Ich glaube, Dr. Weiß, wie Sie eingeführt haben, ist erstens richtig und auch gut. Und auf der anderen Seite glühen die Drähte zwischen Berlin, Brüssel und Schwerin. Ich will Ihnen das ausdrücklich sagen. Und ich glaube, wenn man die letzten Wochen und Monate sich des Themas Landwirtschaft angenommen hat, dann muss man auch wirklich sagen, ja, über die Landwirtschaft wird wieder gesprochen. Und wir werden die Probleme, auch das sage ich, in kooperativer Zusammenarbeit mit dem Bauernverband, aber auch mit der neuen Art der Gruppe von „Land schafft Verbindung“, man wird das Problem nicht durch Demonstrationen mit Treckern wegdemonstrieren können.
Wir haben ein Problem. Wasser ist Leben. Wasser ist das wichtigste Lebensmittel auf dieser Erde. Und wer das nicht begreift und meint, man kann mit einem Messstellensystem, das wir auch über das gesamte Land noch weiterziehen können, das Problem lösen, der wird eines Besseren belehrt werden. Ich werde da auch näher drauf eingehen. Und insofern ist das ja tatsächlich ein besonderer Schatz, den wir haben in MecklenburgVorpommern.
Es wird ja im Übrigen immer wieder die Frage gestellt: Wie alt ist denn das Wasser? Wie ist es denn um unser Wasser bestellt? Ich will das mal ausdrücklich sagen. Wir haben das große Glück auch mit der Landwirtschaft, mit der Landwirtschaft in diesem Bundesland, eines der besten und saubersten Standorte für Wasser noch zu haben. Wir haben insgesamt 53 Grundwasserkörper – 53! – und dort sind die 381 Messstellen eingebaut. 381 Messstellen! Und wir wissen, was in unseren 53 Grundwasserkörpern los ist, nämlich exakt 18 Prozent von diesen 53 Grundwasserkörpern sind rot. Rot ist eine schöne Farbe, aber in dem Fall mehr als 50 Milliliter je Liter Nitrat, und das geht nicht. Das geht nicht! Und das weiß auch die Landwirtschaft, das weiß der Bauernverband, das weiß im Übrigen auch „Land schafft Verbindung“.
Und ich bin, glaube ich, der Erste, und auch das will ich ausdrücklich sagen, in Deutschland, der gesagt hat, lasst uns alle an einen Tisch gehen, im Übrigen mit der Arbeitsgruppe „Diffuse Nährstoffe“. Sie wissen das. 2006, als ich das Umweltministerium übernommen habe, habe ich gesagt, ich werde mich des Themas Wasser verstärkt annehmen. Und ich glaube, dass wir ein Modell brauchen für Deutschland, das mit der Landwirtschaft und nicht gegen die Landwirtschaft entwickelt wird. Und wir brauchen eine Art von Binnendifferenzierung, selbstverständlich, denn das Messstellensystem, das wir entwickelt haben, ist nicht charakterisierend für die gesamte Fläche. Das ist so. Das ist auch nicht das Ziel, sondern es geht darum, Hinweise zu bekommen, was ist in unseren Grundwasserbeständen los und mit welchen Maßnahmen muss man dann dagegenwirken. Und dem Vorwurf kann sich der Bauernverband in Deutschland, in Berlin oder auch in diesem Lande nicht verschließen. Hier sind grobe Fehler gemacht worden in der Vergangenheit.
Und im Übrigen, wenn ich mir ansehe, wie alt ist das Grundwasser, das wir neu bilden im ersten Grundwasserleiter, kann man sagen, zwischen 3 und 40 Jahre. Aber wir haben auch eiszeitliches Grundwasser noch, eiszeitliches Grundwasser in diesem Land in bester und höchster Qualität. Und deswegen sage ich noch mal: Wasser ist Leben. Wasser ist das wichtigste Lebensmittel auf dieser Erde und wir müssen dafür sorgen, dass gerade wir auch als Technologienation dieses Problem lösen.
