Protocol of the Session on December 14, 2001

Mir ist eine zweckfremde Verwendung in dem von mir verantworteten Ressortbereich nicht bekannt. Ich kann deswegen dazu keine Auskunft geben.

Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen für Zusatzfragen liegen nicht vor.

Ich rufe deshalb auf die

Frage 2: Forstzertifizierung in Niedersachsen

Herr Abgeordneter Klein!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Seit rund zwei Jahren betreibt die Niedersächsische Landesregierung die Zertifizierung der niedersächsischen Landesforstverwaltung nach dem PEFCStandard. Ihrem Beispiel folgend haben auch Körperschafts- und Privatwaldbesitzer die entsprechenden Selbstverpflichtungen abgegeben. Inzwischen wurden erste Kontrollen im Rahmen der PEFC-Zertifizierung durchgeführt.

Dem von den Waldbesitzern in Niedersachsen favorisierten PEFC steht das von den Umweltverbänden und Gewerkschaften vorgezogene FSCZertifikat gegenüber. Trotz einer gewissen Annäherung beim Ersten Deutschen Waldgipfel am 24. Oktober 2001 in Bad Honnef ist eine dem FSC vergleichbare Akzeptanz für PEFC bei Verbrauchern, Handel, Verarbeitung und den Umweltverbänden nicht erkennbar. Während weltweit die Nachfrage nach FSC-Holz steigt, beschädigen

Negativschlagzeilen immer wieder die Glaubwürdigkeit des PEFC-Labels. Insbesondere Missstände in finnischen PEFC-Wäldern wurden aufgedeckt. Eine vom WWF veröffentlichte Studie zu den PEFC-Systemen in Finnland, Schweden, Norwegen, Deutschland und Österreich kommt gar zu dem Schluss, dass dort grundlegende Anforderungen an forstliche Zertifizierung nicht erfüllt sind. Noch im März erklärte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, dass die FSC-Zertifizierung das einzige Zertifikat für Holzprodukte ist, das glaubwürdig ökologische und soziale Mindeststandards erfüllt. Zu einem Kauf von PEFC-Produkten wollte sie nicht raten.

Die erwarteten Wettbewerbsvorteile einer Forstzertifizierung können nur wirksam werden, wenn es eine breite Akzeptanz bei Verarbeitern, im Handel und bei den Verbrauchern gibt. Wenn dies für PEFC nicht gelingt, werden sich die immer wieder angeführten Vorteile bei den Kosten der Zertifizierung für die Waldbesitzer nicht auszahlen.

Ich frage die Landesregierung:

1. Hat sich an der ablehnenden Haltung der Umweltverbände und der Verbraucherschützer gegenüber der PEFC-Zertifizierung etwas verändert, ggf. in welcher Weise?

2. Wie ist die durch konkrete Nachfrage gekennzeichnete Akzeptanz der Holz verarbeitenden Wirtschaft und des Handels jeweils für FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz?

3. Welche Kontrollen mit welchem Ergebnis wurden bisher in Niedersachsen durchgeführt, um die Einhaltung des PEFC-Standards zu überprüfen?

Die Antwort erteilt der Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die vom Abgeordneten Klein gestellten Fragen beantworte ich wie folgt:

Die Vergabe von Zertifikaten an Forstbetriebe soll zur Sicherung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung beitragen und die Vermarktungschancen für Forst- und Holzprodukte verbessern. Die wichtigsten Bestandteile für die Glaubwürdigkeit eines

Zertifizierungssystems für nachhaltige Waldbewirtschaftung sind

die Einhaltung der Zertifizierungskriterien,

die Transparenz und die Offenheit, mit der diese entwickelt wurden und

die Überprüfung der Einhaltung der Kriterien durch eine dritte unabhängige Stelle.

Die Glaubwürdigkeit eines Zertifizierungssystems kann nicht nur von der Beteiligung der großen Umweltverbände abhängig gemacht bzw. auf diese beschränkt werden.

Ein Zertifizierungssystem ist im Übrigen nur dann zielführend, wenn es auch und von vornherein die Interessen der kleinen Waldbesitzer berücksichtigt, die den überwiegenden Teil der Waldfläche repräsentieren.

