Protocol of the Session on March 13, 2019

Ist Ihnen das Datum bekannt, wann die IHK genau die Forderung aufgestellt hat, die Sie gerade genannt haben?

Das habe ich gerade genannt, das Datum.

Und ist Ihnen auch bekannt, wann wir den Antrag eingereicht haben? Fällt Ihnen dann möglicherweise auf, dass die Einreichung des Antrages vor der Bekanntgabe der IHK stattgefunden hat?

(Heiterkeit bei Torsten Renz, CDU: Sie hätten ihn zurückziehen können.)

Na ja, wir haben aber – unter anderem waren wir bei der IHK in Rostock – schon darüber gesprochen.

(Jochen Schulte, SPD: Es hätte sein können, ist der richtige Ausdruck.)

Also darüber ist genau gesprochen worden. Es ist durchaus bekannt gewesen, also ein Schuss ins Leere.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Also es gilt natürlich, einen Kompromiss zu finden, den ver.di mitträgt. Das ist überhaupt keine Frage. Darum ging es bei der ganzen Bäderverkaufsverordnung, bei der Verhandlung. Und ich mache aus meiner Haltung überhaupt keinen Hehl, ich habe da für die Haltung der Gewerkschaften null Verständnis. Ich habe null Verständnis deswegen: Wer bei einer Einigung in Schleswig-Holstein zustimmt,

(Bernhard Wildt, Freie Wähler/BMV: Sehr richtig!)

sodass die in Mecklenburg-Vorpommern hinter der in Schleswig-Holstein zurückbleibt – und das ist hier eine ganz klare Wettbewerbsverzerrung in unserem Land Mecklenburg-Vorpommern –, und sogar billigend in Kauf nimmt, dass möglicherweise dadurch Arbeitsplätze gefährdet sind, für den habe ich überhaupt kein Verständnis. Aber dennoch gilt es, ich sage mal, diese Vereinbarung mit den Gewerkschaften, mit den Kirchen, es sind ja diese Partner, auf den Weg zu bringen, damit es überhaupt eine Bäderregelung gibt, und nicht, dass sie dann beklagt wird oder überhaupt keine Vereinbarung …

(Bernhard Wildt, Freie Wähler/BMV: Dann muss man früher anfangen.)

(Bernhard Wildt, Freie Wähler/BMV: Dann muss man früher anfangen.)

Ich komme noch dazu.

Und dann, wenn man das nicht tut, käme es eben zur Klage. Deswegen ist dieses Wünsch-dir-was-Papier, was Sie eingereicht haben als Antrag, eben dazu überhaupt nicht geeignet.

In der Anhörung bei Gericht, als das erörtert wurde, ist gesagt worden, dass es hier ganz klare Kriterien geben muss. Es muss einen Sachgrund geben. Es muss einen Sachgrund geben, der der Regelausnahme – der Herr Minister hat es gesagt – dieses Gebots gerecht wird. Und ich glaube, das haben Sie bei der ganzen Diskussion, wenn Sie sagen, da muss nachverhandelt werden, das muss noch gemacht werden, nicht beachtet. Das entspricht aber nicht der Auffassung des Gerichtes. Das muss man irgendwann einmal realisieren, dass man eben dann kein Wünsch-dir-was in die Bäderverkaufsordnung mit reinverhandeln kann. Also es braucht eine Einigung.

Mit der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts Greifswald würde Folgendes passieren, wenn wir also die Landesregierung …

(Zuruf von Dirk Lerche, AfD)

Hören Sie zu jetzt!

Wenn wir die Landesregierung auf Basis Ihres vorliegenden Antrages

(Zuruf von Dirk Lerche, AfD)

in die Verhandlungen mit ver.di und Co schicken, würde sehr wahrscheinlich die Situation eintreten, dass am Sonntag bald gar kein Geschäft mehr öffnen darf,

(Torsten Renz, CDU: Aha!)

denn dann würden wir keine Ausnahmen mehr normieren können, weil ver.di eine wirtschaftsliberale Regelung, wie Sie sie hier vorschlagen, garantiert beklagen wird, und dann gilt eben das Grundgesetz.

Kurz gesagt mit einfachen Worten: Der vorliegende Antrag sieht nur aus wie eine engagiert vorgetragene Offensive. In Wahrheit produziert er ein Eigentor. Es geht genau nach hinten los. Deswegen ist es mir unverständlich, dass dieser Antrag heute kommt. Wir haben am 10. Januar – Herr Kramer ist jetzt weg – beim Wirtschaftsausschuss, als wir bei der IHK in Rostock waren, intensiv darüber gesprochen. Die AfD hat sich an der Diskussion damals aber auch nicht beteiligt.

(Dirk Lerche, AfD: Selbstverständlich!)

Durch die vorliegende Landtagsdrucksache wissen wir nun, warum das so war. Ich glaube, dass Sie den Inhalt und die Verfassung, geschweige denn die politische Dimension der Bäderverkaufsverordnung nicht durchdrungen haben. Im Interesse der Wirtschaft müssen wir diesen Antrag ablehnen, denn eine restriktivere oder gar keine Bäderregelung zu riskieren, bedeutet im Ergebnis

genau das Gegenteil von dem, was Sie in Ihrem Antrag suggerieren wollen. Deswegen lehnen wir ihn ab.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Torsten Renz, CDU: Sehr gut!)

Für die Fraktion der AfD hat noch einmal das Wort der Abgeordnete Lerche.

Werte Präsidentin! Werte Abgeordnete! Liebe Landsleute! Ich will mal sagen, meine Vorredner haben hier alle irgendwo am Thema vorbeigeredet.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Henning Foerster, DIE LINKE: Ach so?!)

Wir haben hier einen Antrag, da geht es um Selbstständige, um Inhaber. Da geht es nicht um Arbeitnehmer und so weiter, und alles, was hier in Bezug auf Arbeitnehmerrechte gebracht wurde, ist totaler Blödsinn.

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Das hat mit diesem Antrag überhaupt nichts zu tun.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer arbeitet denn am Samstag oder am Sonntag?

(Torsten Renz, CDU: Sie nicht?)

Wer arbeitet hier am Sonntag in M-V?

(Peter Ritter, DIE LINKE: Meine Frau zum Beispiel.)

Nicht nur die Krankenschwester und der Krankenpfleger, die Altenpfleger, die Polizei, Notdienste, Notärzte, sondern auch die Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrs, der Fernverkehr,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

die Mitarbeiter der Gastronomie, Beherbergungswesen,

(Torsten Renz, CDU: Landtagsabgeordnete!)

Tankstellen, die Taxifahrer, die Dienstleister, wie Klempner, Elektriker, IT-Dienstleister, die Mitarbeiter der Callcenter, die Mitarbeiter der Energieversorgungsunternehmen,

(Torsten Renz, CDU: Zählen Sie doch die anderen auf, das ist kürzer!)

die Mitarbeiter in den Kraftwerken aller Art, die Mitarbeiter,

(Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Die Landtagsabgeordneten!)

welche Havarien bei Windkraftanlagen beseitigen, und viele andere, wie Kulturschaffende, Theater- und Kinomitarbeiter,