Und wenn bis morgen Abend null Uhr, ich sage das so klar, bis morgen Abend null Uhr die Düngeverordnung mit den Vorschlägen der Bundesrepublik Deutschland nicht in Brüssel eingetroffen ist, dann wird es Strafzahlungen von 862.000 Euro am Tag geben. Und deswegen kann ich nur uns allen empfehlen, allen zusammen, die Kirche im Dorf zu lassen und jetzt nach Lösungen zu suchen. Und ich hatte mir gewünscht im Übrigen, im Rahmen der Grünen Woche auch abzurüsten, abzurüsten. Wenn ich das jetzt wieder sehe, was „Land schafft Verbindung“ oder auch der Bauernverband gerade öffentlich posten, und ich weiß nicht, was alles, dann kann ich nur eins sagen: Ich bin schon auch dankbar dieser Bundesregierung, dass heute nach dem Koalitionsausschuss immerhin 1 Milliarde Euro für die Landwirtschaft, um Lösungen zu erarbeiten mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie, das ist ein völlig neuer Zungenschlag, mit der Landwirtschaft zusammen nach Lösungen zu suchen, wie wir das Problem gelöst bekommen.
Und ich erwarte auch von der Landwirtschaft ausdrücklich jetzt mal konkrete Vorschläge, und zwar konkret. Es nützt uns überhaupt nichts, wenn man glaubt, man kann die nächsten Messstellen, und ich will auch ausdrücklich sagen, heute hat die Arbeitsgruppe „Diffuse Nährstoffe“ im Übrigen mit dem Bauernverband und „Land schafft Verbindung“ getagt, und zwar sehr konstruktiv, und das wünsche ich mir, dass das weitergeht.
Und deswegen glaube ich auch, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie jetzt die weiteren Hinweise bekommen, dass die bisherigen Vorschläge der Bundesregierung gegenüber der Europäischen Kommission als nicht ausreichend angesehen werden, werden wir in den nächsten Stunden erfahren, dass es zu weiteren Verschärfungen kommt. Und der Hintergrund ist ganz einfach. Und unser Haus ist ja permanent dabei, auch mit dem Bund und den Ländern im Einzelnen zu analysieren, welche Auswirkungen sich aus diesen neuen Vorschlägen ergeben.
Und wir brauchen ein alternatives System. Wir waren im Übrigen schon mal viel weiter. Wir hatten eine Höchstertragskonzeption oder machen natürlich auch im Frühjahr und im Herbst Bodenuntersuchungen. Und wir müssen das Bodenwasser untersuchen, damit wir wissen, dass wir möglichst kein zusätzliches Nitrat oder auch Phosphor oder auch keine Pflanzenschutzmittel im Übrigen, das wird weitergehen, dass dies nicht eingetragen wird, das darf nicht passieren. Und da müssen wir den Landwirten helfen und sie nicht beschimpfen, das sage ich ausdrücklich, nicht beschimpfen, sondern wir müssen ihnen helfen.
Und auf der anderen Seite erwarte ich natürlich von unseren Landwirten, die auch gerade, auch gerade im
Rahmen von Digitalisierung, Modernisierung, aber auch mit wissensbasierten Grundlagen arbeiten, Präzisionslandwirtschaft. Wie oft haben wir darüber geredet, das ist eine Riesenchance. Ich habe im Übrigen, wir haben im Haus 18 Millionen Euro für Beratungsleistungen bereitgestellt. Ich habe mit Freude heute zur Kenntnis genommen, dass man nun verstärkt tatsächlich auch mit dem Bauernverband in der Landwirtschaft werben will, auch diese Information aufzunehmen. Wissen macht schlau, nichts wissen, macht dumm. Und ich hoffe, dass es da weitergeht.
Und ich werde im Übrigen auch die Abgeordneten, sehr geehrte Frau Aßmann, ich bin gerne bereit, auch in den nächsten Tagen den Agrarausschuss über die Maßnahmen, die wir weitereinleiten werden, zu informieren. Ich kann und möchte insofern nicht viel vorweggreifen, aber hier gilt „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“. Und wenn hier irgendeiner sagt, Entschuldigung, ich meine Sie nicht persönlich, aber dass die Brandenburger da weiter sind oder auch die Sachsen-Anhaltiner, die werden alle auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Es hilft ihnen nichts, irgendwelche Binnendifferenzierungen vorzunehmen, mit irgendwelchen Taschenspielertricks zu arbeiten. Das wissen die Brüsseler ganz genau, ganz genau.
