Ich sage ganz ehrlich, Wertschätzung für die vielen Beschäftigten in mehr als 5.500 Unternehmen der Branche sieht nun wirklich anders aus. Ein solches Angebot ist wohl kaum Motivation für junge Leute, eine Ausbildung in diesem Bereich anzustreben. Es ist wohl am ehesten ein Eigentor, denn Schlagzeilen wie die, dass man in der Uckermark inzwischen 500 Euro mehr verdiene als in einem 5-Sterne-Hotel an der Ostsee, werden ihre Wirkung nicht verfehlen.
Den Beschäftigten in der Uckermark, wo ich 1995 das Abi gemacht habe, sei eine anständige Bezahlung von Herzen gegönnt,
traurig ist hingegen, dass die Arbeitgeber hierzulande offenbar in alte Muster zurückzufallen drohen, und das in einer Branche, der zu Corona-Zeiten die Leute in Scharen weggelaufen sind und deren Betriebe zudem im Wettbewerb um Arbeits- und Fachkräfte stehen, auch mit
denen aus anderen Bundesländern. Dass dort zumindest die inflationsbedingten Wertverluste im Zuge von Tarifverhandlungen ausgeglichen werden müssen, das sollte eigentlich jedem einleuchten.
Ich bin bei den Branchenvertretern, wenn sie fordern, Berufsorientierung und duale Ausbildung zu stärken. Ich bin auch bei ihnen, wenn Weiterbildung und Umschulung gestärkt werden sollen. Ich habe mir im ÜAZ Waren schon vor vielen Jahren selbst angeschaut, wie Quereinsteiger, auch Langzeitarbeitslose erfolgreich für einen Einsatz in der Gastronomie umgeschult werden. Und ich habe gar nichts gegen den Einsatz ausländischer Beschäftigter, sofern diese vernünftig bezahlt werden und auch die gleichen Sozialstandards Anwendung finden wie für ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen.
Wer allerdings glaubt, mit Lohnzurückhaltung und immer wiederkehrenden Forderungen nach Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes sein Arbeits- und Fachkräfteproblem lösen zu können, der wird in einer Branche, die ohne bestimmte Flexibilitätsanforderungen wie Schicht- und Teildienste, Wochenend- und Feiertagsarbeit oder Urlaub nur in der Nebensaison nicht auskommt, erleben, wie die Beschäftigten mit den Füßen abstimmen. Schon jetzt ist es doch so, dass viele Betriebe ihre Öffnungszeiten reduzieren oder keine warme Mahlzeit mehr anbieten können. Es ist doch nicht vermittelbar, dass unsere Gäste inzwischen durchschnittlich circa 130 Euro pro Übernachtung und Zimmer zahlen – das sind Durchschnittswerte für M-V –, die Beschäftigten der Branche aber Gefahr laufen, mit derart dürftigen Lohnerhöhungen einen Reallohnverlust zu erleiden. Ich glaube, hier muss sich dringend etwas bewegen im Interesse der Branche selbst. Das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern braucht gute Leute, sonst droht es gegenüber anderen Regionen ins Hintertreffen zu geraten.
Wir haben vor 13 Jahren im Wahlkampf mal ein überdimensionales Plakat an die Rügenbrücke gehängt. Darauf stand: „Ihnen einen schönen Urlaub! Der Kellnerin einen guten Lohn“. Der Slogan traf allenthalben auf Zustimmung und hat leider auch heute nichts an Aktualität verloren. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir reden über eine der großen Stärken von Mecklenburg-Vorpommern, nämlich vom Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern.
Und da geht es um die wirtschaftliche Bedeutung, es geht um die Tourismusintensität, die bundesweit bei uns am höchsten ist, es geht um einen Wirtschaftsfaktor und einen erfolgreichen Wirtschaftsfaktor.
Und wir haben im Grunde genommen eine Situation, die ich mal folgendermaßen beschreiben möchte: Wir sind
erfolgsverwöhnt. Der Tourismus hat seit 1990 immer nur Wachstumszahlen gehabt. Wir haben auch insbesondere ein Erfolgsjahrzehnt 2010 bis 2019 hinter uns mit entsprechenden Steigerungsraten, vor allen Dingen bei den Übernachtungen, aber auch wirtschaftlich für die einzelnen Betriebe und für die Volkswirtschaft von großem Erfolg. Dann kam Corona, dann kam Putins Überfall auf die Ukraine, in der Folge die Steigerung der Energiepreise, das Thema Inflation und so weiter und so weiter. Das heißt, diese Branche war einem besonderen Veränderungsdruck ausgesetzt, meine Damen und Herren.
