Protocol of the Session on October 25, 2018

(Christian Brade, SPD: Das wissen wir doch alles.)

Die Erhaltung des Status quo ist also auch für unsere Breitensportler viel zu wenig

(Zuruf von Christian Brade, SPD)

von der zuständigen Ministerin.

(Zuruf von Tilo Gundlack, SPD)

Und so bleibt bloß die Aufforderung an die Landesregierung, sich für den Erhalt einzusetzen. Wir sind der Meinung, hier wurde eine Chance vertan. Das ist schade. Sie hatten um Rückenwind gebeten. Von uns kriegen Sie anständig Rückenwind, Frau Ministerin. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Patrick Dahlemann, SPD: Lüftchen. – Zuruf von Tilo Gundlack, SPD)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Waldmüller.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Letzte Woche haben wir im Fachausschuss dieses Thema diskutiert, Herr de Jesus Fernandes. Da waren Sie gar nicht da.

(Andreas Butzki, SPD: Na ja. – Tilo Gundlack, SPD: Wie immer.)

Da hätten Sie mal was lernen können, da hätten Sie nicht nur hier mit Allgemeinfloskeln,

(Tilo Gundlack, SPD: Null Interesse. – Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

nicht nur mit Allgemeinfloskeln hantieren können,

(Tilo Gundlack, SPD: Null! – Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

da hätten Sie mal Inhalte gehabt,

(Tilo Gundlack, SPD: Null!)

dann hätten Sie auch mal gewusst, wie die Historie war.

(Unruhe bei Andreas Butzki, SPD, und Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

Einen Moment! Herr Waldmüller, bitte unterbrechen Sie.

Also ich glaube, nach meinen Erläuterungen vorhin muss doch einsichtig sein, dass ein Gespräch über die Bänke hinweg, während ein Redner hier versucht, etwas vorzutragen, eine Störung ist. Ich möchte das nicht erneut diskutieren müssen. Von daher bitte ich doch jetzt zukünftig um Beachtung. Hier vorne hat der Redner das Wort, Zwischenrufe müssen kurz sein und Debatten zwischen Abgeordneten über die Bänke hinweg stören.

Jetzt können Sie fortfahren, Herr Waldmüller.

Bei dieser Anhörung war der Olympiastützpunkt da, Bundesstützpunkt war da, die Regierung war da, der Landessportbund war da. Ich fand das schon beeindruckend, obwohl ich jetzt seit 2006 sportpolitischer Sprecher bin und auch Mitglied im Landessportbund, im Präsidium des Landessportbundes. Es sind dort sehr, sehr klar Hintergründe, Zusammenhänge aufgezeigt worden, wie die Zusammenhänge sind, wo es krankt, wo es nicht krankt und so weiter. Es hätte Ihnen also gutgetan, dabei zu sein und hier nicht so herumzupolemisieren.

Es ist auch klar geworden – und das hat Herr Bluhm als Präsident des Landessportbundes gemacht, er hat einen 8-Punkte-Plan aufgezeigt und er hat ganz klar aufgezeigt, was wir auch im Land hier tun müssen, damit wir diese jetzige Duldung bis 2020 eben verlängern. Da bedarf es Aufgaben des Landes, die wir hier erfüllen müssen. Wir waren von der CDU aus letzten Dienstag noch einmal in Rostock beim Olympiastützpunkt und haben uns dort auch über diese Thematik „Erhalt der Bundesstützpunkte“ und so weiter unterhalten. Sie sehen schon, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, dass uns in unserer Fraktion – das ist aber auch fraktionsübergreifend so, das darf ich so sagen, der Sport ist immer so gehandhabt worden –, dass uns das Thema Spitzensport sehr wichtig ist. Der Erhalt der Bundesstützpunkte beschäftigt uns sehr.

In erster Linie natürlich ist die Frage an die Landespolitiker – bevor wir jetzt auf den Bund schauen, müssen wir auf uns sehen –, und die Frage ist ganz banal, Herr Gundlack hat sie zum Schluss gestellt: Wollen wir im Land Mecklenburg-Vorpommern in der Breite wie bisher Spitzensport haben? So banal ist die Frage. Die kann man, glaube ich, auch nur mit Ja beantworten, weil Breitensport bedingt den Spitzensport und Spitzensport be

dingt den Breitensport, also das eine ohne das andere geht überhaupt nicht, und deswegen, glaube ich, kann ich auch sagen, dass der Spitzensport oder überhaupt der Sport in unserer Fraktion einen sehr, sehr hohen Stellenwert besitzt. Sie haben es gesagt, Frau Hesse, auch in den vergangenen Jahren haben wir uns immer in den Haushaltsverhandlungen für den Sport eingesetzt, für den Spitzensport und für den Breitensport.

