Protocol of the Session on March 9, 2017

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir setzen die unterbrochene Sitzung fort.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 17: Eidesleistung der Mitglieder und des stellvertretenden Mitglieds des Landesverfassungsgerichts.

Eidesleistung der Mitglieder und des stellvertretenden Mitglieds des Landesverfassungsgerichts

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben am Mittwoch unter Tagesordnungspunkt 11 drei Mitglieder und ein stellvertretendes Mitglied des Landesverfassungsgerichts in geheimer Wahl bestimmt. Der Ministerpräsident des Landes hat den Gewählten heute die nach Paragraf 4 Absatz 3 des Landesverfassungsgerichtsgesetzes vorgesehenen Urkunden ausgehändigt. Frau Dr. Ulrike Lehmann-Wandschneider, Herr Konstantin Tränkmann, Herr Professor Dr. Claus Dieter Classen und Frau Barbara Borchardt haben hier im Saal Platz genommen. Ich heiße Sie im Namen des gesamten Landtages herzlich willkommen.

Ebenfalls im Saal Platz genommen hat Herr Sven Nickels, der heute als Vizepräsident den Präsidenten des Landesverfassungsgerichts vertritt. Ich begrüße Sie ganz herzlich im Namen des gesamten Landtages.

Die Gewählten haben mir gegenüber schriftlich erklärt, dass sie die Wahl annehmen.

Nach Paragraf 9 des Landesverfassungsgerichtsgesetzes haben die Mitglieder des Landesverfassungsgerichts und deren Stellvertreter vor Aufnahme ihres Amtes in öffentlicher Sitzung des Landtages den für Richter des Landes vorgesehenen Eid zu leisten. Dieser Eid ist in Paragraf 4 des Landesrichtergesetzes festgelegt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bitte die bereits Genannten jetzt zu mir.

Ich werde die Verpflichtung in der Weise vornehmen, dass ich Ihnen den Eid vorspreche und Sie bitte, danach

einzeln zu mir ans Mikrofon zu treten, die rechte Hand zu heben und die Worte „Ich schwöre es“ nachzusprechen. Der Eid kann mit religiöser Bekräftigung „So wahr mir Gott helfe“ oder ohne sie geleistet werden.

(Die Anwesenden erheben sich von ihren Plätzen.)

Die Mitglieder des Landtages haben sich schon Ihnen zu Ehren von den Plätzen erhoben.

„Ich schwöre, das Richteramt getreu dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, getreu der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und getreu dem Gesetz auszuüben, nach bestem Wissen und Gewissen ohne Ansehen der Person zu urteilen und nur der Wahrheit und Gerechtigkeit zu dienen.“

Dr. Ulrike Lehmann-Wandschneider: Ich schwöre.

Konstantin Tränkmann: Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe.

Dr. Claus Dieter Classen: Ich schwöre es.

Barbara Borchardt: Ich schwöre es.

Vielen Dank.

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle die Glückwünsche des gesamten Hauses zur Wahl und zur Annahme des mit Sicherheit nicht einfachen Ehrenamtes aussprechen und ich wünsche Ihnen natürlich für Ihre Aufgaben ganz viel Erfolg, bei Ihrer Arbeit stets auch ein wachsames Auge und weise Entscheidungen bei der Auslegung und Interpretation der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Alles Gute für Sie in diesem Amt!

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, AfD, CDU und DIE LINKE – Gratulationen – Vizepräsidentin Beate Schlupp übernimmt den Vorsitz.)

Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie uns zu Tagesordnungspunkt 21 zurückkommen.

Nach der Rede des Ministers folgt jetzt für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Liskow.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach der Rede des Finanzministers, ich weiß nicht, ob er als Finanzminister oder als Fraktionsvorsitzender der SPD gesprochen hat, aber er hat ja zum Schluss,

(Thomas Krüger, SPD: Bitte? Bitte? Was war denn das für ein Satz?!)

aber er hat ja zum Schluss schon das Abstimmungsverhalten der SPD hier kundgetan,

(Thomas Krüger, SPD: Na sehen Sie, wie eng wir mit unseren Ministern sind! – Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

indem er gesagt hat, die SPD stimmt mit dem Herzen so ab und in der Realität so ab.

(Thomas Krüger, SPD: So stimmen wir uns ab!)

Kommen wir mal wieder zur Realität, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Thomas Krüger, SPD: Die der Minister sehr gut vorgetragen hat.)

Mit dem Herzen bewegen wir immer schon viele Sachen.

(Andreas Butzki, SPD: Aber du kannst alles nachvollziehen, was der Minister gesagt hat?!)

