Protocol of the Session on February 20, 2009

Daher haben wir die soziale Dimension Europas als ersten Sachpunkt in unserem Antrag aufgeführt. Ich zitiere aus dem Antrag:

„Der Niedersächsische Landtag bittet das Europäische Parlament, … dass die Europäische Union nicht nur als Wirtschaftsgemeinschaft, sondern zunehmend auch als soziale Gemeinschaft wahrgenommen wird.“

Meine Damen und Herren, wir wollen ein Europa, in dem die Menschen friedlich miteinander umgehen, ohne Diskriminierung, ohne Klassenschranken, ohne Standesdünkel. So wie wir in Niedersachsen seit 1945 Millionen von Menschen, die zunächst als Fremde zu uns gekommen sind, aufgenommen und integriert haben - sie sind zu Einheimischen geworden -, so wünschen wir uns das auch in der gesamten EU.

Meine Damen und Herren, es gibt wahrlich EULänder wie die Niederlande oder auch Frankreich mit der Banlieue um Paris, in denen ganz andere Zustände herrschen. So möchten wir es nicht!

(Beifall bei der CDU)

Deshalb, meine Damen und Herren, sage ich hier ganz deutlich: Herr Adler, das, was Sie uns vor zwei Tagen hier vorgehalten haben, ist völlig absurd.

(Dr. Manfred Sohn [LINKE]: Das hat gesessen, was?)

Ich erwarte, dass Herr Adler noch einmal darüber nachdenkt und dass er das zurücknimmt. Wenn er das allerdings nicht tut, meine Damen und Herren, dann ist das geradezu bösartig.

(Zustimmung bei der CDU)

Nun zu Ihnen - erst hatte ich dies nicht vorgesehen; jetzt muss ich das aber doch sagen, weil Sie das gerade angesprochen haben -: In der Sonntagsausgabe einer großen Zeitung ist unter der Überschrift „Europas Feinde“ ganz klar beschrieben worden, wie Ihre Haltung zu Europa ist. Ich zitiere:

„Die Linkspartei lehnt nicht nur den Vertrag von Lissabon ab, sondern will die EU ganz zu Grabe tragen.“

(Björn Thümler [CDU]: Skandal!)

Meine Damen und Herren, das ist auch belegbar:

(Kreszentia Flauger [LINKE]: Wie kommen Sie denn auf so einen Blöd- sinn?)

Bei der Abstimmung über den EU-Reformvertrag im Bundesrat haben 15 Bundesländer zugestimmt. Nur die Vertreter der europäischen Metropole Berlin haben nicht zugestimmt.

(Björn Thümler [CDU]: Unerhört!)

Die SPD wollte zustimmen, aber der Koalitionspartner, DIE LINKE, hat das abgelehnt.

(Beifall bei der LINKEN)

Meine Damen und Herren, ausgerechnet DIE LINKE huldigt dem Nationalstaat. Sie trifft sich mit ihrer maßlosen Kritik an der Europäischen Union mit den Rechtsextremisten. Beide schöpfen sozusagen aus dem braunen Sumpf. Das sind die Tatsachen!

(Zustimmung bei der CDU - Pia-Beate Zimmermann [LINKE]: Sie haben gar nichts begriffen!)

Meine Damen und Herren, die wenigen Aufrechten bei den Linken, die sich daran erinnern, dass die deutsche Linke einmal international aufgestellt war, werden bestraft, wie die mutige Abgeordnete Sylvia-Yvonne Kaufmann. Sie soll nämlich von den Linken nicht wieder aufgestellt werden.

(Beifall bei der LINKEN)

- Das finden Sie sogar richtig. Damit ist eindeutig belegt, dass Sie hier in Niedersachsen eine doktrinäre Kaderpartei sind.

(Zustimmung bei der CDU - Hans- Henning Adler [LINKE]: Es ist Karne- val!)

