Das Projekt von Volkswagen, das wir dort auf der IdeenExpo sehen konnten, werden wir in den Grundschulen zukünftig auch durchführen. Schülerinnen und Schüler sollen schon in der Grundschule die Chance haben, sich der Digitalisierung und der IT-Technologie zu nähern, und zwar spielerisch - aber nicht in der Form, dass sie eine Programmiersprache lernen, sondern mit Begeisterung für neue Technologien. Das ist ein großer Erfolg. Es zeigt, dass wir genau diese Elemente, die wir alle zwei Jahre auf der IdeenExpo sehen, konsequent in unsere Vorstellungen übernehmen.
Wir begeistern junge Menschen, und zwar früh in der Schule, schon in der Grundschule, meine Damen und Herren.
Ich möchte deshalb dem Team um Volker Schmidt das allergrößte Kompliment aussprechen. Die IdeenExpo ist beispielgebend. Wir in Niedersachsen können zu Recht stolz darauf sein.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir brauchen Fachkräfte, damit sich Niedersachsens Arbeitsmarkt auch in Zukunft so robust präsentieren kann wie im Augenblick. Die aktuellen Zahlen, die ich Ihnen präsentieren möchte, sprechen für sich:
2016 waren im Durchschnitt 4 Millionen Menschen in Niedersachsen erwerbstätig, davon mehr als 2,84 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig. Das, meine Damen und Herren, ist Rekordniveau. In den letzten zehn Jahren sind in Niedersachsen mehr als 460 000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden, davon alleine in den letzten fünf Jahren 300 000.
Die Arbeitslosigkeit in Niedersachsen ist auf einem Tiefststand. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Arbeitslosen in Niedersachsen um knapp ein Drittel reduziert. Im Mai 2017 hatten wir in Niedersachsen nur noch knapp 240 000 Arbeitslose. Das sind immer noch zu viele; auch bei diesen Menschen müssen wir uns - gerade weil sie im SGB I-Bereich sind - genau überlegen, wie wir das Problem lösen. Aber es ist eine sehr positive Entwicklung.
Die Arbeitslosenquote, meine Damen und Herren, ist so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Sie liegt bei 5,6 %. In sieben Kommunen Niedersachsens liegt sie sogar unter 4 %. In einem Drittel Niedersachsens herrscht de facto Vollbeschäftigung.
Auch bei den Langzeitarbeitslosen sehen wir eine positive Entwicklung: Immer weniger Menschen sind länger als ein Jahr ohne Job. Auch hier ist die Zahl innerhalb der letzten zehn Jahre gesunken, und zwar um mehr als 40 % auf unter 90 000.
Meine Damen und Herren, diese Zahlen sind gut, sie sind sogar sehr gut. Aber ich bin Realist genug, um diese Daten einschätzen zu können. Denn genau diese Zahlen sind unsere Herausforderung
Wir müssen die Sorgen der Unternehmen ernst nehmen. Sie fürchten, dass ihnen in Zukunft nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen werden. Wir haben diese Zeichen bereits bei Regierungsantritt erkannt. Deshalb arbeitet die Landesregierung, deshalb arbeitet mein Haus bereits seit 2013 an der Bekämpfung des Fachkräftemangels.
Damals haben wir gemeinsam mit allen relevanten Arbeitsmarktpartnern unsere Fachkräfteinitiative gestartet. Und ja, wir sind auf dem richtigen Weg.
Die Arbeitswelt wird weiblicher. Immer mehr Frauen arbeiten. Ihre Beschäftigungsquote ist allein in den vergangenen zehn Jahren um gut zehn Prozentpunkte auf mittlerweile deutlich über 50 % gestiegen. Damit sind in Niedersachsen mehr als 250 000 Frauen mehr erwerbstätig als vor zehn Jahren.
Und die Arbeitswelt wird älter. Immer mehr Menschen haben die Chance, auch mit 60 oder 65 noch zu arbeiten - auch, weil sich immer mehr Unternehmen erfahrene Arbeitskräfte wünschen und sich des Themas Gesundheitsmanagement annehmen. Der Anteil der Beschäftigten in der Altersgruppe der 60- bis unter 65-Jährigen hat sich in der letzten Dekade mehr als verdoppelt.
