Herr Grascha, meine Damen und Herren, uns geht es darum, ein eigenes Grundschullehramtsstudium zu konzipieren, weil wir nach den Erkenntnissen, zu denen wir im Bereich der frühkindlichen Erziehung in den letzten Jahren und Jahrzehnten gelangt sind, meinen, dass das notwendig und wichtig ist. Außerdem geht es darum, wie man die Erkenntnisse aus der Kindergartenzeit übertragen kann und was an den Schnittstellen zu beachten ist.
Um das jetzt schon zu testen und zu begleiten, haben wir die Möglichkeit geschaffen, dass eine Hochschule in einem Modellstudiengang „Elementar- und Primarpädagogik“ etwas in dieser Richtung ausprobieren kann. Dazu liegen uns drei Anträge vor. Über diese wird entschieden. Das ist ein ganz konkreter Vorlauf für das, was an den Hochschulen konzipiert wird.
Die Hochschulen sind sehr froh über diese Entscheidung und wollen gerne ein eigenes Grundschullehramtsstudium konzipieren. Das geschieht jetzt im Zuge der von Herrn Althusmann und mir beschriebenen Veränderungen im Lehramtsbereich.
Herr Präsident! Vor dem Hintergrund, dass, bezogen auf die Ausstattung mit Ressourcen, der Lehrerbildung an unseren Universitäten nicht der Stellenwert zukommt, der ihr aufgrund ihrer gesellschaftlichen Bedeutung eigentlich zukommen müsste, frage ich die Landesregierung, ob der Weg, den die TU München mit der School of Education gewählt hat, wo alle lehrerbildenden Fächer mit den entsprechenden Ressourcen in einer selbstständigen Fakultät gebündelt werden, auch für Niedersachsen ein Modell wäre, um die Lehrerbildung an den Universitäten zu verbessern und ihr dort die Ressourcen zu sichern.
Dass der Stellenwert der Lehrerbildung im Kanon einer Universität nicht der höchste ist und dass dort seit Jahren um Akzeptanz gekämpft werden muss, ist, glaube ich, allgemein bekannt.
Das Münchner Modell ist keine Variante für uns, weil bei dem Münchener Modell in der Zusammenführung all derer, die für Lehrerbildung zuständig sind, die Fachwissenschaftler nicht enthalten sind. Das ist ein großer Mangel.
- Wir haben es so kennengelernt. Jedenfalls ist das der Mangel, den wir an diesem Modell kennen. Wenn das nicht der Mangel ist, dann ist es ein Stück weit besser.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung: Wie sehen die nächsten konkreten Schritte in der Lehrerausbildung aus?
(Lachen bei der SPD - Dr. Gabriele Andretta [SPD]: Das war aber nicht abgestimmt! - Glocke des Präsiden- ten)
Der nächste Schritt ist, dass wir dem Landtag und seinen Ausschüssen sowie den beteiligten Gremien das, was jetzt in groben Umrissen beschrieben wurde, zur Diskussion vorlegen und dass die Hochschulen nach dem Startschuss daran arbeiten, die Überlegungen konzeptionell zu präzisieren, also die Curricula für ihre eigenen Studiengänge formulieren und die Akkreditierung entwickeln, und danach die beschlossenen Maßnahmen einführen.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vor dem Hintergrund, dass wir immer wieder, so auch heute Morgen, über die Eignungsfeststellung und die Eignungsprüfung für angehende Lehrerinnen und Lehrer diskutieren, frage ich die Landesregierung: Welche Kompetenzen sollen angehende Lehrer eigentlich mitbringen? Was muss ein guter Lehrer können, und was muss er nicht können?
Ich schließe gleich die zweite Frage an: Wie begleiten Sie Studierende, die während des Studiums oder zum Ende des Studiums feststellen, dass sie doch kein Lehrer werden wollen? Welche Perspektiven geben Sie diesen Menschen?
(Astrid Vockert [CDU]: Wie war das eigentlich unter der SPD-geführten Landesregierung mit Eignung und Leistung?)
