Protocol of the Session on November 14, 2007

Und was ist bei Ihnen der Elternwille, Herr McAllister? Die CDU sagt immer, sie sei für den Elternwillen. Wir müssen feststellen: Der Elternwille gilt, es sei denn, die CDU lässt im Gesetz beschließen, dass der Elternwille nicht gilt. So ist es mit dem Gesamtschulneugründungsverbot. Ein kurzer

Frühling war dann hier zu erleben. Der Ministerpräsident sagt: Unter bestimmten Voraussetzungen erlauben wir es trotzdem. Aber jetzt kommt die Katze aus dem Sack. Die Landesschulbehörde untersagt den Schulträgern, den Bedarf für neue Gesamtschulen zu ermitteln.

(Beifall bei den GRÜNEN - Zustim- mung bei der SPD)

Meine Damen und Herren, was ist denn nun die Wahrheit? - Da haben Sie sich wirklich vertaktiert, Herr Wulff. Wir sind aber längst nicht mehr die Einzigen, die Zweifel an Ihrer Schulpolitik haben. Sie selbst haben bis tief in Ihre eigenen Reihen hinein Zweifel an Ihrer eigenen Politik. Sie wissen, dass die Hauptschulen nicht mehr zu retten sind. Aber wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder noch vor Ihrer Politik gerettet werden, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Herr Wulff, dieses peinliche Kokettieren mit der Wahrheit und diese opportunistische Linie „ich mache es allen recht“ ist nicht mehr auszuhalten, ehrlich!

(Beifall bei den GRÜNEN)

Mir kam in den letzten Wochen immer das Zitat von Franz Josef Strauß in den Sinn: Everybody’s darling is everybody’s - - - Das Wort, das er dann benutzt hat, ist unparlamentarisch. Deshalb kann ich es hier leider nicht nennen. Aber Sie alle kennen das Zitat.

(David McAllister [CDU]: Schön, dass Sie Strauß zitieren!)

Dichtung, Wahrheit und Opportunismus liegen bei Ihnen, Herr Wulff, nahe beieinander.

(Zustimmung von Frau Korter [GRÜ- NE])

Je näher die Wahl rückt, umso indifferenter, unverbindlicher und unklarer werden Sie. Ob es die Elbvertiefung ist oder die Weserversalzung ist,

(David McAllister [CDU]: Was?)

ob es das Neuverschuldungsverbot oder das öffentliche Dienstrecht ist, immer bleibt es bei unverbindlichen Erklärungen. Wenn wir hier im Parlament die Probe aufs Exempel machen, wenn wir konkrete Maßnahmen zur Abstimmung stellen, dann verweigern Sie sich, dann geht es in die Ausschüsse. Dann ist es zappenduster; dann stehen Sie nicht zu Ihren Positionen,

(Vizepräsident Ulrich Biel über- nimmt den Vorsitz)

dann gibt es nichts als lauwarme Erklärungen und opportunistische Wendemanöver. Immer wenn es hart wird, kneifen Sie, Herr Wulff.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Für die FDP-Fraktion hat der Abgeordnete Bode das Wort.

(Monika Wörmer-Zimmermann [SPD]: „Freiheit für Wulff“!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Möhrmann, Herr Jüttner, wenn man über die Wahrheit reden möchte und das zum Gegenstand einer Aktuellen Stunde macht, dann steht man in der Verantwortung, selber die Wahrheit zu sagen.

(Dr. Philipp Rösler [FDP]: Richtig!)

Deshalb habe ich mir als Lektüre einfach einmal dieses große rote Buch vorgenommen, Ihr Wahlprogramm,

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Ist das die letzte Fassung?)

- selbstverständlich ist es die letzte Fassung, Herr Jüttner. - und mir die Mühe gemacht, es ganz zu lesen. Das war zwar anstrengend, aber wir haben es trotzdem getan.

Ich habe mich gefragt, ob Sie in Ihrem Buch immer die Wahrheit gesagt haben. Bei Programmen für eine anstehende Wahl gilt dieser Anspruch, denke ich, doppelt. Es ist schon erstaunlich, was man da findet.

So sagen Sie zum Beispiel zu dem Bereich, für den Sie keinen Schattenminister stellen, nämlich zum Bereich Finanzen:

„In den Jahren 2000 bis 2002 musste das Land Einbrüche bei den Steuereinnahmen von jährlich rund 2 Mrd. Euro hinnehmen. Die damalige SPDLandesregierung konnte diese gewaltigen Einbrüche trotz großer Sparbemühungen nur durch eine Erhöhung der Kreditaufnahme ausgleichen.“

(Zuruf von der SPD: Stimmt!)

Mit „große Sparbemühungen“ meinen Sie ja wohl, Sie hätten die Ausgaben reduziert.

Ich habe mir einmal die bereinigten Ausgaben der vergangenen Jahre angeschaut: Im Jahre 2000 waren es 20,8 Milliarden Euro, im Jahre 2001 22,08 Milliarden Euro, im Jahre 2002 22,2 Mil

liarden Euro. Die Ausgabensteigerungen beliefen sich bei Ihnen auf 2,8 %, 6,0 % und 0,5 %.

Das war also nicht die Wahrheit, Herr Jüttner. Aber gerade bei Wahlprogrammen gilt: Besser die

Wahrheit!

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Dieter Möhrmann [SPD]: Sie müssen das einmal aufschlüsseln! - Wolfgang Jüttner [SPD]: Sie kriegen schriftlich nachgereicht, dass das Unfug ist, was Sie sagen!)

Was steht in Ihrem Programm zur Wohnungsförderung? - Sie sagen, die Mittel für das Bundesprogramm „Stadtumbau West“ verfielen komplett, da sie nicht abgerufen worden seien.

Ich verweise auf den aktuellen Haushaltsplanentwurf, Einzelplan 05, Seite 46. Dort sind bei dem Titel Zuweisungen für Investitionen (Stadtumbau West) 380 Millionen Euro veranschlagt.

Herr Jüttner: Besser die Wahrheit!

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Was steht in Ihrem Programm zur Pflegeversicherung? - Sie sagen, wir hätten die Mittel für die stationäre Altenpflege gestrichen.

Ich habe mir den aktuellen Haushaltsplanentwurf daraufhin angeschaut, und was sehe ich da? 2003 waren es addiert 140 Millionen Euro, im aktuellen Entwurf sind es 148 Millionen Euro.

Herr Jüttner, auch bei Wahlprogrammen gilt: Besser die Wahrheit!

(Beifall bei der FDP)

Kommen wir zum Bereich Verkehr. Herr Jüttner, da sagen Sie - und das ist schon spannend -, sie würden die von der CDU/FDP-Landesregierung vorgenommene Kürzung der Regionalisierungsmittel für den Schienenverkehr rückgängig machen.

Die von der Landesregierung vorgenommene Kürzung der Regionalisierungsmittel! - Ich habe Ihnen einmal eine Pressemitteilung vom Deutschen Städtetag mitgebracht. Das heißt es von Ihrem Freund, Herrn Ude:

„Der Deutsche Städtetag hat die von der Bundesregierung geplante deutliche Kürzung kritisiert.“

(Beifall bei der FDP)

Ist das nicht Herr Tiefensee, Mitglied der SPD? Kennen Sie den eigentlich?

Bei Wahlprogrammen gilt, Herr Jüttner: Besser die Wahrheit!

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Wir kommen zum Katastrophenschutz, Herr Bartling. Es ist ja auch interessant, was Sie in das Programm haben hineinschreiben lassen:

„Zwischen 2003 und 2007 wurden die Ausgaben für den Katastrophen