Meine Damen und Herren, ich schließe dieses Kapitel mit einem Zitat Ihrer Europaabgeordneten Frau Kaufmann ab. Sie hat nämlich gesagt: Das Ziel der Mehrheit der Linken ist, die EU zu Grabe zu tragen.

Meine Damen und Herren, mit Ihrer europapolitischen Linie wollen wir uns nicht weiter beschäftigen; denn das ist völlig sinnlos.

(Zustimmung bei der CDU)

Meine Damen und Herren, Niedersachsen - - -

(Dr. Bernd Althusmann [CDU]: Das Mikrofon ist aus!)

Bei uns hier oben läuft es.

Ich kann zur Not ohne Mikrofon sprechen.

(Dr. Bernd Althusmann [CDU]: Nein! Das geht nicht! Wir haben ja noch an- dere Tagesordnungspunkte!)

Bei mir leuchtet die Anzeige für Sie als Redner. Dann muss da vorne irgendetwas defekt sein.

(Dr. Bernd Althusmann [CDU]: So viel zur europäischen Technik!)

Ich versuche es ohne Mikrofon.

(Ursula Körtner [CDU]: Nein, das geht nicht!)

Herr Bley, würden Sie bitte einmal an das Saalmikrofon gehen und bis drei zählen?

Eins, zwei, drei.

Herr Hogrefe, bitte versuchen Sie es noch einmal! - Einen kleinen Moment, Herr Hogrefe. Die Techniker sind an der Arbeit.

(Detlef Tanke [SPD]: Herr Hogrefe, es sollte Ihnen zu denken geben, dass das Mikro so reagiert!)

Herr Hogrefe, Sie haben es kaputt gemacht.

(Heiterkeit und Beifall - Dr. Bernd Althusmann [CDU]: Wilhelm, ich hätte dir gar nicht zugetraut, dass du das Mikro kaputt machst! Guck noch ein- mal! Vielleicht ist es ja nur ein Wa- ckelkontakt!)

Herr Hogrefe, es gibt eine Alternative, nämlich Ihr Manuskript an das Saalmikrofon mitzunehmen und von dort aus zu reden.

(Dr. Bernd Althusmann [CDU]: Er kann es ja vom Präsidium aus ma- chen!)

- Dann wäre aber gleichzeitig die Sitzung unterbrochen; das geht nicht.

(Der Redner begibt sich zu einem Saalmikrofon)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich begründe jetzt unseren Antrag. Niedersachsen ist geistesgeschichtlich, geopolitisch und wirtschaftlich in besonderer Weise europäisch geprägt. Die Fürsten des Mittelalters und die Bischöfe haben mediterrane Kulturen nach Niedersachsen gebracht. Ganz erheblichen Einfluss auf unsere Entwicklung haben die britischen Inseln gehabt: durch die Personalunion der Herrscherhäuser, durch die britische Besatzung nach 1945 und heute durch David McAllister.

(Zustimmung bei der CDU - Dr. Man- fred Sohn [LINKE]: Doch eine Bütten- rede!)

Meine Damen und Herren, Oldenburg war durch sein Herrscherhaus eng mit Dänemark verbunden.

Dies spürt man noch heute in der Bauarchitektur der Stadt. Der Elbe-Weser-Raum war fast ein Jahrhundert lang Teil des schwedischen Königreichs. Ostfriesland hat kulturell enge Beziehungen zu den Niederlanden. Norddeutschland war dreimal von französischen Truppen besetzt. Aus der napoleonischen Zeit gibt es sogar noch Worte, die sich heute im Plattdeutschen auf dem Lande wiederfinden.

Osnabrück ist noch heute von seiner Aura als gesamteuropäische Friedensstadt geprägt. Es ist sicherlich kein Zufall, dass sich im Osnabrücker Raum so herausragende Persönlichkeiten wie Professor Dr. Pöttering entwickeln konnten. Professor Pöttering ist der wahre Staatsmann Europas. Unser Ministerpräsident Christian Wulff ist ganz objektiv der europäischste aller Ministerpräsidenten in Deutschland.