Und deswegen glaube ich, dass der Antrag natürlich mir auch die Möglichkeit gibt, auch noch mal zu sagen, wie weit wir jetzt sind. Jetzt lohnt sich hier auch der Blick in die Koalitionsvereinbarung, Sie haben ja kurz darauf hingewiesen. Da heißt es nämlich: „Das Landesmessnetz zur Bewertung der Güte- und Mengenbeschaffenheit des Grundwassers wird bis 2021 schrittweise modernisiert und den aktuellen Erfordernissen angepasst.“
Ich darf hier heute sagen, auch das können Sie sich angucken: Unsere 381 Messstellen sind aktiv, sie sind intakt, weil hier auch solche Diskussionen laufen, sind die eigentlich intakt. Da soll es wohl in anderen Bundesländern erhebliche Probleme geben. Bei uns ist das nicht der Fall. Und die, die ausfallen, werden unverzüglich erneuert und auch umgesetzt.
Daher greife ich natürlich auch die Forderung des jetzigen Antrages genau auf und berichte über das Erreichte. Und da kann ich sagen, ja, von den 100, Herr Dr. Weiß, sind 63 Gütemessstellen gebaut, und für 2020 und 2021 werden knapp weitere 50, dann sind wir bei 110 von 100 geplanten, also zehn Prozent mehr werden wir dann abgeteuft haben. Obwohl bei der Realisierung, auch das wissen Sie ja als Geograf, wir natürlich auch Fehlbohrungen haben, gehen wir davon aus, dass dann insgesamt deutlich über 100 Messstellen neu gebaut sein werden. Hinzu kommen im Übrigen auch die Erneuerungen von circa 40 Messstellen, die aufgrund ihres Alters dann neu gesetzt werden müssen.
Das heißt also auch im Übrigen, dass viele neue Grundwassermessstellen nicht auf einen Schlag zu bauen sind. Das hat natürlich auch finanzielle, personelle und planungsrechtliche Hintergründe. Und ich bin im Übrigen den Landwirten in diesem Lande sehr dankbar, weil wir auch auf dem Grund und Boden dort diese Messstellen abteufen müssen, dass wir bei den Durchführungen oder auch bei den Bohrarbeiten oder auch bei den Betreuungen im Wesentlichen in diesem Lande keine Probleme haben. Auch das will ich ausdrücklich sagen. Hier gibt es Kooperationen von den Landwirtschaftsbetrieben.
Und natürlich habe ich die zuständigen Planungsbehörden – ich sehe auch Kolleginnen und Kollegen des Bauernverbandes –, natürlich haben wir die Planungsbehörden gebeten, die Kreisbauernverbände und die betreffenden Landwirte bereits im Planungsstudium, im Vorstadium, wenn man das so will, für die vorgesehenen Standorte zu informieren und sie mit einzubinden. Auch diese Forderung habe ich vernommen und habe es noch mal ausdrücklich durchgestellt. Und ich nehme auch zur Kenntnis, dass es in diesem Lande da eine doch unterschiedliche, aber zum Teil hervorragende Zusammenarbeit gibt.
Und ich sage auch noch mal ausdrücklich: Dieser Antrag, in dem außerdem von mir gefordert wird oder von uns gefordert wird, dass die Umsetzung einer neuen Düngeverordnung ein flächendeckendes, aussagekräftiges Grundwassermessnetz zwingend Voraussetzung ist, dazu möchte ich klarstellen, dass das repräsentative, aussagekräftige Grundwassermessnetz primär zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie gilt, im Bundesrecht in der Grundwasserverordnung verankert ist und auch so betrieben wird. Das ist kein Netz zur Prüfung von Landwirtschaftsbetrieben, in welcher Höhe sie auch immer mit Nitrat oder anderen Nähstoffen tatsächlich arbeiten.
Die eigentliche Kernaufgabe ist die Grundwasserüberwachung. Dabei geht es vor allem darum, Kenntnisse über den Grundwasserzustand und den Grundwasserkörper zu bekommen. Wir sind im Übrigen auch die ersten, die im Übrigen dankenswerterweise mit dem EM eine unterirdische Raumordnung gemacht haben, sodass wir sehr genau wissen, welche Zustände wir tatsächlich auch unter unserer Mutter Erde tatsächlich haben.