In Deutschland findet PEFC eine breite Unterstützung, u. a. vom Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR) , vom Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) und den unter diesem Dach vereinigten maßgeblichen Verbänden und Institutionen der deutschen Forst- bzw. Holzwirtschaft. Auch wirken einzelne Umweltverbände mit.

Die Landesregierung hat sich im letzten Jahr für eine Zertifizierung der niedersächsischen Landesforsten nach dem PEFC-System entschieden und im September 2001 das Zertifikat erhalten.

Es ist abzusehen, dass die Wälder Europas und Deutschlands zum überwiegenden Teil nach PEFC zertifiziert werden. Auch die niedersächsischen Privatwaldbesitzer verschließen sich der Zertifizierung nicht. Innerhalb eines Jahres sind in Niedersachsen knapp 40 % der Privatwaldfläche nach dem PEFC-System zertifiziert worden.

Meine Damen und Herren, PEFC und FSC stellen zwei ernst zu nehmende Gütesiegel für die nachhaltige Waldbewirtschaftung dar. Unsere freie Marktwirtschaft wird über den Wettbewerb definiert. Dies gilt auch für die Zertifizierungssysteme der Forstwirtschaft. Eine Verunsicherung des Verbrauchers, wie sie Pessimisten bekunden, ist dadurch nicht gegeben.

Die Konkurrenz der beiden Systeme gewährleistet, dass keines unbeobachtet von seinen Grundsätzen abweicht und dass ein Missbrauch der Zeichen ausgeschlossen ist. Beide Systeme werden dadurch laufend verglichen und verbessern sich ständig,

was nicht nur der Sache dient, sondern letztlich auch dem Kunden. Der Verbraucher wird sich schließlich für das Produkt entscheiden, das aus dem glaubwürdigeren und transparenteren Zertifizierungsprozess hervorgeht.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die einzelnen Fragen wie folgt:

Zu Frage 1: Hat sich an der ablehnenden Haltung der Umweltverbände und der Verbraucherschützer gegenüber der PEFC-Zertifizierung etwas verändert, gegebenenfalls in welcher Weise? - Zu Beginn des PEFC Zertifizierungsprozesses wurden sämtliche Umweltgruppen zur Teilnahme eingeladen. Umweltgruppen wie Greenpeace, aber auch die Stiftung WWF, weigern sich leider nach wie vor, im PEFC mitzuarbeiten. Zu einer Zeit, als es noch keine Alternative auf dem deutschen Zertifizierungsmarkt gab, haben sie sich wohl zu früh auf die Unterstützung des FSC festgelegt.

Diese Verbände verkennen, dass sie durch Aktivitäten im Rahmen des PEFC ihren Einfluss auf eine wesentlich größere Waldfläche geltend machen könnten.

Andere Umweltverbände, wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Vereinigung Deutscher Gewässerschutz, haben diese Chance erkannt und arbeiten im Deutschen Forstzertifizierungsrat aktiv an der Gestaltung der ökologischen und sozialen Standards mit.

Auf dem Waldgipfel im Oktober dieses Jahres wurde - im Konsens mit den Umweltverbänden ein gemeinsamer Standpunkt zur Zertifizierung erarbeitet. Dort erkennen die Umweltverbände die Bemühungen und die Fortschritte der deutschen Forstwirtschaft an, zu einem allgemein anerkannten Zertifizierungssystem zu kommen.

Von einer grundlegend ablehnenden Haltung der Umweltverbände, meine Damen und Herren, kann daher aus meiner Sicht nicht mehr die Rede sein.

Zu Frage 2: Wie ist die durch konkrete Nachfrage gekennzeichnete Akzeptanz der Holz verarbeitenden Wirtschaft und des Handels jeweils für FSCund PEFC-zertifiziertes Holz? - Die Situation ist nach Verwendergruppen unterschiedlich. Die Sägeindustrie als wichtigste Käufergruppe von Rundholz verspürt bei Abnehmern für ihr Schnittholz nur ein geringes, allerdings allmählich zunehmendes Interesse an zertifizierter Ware und

stellt daher im Allgemeinen noch keine besonderen Anforderungen an die Herkunft des Rundholzes.