Wir haben viele Staatshilfen gezahlt, Corona-Hilfen. Es gab die sieben Prozent Mehrwertsteuer für die Gastronomie, vorübergehend. Und an vielen Stellen ist geholfen worden. Wir haben das auch mit der Wirtschaftsförderung gemacht, und das war übrigens auch im großen Konsens zwischen meinem Vorgänger und mir im Amt, dass wir insbesondere die Zeit nutzen, den Betrieben die Gelegenheit zu geben, zu modernisieren, da, wo sie es können, wenn sie schon zum Teil geschlossen haben mussten, dann entsprechend ebensolche Investitionen zu tätigen. Und wir hatten – das darf man auch nicht vergessen – in der Corona-Zeit eine Sonderkonjunktur, weil insbesondere viele deutsche Urlauberinnen und Urlauber Mecklenburg-Vorpommern entdeckt haben. Und wir haben uns immer ein bisschen bange gefragt: Werden die auch wiederkommen?
Und, meine Damen und Herren, es ist so bei den Übernachtungszahlen, bei den Ankunftszahlen der Touristinnen und Touristen in Mecklenburg-Vorpommern, dass wir fast wieder bei den Zahlen von 2019 sind, das heißt höher als 2018. Und ich gehe auch davon aus, dass diese Entwicklung sich fortsetzen wird, aber ich sage auch, andere schlafen nicht, das heißt, die Konkurrenz in SchleswigHolstein, aber auch in Polen – da gucken die Leute hin, aber noch mehr in Schleswig-Holstein – hat höhere Wachstumszahlen als Mecklenburg-Vorpommern. Und wir dürfen uns sozusagen nicht auf dem Erreichten ausruhen.
Wir haben zum Beispiel auch noch erhebliche Reserven bei ausländischen Gästen. Davon kommen viel zu wenige zu uns. Und deswegen ist es auch nicht gut, dass der Bund, das Bundeswirtschaftsministerium beabsichtigt, bei der Deutschen Zentrale für Tourismus, die das Marketing im Ausland macht, Mittel einzusparen. Wir haben deswegen als Wirtschaftsministerkonferenz gestern und vorgestern auch noch mal eindeutige Beschlüsse dagegengehalten.
Erster Punkt: Investitionen. Wir brauchen Investitionen in Infrastruktur. Wir brauchen Investitionen in gewerbliche Angebote von Hotel bis Camping. Ja, wir brauchen auch Investitionen bei Kinder- und Jugendreisen. Und wir brauchen nicht nur neue Produkte, wir müssen auch im Bestand modernisieren. All das kostet viel Geld, und deswegen werden wir mit unseren Förderinstrumenten all dieses weiterhin unterstützen.
Ich habe gerade einen Artikel gelesen von der „OstseeZeitung“, es würde nicht mehr investiert. Ich will auf das Beispiel hinweisen: Allein auf der Insel Usedom sind seit Ende 2021 über 30 gewerbliche Förderungen ausgesprochen worden in diesem Bereich. Also Sie sehen, es geht weiter.
Zweiter Punkt: Qualität. Wir haben den Anspruch, hochwertigen Tourismus anzubieten, den müssen wir natürlich dann auch abbilden. Und da gehts um Servicequalität, und das bedeutet, wir brauchen motivierte Arbeitskräfte – dazu komme ich gleich –, aber vor allen Dingen, was mir Sorgen macht, meine Damen und Herren, wir brauchen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und es gibt eine Übersicht, die sehr zuverlässig ist, von dwif, eine sogenannte TrustYou-Analyse, Preis-Leistungs-Verhältnis deutscher Urlaubsregionen, und siehe da, wir stehen ziemlich am Ende. Und das macht einem Minister, der für Tourismus zuständig ist, Sorge.