Die Länder sind zusammen mit den Kommunen und den ehrenamtlichen Vereinen die wesentlichen Träger und auch die Basis für den Leistungssport. Und auch wenn der Bund die zentralen Mittel für den Spitzensport in Deutschland bereitstellt, so sind Land, Kommunen vor allen Dingen durch die Unterstützung und Entwicklung des Nachwuchses und die Schaffung der Trainingsbedingungen maßgeblich an der zukünftigen Entwicklung des Leistungssports beteiligt. Das Land muss sich hier also seiner Verantwortung oder wir alle müssen uns hier der Verantwortung für den Spitzensport eben stellen. Dazu müssen wir beraten, wie wir den Landesspitzensport unterstützen können.

Was die Sportstätten für den Spitzensport angeht, stehen wir wirklich gut da. Da sind einige Investitionen in den letzten Jahren getätigt worden. Jetzt fehlt es eigentlich nur noch in Schwerin an der Radrennhalle. Frau Hesse hat dies ja bereits angekündigt und das weitere Vorgehen von der Anerkennung des Bundessportministeriums abhängig gemacht. Es liegt seit Dienstag schriftlich vor. Ich denke, dass es in dem Punkt jetzt auch weitergehen kann.

(Marc Reinhardt, CDU: Sehr richtig!)

Wir haben in der Tat bei der Qualität an Sportlern, die wir da haben, bei der Qualität an Trainern, die wir da haben – ich rede jetzt vom Radsport –, die Möglichkeit, in Norddeutschland eine Alleinstellung zu erzielen und hier ein ganzes Radsportzentrum aufzubauen. Also eine wunderbare Sache, diese Trainingsbedingungen würden in Zukunft auch verbessert werden.

Bei den Trainern sieht es da etwas anders aus, und das ist eigentlich jetzt auch der wichtigste Punkt, den man zuerst regeln muss. Wir haben gute und motivierte Trainer, aber so nach und nach verabschieden die sich alle so ein bisschen in den Ruhestand. In dem Bereich müssen wir also auf Nachwuchssuche gehen. Wir müssen, wenn wir neue Trainer suchen, attraktiver sein als die Konkurrenz, denn die Trainer sind die Basis, ich würde sogar sagen, sie sind der Schlüssel für gute Nachwuchsathleten. Gute Trainer sind auch ein wichtiger Punkt, um die Athleten hier vor Ort zu halten oder hierher zu ziehen. Beispiele sind im Ausschuss genügend genannt worden.

Ich habe in der Anhörung auch aufnehmen können, wenn wir den Spitzensport in Mecklenburg-Vorpommern behalten und fördern wollen, gerade was diese Trainerfrage angeht, dann müssen wir das jetzt tun, sofort tun und im Land tun. Das ist unsere Aufgabe, die wir angehen müssen.

Unsere zehn Bundesstützpunkte im Land, da meine ich Wintersport und Sommersport gemeinsam, haben ihre Anerkennung erhalten. Es ist schon gesagt worden, Rudern, Boxen, Volleyball bis zum Jahr 2024, die restlichen Sportarten aber nur bis zum Jahr 2020. Das ist keine lange Zeit. In den nächsten Monaten muss also etwas getan werden. Ich wiederhole noch einmal auch

die Ausführungen von Herrn Bluhm in dem Ausschuss. Es muss also mehr Basisarbeit geben, es muss eine Traineroffensive geben, vor allem die Investitionen in gutes Trainerpersonal müssen wir angehen, damit es in Mecklenburg-Vorpommern Perspektiven für den Leistungssport für das Jahr 2020 und darüber hinaus gibt. Ohne dem wird es nicht funktionieren.

Ziel muss sein, das ist ja auch Ziel dieser Bundesreform im Leistungssport, die Konkurrenzfähigkeit deutscher Athleten im internationalen Bereich zu verbessern. Ich wünsche mir, dass da auch Athleten aus MecklenburgVorpommern dabei sind und dass diese Athleten ihren Sport hier in ihrer Heimat ausüben und trainieren können. Mecklenburg-Vorpommern soll nicht das Sportentwicklungsland für andere Bundesländer werden.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir wollen unsere sportlichen Talente natürlich hier vor Ort fördern. Der DOSB hat noch im Mai erklärt, dass von 168 Bundesstützpunkten im Bereich der Sommerspiele etwa 30 geschlossen werden. Wir stehen also in einer direkten Konkurrenz zu anderen Bundesstützpunkten und da muss das Land jetzt ran. Da müssen nicht nur Konzepte erarbeitet werden, sondern es muss angegangen und umgesetzt werden.

