Protocol of the Session on May 9, 2008

sondern wir waren sehr konstruktiv, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Zu einer weiteren Kurzintervention erteile ich jetzt Herrn Jüttner das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie geht man mit Verbänden um? - Ich habe gestern von Herrn Brandt, dem Vorsitzenden der GEW, gehört, dass die Erörterung von Frau Heister-Neumann mit den Verbänden wie folgt verlief: Sie hat am Vorabend des Kabinettsbeschlusses erzählt, was sie machen will. Die Verbände haben allesamt widersprochen. Damit war die Erörterung abgeschlossen.

(Björn Försterling [FDP]: Das ist doch nicht richtig! Der Erörterungstermin war später!)

Ich will Ihnen sagen, wie 1997 damit umgegangen worden ist. Herr Wernstedt, damals Kultusminister, schrieb am 10. Oktober 1997 an alle Lehrerinnen und Lehrer:

„Wie Sie bereits der Presse entnehmen konnten, führe ich mit den Lehrerverbänden zurzeit intensive Gespräche … über … ‚Arbeitszeitkonten’…“

Ein zweiter Brief von Herrn Wernstedt vom 12. Januar 1998 hat - neben vielem anderen - folgenden Inhalt:

„Wie Sie sicher inzwischen aus der Presse wissen, ist es trotz aller Bemühungen nicht gelungen, auf der Grundlage der dargestellten Rahmenbedingungen eine entsprechende Vereinbarung abzuschließen; denn eine der Spitzenorganisationen hat der Landesregierung kurzfristig vor der bereits terminierten Paraphierung der Vereinbarung mitgeteilt, dass sie den ausgehandelten Entwurf ablehnt.

Diese Ablehnung kam im Hinblick auf den fortgeschrittenen Stand der Verhandlungen und den Zeitpunkt ihrer Bekanntgabe völlig überraschend.“

So unterschiedlich kann man mit Verbänden umgehen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und bei der LIN- KEN - Heiner Bartling [SPD]: Jetzt entschuldigen Sie sich einmal für Ihre Behauptung!)

Meine Damen und Herren, es hat Zweifel gegeben, ob Herr Jüttner auf Frau Körtner geantwortet hat.

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Ja, klar!)

Ich habe hier oben gesessen. Frau Körtner hat ein nach ihrer Auffassung unterschiedliches Vorgehen der jeweils verantwortlichen Minister hier aufgezeigt. Von daher war das in Ordnung.

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Und in der Sache sogar noch richtig!)

Frau Körtner, Sie können jetzt erwidern.

Ich danke herzlich für die kollegiale Steilvorlage, Herr Jüttner; denn Sie haben eben wunderbare Schreiben des damaligen Kultusministers zitiert. Aber was ist unter dem Strich herausgekommen? - Helmut Kohl hat immer gesagt: Wichtig ist, was hinten rauskommt.

Was also war das Ergebnis? - Sie haben Ihre Position in nichts verändert. Sie sind mit keinem Argument darauf eingegangen, was die Lehrerinnen und Lehrer in diesem Land Ihnen damals ins Stammbuch geschrieben haben. Sie sind auf keinerlei Argumente eingegangen.

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Es war aus- verhandelt, Madame! - Heiner Bartling [SPD]: Sie nehmen die Realität doch nicht mehr zur Kenntnis! - Klaus-Peter Bachmann [SPD]: Realitätsverlust!)

Wir haben gehandelt. Wir haben den Protest ernst genommen, Herr Jüttner. Das ist auch gestern in einigen Stellungnahmen klar geworden.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine Damen und Herren, wir fahren in der Reihe der Wortmeldungen fort. Das Wort hat Herr Dr. Sohn.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir werden gleich eine Sternstunde des Parlaments erleben. Die FDP wird - das zeichnet sich durch den schicken Trick ab, der in dem Änderungsantrag der Fraktionen der CDU und der FDP vorliegt -, zwei Sachen gleichzeitig tun.

Erstens werden Sie den Erosionsprozess dieser Landesregierung enorm beschleunigen, weil Sie den Landtag tatsächlich beschließen lassen wollen, dass wir sagen, wozu sich die Landesregierung bekennt. Es ist tatsächlich eine Beschleunigung des Erosionsprozesses: Wir empfehlen nicht nur, wir beschließen, wozu sich die Landesregierung bekennt. - Das finde ich großartig.

(Beifall bei der LINKEN)

Zweitens. Durch die vermutliche Zustimmung zu diesem herumgefrickelten Antrag wollen Sie den Beschluss des Landesparteitages der FDP in der Versenkung verschwinden lassen.

(Beifall bei der LINKEN)

Sie hätten das viel einfacher machen können. Sie hätten einfach unseren Antrag stehen lassen können. Dann hätten wir beschlossen, was Sie noch am 20. April auf Ihrem Landesparteitag einstimmig beschlossen haben, nämlich

„dass die Zusagen aus der Arbeitszeitverordnung eingehalten werden

und jede Lehrerin und jeder Lehrer seine Mehrarbeit durch eine Reduzierung der Wochenarbeit - wie zugesagt - ausgeglichen bekommt.“

Jetzt wird es anders. Jetzt wird aus dem Antrag eine verwaschene Sollregelung, und der Regelfall ist, dass die Ausgleichsphase um vier Jahre verschoben wird. Das ist nämlich der Kernpunkt dieses Änderungsantrages. Damit schlagen Sie Ihrer eigenen Landespartei ins Gesicht und versuchen, in der Versenkung verschwinden zu lassen, was der Landesparteitag beschlossen hat. So viel zur innerparteilichen Demokratie in der FDP!

(Beifall bei der LINKEN und Zustim- mung bei der SPD)

Insofern ist das eine Sternstunde der Demokratie. Niedersachsen schaut auf Sie, Herr Riesenförster!

(Beifall bei der LINKEN)

Meine Damen und Herren, jetzt hat sich Herr Försterling zu einer Kurzintervention gemeldet. Herr Försterling, ich erteile Ihnen das Wort.

(Gerd Ludwig Will [SPD]: Försterlein!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Dr. Sohn, in keinster Weise steht der Änderungsantrag, den die Fraktionen von CDU und FDP hier vorgelegt haben, im Widerspruch zu unserem Parteitagsbeschluss.

(Lachen bei der SPD und bei der LINKEN - Dr. Manfred Sohn [LINKE]: Lesen!)

Wir schaffen es nämlich, sowohl den Wünschen unserer Mitglieder zu folgen als auch

(Heiner Bartling [SPD]: Alles zu ver- kleistern!)

Kompromisse innerhalb der Koalition zu finden. Deswegen werden Sie erleben, dass unsere Parteibasis - wir erleben das gerade, weil wir die positiven Rückmeldungen unserer Basis bekommen -

(Heiner Bartling [SPD]: Sie haben ja nicht so viele!)

sehr wohl mit dem jetzigen Vorschlag leben kann, weil sie sicher ist, dass jeder Lehrer seine Rückzahlung zum nächsten Schuljahr bekommen kann

und weil auch unsere Parteitagsidee, Anreizsysteme zu schaffen, umgesetzt worden ist.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie erleben hier, dass wir unsere Parteibasis wahrnehmen

(Lachen und Widerspruch bei der SPD und den GRÜNEN)

und die Beschlüsse des Parteitages auch relativ kurzfristig umsetzen. - Frau Heiligenstadt, Sie brauchen nicht auf die Uhr zu gucken! Ich kann noch eine Minute lang erzählen, wie toll unsere Partei ist.

(Glocke des Präsidenten)