Zur Erläuterung: Die Struktur dieses Studiums ist anders als beim traditionellen Studium. Das Studium in Oldenburg soll ein dreijähriges Bachelorstudium und ein dreijähriges Masterstudium umfassen. Im Oldenburger Modell sind die Studierenden von Anfang an mit den Patienten im Kontakt. Dieses System ist an der Struktur eines problemorientierten Lernens ausgerichtet, verbunden mit einem Tutoren- und Mentorenprogramm, also einer sehr intensiven Betreuung der Studierenden. Der Masterabschluss, der alle Inhalte der Approbationsordnung vermittelt, ist als mit dem Staatsexamen gleichwertig anzusehen. Als dritte Stufe schließt sich dann natürlich, wie überall üblich, ein Promotionsstudiengang an.
Die Forderung nach Errichtung einer medizinischen Fakultät in Oldenburg begründet sich im Übrigen auch damit, dass der gesamte Nordwesten die einzige Region in Deutschland ist, die nicht durch eine medizinische Fakultät mit einem Universitätsklinikum versorgt ist.
Aber auch wenn die positiven Wirkungen für die Gesundheitswirtschaft im Nordwesten gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können, so gibt es bei Teilen der Universität in Oldenburg natürlich auch die Befürchtung, dass eine medizinische Fakultät Mittel bindet, die dann bei anderen Einrichtungen der Hochschule gestrichen werden. Die Befürchtungen insbesondere der Geisteswissenschaft oder auch der Lehrerausbildung sind meiner Ansicht nach durchaus nachzuvollziehen, weil in der Vergangenheit gerade die Lehrerausbildung immer wieder zur Finanzierung sogenannter Exzellenzstudiengänge herangezogen worden ist.
Um es aus unserer Sicht klar und deutlich zu sagen: Die Errichtung einer medizinischen Fakultät in Oldenburg, die wir wollen - ich gehe davon aus: Sie auch -, darf nicht zulasten hervorragender anderer Bereiche, insbesondere nicht der Lehrerausbildung, in Oldenburg gehen.
Klar ist, dass ein Studiengang Medizin in Oldenburg zusätzliche Landesmittel benötigt. Die kann sich die Oldenburger Universität nicht aus dem eigenen Fleisch schneiden. Da ist das Land gefordert!
Meine Damen und Herren, das Konzept der Universitäten Oldenburg und Groningen wird voraussichtlich Anfang November auf der Vollversammlung des Wissenschaftsrates bewertet werden. Dafür fand Ende 2009 eine Begehung durch den Medizinausschuss des Wissenschaftsrates in Oldenburg und Groningen statt. Wenn sich der Wissenschaftsrat, wie zu hoffen ist, positiv für die sogenannte European Medical School in Oldenburg und Groningen ausspricht, dann müssen wir als Land gemeinsam alles dafür tun, damit das Projekt einer medizinischen Fakultät in Oldenburg in die konkrete Realisierung kommt. Die dafür notwendigen Schritte haben wir im vorliegenden Antrag genannt, den wir nach der Entscheidung des Wis
Ich möchte zunächst einmal im Kontext ausführen, weil ich nicht so viel Redezeit habe, wie der Stoff hergibt. - Die Oldenburger haben ihre Hausaufgaben bereits gemacht. So ist es bemerkenswert, dass sich alle drei Oldenburger Krankenhäuser darauf verständigt haben, sich bei einer Entscheidung für eine medizinische Fakultät in Oldenburg zu einem Universitätsklinikum zusammenzuschließen.
Allerdings hört man, dass der Bundesgesundheitsminister Bedenken geäußert haben soll. Am Konzept kann das eigentlich nicht liegen; denn dafür liegen hinreichend viele Veröffentlichungen und Papiere vor. Außerdem hat die Medizinische Kommission des Wissenschaftsrates, ausgestattet mit großem Sachverstand, vor Ort begutachtet. Natürlich wissen wir, dass es konservative Medizinverbände gibt, die gegen die Bachelor/MasterStrukturen sind und beim Bachelor polemisch von einem „Doktor light“ in Oldenburg sprechen. Aber natürlich ist der Bachelor nur eine akademische Zwischenstufe. Ein Bachelor of Medicine ist kein Arzt. Er kann und darf keine ärztlichen Tätigkeiten ausüben.
Das Oldenburger Modell ist zwar ein besonderes, aber es ist kein Einzelfall in Deutschland. Bereits jetzt gibt es Abweichungen von der Approbationsordnung. Modell- und Reformstudiengänge sind als Sonderregelungen laut § 41 der Approbationsordnung in Form von zeitlich befristeten, landesrechtlich genehmigten Modellstudiengängen möglich. Das gibt es schon jetzt, beispielsweise an der Charité in Berlin, an der Universität Witten/Herdecke, hier in Hannover, an der Universität zu Köln, an der RWTH Aachen und auch in Heidelberg.
Daher ist das Projekt der Universität Oldenburg kein Einzelfall. Ohne Zweifel ist es das weitestgehende, aber es kann genauso wie alle anderen
Abweichungen von der Approbationsordnung als zeitlich befristeter, landesrechtlich genehmigter Modellstudiengang möglich gemacht werden, wenn man nur will.