Und deswegen will ich auch noch mal betonen, bis 2027 haben wir dann zusätzlich den Auftrag im Übrigen, bei den Grundwasserkörpern, die nicht im grünen Bereich sind, Maßnahmen einzuleiten. Da gilt in gleicher Weise das Verschlechterungsverbot. Es gilt das Verschlechterungsverbot. Das weiß im Übrigen auch die Landwirtschaft. Und deswegen wollen wir da helfen. Die Bundesdüngeverordnung ist mehr oder weniger ein Aktionsprogramm Deutschlands zur Umsetzung der Nitratrichtlinie und dient letztendlich auch der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Und auch das ist mir noch mal sehr wichtig: Die Bundesdüngeverordnung stellt keine Anforderung an das Grundwassermessnetz, sondern in Paragraf 13 Absatz 2 verweist sie auf die Zustandsbewertung nach der Grundwasserverordnung und die Methodik und damit zur Umsetzung der EU-Wasserrahmrichtlinie.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer hier glaubt, ein „Weiter so“ oder „Wir stellen alles auf null und drücken mal eben so auf die Reset-Taste“ und glaubt, damit wird das Problem gelöst und mit Demonstrationen kriegt man dieses Problem gelöst, der muss sich getäuscht fühlen. Deswegen kann ich uns nur wärmstens empfehlen, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und auch die landwirtschaftliche Düngung, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges, natürlich seit Ende des Zweiten Weltkrieges Belastungen im Grundwasser hinterlässt, ist im Übrigen mehrheitlich unstrittig und hat seit 1991 dann dazu geführt, also vor fast 30 Jahren, zum Erlass der Nitratrichtlinie für Gesamteuropa – Gesamteuropa, nicht nur für Mecklenburg-Vorpommern, sondern für die gesamte Europäische Union. Und das ist ein Gesetz und daran hat sich jeder zu halten. Im Übrigen fordert sie
auch, dass sich bislang unbelastete Gebiete nicht verschlechtern dürfen, das habe ich schon angedeutet, aber auch nicht als unwesentliche Nebeninformationen hier wahrgenommen werden darf.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Düngeverordnung muss den Zielen der EU-Nitratrichtlinie gerecht werden. Tut sie das nicht – und dieser Meinung sind wir wohl alle, das tut sie zurzeit in Deutschland nicht –, werden der Europäische Gerichtshof und die EU-Kommission handeln müssen. Handeln müssen! Und wer das nicht ernst nimmt, der hat das nicht verstanden.
Seit 1996, meine Damen und Herren, hat Deutschland mit dem Erlass der Düngeverordnung das gesamte Bundesgebiet als gefährdetes Gebiet festlegt. Ich habe manchmal den Eindruck, als ob man das innerhalb des Bauernverbandes nicht wahrnehmen wollte, vielleicht nicht konnte, vielleicht auch nicht durfte. Aber jetzt sind die Bundesministerin und wir in den Ländern in der Verantwortung, die Dinge, die damals, wo man weggeschaut hat, umzusetzen. Und dass darüber die Landwirte sauer sind, das verstehe ich zu 100 Prozent.
Mit der Düngeverordnung 2017 mussten im Übrigen erstmals Gebiete von Grundwasserkörpern im schlechten chemischen Zustand dann auch ausgewiesen werden – das sind die sogenannten roten Gebiete – und es mussten Maßnahmen eingeleitet werden, um möglichst schnell wieder aus diesen Gebieten herauszukommen. Und ich sage hier noch mal: Hier handelt es sich um flächenhafte Einträge, nicht um punktuelle oder lineare Einträge. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis! Und daran, und das wissen wir heute, wissenschaftlich und wissensbasiert, ist im Wesentlichen die Landwirtschaft schuld. Und wir müssen ihr helfen, aus diesem Dilemma herauszukommen.
Und das ist im Übrigen auch der Ansatz, den ich damals mit verfolgt habe, in dem Paragrafen 13 der Düngeverordnung, um damit in den Gebieten zu Maßnahmen zu kommen, damit wir aus diesen roten Gebieten möglichst schnell wieder rauskommen. Und dass das möglich ist, hat Dänemark gezeigt, hat Frankreich gezeigt und auch die Niederlande. Und wir müssen das doch wohl auch schaffen können. Und deswegen kann ich uns nur noch mal empfehlen, wenn da Hinweise kommen, es seien auch die Kläranlagen daran schuld, weil wir irgendwelche Systeme nicht in Ordnung haben, in den Bereich haben wir ganz viel investiert gerade in diesem Bundesland, das ist nicht der Fall. Und deswegen sage ich noch mal: Diese Grundwasserkörper sind für uns der entscheidende Ausgangspunkt und nicht die Messstellenzahl.