Das heißt, die Gäste bewerten uns in einem solchen Ranking – das Beste sind 100 Punkte – im Schnitt mit zwischen 60 und 70 Punkten, die Ostseeregionen, aber auch die Seenplatte. Und siehe da, das Berchtesgadener Land, der Bayerische Wald, der Schwarzwald liegen über 90. Und das ist kein Zufall. Dort ist Servicequalität großgeschrieben. Dort ist aber auch das Preis-LeistungsVerhältnis offenbar so, dass die Menschen das wahrnehmen. Und mit diesem Thema müssen wir uns gemeinsam mit den Akteuren auseinandersetzen, und dazu gehören natürlich gute Arbeitsbedingungen.
Wer sein wirtschaftliches Modell im Tourismus darauf aufbaut, dass all seine Arbeitskräfte nur Mindestlohn bekommen, meine Damen und Herren – das sage ich ganz deutlich –, der wird nicht überleben in diesem Konkurrenzkampf, in diesem Wettbewerb, und er muss sich...
Es geht übrigens nicht nur um die Lohnfrage, ich will hier keine Tarifverhandlungen führen, es geht nicht nur um die Lohnfrage, es geht auch um, nein, es geht auch um andere Dinge, die drum herum sind, insbesondere – das kennen wir ja in der Diskussion auf Usedom oder auf Rügen, Fischland-Darß-Zingst –, wo wohnen eigentlich die Beschäftigten, haben die überhaupt noch die Möglichkeit.
Und, meine Damen und Herren, wir brauchen natürlich auch entsprechende Mobilitätsangebote, damit die Menschen auch zu uns kommen in die touristischen Gebiete.
Lassen Sie mich, lassen Sie mich vielleicht noch einen letzten Punkt nennen: Das Thema „Akzeptanz vor Ort“ ist auch ein wichtiges Thema. Ich habe das immer wieder betont, wir leben davon als Tourismusregion, dass auch die Einheimischen sagen, ja, wir sind eine Tourismusregion, wir profitieren davon, wir unterstützen das, das müssen wir entsprechend organisieren.
Und, meine Damen und Herren, wir brauchen natürlich auch mehr Pragmatismus. Wenn ich mir das Handeln vieler Behörden angucke – Sie kennen gerade die aktuelle Diskussion um den Strand in Warnemünde –, dann würde ich mir wünschen, dass wir sehr viel pragmatischer, einfacher, lösungsorientiert auch an vielen Stellen damit umgehen. Auch das müssen wir, glaube ich, als Landesregierung gemeinsam mit den Kommunen organisieren.
Letzte Bemerkung: Wir werden in den nächsten Wochen verschiedene Dinge auf den Weg bringen, das Tourismusgesetz, wir werden einen Vorschlag machen für eine Tourismusakademie, weil das Thema „Fachkräfte und woher kommen die Fachkräfte“ das zentrale Thema auch für den Tourismus in den nächsten Jahren ist. Und wir werden auch darüber reden, wie wir uns touristisch im Land besser aufstellen, organisieren und damit auch die Finanzierung sicherstellen.
Und der allerletzte Punkt – das hat MecklenburgVorpommern immer starkgemacht –: Es wird wichtig sein, dass wir mit den Akteuren, dass wir auch politisch in großen Teilen gemeinsam an einem Strang ziehen, weil das Ziel, ein positives Bild des Tourismuslandes Mecklenburg-Vorpommern mit Qualität und Service, uns ganz, ganz wichtig ist. Und das war ein Erfolgsfaktor lange Jahre. Da scheinen wir so ein bisschen von abgekommen zu sein, und ich würde mir wünschen, dass wir dahin zurückkehren, weil das hat uns starkgemacht und wird uns auch in der Zukunft helfen. – Vielen Dank!
Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, Frau Präsidentin, Hohes Haus, da unser sehr, sehr guter Antrag, der lautet „Stärken, stärken – Badeinfrastruktur zukunftsfest ausbauen“ heute relativ spät auf der Tagesordnung ist, möchte ich diese Aussprache trotzdem nutzen, um auf die Dinge einzugehen, die in diesem Antrag sind, aber explizit die Probleme aufgreifen, die wir im Tourismus leider auch haben, und aber auch die Lösungen, so, wie wir uns das denn vorstellen.
Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, MecklenburgVorpommern ist – und das klang ja auch an – unbestritten eine der führenden Tourismusregionen Deutschlands. Jedes Jahr zieht unser schönes Bundesland Millionen von Besuchern an, die die Schönheit unserer Küsten, die Klarheit unserer Seen und auch den Genesungseffekt und die Ruhe hier doch nicht missen wollen und uns bewusst aufsuchen. Doch um weiterhin ein attraktives Reiseziel zu sein, müssen wir uns kontinuierlich verbessern und auch auf die wandelnden Anforderungen der Zukunft und die Erwartungen der Gäste reagieren. Der Minister sprach es ja gerade an.