Meine Damen und Herren, Niedersachsen braucht den Medizinhochschulstandort Oldenburg. Frau Ministerin Wanka, Sie haben das eigentlich sehr gut selber begründet, als Sie heute Morgen ausgeführt haben, dass man die Ausbildungskapazitäten der Medizin in Göttingen und Hannover nicht mehr ausbauen könne, weil dort die Zahl der für die Ausbildung notwendigen Patienten begrenzt sei. Ich sage Ihnen: Patienten gibt es in Oldenburg genug, um die Ausbildung an einer medizinischen Fakultät abzusichern!
Bundesweit gibt es 36 medizinische Fakultäten. Nach dem berühmten Königsteiner Schlüssel, der 10-%-Formel für den niedersächsischen Anteil am Bundesdurchschnitt, müsste Niedersachsen also mindestens drei, wenn nicht sogar vier Fakultäten aufweisen. Wir haben derzeit aber nur zwei: in Hannover die MHH und in Göttingen die Universitätsmedizin. Unser Anteil an Studienplätzen in der Humanmedizin beträgt nicht 10 %, wie anzunehmen wäre, sondern gerade einmal 5,4 %
Das Problem ist doch, dass es für uns in Niedersachsen notwendig ist, die Zahl der Medizinstudenten zu erhöhen. Sie reicht nämlich nicht, Herr Zielke, weil wir wissen, dass Niedersachsen ein Land ist, das Studenten quasi exportiert. In unserem Land ist es derzeit nun einmal so, dass Abiturienten, die Medizin studieren wollen, zu einem großen Teil aus Niedersachsen fortgehen. Sie bleiben nach der Ausbildung oft dort, wo sie studiert haben, und kehren nicht zurück.
Dem ist durch konkrete Angebote vor Ort Einhalt zu gebieten. Auch deswegen macht eine dritte medizinische Fakultät für Niedersachsen in Oldenburg absolut Sinn.
Meine Damen und Herren, wir erwarten ein klares Bekenntnis der Landesregierung und der sie tragenden Fraktionen für den Studiengang Medizin in Oldenburg. Wir erwarten ein offensives Eintreten auch beim Bundesgesundheitsminister für diesen Studiengang. Wir fordern die finanzielle Ausgestaltung dieses Studienganges für die Zukunft. Wir sind damit nicht allein: Der Vorsitzende der CDUFraktion, Herr Thümler, hat dies in der NordwestZeitung am 31. Juli 2010 deutlich zum Ausdruck gebracht.
(Dr. Gabriele Andretta [SPD]: Wo ist er eigentlich? - Jürgen Krogmann [SPD]: Es scheint ihn nicht zu interes- sieren!)
Sie sprechen sich genauso wie wir für diesen Medizinstudiengang aus, sagen, es wäre ein Beispiel für europäische Kooperation mit innovativem Charakter. Herr Thümler, ich finde, dem kann man eigentlich nichts hinzufügen.
Wir wollen Sie mit Ihrem Eintreten für die European Medical School nicht alleinlassen. Stehen Sie mit uns gemeinsam für die Medizin in Oldenburg ein! Überzeugen Sie den Bundesgesundheitsminister, und statten Sie die Hochschule mit dem dafür nötigen Geld aus!
Zu einer Kurzintervention auf den Beitrag des Kollegen Wulf hat sich Herr Kollege Rickert von der FDP-Fraktion gemeldet. Sie bekommen 90 Sekunden. Bitte sehr!
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Wulf, Sie haben meine Zwischenfrage nicht zugelassen. Deshalb frage ich Sie über die Kurzintervention.
Bei aller Begeisterung für das Projekt European Medical School, die ich durchaus teile - Sie haben ja auch locker abgeschlossen, ohne Ross und Reiter zu nennen, wie es bei Sozialdemokraten üblich ist -, stelle ich Ihnen die direkte Frage, ob
Sie wissen, wie hoch die Landesmittel wären, die man aufbringen müsste, um dieses Projekt zu finanzieren. Sie kennen vielleicht die Zahlen, die in Oldenburg herumgeistern. Sie liegen in einer Größenordnung von 10 Millionen Euro. 4 Millionen Euro müsste die Hochschule aufbringen und 6 Millionen Euro das Land.
Ich kann mich noch dunkel daran erinnern: Als die Oldenburger Universität im Rahmen des Hochschuloptimierungskonzeptes 2 Millionen Euro generieren sollte, haben, glaube ich, auch Sie den Untergang der Wissenschaft in Oldenburg prophezeit. Jetzt geht es um 4 Millionen Euro. Diese Summe wird wahrscheinlich sehr schwierig darzustellen sein.
Last but not least, sage ich: Auch dieser Betrag von 10 Millionen Euro ist - mit Verlaub - relativ geschönt, wenn nicht unseriös. Es wird ein Vielfaches mehr kosten. Ich würde von Ihnen gerne wissen, wie viel mehr es kosten wird und wie Sie das aufzubringen gedenken.
Herr Kollege Rickert, an sich ist das eine Frage an die Landesregierung. Wir stellen sie erst ab 2013.