Und ich habe auch veranlasst im Übrigen, dass die Zustandsbewertungen 2020/2021 für alle Grundwassermessdaten auch einbezogen werden. Das trifft dann auch im Übrigen die Messstellen, die von den Trinkwasserbeschaffungsverbänden existieren oder wo auch eigene Brunnen existieren, wenn sie denn dem Modell, das wir fahren müssen und wollen, auch entsprechen. Und da will ich auch ausdrücklich noch mal betonen, die beiden Modellregionen Nordwestmecklenburg und Rügen, an dem Thema arbeiten wir weiter und ich gehe davon aus, dass wir damit auch Lösungen anbieten werden. Und ich glaube, dass im Einzelnen die Branche mit dem Stoffeintragspotenzial dann auch in der Landwirtschaft zeigen wird, dass wir Lösungen erarbeiten, um dem Verursacherprinzip, welcher Landwirtschaftsbetrieb
oder andere Betrieb ist der Verursacher von diesem Problem, dann auf die Schliche kommen werden, um damit dann auch Hinweise zu bekommen, wie wir aus diesem Dilemma wieder herauskommen.
Mein Fazit: Ich glaube, in den nächsten Stunden werden wir zu einer Lösung kommen auch zwischen dem BML und dem BMU, und wir werden alles daransetzen, dass wir der Landwirtschaft helfen, aus diesem Dilemma herauszukommen. Und ich bitte noch mal ausdrücklich, die Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft auch ein Stückchen gelten zu lassen. Die Kolleginnen und Kollegen, die sich hier auf die Straße gemacht haben, das sind Leute, die auch in der Zukunft Landwirtschaft betreiben wollen. Unterm Strich brauchen wir sie alle zum Leben. Ohne die Landwirtschaft hat dieses Land keine Zukunft. – Herzlichen Dank.
(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD – Zuruf vonseiten der Fraktion der SPD: Das ist ja ein Ding!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrter Herr Minister! Das Messstellensystem kann natürlich nicht das Problem lösen, das soll es auch nicht. Nein, aus den Ergebnissen der Messungen Schlussfolgerungen zu ziehen und entsprechend zu handeln, das ist der Sinn des Messnetzes. Aber erst müssen die Ursachen des Eintrages gefunden werden. Da reicht es nicht, einfach so immer nur zu behaupten, es wären die Bauern.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, um das reale Bild eines Wertes per Messung zu erhalten und diesen Wert dann realistisch darstellen zu können, muss ich mir über einige Dinge bei der Erhebung im Klaren sein.
Ein erster und wichtiger Punkt ist: Was will ich mit der Messung aussagen oder was will ich belegen? Anders gesagt: Welches Ziel verfolge ich mit dieser Messung? In diesem Fall müssen wir uns also erst mal die Anforderungen der EU an die Errichtung der Messstellen und der von der EU geforderten Ergebnisse anschauen. Also gehen wir an den Ursprung und dann später zur heutigen Sichtweise des Bundesumweltministeriums.
1991 verabschiedete die EU die Nitratrichtlinie als Reaktion auf die Verschmutzung der Nordsee. Diese Richtlinie zum Schutz der Gewässerverunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen mussten die Mitgliedsstaaten in nationales Recht umsetzen. Es mussten Gebiete ausgewiesen werden, die als gefährdet zu betrachten sind, und für diese Gebiete mussten Maßnahmen nach Anhang 3 der Verordnung umgesetzt werden. Anstatt, wie nun gefordert, diese gefährdeten Gebiete festzulegen, erklärte Deutschland die gesamte Bundesrepublik zum gefährdeten Gebiet. Das heißt, die strengen
Die Richtlinie schreibt vor, dass die Nitratkonzentration von Oberflächen- und Grundwasser repräsentativ gemessen und überwacht werden. Die EU hat aber nicht festgelegt, wie und nach welchen Kriterien diese Messstellen ausgewählt werden sollen. Auch fehlen Vorgaben, wann und wie oft gemessen werden soll und wie viele Messstellen pro Flächeneinheit errichtet werden sollen. Das führt dazu, dass jedes Land nach eigenem Ermessen die Anzahl der Messstellen festlegt. Auf Deutsch: Wer gute Ergebnisse melden will, richtet viele Messstellen ein, wer schlechte Ergebnisse möchte, eben wenige.
