Protocol of the Session on January 29, 2020

Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE die Abgeordnete Frau Rösler.

(Torsten Renz, CDU: Hoffentlich reicht die Redezeit. Es geht nur um eine Überweisung.)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Und sie bewegt sich doch – im vorliegenden Fall die Koalition –, sie bewegt sich zumindest ein kleines Stückchen.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU – Torsten Renz, CDU: Wir hatten nie Zweifel daran.)

Der Druck von links und der Fingerzeig des Landesverfassungsgerichts verfehlen ihre Wirkung nicht.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Mit dem Änderungsgesetz soll künftig das Parlament als Ganzes über die Mittelverwendung des Fonds debattieren und beschließen. Bislang blieb dies dem Finanzausschuss in nicht öffentlicher Sitzung vorbehalten.

(Egbert Liskow, CDU: Wie bei anderen Sondervermögen.)

Damit beseitigen Sie zumindest einen Kritikpunkt meiner Fraktion am Strategiefondsgesetz: die von uns beklagte Verletzung der Budgethoheit des Parlaments. Mit der Wiederherstellung des Rechts des Parlaments als Haushaltsgesetzgeber versuchen Sie, wenigstens einen Webfehler des Strategiefondsgesetzes zu beseitigen.

(Zurufe von Vincent Kokert, CDU, und Peter Ritter, DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, allerdings werden weitere grobe Webfehler nicht behoben, und deshalb bleiben wir bei unserer grundsätzlichen Kritik am Strategiefonds.

(Torsten Renz, CDU: Ganz schön kleinkariert! – Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr wichtig.)

So gehören die Schulbauprogramme, die Breitbandförderung, der Kofinanzierungsfonds für die Kommunen oder auch die Unterstützung ländlicher Gestaltungsräume in den Kernhaushalt und nicht in das Sondervermögen Strategiefonds.

(Peter Ritter, DIE LINKE: So ist es.)

Dann könnten wir von Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit sprechen, aber insbesondere das Globalvolumen in diesem Fonds, das den Abgeordneten von CDU und SPD für ihre Wahlkreisarbeit zur Verfügung steht, stinkt zum Himmel.

(Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Meine Damen und Herren, mittlerweile stecken Unsummen,

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE – Glocke der Vizepräsidentin)

mittlerweile stecken Unsummen in diesem Sondervermögen, Geld, das auf unbegrenzte Zeit auf die Seite gepackt wurde, und dabei wissen alle, dass der Mittelabfluss in einigen Bereichen gerade dürftig ist beziehungsweise teilweise komplett verstopft.

(Vincent Kokert, CDU: In keinem Fonds, den die CDU verantwortet hat.)

Für einige Projekte lagen nicht einmal Anträge vor, obwohl die Koalitionäre immer wieder verkünden, wie dringend sie seien. Ich erinnere an das Asbestbeseitigungsprogramm für Kleingartenvereine. Nicht einen Antrag hat es dazu im Strategiefonds gegeben, während im regulären Haushalt das Geld zur Unterstützung der Kleingartenvereine hinten und vorne nicht reicht.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Da müssen wir noch mal nachhaken in Malchin. – Zuruf von Tilo Gundlack, SPD)

So werden beachtliche Summen im Strategiefonds gehortet,

(Vincent Kokert, CDU: Da müssen wir für die Opposition auch mal die Werbetrommel rühren.)

während anderswo das Geld händeringend gebraucht wird. Wir dürfen gespannt sein, wie sich der Mittelabfluss weiterentwickelt. Ich habe dazu ja eine Kleine Anfrage gestellt.

Meine Damen und Herren, ein weiterer grober Webfehler ist, dass das Förderverfahren, wenn man es denn so nennen kann, undurchsichtig bleibt, und daran ändert auch der neue Name von Finanzminister Meyer nichts,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach so, das Gesetz! Ich dachte, Herr Meyer hat einen neuen Namen.)

der den Fonds in einen freundlichen Bürgerfonds verwandeln will.

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Es bleibt dabei, Vereine, Initiativen oder Kommunen, die für einen sinnvollen guten Zweck Geld benötigen, müssen bei SPD- und CDU-Abgeordneten anklingeln. Ein geregeltes Förderverfahren gibt es nicht und damit auch keinen gleichberechtigten Zugang für alle,

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

die Unterstützung für ihre Vorhaben brauchen, mit einer Ausnahme, die Spielplatzförderung.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Höfliche Anfrage.)

Die Gesetzesänderung sieht vor, dass der Finanzausschuss dem Plenum eine Projektliste vorschlägt. Diese Liste wird allerdings weiterhin in den Hinterzimmern von SPD und CDU ausgedealt.

(Vincent Kokert, CDU: Oh, sag mal!)

Änderungs- beziehungsweise Ergänzungsanträge zur dann fertigen Projektliste werden wohl weiterhin ins Leere laufen.

(Zuruf von Jochen Schulte, SPD)

Meine Damen und Herren, schauen wir uns doch an, wieviel Geld bislang in den Strategiefonds floss! Allein für das Globalvolumen wurden aus den Überschüssen 2016

26 Millionen, aus den Überschüssen 2017 24 und aus den Überschüssen 2018 und nun auch 2019 jeweils 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das sind insgesamt sage und schreibe 100 Millionen Euro für den Selbstbedienungsladen von SPD und CDU! Und wenn wir diese Summe auf die Abgeordneten von SPD und CDU herunterbrechen,

(Vincent Kokert, CDU: Oh!)

die allein die Verfügungsgewalt über dieses Geld haben, landen wir bei etwa 2,3 Millionen Euro Steuergeldern pro Abgeordneten.

(Torsten Renz, CDU: Da muss man aber berück- sichtigen, die SPD ist größer als wir, insofern. – Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU, und Dirk Lerche, AfD – Glocke der Vizepräsidentin)

Meine Damen und Herren, der sogenannte Strategiefonds verharrt weiter im Klein-Klein, auch wenn die Projekte und Vorhaben sicherlich unterstützenswert sind, wie etwa eine Paddeltour des Sportclubs Parchim oder ein Grillplatz im Mueßer Holz,

(Burkhard Lenz, CDU: Das war doch eine gute Sache.)

aber mit Strategie hat das alles wenig zu tun. Laut gesetzlich verankertem Zweck sollen die Projekte landesweite Bedeutung und Leuchtturmcharakter haben. Und dann schauen wir uns die beschlossene Projektliste an,

(Torsten Renz, CDU: Alle jetzt?)

die nicht nur die Vertreter des Landesverfassungsgerichts schmunzeln ließ. In Wahrheit ist das, was aus dem Füllhorn von SPD- und CDU-Abgeordneten quillt, Wahlkampfunterstützung mit Geld der Steuerzahler.

(Torsten Renz, CDU: Wir haben doch gar keinen Wahlkampf! Wovon sprechen Sie denn?!)

Meine Damen und Herren, ich wiederhole, alle Projekte sind sinnvoll

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU – Zuruf von Ann Christin von Allwörden, CDU – Glocke der Vizepräsidentin)

und Vereine und Initiativen brauchen das Geld dringend …