Herr Manthei, wenn man eine zweite Fakultät aufmacht, sagen Sie, wird sich nicht die Studierendenzahl erhöhen. Habe ich das richtig verstanden? Ich finde es richtig,
dass die Bildungsministerin vorhat, den Grundschullehramtsstudiengang in Greifswald wiederzueröffnen.
Heißt das, sie kann das sein lassen, weil das erhöht ja dann nicht die Anzahl der Studierenden nach Ihrer Rechnung?
Nein, das heißt es nicht, sondern es geht darum, das Problem ist – das haben alle Vorredner gesagt –, dass wir zu wenig Absolventen in Greifswald haben. Richtig, das war das Problem, was alle Vorredner auch angesprochen haben. Und die Überlegung, wie erhöhe ich die Absolventenzahl, das wurde kritisiert. Sie kritisieren mit Ihrem Antrag die juristische Ausbildung der Universität Greifswald. Sie sagen, es kommen zu wenig, weil die Qualität so schlecht ist. Und da frage ich mich: Wie wollen Sie mit Ihrem Antrag die Qualität in Greifswald, die Absolventenzahl in Greifswald erhöhen, wenn Sie eine weitere Fakultät in Rostock aufmachen? Ich sage Ihnen, wie es ist: Sie würden damit die Universität Greifswald schwächen.
Jetzt ist es aber so, das ist wahrscheinlich den Kollegen von der Fraktion DIE LINKE auch aufgefallen, dass es so ein bisschen hier gegen Greifswald geht. Und jetzt schieben Sie diese zum Alibi hinterher, dass die Uni Greifswald auch mehr Geld bekommen soll für eine Bibliothek und mehr Mitarbeiter. Auch dieser Antrag geht fehl. Hier, finde ich, sollten wir auch die Universitäten entscheiden lassen. Es gibt nun mal diese Zielvereinbarung mit dem Land und die Universitäten entscheiden.
(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Jetzt muss ich aber echt laut lachen, Herr Manthei! Was haben wir denn hier im Rechtsausschuss gehört? Also, bitte!)
Wir haben eine interne Mittelverteilung. Da sind Dinge, was auch Herr Stamer angesprochen hat, wo man natürlich ansetzen kann, wo die Universitäten ansetzen können.
Im Übrigen muss ich sagen, wenn Sie überlegen – ich habe ja nun selbst auch Jura studiert, ich habe das noch nicht gehört –, dass jemand sich Universitäten in Greifswald anguckt und dann sagt, okay,
das Entscheidende ist für mich die Bibliothek, wichtig ist eine gute Bibliothek, da bin ich bei den Vorrednern, das ist auch gar keine Frage. Aber das so als entscheidendes Mittel anzusehen, hier die Absolventenzahlen in Greifswald anzuheben, kann ich nicht erkennen.
Ich möchte also eins abschließend der Fraktion DIE LINKE ganz klar sagen: Nach meiner Meinung kann man an der Universität Greifswald sehr gut Jura studieren.
Greifswald ist ein starker Justizstandort, wir haben Synergieeffekte zwischen Universität und Praxis, und diese können genutzt werden. Praktiker übernehmen Lehrverpflichtungen an der Universität, und für Studenten gibt es zahlreiche Möglichkeiten für das Sammeln praktischer Erfahrungen, weil eben die Gerichtsstandorte vorhanden sind. Prüfungen für Staatsexamen können in Greifswald durchgeführt werden, und für die Absolventen ergeben sich in Greifswald dann nach dem Ersten Staatsexamen zahlreiche Möglichkeiten, Stationen im Rahmen des Referendariats in Greifswald zu absolvieren. Auch der Standort der Juristischen Fakultät ist attraktiv beziehungsweise wird verbessert werden. Die Lehrstühle, die Veranstaltungsräume befinden sich in der Innenstadt, Seminarräume und Hörsäle sind bereits im neuen Campus in der Loefflerstraße untergebracht, verbunden mit einer neuen Mensa, und die Lehrstühle sollen, soweit ich informiert bin, übernächstes Jahr auch folgen. Das heißt, wir haben dann eine Konzentrierung der Juristischen Fakultät auf einem Campus, alle Lehrstühle werden in einem Haus untergebracht sein, und auch die Lehrveranstaltungen werden in unmittelbarer Nähe durchgeführt werden können.
