewähren will. Ich denke, wir werden im Anschluss mit den Akteuren zusammenkommen, die sich für die Arp-Schnitger-Orgelkultur einsetzen und mit denen ja auch alle Parteien in einem Dialog stehen.

Ich freue mich auf einen abgestimmten Vorschlag aus diesem Kreis. Dann werden wir sicherlich auch die finanzielle Unterstützung auf den Weg bringen. Wir sollten dieses Jubiläumsjahr nutzen, um Arp Schnitger und sein Werk noch besser bekannt zu machen.

Vielen Dank. Und auch ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerpause.

(Beifall)

Vielen Dank, Herr Prange. - Christian Dürr, Sie haben das Wort für die FDP-Fraktion. Bitte schön!

Vielen Dank. - Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Jetzt kommt kein Vorwurf an die Landesregierung, sondern ich will deutlich sagen: Herzlichen Dank an die Regierung, insbesondere aber an die Kolleginnen und Kollegen der Landtagsfraktionen! Dass alle Fraktionen im Jahr 2019 den 300. Todestag von Arp Schnitger würdigen wollen, ist ein gutes Zeichen.

Arp Schnitger, geboren 1648 im heutigen Brake, war ein waschechter Niedersachse. Er war ein Mensch - Björn Thümler hat es ausgeführt -, der schon damals mit seinen Werken die Globalisierung gelebt hat. Das finde ich fantastisch. Das, was wir heute bisweilen nachvollziehen, hat Arp Schnitger - die klangliche Vielfalt seiner Orgelbauten ist eben schon gewürdigt worden - schon damals gelebt. Ein Kosmopolit aus Niedersachsen hat weltweit Orgelgeschichte geschrieben - das ist etwas ganz Besonderes, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Zustimmung bei der FDP)

Deswegen freue ich mich - da bin ich frohen Mutes, auch wenn vorhin gesagt worden ist, dass es noch Hürden gibt -, dass die Schnitger-Orgeln im Jahr 2020 auf die Tentativliste kommen und letzten Endes zum Weltkulturerbe ernannt werden. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Landtag die deutsche UNESCO-Kommission über diese Wahlperiode hinaus und die UNESCO insgesamt davon überzeugen wird, dass solche herausragenden Bauten, auch wenn sie mobil sein könnten, am Ende des Tages ausdrücklich den Status als Weltkulturerbe verdient haben.

Ich will noch zwei Punkte ansprechen. Ich will der Arp-Schnitger-Gesellschaft sehr herzlich danken, die das für uns in Niedersachsen politisch zum Thema gemacht hat. Ich will aber auch darauf hinweisen, dass Arp Schnitger auch Vor- und Nachläufer hatte. Ein Vorläufer ist z. B. die älteste Orgel dieser Art in Nordeuropa. Sie steht in Rysum und stammt aus dem Jahr 1457. Es ist bemerkenswert: Wir haben heute in Ostfriesland mit 90 Orgeln aus sechs Jahrhunderten die größte Orgeldichte in Nordeuropa. Und natürlich gibt es auch Nachläufer, wie vorhin beschrieben worden ist.

Herr Präsident, zum Schluss und kurz vor der Sommerpause möchte ich auch noch einen sehr persönlichen Aspekt einbringen: Ich habe im Jahr 2012, 364 Jahre nach der Geburt von Arp Schnitger, unter den Klängen einer Arp-Schnitger-Orgel in der St. Cyprian- und Cornelius-Kirche zu Ganderkesee geheiratet. Insofern ist es für mich etwas Besonderes, an dieser Stelle für diesen Orgelbauer und seine Werke zu kämpfen.

Ich freue mich darauf, dass wir das gemeinsam voranbringen. Ich glaube, das ist ein guter Abschluss und ein guter Start in die Sommerpause.

Herzlichen Dank.

(Beifall)

Vielen Dank, Herr Dürr. - Es hat sich die Ministerin gemeldet. Frau Dr. Heinen-Kljajić, Sie haben das Wort.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte den Eintritt in die Sommerpause nicht unnötig verzögern. Sowohl der Kollege Thümler als auch der Kollege Prange haben die Bedeutung der Schnitger-Orgeln für die Geschichte des Orgelbaus in Norddeutschland bzw. in Niedersachsen ausführlich dargelegt. Ich freue mich sehr darüber, dass wir es geschafft haben, in dieser Frage Einstimmigkeit herzustellen.

Ich finde, unser erstes Ziel sollte sein - das ist ja auch das, was der Antrag wiedergibt -, dieses Erbe international sichtbarer zu machen. Ob uns das am Ende durch die Aufnahme in die UNESCO-Weltkulturerbeliste gelingen wird, sei dahingestellt. Meine Vorredner haben die Hürden, die zu nehmen wären, um auf die Tentativliste zu kommen, beschrieben. Hürden sind aber dazu da, sie zu nehmen - oder auch zu umgehen, wie auch immer; das bleibt abzuwarten.

Mir scheint wichtig, dass wir 2019, zum 300. Todestag von Arp Schnitger, gemeinsam mit der ArpSchnitger-Gesellschaft - für deren Arbeit auch ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken möchte - ein wirklich schönes, fulminantes und tolles Jubiläumsjahr hinbekommen. Das wäre etwas, womit man über die Grenzen Niedersachsens und auch Norddeutschlands hinaus Aufmerksamkeit wecken kann.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Ich finde, das sollte einer der Schwerpunkte der Musikförderung des Landes im Jahr 2019 sein.

In diesem Sinne: Schöne Sommerferien!

(Beifall - Johanne Modder [SPD]: Wunderbar!)

Vielen Dank, Frau Ministerin. - Wir sind am Ende der Beratung.

Wir kommen zur Abstimmung.