Deutschland hat nach Finnland die wenigsten Messstellen, nämlich 0,4 auf 1.000 Quadratkilometer. Damit ist eine Aussagefähigkeit der Ergebnisse nicht gegeben. Ähnlich sieht es bei der Tiefe der Messstellen aus. Mit zunehmender Tiefe sinkt in der Regel der Nitratgehalt bei den meisten Böden. Misst man also nahe der Oberfläche, bekomme ich schlechtere Werte als in der Tiefe.
Deutschland hat sich entschlossen, entgegen den Messungen der anderen Länder ausschließlich oberflächennahes Grundwasser zu messen. Damit ist das deutsche Messnetz nicht in der Lage, den Zustand des Grundwassers umfänglich und objektiv zu erfassen. Aber genau das ist Sinn und Zweck der Richtlinie. Artikel 6 der Richtlinie sagt nämlich aus, dass das Messstellennetz „repräsentativ“ sein soll. Daher ist die Klage der Landwirte und das rechtliche Vorgehen durchaus berechtigt. Die Bundesregierung stellt in ihrem eigenen Nitratbericht zu den deutschen Grundwassermessstellen fest, dass das deutsche Nitratmessnetz „nicht repräsentativ für eine Beschreibung der allgemeinen Nitratsituation im oberflächennahen Grundwasser der Bundesrepublik“ ist. Deutschland hält sich somit nicht an die einzige Anforderung der EU, nämlich, dass es „repräsentativ“ sein soll. Somit ist selbst eine Verschärfung der Düngevorschriften völlig sinn- und wirkungslos.
Wenn Sie in Ihrem Antrag schreiben: „Deutschland hat durch jahrelanges Nichthandeln die Vorgaben der Europäischen Nitratrichtlinie nicht umgesetzt“, so stimmt das nur bedingt. Wie gesagt, die einzige Vorgabe zur Richtlinie wurde nicht umgesetzt. Dafür wurde aber anscheinend alles getan, um möglichst schlechte Werte nach Brüssel zu melden. Dabei handelte man ähnlich wie bei den Messstellen zu den Abgasen, es wurde halt möglichst dicht am Auspuff gemessen. Beim Nitrat wurde anscheinend so gemessen, dass man mit Sicherheit schlechte Werte melden kann. Die Nitratwerte im Grundwasser sind kein Geheimnis, sie sind öffentlich einsehbar. Der Standort von Grundwassermessstellen lässt sich stets überprüfen und das Zustandekommen der Nitratbelastungen wird öffentlich leicht zugänglich dokumentiert.
Die Nitratbelastung wird in erster Linie über zwei Messnetze erfasst, zum einen das EU-Nitratmessnetz. Das Bundesamt für Umwelt stellte ohne Zweifel fest, dass die Landwirtschaft natürlich Hauptverursacher der Nitratbelastung sei und daher die Messstellen dort anzulegen sind, wo hauptsächlich Landwirtschaft im Einzugsbereich vorhanden ist. Das in Deutschland angelegte Messnetz
für den EU-Nitratbericht fokussiert sich also fast ausschließlich auf landwirtschaftliche Flächen. Teilweise sind die Messbrunnen an den ungünstigsten Stellen angelegt. Es wird also ganz gezielt eine Belastungssituation abgebildet und keine repräsentative Beschreibung der Gesamtsituation. Das Nitratmessnetz soll die Schuld der Landwirte beweisen. Es soll aber die Stellen finden, wo ein Eintrag erfolgt, um dann den Mangel zu beseitigen.
Aktuell gibt es jetzt circa 1,8 Messstellen pro 1.000 Quadratkilometer, immer noch sehr wenige im Vergleich zu anderen Ländern. In diesem Messnetz liegt dann die Belastung bei 28 Prozent. Geht man dann auf das nächste Messnetz, das Nitratmessnetz für die Europäische Umweltagentur mit 1.200 Messstellen, liegt die Belastung nur noch bei 18 Prozent, also 10 Prozent weniger. Laut Bundesumweltamt hat man alles richtiggemacht und lobt sich selber. Warum dann Strafzahlungen angedroht werden, ist dann ja rätselhaft.