(Marc Reinhardt, CDU: Richtig!)

Wenn ich mir den Bereich Kanu ansehe, sind wir im Norden der einzige Bundesstützpunkt. Das ist noch mal ein Argument, das muss bei der Entscheidung eine ganz zentrale Rolle spielen. Warnemünde wird es dort, vom Standort aus gesehen, in Konkurrenz zu Kiel schwerer haben. Aber auch dort habe ich gelernt, dass so, wie der Segelleistungssport aufgebaut ist, Warnemünde sozusagen als Vorposten für Kiel absolut notwendig ist. Mit den anstrengenden Bedingungen und Trainingsmethoden in Warnemünde bereiten wir die Athleten auf Kiel vor. Warnemünde dient, um es in die Segelsprache zu übersetzen – Torsten, pass auf –, als Schot, Warnemünde dient als Schot, Warnemünde holt die Segel dicht und bringt die Leistungssegler im wahrsten Sinne des Wortes in die richtige Stellung zum Wind, und das muss ein Argument in der Abwägung sein. Schließlich Triathlon, wieder ist Neubrandenburg der einzige norddeutsche Standort dafür. Ich bin mir sicher, auch für Leistungsathleten spielt der Heimatbezug eine wichtige Rolle, und gerade beim Triathlon muss schon früh sehr hart trainiert werden.

Das sind die drei Bundesstützpunkte, die aktuell in der Diskussion waren, aber ich hatte es bereits gesagt, sieben unserer Bundesstützpunkte sind nur bis 2020 anerkannt. Es müssen also alle Bereiche angesehen und überdacht werden und die Alleinstellungsmerkmale herausgearbeitet werden. In wenigen Wochen findet die Sportministerkonferenz statt, da können einige wichtige strittige Punkte angesprochen werden. Die Sinnhaftigkeit, Herr Gundlack hat es kurz gesagt, die Sinnhaftigkeit der 5-Kader-Regelung bei einem einwohnerschwachen Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern könnte nicht nur hinterfragt werden, sondern es muss absolut infrage gestellt werden. Diese Zahl ist willkürlich entstanden

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

und hat überhaupt nichts mit der Realität zu tun.

(Vincent Kokert, CDU: Um den Osten zu benachteiligen, ist das entstanden.)

Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass man mit einer Sprache spricht. Der DOSB, die Länder und auch die Ländersportbünde, alle drei zusammen müssen da mit einer Sprache sprechen, und auch die Kriterien für die Anerkennung müssen wesentlich transparenter gestaltet werden. Es werden also spannende Beratungen werden, die auch auf Mecklenburg-Vorpommern ihre Auswirkungen haben.

Meine Damen und Herren, der Spitzensport hat in unserer Gesellschaft eine wichtige Funktion. Spitzensportler sind Motivatoren für andere, sich selbst mehr zu bewegen – für den einen oder anderen auch nicht –, sie sind Vorbilder für unsere Kinder, sie leben die Werte des Sports, was wir immer betonen, die auch für unsere Gesellschaft von Bedeutung sind – Fairness, Respekt, Miteinander –, und sie sind absolute Botschafter unseres Landes. Wer von Ihnen freut sich nicht, wenn im Fernsehen bei Olympiaden, bei einer Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft ein mecklenburg-vorpommerscher Sportler den ersten Platz oder eine Mannschaft den ersten Platz holt?! Da geht einem doch das Herz auf.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Vincent Kokert, CDU: Richtig! – Bernhard Wildt, BMV: Jawohl!)

Aber um in die Weltspitze beim Leistungssport vorzudringen, müssen im Allgemeinen bereits in jungen Jahren hohe Trainingsumfänge bewältigt werden. Die Professionalisierung schreitet voran, das ganze System Leistungssport muss deshalb aufeinander abgestimmt werden. Das bedeutet aber auch, dass Schule, Studium, Beruf, die medizinische Betreuung aufeinander abgestimmt sein müssen. Ein zukunftsfähiges Konzept für den Spitzensport, vor dieser Aufgabe stehen wir als Politik,

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

stehen wir als Land, als Landessportbund, als Olympiastützpunkt. Das ist jetzt unsere Aufgabe für die kommenden Monate. Der Spitzensport in unserem Land verdient deshalb unsere allgemeine Unterstützung. Der Erhalt der Bundesstützpunkte ist wichtig und notwendig, und ich denke, mit diesem Antrag machen wir das auch klar. Ich bitte also alle zusammen um Zustimmung zu unserem Antrag. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und Bernhard Wildt, BMV)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE der Abgeordnete Herr Kolbe.