Ich meine, das sind viele Punkte, die für ein Studium an der Universität Greifswald sprechen. Und ich finde nicht, man sollte hier, ohne zu sagen, warum, die Qualität des Studiums, des Jurastudiums an der Universität Greifswald kritisieren. Aber Sie haben ja noch Zeit, Sie können gleich genau sagen, was an der Qualität eines Studiums in Greifswald nicht stimmt. Jetzt auch noch alle allgemeinen Vorteile eines Studiums an der Universität Greifswald aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Ich erwähne natürlich nur den guten Betreuerschlüssel, aber auch den für Studenten sehr hohen Freizeitwert eines Studiums an der Ostsee.
Die Universität Greifswald bietet also nicht nur eine sehr gute Ausbildung an, sie ist auch selbst aktiv, um potenzielle Interessenten über ein Jurastudium zu informieren. Ich habe mich im Vorfeld dieser Debatte noch mal direkt an der Universität informiert. Es gibt zum Beispiel Hochschulinformationstage jedes Jahr im Mai, oder die Fakultät selbst geht auch an Schulen und informiert dort über die Möglichkeit eines Jurastudiums. Auch die Universität Greifswald ist also aktiv, um Schüler, potenzielle Studenten sozusagen zu gewinnen für ein Jurastudium. – Vielen Dank.
Herr Dr. Manthei, zu Ihrem Redebeitrag wurde eine Kurzintervention seitens der Fraktion der AfD angemeldet.
Herr Manthei, erst mal möchte ich Ihnen Dank sagen für die Mitteilung, dass man in Greifswald sehr gut Rechtswissenschaften studieren kann. Ich wollte das selbst nicht so rüberbringen, weil ich immerhin dort seit 2009
unterrichte, aber ich stimme Ihnen da zu, das kann man sehr gut. Aber Ihre Schlussfolgerung, dass die Neuerrichtung einer Juristischen Fakultät in Rostock keine nennenswerte Erhöhung der Studentenzahlen und erst recht nicht der Absolventenzahlen bringen würde, ist schlichtweg falsch. Hintergrund: Greifswald wie Rostock waren, als es Rostock als Juristische Fakultät noch gab, sogenannte Heimuniversitäten. Das heißt, in Rostock sind bis jetzt über 80 Prozent der Studenten im Umkreis von 50 Kilometern um Rostock beheimatet, in Greifswald sind das 66 oder 67 Prozent. Das liegt aber nur daran, dass viele aus Berlin zum Grundstudium nach Greifswald kommen und nach dem Grundstudium wieder gehen. Das ist dieser Effekt, den ich geschildert habe, dass man eben dann sehr viele Studenten verliert nach der Grundausbildung.
Wenn wir in Rostock wieder eine Juristische Fakultät hätten, dann würden genau die Leute, die sich jetzt denken, wenn ich schon weg muss, weil ich nicht zu Hause bleiben und schlafen kann und mir damit die teuren Unterkünfte spare, sagen, dann gehe ich nicht nach Greifswald, sondern nach Berlin oder nach Hamburg. Und das zeigen auch entsprechende Untersuchungen sehr genau, dass sehr viele derer, die früher in Rostock Jura studiert haben, jetzt eben nicht nach Greifswald gehen, weil sie dort auch eine Unterkunft bräuchten, sondern gleich in die attraktiveren Städte Hamburg, Berlin oder überhaupt sonst wohin. Und deswegen ist Ihre Schlussfolgerung schlichtweg falsch. Wir hatten in Rostock immer 280 bis 320 Studienanfänger, in Greifswald so zwischen 250 und 300, und insgesamt haben wir jetzt knappe 300. Das heißt, wir haben keinen Zugewinn in Greifswald festzustellen, seit es in Rostock kein Jurastudium mehr gibt.
Also ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt. Der Antrag bezieht sich darauf, dass es ein Problem ist, dass die Absolventenzahl in Greifswald zu niedrig ist, und die Überlegung ist, wie erhöhen wir die Absolventenzahl in Greifswald. Das ist die Überlegung.
Und wenn Sie jetzt sagen, die Absolventenzahl erhöht sich insgesamt, dann kann ich das wiederum nicht nachvollziehen. Wenn Sie eine weitere Fakultät aufbauen, wie sollen sich damit dann die Absolventenzahlen in Greifswald erhöhen, wenn Sie zwei kleine Fakultäten haben? Noch mal, das Entscheidende ist …
Also es geht darum, dass die Fraktion DIE LINKE in ihrem Antrag die Qualität der Juristenausbildung an der Universität Greifswald kritisiert. Es soll festgestellt werden, dass die Qualität nicht ausreicht. Und deshalb, weil die Qualität so schlecht ist, sagt die Fraktion DIE LINKE, es gibt zu wenig Absolventenzahlen in Greifswald.