Frau Behrens, ich glaube, das ist ein Theorienstreit, den wir schon seit Jahrzehnten in Deutschland führen: Was muss ein guter Lehrer heute können? - Ich meine, neben der fachlichen Profession in seinen jeweiligen Fächern ist von ihm zu
erwarten, dass er über pädagogische und soziologische Kenntnisse hinaus auch psychologische Kenntnisse im Rahmen seines Lehramtsstudiums erwirbt, um auf die Besonderheit der heutigen Schulsituation eingehen zu können. An Lehrer werden heute höchste berufliche Anforderungen gestellt.
Im Übrigen finde ich es sehr bedenklich, dass hier und da in unserer Gesellschaft gerade über Lehrer das eine oder andere gesagt oder gedacht wird, sobald man sich an Stammtischen befindet. Ich finde, wir sollten dem Lehrerberuf - Lehrer bilden unsere Kinder aus! - höchste Anerkennung und Wertschätzung zuteil werden lassen
Es kommt also auf die fachliche Kombination an. Die grundsätzlichen Voraussetzungen werden im Bachelorstudium gelegt. Im ergänzenden Masterstudium werden auch die fachwissenschaftliche Seite, das lernende Forschen - auch das muss ein Lehrer beherrschen - und das wissenschaftliche Arbeiten abgedeckt. All diese Fragen werden zukünftig im Lehramtsstudium eine weitaus größere Rolle spielen, als das vielleicht noch in der Vergangenheit der Fall war. Das ist ein hoch professioneller, umfassender Beruf.
Frau Behrens, Sie hatten gefragt, was mit den armen Studenten geschieht, die sich doch nicht als für das Lehramt geeignet herausstellen. Bevor die Bachelor-Master-Reform auch bei den Lehramtsstudiengängen griff, hatten wir an vielen Studiengängen für das Lehramt sehr hohe Abbrecherquoten, sodass es ein großer Vorteil ist, dass jetzt jemand nach dem Bachelorabschluss - wenn er bereits in der Phase merkt, dass der Lehrerberuf trotz aller Liebe zu den Kindern nicht das Richtige ist - irgendeinen anderen Masterstudiengang, der einen Bezug zu seinem Bachelorstudium hat und mit dem er die Vorqualifikation erbringt, ergreifen
kann. So kann er stärker in das jeweilige Fach gehen. Wenn er z. B. Deutschlehrer werden wollte, aber merkt, dass er doch Germanistik studieren möchte, dann wird der Bachelorabschluss ein gutes Sprungbrett sein, um in den entsprechenden Masterstudiengang einzusteigen.
Er hat mit dem Bachelorabschluss - ein fester akademischer Abschluss - aber auch direkt unterschiedlichste Einsatzmöglichkeiten. Dazu wurden die Erwachsenenbildung genannt, Tätigkeiten in Personalabteilungen und vieles andere mehr.
Wenn jemand erst in der Masterphase merkt, dass er nicht Lehrer werden möchte, ist es schwieriger, weil er dann etwas Zeit verloren hat. Bei Untersuchungen zeigt sich aber, dass auch die Abbrecher aus Lehramtsstudiengängen beruflich sehr gut Tritt finden und dass die Hochschulen mit ihren Möglichkeiten, ihren Mentoren, mit der jetzt vorhandenen intensiven Betreuung intensiv beraten können, was ein Student in einem solchen Fall machen kann. Das ist jetzt durch den Aufwand, den wir in die zusätzliche Betreuung stecken, sehr viel besser gewährleistet als je zuvor.
Die bislang letzte Wortmeldung zu einer Zusatzfrage hat Herr Kollege Adler von der Fraktion DIE LINKE abgegeben. Bitte!
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Ministerin Wanka, Sie haben eben eine Reform der Besoldung der Lehrer angekündigt, nämlich nicht mehr nach dem Prinzip der Altersstufen, sondern nach dem Prinzip der Leistung. Da stellt sich für mich die Frage, wie die Leistung gemessen wird. Soll das etwa so geschehen, dass die Schulleiter darüber entscheiden, welcher Lehrer in welche Besoldungsstufe kommt? Führt eine solche Situation nicht zu einem Klima des Opportunismus an der Schule, sodass jeder Lehrer versucht, sich bei dem jeweiligen Schulleiter beliebt zu machen?