Meine Damen und Herren, die Arbeitswelt wird auch bunter. Immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund streben auf den Arbeitsmarkt. Die Erwerbstätigenquote in diesem Bereich lag 2014 mit 64,5 % rund zehn Prozentpunkte höher als noch im Jahr 2006.
Immer mehr junge Arbeitskräfte, die auf den Arbeitsmarkt strömen, sind hoch motiviert und qualifiziert. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger um rund 60 % auf 39 200 im Jahr 2015 angewachsen. Insgesamt wurde im Wintersemester 2015/2016 mit mehr als 200 000 Studierenden in Niedersachsen ein neuer Rekordwert erreicht.
Sehr froh sind wir auch über die unverändert hohe Zahl an Auszubildenden in Handwerk und Gewerbe. Aber, meine Damen und Herren, uns treibt auch eine Sorge um, weil diese Zahl zurückgeht. Die duale Ausbildung ist das Standbein des nie
dersächsischen Mittelstandes und ein Sprungbrett in eine wirklich große und gute berufliche Zukunft - sei es als Facharbeiter oder Geselle, sei es als Techniker oder Meister, sei es über die Offene Hochschule auf dem direkten Weg zu Weiterbildung und Akademisierung.
Wir müssen noch verstärkt Werbung dafür machen, dass die duale Ausbildung genau dieses Sprungbrett ist. Aber wir müssen auch aufpassen, dass wir die Akademisierung von Berufen nicht zu weit treiben und sie am Ende sozusagen als einzige Alternative dasteht.
Wir dürfen in der Öffentlichkeit nicht das Bild vermitteln, dass Qualifizierung erst mit der Akademisierung anfängt. Das ist ein falsches Bild. Darauf werden sehr intensiv hinweisen müssen, und zwar nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch in unserem täglichen Handeln.
Die Fachkräfteinitiative Niedersachsen zeigt also Wirkung. Sie leistet einen wichtigen Beitrag, das vorhandene Potenzial an Arbeitskräften besser auszuschöpfen.
Meine Damen und Herren, fest steht: Wir brauchen auch in Zukunft Fachkräfte. Wenn wir über das Thema Fachkräfte sprechen, sollten wir uns eines wichtigen Potenzials bewusst sein, das auch bei uns in Niedersachsen noch schlummert: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat kürzlich errechnet, dass bundesweit 2,1 Millionen Teilzeitbeschäftigte ihre Wochenarbeitszeit erhöhen wollen. Zusätzlich wollen bundesweit 1,8 Millionen Minijobber ihre Wochenarbeitszeit erhöhen. Wenn Sie diese Zahlen jetzt auf Niedersachsen herunterbrechen, wären das rund 210 000 Teilzeitbeschäftigte und 180 000 Minijobber, die in Niedersachsen mehr arbeiten möchten. Meine Damen und Herren, hier sind auch die Arbeitgeber gefordert, dieses Potenzial zu heben und zu nutzen. Auch diese Chance sollten wir nicht verstreichen lassen.
Dazu, meine Damen und Herren, gehören sicherlich auch die Themen Weiterbildung und Qualifizierung. Denn wir alle wissen, dass nicht jeder sofort für die Aufgabe, für die er gebraucht wird, auch einsetzbar ist.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich jetzt einen Blick in die nähere Zukunft werfen. Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt wird sich fortsetzen. Die Bundesagentur für Arbeit rechnet für das gesamte Jahr 2017 in Niedersachsen mit einem - auch im Bundesvergleich - starken Rückgang der Arbeitslosigkeit. Nach der neuen Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird die Arbeitslosenzahl in Niedersachsen auch im Jahresmittel 2017 bei knapp 240 000 liegen. Das wären abermals 15 000 Männer und Frauen oder 6 % weniger als 2016. Und es wäre der stärkste Rückgang der Arbeitslosenzahlen seit 2011.
Auch der Beschäftigungsaufbau wird seinen Wachstumspfad fortsetzen: Die Wissenschaftler sagen allein für Niedersachsen eine Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Stellen im laufenden Jahr um 2,9 % voraus. Das ist Platz 2 im Ländervergleich. Stärker soll das Beschäftigungswachstum nur in Berlin ausfallen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten würde damit auf das neue Rekordniveau von 2,92 Millionen anwachsen. Das sind nochmals über 80 000 zusätzliche sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe Ihnen beschrieben, was war und was ist und was dieses Jahr noch bringen wird. Jetzt lassen Sie mich kurz skizzieren, was die niedersächsische Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik in den nächsten Jahren kennzeichnen wird und welche Herausforderungen auf uns zukommen.
