Protocol of the Session on July 12, 2007

Ich bitte um Ruhe im Saal.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe mich in einer Angelegenheit zu Wort gemeldet, die das Parlament gestern Vormittag beschäftigt hat. Da ging es um die Frage, welche Verhaltensregeln das Kieler Sozialministerium gegenüber dem Niedersächsischen Umweltministerium an den Tag legt.

Herr Sander hat hier ausweislich des Protokolls gesagt:

„Man hat immer wieder nachgefragt. Man ist nicht informiert worden, sondern wir haben in Schleswig-Holstein nachgefragt, um feststellen zu können, ob wir unsere Anlagen darauf sofort überprüfen müssten.“

Nun kommt der entscheidende Satz:

„Dieser Kontakt hat bis letzten Freitag, also bis 6. Juli, bestanden. Dann wurde unseren Mitarbeitern mitgeteilt, dass die Hausleitung in SchleswigHolstein entschieden habe, Informationen nur noch auf Staatssekretärsebene weiterzugeben.“

Mein Fraktionsvorsitzender hat daraufhin mit dem Sozialministerium telefoniert und hat dann eine entsprechende Richtigstellung vorgenommen. Herr Sander ist aber bei seiner Behauptung geblieben und hat dann zu der Frage, ob es noch Auskünfte gibt oder nicht, zusätzlich noch erklärt:

„Herr Kollege Jüttner, dazu liegt mir zum einen eine schriftliche Erklärung meiner Mitarbeiter vor.“

Herr Jüttner hat dann in einem Zwischenruf gesagt: „Die hätte ich gerne!“

Nun bin ich gestern stündlich zu Herrn Sander gegangen und habe ihn gebeten, mir doch eine Kopie dieser schriftlichen Erklärung seines Mitarbeiters zu geben. Diese Kopie habe ich bis heute nicht erhalten. Es ist mir lediglich eine Seite von Herrn Sander gezeigt worden, auf der in indirekter Rede seine Behauptung wiederholt worden ist. Ich finde, schon das ist Anlass genug zu zweifeln, ob das, was Herr Sander hier dem Parlament mitgeteilt hat, wirklich der Wahrheit entspricht.

Es kommt aber noch besser: Mit Schreiben vom 11. Juli, also von gestern, schreibt der Staatssekretär aus dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Körner, an Herrn Dr. Eberl - das muss ich Ihnen jetzt vorlesen, weil das der Wahrheitsfindung dient -:

(Bernd Althusmann [CDU]: Wir haben es!)

„Sehr geehrter Herr Kollege,

anlässlich der heutigen Debatte im Niedersächsischen Landtag zu den Störfällen in den Kernkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel hat Minister Sander behauptet, dass auf Anweisung der „Hausspitze“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein eine Information der Fachabteilung an die niedersächsischen Kollegen untersagt worden sei. Die Informationen sollten demnach ausschließlich über die Staatssekretäre laufen.

Ich bin empört über eine solche Behauptung, deren Wahrheitsgehalt Sie durch eine Rückfrage umgehend hätten aufklären können. Eine solche Anweisung gab und gibt es nicht.“

(Hört, hört! bei der SPD)

Meine Damen und Herren, was die Kontakte angeht, wird dann weiter ausgeführt:

„Die beiden Abteilungen für Reaktorsicherheit stehen gerade jetzt in einem intensiven E-Mail- und Telefonkontakt, seitens des MSGF sind beispielsweise E-Mails an Ihr Haus gegangen: am 5. Juli, 10.33 Uhr, und 12.35 Uhr; am 6. Juli, 11.20 Uhr....“

Nach Sanders Aussage war ja danach Schluss.

(Bernd Althusmann [CDU]: „Minister Sander“, so viel Zeit muss sein!)

Aber merkwürdigerweise heißt es dort:

„9. Juli, 15.42 Uhr, 10. Juli, 11.21 und 13.28 Uhr.“

Soviel zur Wahrhaftigkeit dieses Ministers. - Vielen Dank.

(Starker Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Jetzt hat Herr Bode nach § 75 der Geschäftsordnung das Wort. Bitte schön, Herr Bode!

(Zuruf von der SPD: Zur Geschäfts- ordnung!)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir hatten gestern eine Dringliche Anfrage zu dem Thema „Kommunikationen zwischen dem Sozialministerium Kiel und dem Umweltministerium Niedersachsen“, in deren Verlauf die von Herrn Möhrmann angesprochenen Aussagen getroffen worden sind. Herr Jüttner hat ausweislich des Vorläufigen Stenografischen Berichts mehrfach dazwischengerufen und diese Aussagen als Lüge bzw. Unwahrheit bezeichnet.

