Protocol of the Session on November 23, 2018

(Der Abgeordnete Horst Förster wendet sich an das Präsidium.)

Sehr geehrte Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Mir sind noch einige Bemerkungen wichtig. Ich halte den historischen Rückblick, den ich Ihnen geboten habe, für absolut wichtig zum Verständnis des Problems, denn zu Recht sind wir alle von der Gleichberechtigung der Frauen und dem Frauenwahlrecht überzeugt. Aber warum hat es so lange gedauert? Das versteht man nur, wenn man diesen historischen Rückblick wagt und sich bewusst ist, dass von der Bibel bis zu Luther und weiter ein ganz anderes Frauenbild – religiös begründet – herrschte. Deshalb haben wir Jahrhunderte dazu gebraucht und deshalb ist es auch nahe liegend, sich Gedanken zu machen, wie sehr man denn von heute auf morgen fremde Kulturen hier belehren kann.

Das Zweite ist Folgendes: Natürlich – und ich denke, das habe ich auch klar ausgedrückt – sind wir die Letzten, die der Auffassung sind, dass die Frau wieder an den Herd gehört, aber das zentrale Problem der Gleichstellung ist nämlich, wie die Mutterrolle als natürliche Selbstverwirklichung und das moderne Frauenbild, auch berufstätig und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, wie sich das miteinander vereinbaren lässt. Das ist eine sehr schwierige Angelegenheit, die bis jetzt keiner – zwar theoretisch, aber praktisch nicht – gelöst hat. Da müssen Sie sich selbst nur umsehen, wie das im Alltag aussieht, wenn man diesen Spagat vollziehen will, dann vielleicht nicht nur ein, sondern zwei oder mehrere Kinder bekommen will und nicht einen Ehemann hat, den man beliebig einsetzen kann. Das ist das zentrale Problem.

(Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE)

Und das andere ist,...

(Andreas Butzki, SPD: Was?)

Herr Kollege,...

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

... die Frauen sollen entscheiden dürfen.

... Sie haben Ihre Redezeit...

Man soll es Ihnen nicht vorschreiben.

... schon deutlich überschritten.

(Der Abgeordnete Horst Förster beendet

seine Rede bei abgeschaltetem Mikrofon. –

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD –

Das ist ja lachhaft einfach. –

Zurufe von Susann Wippermann, SPD,

und Peter Ritter, DIE LINKE)

Für die Fraktion DIE LINKE hat jetzt das Wort die Abgeordnete Larisch.

(allgemeine Unruhe – Zuruf von Ann Christin von Allwörden, CDU)

Jaja, ich weiß.

(Die Abgeordnete Karen Larisch wendet sich an das Präsidium.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ja, es gibt noch viel zu tun. Das ist die Wahrheit. Und in Sachen Gleichstellung den Osten in den Himmel zu heben – wirklich, Kitaplätze allein machen noch keine Gleichstellung! Und EU-Projekte, dazu noch befristet, sind auch nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Schlecht entlohnte Arbeitsplätze hängen Frauen noch immer ab. Armut ist in diesem Land weiblich.

(Zuruf von Maika Friemann-Jennert, CDU)

Und jetzt mit der Unterstützung

(Maika Friemann-Jennert, CDU: Das hat sich aber auch schon verändert, Frau Larisch.)

der Frauenhäuser zu kommen – wie lange hat die Landesregierung denn eigentlich die Gelder für die Frauenhäuser eingefroren? Und wann,

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

wann, wann haben Sie neues Geld für die Frauenhäuser eingestellt? Als die Frauen auf die Barrikaden gegangen sind.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr richtig!)

Ich habe mich schon am Mittwoch gefragt: Sind wir hier in Mecklenburg-Vorpommern eigentlich schon im Jahre 2018?

(Zuruf von Dirk Lerche, AfD)

Donnerstag vermehrten sich diese Fragezeichen. Und heute: Mir fehlen die Worte, aber ich werde es trotzdem versuchen.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, AfD und Freie Wähler/BMV – Heiterkeit bei Dr. Ralph Weber, AfD: Das ist schön.)

Ich fange an – und das muss ich tatsächlich – mit der SPD. Wenn Frau Tegtmeier Gleichstellung immer noch damit erklärt, dass ihr Ehemann kocht und sie heimwerkert,

(Nikolaus Kramer, AfD: Mit einer rosa Bohrmaschine. – Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

ja, dann ist das ein Argument aus den 1960er-Jahren von Männern.

(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD)

Wer heute noch meint, der Mann vor dem Herd – hinter den Herd passen weder Frauen noch Männer – und die Frau mit dem Zollstock sei Gleichberechtigung,

(Nikolaus Kramer, AfD: Gliedermaßstab.)

der hat nichts, aber auch gar nichts verstanden.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Dirk Lerche, AfD)

Frau Tegtmeier, auch mein Mann kocht, aber das ist so, weil ich ein Springfloh bin und uns Brandschutz in unserer Wohnung sehr wichtig ist.

(allgemeine Heiterkeit)

Geduldig zu warten, entspricht überhaupt nicht meinem Naturell.

(Andreas Butzki, SPD: Jetzt ist der Spitzname weg, ne?! – allgemeine Heiterkeit – Glocke der Vizepräsidentin)

Und als kleingewachsener Frau geht es mir wie jedem kleinen...

Einen Moment! Einen Moment, Frau Larisch!

Also, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir hatten schon öfter Beiträge, wo es auch mal was zu lachen gab.

(Sebastian Ehlers, CDU: Ja.)

Ich verstehe Ihre Emotionen, aber ich bitte Sie trotzdem, so viel Ruhe zu bewahren, dass wir die Rednerin auch noch hören können und sie sich mit ihrer Stimme nicht überschlagen muss.