So sieht es doch aus. Wir haben in unserem Antrag deshalb auch das Ehegattensplitting mit untergebracht, weil unserer Meinung nach die erneute Beschäftigungsaufnahme nach einer Kinderpause nicht durch solche steuerlichen Restriktionen behindert werden darf.
Meine Damen und Herren, frauenpolitisch ließe sich eine ganze Menge sagen. Ich möchte allerdings zusammenfassen: Wirtschaftspolitisch und auch für die Gesamtgesellschaft ist es extrem wichtig, dass wir die Frauen stärker im Erwerbsleben unterbringen. Das haben wir im Übrigen auch in der Enquete-Kommission behandelt. Wir sind auch in der gesamten Enquete-Kommission zu weitergehenden Entschlüssen bereit gewesen.
Wie sieht denn die Situation in Niedersachsen aus? - Die Frauenerwerbstätigenquote in Niedersachsen ist nach wie vor am unteren Ende der Skala. Hinzu kommen all die Begleiterscheinungen für die Betriebe. Wir haben schon im Moment einen Facharbeitermangel. Und Sie weigern sich, ein Maßnahmenpaket aufzulegen. In den Beratungen waren Sie noch nicht einmal bereit, Änderungsvorschläge zu machen, damit wir wenigstens darüber nachdenken können, inwieweit man dort etwas verbessern kann.
hätte man diesen Antrag auch durchaus gemeinsam verabschieden können. Sie waren aber nicht dazu bereit, weil Ihre frauenpolitische Denkweise wohl noch etwas in den vergangenen Jahrzehnten steckengeblieben ist. Das war leider so. Aber ich
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gerade erst in dieser Woche klagte wieder einmal Industriepräsident Jürgen Thumann über den steigenden Fachkräftemangel in
Deutschland. Anlass war der IT-Gipfel in Hannover. Mehr als 10 000 Fachkräfte würden allein in dieser Branche fehlen. Das Fehlen von hochqualifizierten Arbeitskräften würde die Industrie in
Deutschland ausbremsen, fürchtet Thumann. Er bekam von der Kanzlerin Unterstützung. Angela Merkel appellierte dabei gerade auch an die Mädchen, Berufschancen in der Informations- und Kommunikationstechnologie zu ergreifen.
Wir haben dort ein Potenzial, aus dem wir bisher viel zu wenig schöpfen. Unsere schulisch und an Universitäten hoch ausgebildeten und überdurchschnittlich abschließenden Mädchen und Frauen nutzen wir für die Wirtschaft bisher viel zu wenig. Was erwartet die Frauen denn schließlich nachher auf dem Arbeitsmarkt, in der Partnerschaft und in den Unternehmen? - Eine Ungleichbehandlung und Benachteiligung im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Das ist übrigens auch in der Politik der Fall, und zwar nicht nur auf der Landesliste der FDP. Das kann schließlich niemanden motivieren. Es benachteiligt eine noch so engagierte und ehrgeizige Frau und Mutter, wenn ihr männlicher Kollege den Rücken durch ein traditionelles Familiengefüge frei gehalten bekommt und sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen muss.
Jede noch so kreative Organisation von Familie und Beruf stößt an ihre Grenzen, wenn nicht genügend qualitativ hochwertige Betreuungsplätze vorhanden sind oder die Betreuungszeiten nicht mit den Arbeitszeiten übereinstimmen.
Weil Frauen hierzulande doppelt und dreifach gefordert sind, fehlen sie uns bei den Fachkräften. Der Anteil der hochausgebildeten Frauen ist in Deutschland mit 20 % unterdurchschnittlich. Laut OECD verfügen in Skandinavien rund doppelt so viele Frauen über einen akademischen Abschluss. Weil Familie und Kinderbetreuung noch immer eher privat und weiblich sind, arbeiten mehr als zwei Drittel der Mütter, aber nur 5 % der Väter in Teilzeit.
Weil Frauen bei gleicher Qualifikation und Position in Deutschland mindestens ein Viertel weniger verdienen als Männer, sitzt in keinem der 100 größten Unternehmen Deutschlands eine Frau in der Chefetage. Nur 4 % aller Jobs mit Macht in Großunternehmen sind bei uns mit Frauen besetzt. Niedersachsen hat eine einzige Orchidee, wo es anders ist. Das liegt an den Juniorprofessuren an den Universitäten. Juniorprofessuren sind weiblich. Deshalb haben wir viele weibliche Professoren, natürlich gerade die schlecht bezahlten Professoren. Dadurch haben wir an dieser Stelle einen einzigen Peek nach oben.
Es wäre gut gewesen, den Antrag der SPDFraktion heute zu beschließen. Die Fraktionen der CDU und der FDP verpassen auch diese allerletzte Chance in dieser Wahlperiode, um sich dort zu korrigieren. Sie tun uns leid. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich hätte auch gerne mit Ihnen geschimpft. Aber die meisten Männer von der SPD haben den Saal verlassen. Es scheint doch sehr frauenspezifisch zu sein.
Wenn der Antrag der SPD-Fraktion so auf den Punkt gebracht worden wäre, wie wir es eben diskutiert haben, dann hätten wir bestimmt eine andere Diskussion gehabt. Aber der Antrag ist so umfassend und hat einen riesigen Strauß von Argumenten. Sie haben alles hineingepackt: Früherzie
Es ist gerade erst vier Wochen her, dass Sie den Antrag eingebracht und wir darüber diskutiert haben. Die Argumente haben wir ausgetauscht. Frau Heiligenstadt, Sie haben nicht mehr alles ausgeführt. Das mache ich heute auch nicht mehr. Ich denke, alle anderen, die bei der Diskussion waren, haben die Argumente noch parat.