(Beifall bei der SPD - Hans-Dieter Haase [SPD]: Was nunmehr bestätigt ist!)

Ich weise für mich persönlich und auch für alle anderen, die von „Maulkorberlassen“ oder Ähnlichem gesprochen haben, diese Aussagen von Herrn Jüttner entschieden zurück.

(Zustimmung von Anneliese Zachow [CDU])

Herr Möhrmann, Her Jüttner, es ist richtig: Sie haben das Schreiben des Staatssekretärs aus Schleswig-Holstein eben so vorgelesen, wie es geschrieben worden ist.

(Zurufe von der SPD: Ja!)

Ich habe dieses Schreiben nicht nur genau gelesen, sondern auch noch weiter untersucht.

(Lachen bei der SPD)

- Freuen Sie sich nicht zu früh, Herr Jüttner!

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Ich freue mich gar nicht! Ich finde das nur pein- lich!)

Wie hatten gestern die Dringliche Anfrage zu dem Thema Störfälle in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel und zur Kommunikation der beiden Kernkraftwerke. Für heute hat Ihr Kollege Harden eine Mündliche Anfrage zu dem Thema „Lücken in der Umgebungsüberwachung kerntechnischer Anlagen“ - Stichwort „Leukämiefälle in der Elbmarsch“ - gestellt. Auch dieses ist ein sehr ernst zu nehmendes und wichtiges Thema.

Wir haben daher die E-Mails, die der Staatssekretär aus Kiel geschickt hat, einmal angeschaut.

(Zurufe von der SPD: Wer? - Wolf- gang Jüttner [SPD]: Minister Bode immer unterwegs! - Weitere Zurufe von der SPD - David McAllister [CDU]: Seid Ihr aufgeregt!)

- Herr Jüttner, seien Sie doch nicht so aufgeregt.

Ich habe einfach einmal nachgefragt, was denn in den E-Mails des Staatssekretärs steht, die Sie als Beleg für Ihre Aussagen angeführt haben. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei um Stellungnahmen zu der Mündlichen Anfrage Nr. 24 Ihres Kollegen Harden zu den Leukämiefällen in der Elbmarsch und nicht zu Störfällen in Krümmel. - So viel zu Ihrer Aussage von eben.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Aha! bei der FDP und bei der CDU)

Ich habe auch den betroffenen Mitarbeiter im Niedersächsischen Umweltministerium gefragt, was denn da so dran wäre. Er hat erklärt - ich sage das, ohne den Namen zu nennen -: Wie Herr X mir gleich zu Beginn dieses Telefonates, um das es geht, erklärte, habe seine Ministeriumsleitung - also die schleswig-holsteinische - kurz vorher verfügt, dass aus der dortigen Fachabteilung zunächst keine weiteren Informationen zu den oben angegebenen Vorkommnissen an externe Stellen zu geben seien. Für die Weitergabe derartiger Informationen sei die Ministeriumsleitung zuständig. Dies gelte nicht nur für Mitteilungen gegenüber der Presse, sondern auch auf behördlich-fachlicher Ebene. Er riet dazu, derartige Wünsche auf Staatssekretärsebene zu äußern.

(Zurufe von der FDP und von der CDU: Maulkorb!)

Es wäre doch sehr interessant, zu erfahren, ob sich diese Aussage vielleicht auch noch weiter

belegen lässt. Dazu gibt es eine E-Mail vom 6. Juli 2007, 11.20 Uhr.

(Zurufe von der SPD: An wen?)

In dieser E-Mail wird aus Schleswig-Holstein geantwortet:

„Die Antwort liegt zwar noch beim Abteilungsleiter, aber aufgrund der Hektik halte ich es für möglich, dass ich keine Rückmeldung mehr von ihm bekomme. Falls Sie nichts mehr von mir hören, können Sie die Zahl in Antwort 3 als mündlichen Hinweis der Aufsichtsbehörde in Kiel deklarieren. Das nehme ich dann auf meine Kappe.“

So der Referent aus Schleswig-Holstein.

(Aha! bei der FDP und bei der CDU - Dieter Möhrmann [SPD]: Das soll jetzt ein Beweis sein?)