Punkt für Punkt: Zunächst einmal müssen wir einfach mal erhöhen, dass die Beratungsleistungen auch dahin gehend gesteuert werden, dass die Fördermittelinstrumente auch abgerufen werden können. Touristiker im Land stehen vor einer Fördermittelpraxis, die nicht so leicht zu durchschauen ist. Wir haben Gemeinden, viele Gemeinden haben Sondervermögen wie Kurbetriebe gebildet. Auch da kann ich Ihnen sagen, dass die Praxis mit der
Fördermittelpolitik nicht ganz einfach ist. Und losgelöst vom normalen Tagesgeschäft versetzen Sie sich in die Rolle eines Kurbetriebsleiters, diverse Dinge zu realisieren, umzusetzen, Fördermittel abzuschöpfen, da kann ich Ihnen sagen, das macht man nicht einfach nebenbei.
Unsere See- und Heilbäder sind Aushängeschilder unseres Tourismus, doch um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und den hohen Anforderungen der Gäste gerecht zu werden, müssen wir kontinuierlich in die Infrastruktur investieren. Auch das klang ja eben an.
Nun, weiterhin wurde angesprochen – und das auch zu Recht –, dass wir uns einfach um unsere Mitarbeiter im Tourismus kümmern müssen, und hier müssen wir die Leute ausbilden. Kommunikation ist da ein Schlüssel, das A und O, um unsere Servicequalität zu erhöhen. Und auch wenn wir auf ausländische Fachkräfte angewiesen sind, dann müssen wir die Leute fit machen, dass sie kommunizieren können in Fremdsprachen, auch Deutsch als Fremdsprache. Stellen Sie sich vor, wenn Sie in der Gastronomie tätig sind und den Kellner fragen, ob diverse Lebensmittel vielleicht allergiebehaftet sein können, und der kann Ihnen nicht Rede und Antwort stehen, was das denn tatsächlich auch an gesundheitlichen Auswirkungen mit sich bringen kann.
Dann gehen die Essen zurück in der Gastronomie. Und das sind alles Sachen, die können wir nicht gebrauchen.
Was wir auch tun müssen, das ist, die Gemeinden unterstützen in der Schaffung vermehrter touristischer und barrierefreier Angebote, um die Attraktivität für mehr Besuchergruppen zu erhöhen. Nun, das ist auch kein Geheimnis, wir werden alle älter und das Los, irgendwann vielleicht mal in einem Rollstuhl zu sitzen oder krankheitsbedingt da hinzukommen, das kann uns alle ereilen. Und das ist einfach ein Gebot der Inklusion und der Weitsicht, auch dort verstärkt tätig zu werden und zu handeln. Barrierefreiheit ermöglicht es, Menschen mit eingeschränkter Mobilität dann im Endeffekt auch unsere schönen Strände uneingeschränkt zu nutzen, Stichwort „Strandrollstühle“. So was gibt es alles, auch da kann gerne investiert werden, um auch dort niemanden auszuschließen.
Was wir auf jeden Fall auch tun müssen, das ist, unsere Marketingaktivitäten zu intensivieren auf nationaler und internationaler Ebene und auch mal unsere Messekonzepte vielleicht zu überarbeiten. Ich bin regelmäßig auf der ITB zu Gast, auch auf der Grünen Woche. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben, MecklenburgVorpommern besser darzustellen. Und das Marketing ist ja nun mal bekanntlich das Sprachrohr unseres Tourismus.
Was wir auch nicht wegdenken dürfen, das ist nun mal die Stärkung der digitalen Infrastruktur. Heutzutage ist es so, dass Urlaub und Arbeit nicht mehr so leicht zu trennen ist, Stichwort „Workation“. Die Leute nehmen ihren Laptop mit, die Leute arbeiten dann auch mal im Urlaub, weil manches einfach nicht zu trennen ist. Auch da müssen wir bessere Angebote schaffen. Wir müssen digitale Buchungssysteme einführen, Informationsangebote müssen im Netz besser abrufbar sein, WLANZugänge – all das brauchen wir und ist unerlässlich in einer digitalen Welt.