Frau Heiligenstadt, es ist nicht so, dass Frauenpolitik - ich habe mir aufgeschrieben, was Sie gesagt haben - brachliegt. Sie werden mir verzeihen, aber das ist Unsinn. Natürlich liegt Frauenpolitik nicht brach.
Ich habe vor vier Wochen erklärt, welche Programme die Landesregierung hat und was wir machen. Das werde ich jetzt nicht alles wiederholen. Das können Sie nachlesen. Das ist allein eine Rede. Es sind verschiedenste Programme, es sind Gesetze und Novellierungen, die sich die Niedersächsische Landesregierung in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht hat, um die Situation von Frauen in unserer Gesellschaft insgesamt deutlich zu verbessern. Ich würde mir wirklich wünschen, dass es diese Diskussion gar nicht gäbe. Ist es nicht so, dass die Besten den Job bekommen sollen? So weit sind wir doch schon gekommen. Es soll doch dann egal sein, ob der Beste ein Mann oder eine Frau ist.
Wir wissen, dass Frauen in der obersten Leitungsebene immer noch unterrepräsentiert sind. Wir werden daran arbeiten. Vielleicht haben Sie es mitbekommen: Das konsequente Streben nach Führungsverantwortung ist zunehmend von Erfolg geprägt. Wir werden weiter daran arbeiten. Das ist klar. Das ist auch eine allgemeingesellschaftliche Aufgabe.
Es ist aber auch interessant, dass die Führungseigenschaften, die Eigenschaften von Frauen in Chefetagen - -
(Zuruf von Jürgen Lanclée [SPD]: Ich hatte nur die Frage, wann Sie zu ei- nem Ergebnis kommen wollen!)
Anfang dieses Monats hat unsere Sozialministerin Ross-Luttmann Zertifizierungen an Unternehmungen und Institutionen verliehen, die sich besonders im Engagement für ein familienfreundliches Unternehmen hervorgetan haben. Niedersachsen zählt bei der Umsetzung familienfreundlicher betrieblicher Maßnahmen im Bundesvergleich zu den Vorzeigeländern
- ich habe leider Ihren Namen nicht parat; Sie hören aber auch nicht zu - und rangiert mit insgesamt 65 zertifizierten Unternehmen, Institutionen und Hochschulen auf Platz 3 hinter Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Das ist ein Beispiel. Jetzt haben Sie nicht zugehört, aber Sie können es im Protokoll nachlesen.
Meine Damen und Herren, wir wollen in den kommenden Jahren in Niedersachsen bei Wachstum, Beschäftigung und Innovation weiter ganz vorne sein. Wir wollen die Besten sein. Um dies zu erreichen, muss auch die Gleichstellung in der Gesellschaft selbstverständlich sein. Dazu brauchen wir alle, wie gesagt: Männer und Frauen.
Aufgabe der Politik ist es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Das haben wir gemacht. Wir werden weiter daran arbeiten, z. B. im Rahmen der Gleichberechtigung die Möglichkeiten zur Vereinbarung von Familie und Beruf deutlich auszubauen.
Die Chancengleichheit bezieht sich allerdings nicht ausschließlich auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie ist wesentlich umfassender und richtet sich ebenso auf die Bereiche, die auch die Wirtschaft etwas angehen, beispielsweise Stellenbesetzungen und Neueinstellungen, Beförderungen, Weiterbildungen und auch das Bekenntnis zur Chancengleichheit als unternehmens- und sozialpolitisches Ziel.
Auch die Bundesregierung wird ihren Beitrag dazu leisten, um die Chancengleichheit für Frauen und Männer in Unternehmen zu stärken. Von besonderer Bedeutung ist hierbei das einkommensabhängige Elterngeld, mit dem Mütter und Väter die Elternzeit flexibler untereinander aufteilen können. In den Medien hörten wir gerade, dass das Elterngeld zum echten Schlager geworden ist. Eine Ursache dafür ist die rege Inanspruchnahme auch durch die Väter. Deren Anteil hat sich auf fast 10 % verdreifacht. Zukünftig werden sich immer mehr Männer - da bin ich ganz sicher - für die Familie engagieren. Sie erkennen, dass Gleichberechtigung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.
Meine Damen und Herren, in vielen Bereichen, auf allen Ebenen wird an der Gleichstellung der Frauen gearbeitet. Auch die Landesregierung wird weiter mit Programmen und Projekten dazu beitragen.
Lassen Sie uns bitte umsetzbare, realistische Anträge stellen. Diesen Antrag der SPD-Fraktion lehnen wir in dieser Form ab. - Danke schön.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Frau Prüssner, ich hatte bei Ihrem Vortrag ein bisschen das Gefühl, dass Sie das selbst nicht so richtig glauben, was Sie hier erzählen; denn ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Sie uns hier als Frau in dieser Debatte allen Ernstes erzählen wollen: Die Besten kriegen den Job. - Damit teilen Sie uns eigentlich ziemlich deutlich mit, die Frauen müssten sich nur ein kleines bisschen mehr anstrengen - oder sie sind dann wohl doch zu blöd, um all die Ämter zu übernehmen, in denen heute noch die Männer sitzen.