(Zustimmung bei der LINKEN - Karl- Heinz Klare [CDU]: Wir haben in jeder Verwaltung eine Bezahlung nach Leistung!)
Wir haben hier keine Reform der Lehrerbesoldung mit feststehenden Kriterien oder mit einfachen Antworten angekündigt. Ich habe vielmehr gesagt, dass im öffentlichen Dienst seit Jahren über Veränderungen der Besoldungsstrukturen geredet und diskutiert wird. Dass das sehr schwierig ist, hat gerade der Weg, den man unter der SPDRegierung gegangen ist, gezeigt, als man mit W 2 und W 3 andere Professorenämter eingeführt hat. Aber das war der Ansatz und der Versuch, Leistung zu honorieren. Dass das kompliziert ist, ist klar.
Aber ich denke, für die Motivation der Lehrer wäre es theoretisch sehr wichtig, dass diejenigen, die leistungsstark sind und viel Engagement haben, das auch im Geldbeutel merken. Darüber, wie man das im Einzelnen macht, kann man sicherlich lange diskutieren, vor allen Dingen auch mit den Betroffenen.
Ich finde es ein bisschen abwegig, jetzt zu fragen, ob es nun einen Kriterienkatalog von 1 bis 3 gibt, und sofort wieder Befürchtungen an die Wand zu malen.
Meine Damen und Herren, weitere Meldungen zu Zusatzfragen liegen nicht vor. Ich schließe die Fragestunde. Es ist jetzt 10.34 Uhr.
Die Antworten der Landesregierung zu den Anfragen, die jetzt nicht mehr aufgerufen werden können, werden nach § 47 Abs. 6 unserer Geschäftsordnung zu Protokoll gegeben.
Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, hat der Kollege Riese von der FDP-Fraktion um Gelegenheit gebeten, eine persönliche Bemerkung abzugeben. Ich gebe Ihnen die Gelegenheit. Sie kennen die Bedingungen. Sie haben das Wort!
Herzlichen Dank. - Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Vor zwei Tagen haben wir hier über die intensivpädagogische Wohngruppe im Kinderheim in Lohne diskutiert. Ich habe mir den Stenografischen Bericht über unsere Landtagssitzung am 25. Mai 2011 zum Tagesordnungspunkt 12 angeschaut. Die Kollegin Frau Staudte aus der Grünen-Fraktion hat in dieser Sitzung Folgendes vorgetragen - ich zitiere -:
„Wir haben im Ausschuss ganz zu Beginn der Beratungen gesagt: Ja, wir Ausschussmitglieder wollen diese Einrichtung selbstverständlich einmal besuchen. Das ist unsere Pflicht. - Als wir nach einigen Monaten nachgefragt haben, sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender Riese, was mit dem Besuch eigentlich ist …, wurde gesagt: Wieso? Im Protokoll steht doch nur: Der Ausschuss stellt eine Besichtigung in Aussicht. … Das heißt nicht, dass wir da hinfahren. - Ich muss sagen: Diese Ignoranz, diese Spitzfindigkeit ist wirklich unerträglich.“
Daraufhin habe ich mich vorgestern zu einer Kurzintervention gemeldet und dem Landtag mitgeteilt, dass der Besuch der Einrichtung in Lohne im Ausschuss nie beschlossen worden ist. Dann hat Frau Staudte die Gelegenheit genutzt, auf meine Kurzintervention zu antworten und hat nicht eingeräumt, dass sie hier nur ihre persönliche Sicht der Dinge vorgetragen hat, was ihr ausdrücklich zusteht. Stattdessen hat Frau Staudte in der Antwort auf meine Kurzintervention Folgendes ausgeführt - ich zitiere -:
„Ehrlich gesagt, Herr Riese, bei dem, was Sie ausführen, habe ich eigentlich wenig Hoffnung, dass das, was wir an Argumenten hier liefern, irgendwie bei Ihnen ankommt. Sie haben genau das bestätigt, was ich gerade gesagt habe, nämlich dass Sie spitzfindig argumentieren, wenn Sie sagen, ‚in Aussicht gestellt’ heißt ‚nicht beschlossen’.“