Wir werden vor allen Dingen unsere traditionellen Schwerpunkte weiter stärken. Niedersachsens Küste ist das Tor zur Welt. Wir arbeiten weiter an der Stärkung unserer Seehäfen. Wir werden weiter, auch mit den Instrumenten der Digitalisierung, dafür sorgen, dass wir im Wettbewerb Vorteile haben und sich damit die positive Entwicklung als Tor zur Welt fortsetzt.
Meine Damen und Herren, Europa trifft sich in Niedersachsen. Als logistisches Herz Europas halten wir unsere Infrastruktur konsequent auf dem neuesten Stand und bauen sie dort aus, wo es
notwendig ist - etwa bei der A 20, der A 39, der Schleuse Lüneburg oder bei der Ertüchtigung des Schienenverkehrs, z. B. mit dem Ausbau der Alpha-E-Trasse.
Wir brauchen eine leistungsfähige Infrastruktur, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Bundeslandes weiter auszubauen.
(Beifall bei der SPD und bei der FDP sowie Zustimmung bei den GRÜNEN - Christian Dürr [FDP]: Aber warum klatschen die Grünen nicht?)
Meine Damen und Herren, Niedersachsen hat so viel Energie wie kein anderes Land. Wir sind führend in der Energiewirtschaft und beispielgebend für ganz Europa. Niedersachsen ist das Land der On- und Offshoreenergie; es ist das Land der Windenergie. Meine Damen und Herren, wir werden es in den nächsten Jahren erleben: Die Industrie folgt der Energie. Und wir haben mit den Erneuerbaren die besten Voraussetzungen, um genau daraus einen Vorteil für die Beschäftigung in unserem Land zu generieren.
Meine Damen und Herren, Niedersachsen ist einladend. Kein anderes Bundesland bietet Unternehmen so günstige Ansiedlungsmöglichkeiten und jungen Familien gleichzeitig so viel Lebensqualität. Niedersachsen ist damit attraktiv für Fachkräfte - für die, die bleiben wollen, und für die, die wir hinzugewinnen können. An der Stelle hilft uns übrigens auch der starke Tourismusstandort Niedersachsen. Hier, wo es attraktiv ist, hier, wo wir Arbeitsplätze schaffen können, wollen die Menschen auch leben. Das ist eine Chance, die wir in vielen Regionen unseres Landes nutzen können.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die große Herausforderung der Zukunft - das zeigt die genannte Studie richtig auf - ist die Digitalisierung. Die Digitalisierung hat längst alle Bereiche des täglichen Lebens erfasst. Unser Ziel ist es, unsere Stärken mit der Digitalisierung zu verzahnen und Niedersachsen damit zukunftsfest zu machen.
Vor allem für die ländlichen Räume in Niedersachsen ist der digitale Wandel eine enorme Chance; denn er hilft dabei, Standortnachteile auszuglei
chen, und macht Standortvorteile nutzbar. Räumliche Distanzen verlieren an Bedeutung. Ländliche Räume können dadurch zu den Gewinnern der Digitalisierung werden. Digitalisierung bringt zusätzliche Wertschöpfung in die ländlichen Räume. Davon profitieren kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups und wirken so als Motor der weiteren Entwicklung.
Ich darf an dieser Stelle ein Beispiel nennen, einfach weil es so herausragend ist. Das ist der Landkreis Uelzen, der beim Ausbau des Breitbandes in hoher Geschwindigkeit vorangeschritten ist und damit für uns ein Musterprojekt war. Dort hat man sehr früh gesagt: Nur wenn wir den Glasfaserausbau flächendeckend voranbringen und die bestehenden infrastrukturellen Anbindungsnachteile durch die großen Vorteile der Digitalisierung ausgleichen, machen wir unsere Region zukunftsfest. - Und so reagieren viele Landkreise in unserem Land: Sie machen sich mit dem zügigen Ausbau der Digitalisierung zukunftsfest, meine Damen und Herren.