Ähnliches gilt für die Furnier- und Sperrholzindustrie. Unter den Herstellern von Holzwerkstoffen, also Span- und Faserplatten, gibt es sowohl Firmen, die keinen Wert auf eine Zertifizierung des Rundholzes legen, als auch solche, die zertifiziertes Holz bevorzugen. Dabei werden FSC- und PEFC-Zertifikat meistens als gleichwertig betrachtet.

Zwei Firmen, die zunächst nur FSC-Holz kaufen wollten, nehmen inzwischen auch PEFC-Holz auf, nachdem deutlich wurde, dass ihre Versorgung mit FSC-Holz wegen des niedrigen Angebotes nicht gewährleistet werden kann.

Die Dachorganisation des deutschen Holzhandels erkennt beide Zertifizierungssysteme an, verweist aber gleichzeitig darauf, dass die Nachfrage ihrer Kunden - Verbraucher, Handwerker, Baufirmen nach zertifiziertem Holz noch gering ist. Dessen ungeachtet werben einzelne Baumarktketten mit dem FSC-Logo. Die Zellstoff- und Papierindustrie legt besonderen Wert auf eine Herkunft ihres Holzes aus zertifizierten Beständen, wobei sie PEFC und FSC als gleichwertig betrachtet.

Zu Frage 3: Welche Kontrollen werden bisher in Niedersachsen mit welchem Ergebnis durchgeführt, um die Einhaltung des PEFC-Standards zu überprüfen? - Im Oktober dieses Jahres fand erstmals eine Überprüfung der Einhaltung der Zertifizierungskriterien statt. Mit der Überprüfung beauftragt ist die DQS, die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen mit Sitz in Frankfurt.

In die flächengewichtete Kontrollstichprobe wurden 77 000 ha von insgesamt 620 000 ha PEFCzertifiziertem Wald einbezogen. Damit konnte die PEFC-Vorgabe, in jeder Region jährlich 10 % der zertifizierten Fläche zu kontrollieren, erfüllt werden. In zwei der 18 kontrollierten Betriebe wurde eine sog. „gläserne Kontrolle“ durchgeführt, d. h. die Öffentlichkeit war eingeladen, daran teilzunehmen. Erfreulicherweise hat der BUND davon Gebrauch gemacht.

Der abschließende Bericht zur Kontrolle liegt dem PEFC-Beirat, Region Niedersachsen, noch nicht vor. Anlässlich der PEFC-Beiratssitzung am 20. November haben die Beauftragten der DQS, Frau Schlossmacher und Herr Dr. Gruss, aber erkennen lassen, dass erstens keine schwer wiegen

den Abweichungen aufgetreten seien, die zum Entzug eines Einzelzertifikats hätten führen können, und zweitens der Region Niedersachsen die Konformität gemäß PEFC-Kriterien bestätigt werden könne.

Hervorgehoben wurde der bei allen Mitarbeitern, Unternehmern und Selbstwerbern bereits erreichte Informationsstand über die Ziele von PEFC und die in weiten Teilen des Landes weit fortgeschrittene Umsetzung der Kriterien. - Danke sehr.

(Beifall bei der SPD)

Herr Klein, eine Zusatzfrage!

Herr Minister, eine Umfrage des WWF in der Schweiz hat ergeben, dass dort FSC zertifizierte Forstbetriebe im Durchschnitt mit zusätzlichen Erlösen in Höhe von 5 bis 10 % rechnen können. Gibt es schon vergleichbare Ergebnisse bei PEFC?

Herr Minister, wie ist das?

Herr Abgeordneter Klein, dazu liegen in Deutschland keine Erkenntnisse vor.

Frau Pothmer!

Herr Minister, Sie haben uns über die Kontrollen berichtet. Nicht erzählt haben Sie uns aber, welche Mängel im Einzelnen von wem wo aufgedeckt wurden und welche Konsequenzen Sie daraus gezogen haben.