Ich würde jetzt mal zu meiner Rede kommen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Fraktion DIE LINKE fordert mit dem vorliegenden Antrag „Abgeltungssteuer abschaffen – Kapitaleinkünfte und Erwerbseinkünfte gleichbehandeln“ die Landesregierung auf, die Bundesratsinitiative zur Abschaffung der Abgeltungssteuer zu unterstützen. Diese Bundesratsinitiative – so steht es auch in der Begründung des Antrages – verfolgt das Ziel, Kapitaleinkünfte nach erfolgter Einführung des internationalen automatischen Informationsaustausches von Steuerdaten wieder dem persönlichen Einkommenssteuersatz zu unterwerfen. Dies heißt nichts anderes, als dass die steuerpflichtige Person auch bei Kapitalerträgen entsprechend der jeweiligen Einkünfte versteuert werden soll. Entsprechend des aktuellen Steuerrechts würde dies einen Steuersatz von bis zu 42 beziehungsweise 45 Prozent bedeuten, wogegen derzeit die Kapitalerträge mit 25 Prozent besteuert werden.

Die Abgeltungssteuer wurde unter dem damaligen Finanzminister der Großen Koalition Peer Steinbrück – das wurde schon gesagt – eingeführt. Intention der damaligen Bundesregierung war unter anderem, die Steuer- und Kapitalflucht einzudämmen und die Bereitschaft der Kapitalanleger zu erhöhen, Zinserträge in Deutschland zu versteuern. Auch das wurde hier bei der Einführung schon hinreichend erklärt.

Zum Hintergrund dieses Antrages gehört jedoch ebenso der Umstand, dass die Landesregierung aufgefordert werden soll, eine Bundesratsinitiative zu unterstützen, die vom Land Brandenburg initiiert wurde und die am Freitag zur Abstimmung steht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Bundesrat wurde der entsprechende Antrag federführend im Finanzausschuss und mitberatend im Wirtschaftsausschuss beraten. Beide Ausschüsse haben dem Plenum des Bundesrates empfohlen, die Entschließung anzunehmen. Auch unser Finanzminister – das hat er hier persönlich ja auch noch mal vorgetragen – ließ per Pressemitteilung vom 23. Februar 2017 verlautbaren, dass Mecklenburg-Vorpommern dieses Vorhaben unterstützt hat im Finanzausschuss. Unter anderem hieß es, dass es nicht gerecht sei, wenn Einkommen aus Kapitalertrag geringer besteuert werden als Einkommen aus Lohn und Arbeit. In diesem Jahr würde eine Vielzahl von Abkommen zum internationalen Austausch von Kontoinformationen geplant sein, die die Steuerflucht erschweren, sodass eine pauschale Abgeltung nicht länger zielführend ist. Nun sei der Bund am Zuge.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch wir verkennen nicht, dass es Gründe gibt, die für eine Abschaf

fung der Abgeltungssteuer sprechen würden. Es ist auch kein Geheimnis, dass eine Abschaffung der Abgeltungssteuer in der Union kein rotes Tuch ist. Es ist doch zu billig, wenn die Abgeltungssteuer für eine Neiddebatte herhalten soll.

Daneben gibt es gute Gründe, die für die Abgeltungssteuer sprechen. Diese werden in der Debatte oftmals einfach so unter den Teppich gekehrt. Zunächst: DIE LINKE gibt sich gerne als Partei der Steuergerechtigkeit. Das ist ihr gutes Recht, das macht die SPD ja auch,

(Thomas Krüger, SPD: Wir sind’s ja auch! – Zurufe von Andreas Butzki, SPD, Manfred Dachner, SPD, und Tilo Gundlack, SPD)

auch wenn die SPD es eingeführt hat unter ihrem Minister. Maßgeblich aktiv in Sachen,

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

maßgeblich …

Hört doch mal zu!

(Tilo Gundlack, SPD: Ihr seid doch die Bösen!)

Maßgeblich aktiv war bei der ganzen Debatte der Steuergerechtigkeit aber unser Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Das verkennt ihr immer wieder so einfach.

(Tilo Gundlack, SPD: Das hat doch damit nichts zu tun!)

Er war der wesentliche Initiator des internationalen Abkommens über den automatischen Informationsaustausch in Steuersachen, das 2014 in Berlin von mehr als 30 Finanzministern unterzeichnet wurde. Auch nach Bekanntwerden der sogenannten „Panama Papers“ hat er den internationalen Vorstoß der Steuerhinterziehung in Steueroasen maßgeblich vorangetrieben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die SPD wird ja wieder etwas ruhiger.

(Tilo Gundlack, SPD: Ja, wir wollen deinen Argumenten lauschen, aber wir hören nichts davon! – Zuruf von Andreas Butzki, SPD)